Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Oberst Emsig
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#1 Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Oberst Emsig » 23. April 2009, 19:41

Hallo,

mich würde interessieren (auch aus bioligisch, physiologischer Sicht) unter welchen Umständen eine Ameise an Altersschwäche stirbt. Wie genau äußerst sich dies für uns Beobachter und welcher körperlichen Ursachen hat das Ganze.

Hier interessiert mich dies insbesondere bei Camponotus Arten, egoistischer Weise natürlich auch um meine Camponotus Art, welche aus Argentinien kommt. Allerdings habe ich schon von Haltern einheimischer Camponotus Halter sehr Ähnliches gehört (kürzlich Imago).
Dieser Thread ist also eine Hilfe für mich, kann sich evtl. aber auch allgemein mit dem Tod einer Ameise befassen.

In meiner Kolonie kommt es recht häufig vor, dass Ameisen sterben. Die Kolonie ist etwas mehr als 2 Jahre alt und besitzt etwa 800-900 Arbeiterinnen (durch viele Tode, aber nun im Frühjahr gibt es wieder viele Puppen). Das Becken (gerade neu eingerichtet) ist schon wieder mit toten Ameisen gesprenkelt. (davor gab es sogar schon einen recht großen Friedhof, mit sicher 100 toten Ameisen).

<<<Video entfernt >>>

Die Ameisen laufen dann solange im Becken rum, bis sie zusammensacken, noch eine Zeit lang die Glieder "wippen" lassen, um dann endlich zu sterben.
Leider weiß ich nicht mehr genau, wie frühere Todesfälle abliefen, diese Beobachtung aus dem Video mache ich allerdings doch schon lange. Vermutlich ist es wirklich nur Altersschwäche, aber das möchte ich eben gerne genau wissen.
Was meint ihr also? Welche Beobachtungen habt ihr gemacht?

Gruß,
der Oberst



Ricochet
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#2 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Ricochet » 23. April 2009, 20:09

Hallo!

Das Verhalten kommt mir von meinen Camponotus ligniperda sehr bekannt vor.
Die starre Fühlerhaltung war mir jedoch noch nicht aufgefallen. Ich hatte allerdings auch erst vier Todesfälle.

Auch meine Ameisen laufen mit erhöhter Geschwindigkeit durchs Becken, Stolpern des öfteren und bleiben dann irgendwann liegen. Ich habe auch den Eindruck, dass sie sich so weit wie möglich vom Nest entfernen wollen bevor sie sterben.

Vor der Winterruhe hatte ich eine Abeiterin die den ganzen Tag in der Arena umher gelaufen war. Die anderen Tiere in der Kolonie hatten sich längst zusammengerottet und warteten auf die Kälte des Kühlschranks.

Da nun die eine Ameise partout nicht ins Nest wollte, hatte ich nachgeholfen und sie zwagsweise hinein verfrachtet und anschließend das Nest in den Kühlschrank gestellt. Sie war dann auch nicht mehr in die eine Kammer gekrabbelt, wo sich der Rest der Kolonie zu einer Traube zusammen gerottet hatte und starb dann einsam in einer Nebenkammer.


Sascha



chrizzy
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#3 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von chrizzy » 23. April 2009, 20:12


und welcher körperlichen Ursachen hat das Ganze.

Das ist wohl bei allen Tieren ähnlich, siehe dazu Altersschwäche – Wikipedia

Bedeutet einfach, dass der Körper altert, und teilweise Organe schlechter/nicht mehr richtig funktionieren (zB Herz). Das führt dann am Ende zum Tod. Inwiefern das Gehirn (psychische Folgen?) bei Ameisen betroffen ist, kann ich nicht sagen, würde mich aber sehr interessieren... vlt. hat ja noch jemand genauere Informationen?

lg, chrizzy



Sternenkind33
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#4 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Sternenkind33 » 23. April 2009, 20:27

Wie ist das eigentlich bei einem Nest, in das man nicht hinein sehen kann? Ich wollte meine Ameisen recht natürlich halten und habe ihnen viel Erde mit in das Formicarium hineingegeben, weshalb sie sich in ihrem Nest natürlich zugemauert haben. Würde die Ameisen vor dem Tod aus dem Nest gehen oder Nach dem Tod hinausgeschafft werden?



Imago
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#5 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Imago » 23. April 2009, 20:28

Hi Oberst!

Bei mit trug es sich doch etwas anders zu, als bei Dir.

Zunächst ist mir die Ameise aufgefallen, da sie sich, wie bei Dir auf dem Video auch zu sehen ist, halb an der Glasscheibe, halb auf dem Bodengrund fortbewegte.

Alle 5-10cm eine Verschnaufspause von ca. 1-3min. Auch ich konnte ein eher weniger flüssigen Gang feststellen. Die Bewegungen schienen unkoordiniert, die Gliedmaßen nicht mehr so geschmeidig und kraftvoll. Irgendwann hing die Ameise eher im Moos als das sie stand. Sie war immer am Rand vom Becken unterwegs. Bis sie irgendwann lag, aber die Gliedmaßen waren noch nicht gebeugt.

Also holte ich ein weißes DIN A4 Papier, nahm eine Pinzette öffnete den Deckel und holte die halb tote Arbeiterin heraus und legte sie auf das Blatt Papier um den Vorgang genau beobachten zu können. Nach kurzem liegen, schien die Ameise zu bemerken das sie auf einem hellen Untergrund liegt, sie mobilisierte alle Kräfte und kroch Richtung Blattende, wobei mir auffiel, das wenn ich sie leicht zurück schubbste, indem ich das Blatpapier etwas hochfalltete, schlug sie immer die Richtung ein, welche die kürzeste Distanz zum Papierrand darstellte. Zufall?

Die Arbeiterin kroch, nach dem ich sie aus dem Becken holte nur noch mit dem vorderen Beinpaar, die beiden Hinteren Beinpaare zog sie ausgestreckt hinter sich her.

Als ich sie zurück ins Becken tat, damit sie in Ruhe sterben konnte, tat sich nicht mehr viel, sie lag auf der Seite bewegte noch etwas ihre Beine, schleppte sich auch noch etwas auf der Seite liegend vorran und viel dann in eine kleine Rindenmulch Nische, von da an konnte ich keine Bewegung mehr feststellen.

Die beschriebene Situation dauerte ca. mit den Verschnaufspausen 30min. Es ist aber gut möglich, das die Arbeiterin schon ein zwei Stunden im Becken den Tod vor Augen hatte.

LG Imago



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Oberst Emsig
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#6 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Oberst Emsig » 23. April 2009, 20:58

Danke für die Antworten!

Ja, sie schleppen sich aus dem Nest und wollen dort nicht mehr hinein! Dies scheint auch immer gleich abzulaufen. Macht vermutlich Sinn, da die Ameisen den Nestbetrieb nur noch behindern und wenn sie in Nestnähe sterben würde, so würde sie das Nest verraten oder Schimmel verursachen etc.

Die Sozialmägen sind ebenfalls immer leer.
Die einzige Ausnahme bildete eine MAjorarbeiterin die in den letzten Tagen verstarb. Es war (denke ich) die erste Majorarbeiterin, was wirklich auf Altersschwäche schließen lässt, da diese Arbeiterinnen ja erst später aufgetaucht sind. (Minore sterben schon seit über einem Jahr, scheinen eine kurze Lebenserwartung von vllt einem Jahr zu haben!?)
Jedenfalls war der Sozialmagen der Majorin prall gefüllt. Ich holte sie aus dem Becken als ihre Gliedmaßen noch leicht schwankten (mehr nicht) und sehen könnt ihr sie am Anfang des Videos, denn ich knipste das Tier mit der Fotokamera.

Die Beobachtung mit den Fühlern der Ameisen hast du noch nicht gemacht Imago? Wie gesagt, sie sehen meist wie vertrocknete Ästchen aus. Somit keine große Orientierung mehr für die Ameise.

Naja, ich warte mal auf weitere Erfahrungen.



Imago
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#7 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von Imago » 23. April 2009, 21:09

Ja, das ärgert mich jetzt, denn mir sind die starren Fühler nicht aufgefallen. Wenn mich nicht alles täuscht ruderten sie, wenn sie verschnauft hat, langsam in der Luft, so wie man das kennt, wenn Ameisen halt irgendwo rumsitzen und sich eigentlich nichts tut, aber da ich es jetzt nicht hundertprozentig weiß, möchte ich auch nicht lügen. Also von meiner Seite aus deswegen: Fühlerhaltung unbekannt.

Meine Pygmäe hatte auch eine leicht gefüllte Gaster, die Tergits waren zwar noch nicht so weit auseinander gedehnt, dass man die beigen Streifen sehen konnte, jedoch war sie gefüllter, als es sonst bei den von mir furagierenden Pygmäen der Fall ist.

Ich würde ja auch gern mal ein Foto der verstorbenen machen, nur liegt sie immer noch im Schlauch, welcher aufgrund der schlechten Sichtdurchlässigkeit keine Fotos ermöglicht, ca. 15cm vor dem Nest, eine Pygmäe hat sie dort hingebracht, was eigentlich auch äußerst unlogisch ist, da sie ja Feinde anlocken könnte.

LG Imago



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ANTdré
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#8 AW: Das Sterben einer Ameise an Altersschwäche

Beitrag von ANTdré » 24. April 2009, 08:31

Grüßt Euch Kollegen und Grüße Jan,

meine persönlichen genaueren Beobachtungserfahrungen mit sterbenden Imagines bezieht sich auf mein Volk Camponotus ligniperda! Hierbei konnte ich stetz als erstes Anzeichen für das Sterben, die von Allen beaobachtete Einkrümmung der Fühlergeißel beobachten. mit darauf folgender Orientierungslosigkeit. Diese äußerte sich durch unkontrolliertes Anstoßen an allen im Weg stehenden Gegenständen. Ich konnte aber bei mir noch eine weitere Beobachtung machen die bis jetzt noch nicht besprochen wurde, denn es hieß ( in den vorhergehenden Posts ) das nach der Einkrümmung der Fühlergeißel die Imagines zur Ruhe kamen und sich dort gleichmäßig krümmten und verstarben.
Bei mir trat ( bis jetzt zwei Mal ) ein anderes Verhalten auf ( beobachtet durch die Entfernung der Tiere aus dem Becken ), nach der Einkrümmung der Fühlergeißel stellte das vordere Gleidmaßenpaar die Funktion ein und die Tiere schoben sich kreisförmig über den Tisch, nach einer Zeitspanne von etwa zwei Minuten krümmte sich die Verbundstelle zwischen Thorax und Abdomen, gleichzeitig erstarrte das mittlere Gliedmaßenpaar. Die Tiere fielen auf die Seite, danach bewegte sich das hintere Gliedmaßenpaar nurnoch sporadisch eher wie ein zucken, bis dies dann auch ihre Bewegung einstellte.
Also es schien mir als würde das Nervensystem der beiden Tiere von vorn nach hinten durchsterben. Alle anderen Todesfälle verliefen jeweils ohne eine Beobachtung meinerseits!

Eine anschließende Mikroskopierung der verstorbenen Imagines zeigt keine äußeren Einflüsse die zum Tod führten, und durch die Sporadität der Todesfälle vor und nach der Winterruhe schließe ich Vergiftungen und Pilzinfektionen aus. Somit ein rein altersbedingtes Ableben.

Alo Jan, wenn Du Dir die verstorbenen Tiere äußerlich Angesehen hast und keine Anomalien hast feststellen können und keine vermehrten plötzlichen Todesreaktionen im Bezug auf Deinen Beckenneubau auftreten, ist bei Dir ebenfalls von altersbedingten Todesfällen auszugehen!

Gruß, André.



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