Jedes Jahr im September erfolgt das Schwärmen von Solenopsis fugax, einer bei uns häufigen Art, besonders oft findet man sie im randurbanen Bereich. Es kommt zu einem Massenschwärmen der Geschlechtstiere, die sich in "tanzenden Kugeln" von wenigstens 1 m Durchmesser einige m über der Erdoberfläche bewegen, auf und ab tanzen, bei einem Windstoß die Formation fast auflösen und dann gleich wieder zusammenfinden. Ein tolles Phänomen, das jedes Jahr meine Aufmerksamkeit erregt. Warum sie sich gerade an gewissen Stellen treffen, ist mir bis heute nicht klar, ich vermute aber, dass sie eine gewisse vertikale Thermik nützen.
Die Geschlechtstiere kommen nach 11 Uhr an die Oberfläche und bemühen sich redlich nach und nach abzufliegen. Die Weibchen sind zarte Geschöpfe, wirken recht unbeholfen und am Boden sehr langsam. Das unterscheidet sie schon von Tetramorium sp., mit der sie oft verwechselt werden. Sie haben auch keine Propodealdornen, aber Tetramorium hat auch nur sehr kleine "Stacheln", die man oft fast übersehen kann.
Ich wusste bisher, dass wir viele Nester unter den Waschbetonplatten und an deren Rändern hatten, inzw. habe ich viele Nester in der Wiese entdeckt.
Von dieser Art sieht man das ganze Jahr nichts, nur an den wenigen Schwärmtagen kommen alle an die Oberfläche.
Die Geschlechtstiere werden von Arbeiterinnen begleitet, einer der kleinsten Art in Mitteleuropa. Trotzdem bleiben alle größeren Ameisen fern, denn der Stachel der Arbeiterinnen ist allseits "gefürchtet" und gebietet Respekt.
Solenopsis gründet claustral, es soll aber auch Adoption u. Zweignestbildung vorkommen (SEIFERT, S. 217). Bis über 14 Uhr hinaus kann man das Schwärmen beobachten, begattete Weibchen, die zu Boden fallen, werden von den letzten abfliegenden Tieren ersetzt.
Ort des Geschehens: Klagenfurt/Kärnten, 447m
Habitat: Hausgärten, in der Nähe von Gebäuden, Bäumen etc.
Datum/Zeit: 3. Sept. 2012, 11:30 bis 15:00
Wetter: Stark bewölkt zw. 21°/81% LF und 23°/69% LF
1. Die Gynen klettern auf Gräser, wegen der besseren Abflugposition:


2. Schaut mir direkt in die Kamera:


3. Zu zweit wird der Abflug schwierig:


4. Sind einfach zu wenig Gräser da:


5. Zwei Helferlein haben ihre Aufgabe zu wörtlich genommen...


6. Wegen der unterschiedlichen Abstände bekommt man kaum mehrere Tiere ins Bild:


7. Und wieder schwärmen die Geschlechtstiere im Glashaus zeitlich synchron, obwohl sie dort auf Grund fast tropischer Verhältnisse einen deutlichen Vorsprung bei der Brutentwicklung haben müssten!


8. Und das ist das Ende der Geschichte: Zahllose dealate Gynen kriechen auf den Waschbetonplatten herum und suchen eine Stelle, wo sie sich eingraben können.


L.G.Boro

Die Art sieht ziemlich interessant aus!
Ich wollte sie grad mal bestaunen Steckbrief, aber es gibt gar keinen Haltungsbericht, bis auf einen gescheiterten? Diese Art scheint doch aber sehr wohl verbreitet zu sein. Sind sie so schwer zu halten? Besonders die 2 unterschiedlichen Farben der Arbeiterinnen dürften das Interesse doch schon wecken

Grüße, Dyna

Da sag noch einer, dass aus Kärnten nur Blödsinn kommt! ;-)
Sehr schöne Art, Boro, und tolle Photos. :-)

Die Art kann man sicher halten, es gibt aber 2 Nachteile:
1. Die Arbeiterinnen sind sehr klein, 2 mm etwa, es gibt auch kleinere
2. In der Natur lebt die Art praktisch unterirdisch, als Kleptobiont bei anderen Ameisen (stiehlt also deren Brut) oder in Symbiose mit Wurzelläusen. Man kann davon ausgehen, dass die Außenaktivität auch in der Haltung sehr gering sein wird.
Ich hab sie sozusagen in meinem Glashaus gehalten, gemeinsam mit Pheidole pallidula:
http://www.ameisenforum.de/einheimische-europ-ische-ameisen/24861-solenopsis-fugax-fotos-2.html
Hier im 2. Bericht siehst du, wie die Kleinen drohen:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/37225-sp-te-rache-den-r-ubern-fotobericht.html
L.G.Boro

Kleines udate:
Heute nachmittag stelle ich fest, dass im Garten auch Lasius flavus schwärmt:
1. Wenn man die Gaster außer Acht lässt, ergibt sich eine deutliche Ähnlichkeit mit einer Gyne von Lasius niger:


2. Aber von unten erkennt man sofort den deutlichen Unterschied:


3. Und wen finde ich 30 cm daneben? Eine einsame alate Gyne v. Solenopsis sitzt ganz still auf einem Gras! Sie hat wohl keinen Bräutigam abbekommen, die Arme......
Aber vielleicht gibts morgen noch eine Chance!

Sehr schöne Bilder!

Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich sie bereits im Solenopsis fugax - Steckbrief verlinkt habe.