Es ist allgemein bekannt, dass etwa Lasius niger od. L. emarginatus trotz ihrer geringen Körpergröße in der Hierarchie weit oben stehen; sie gelten als aggressiv und vertreiben einzeln, in kleinen Gruppen od. in rasch rekrutierten Heerscharen Ameisen anderer Arten etwa von Dauernahrungsplätzen od. kurzfristigen Nahrungsangeboten. Eine L. niger, die z. B. beim Aufspüren einer Nahrungsquelle auf eine Serviformica
Andere, kleine Arten, wie etwa verschiedene Temnothorax spp. reagieren anders: Bei der plötzlichen Annäherung einer Lasius niger ducken sie sich zu Boden und halten vollkommen still. Dieses "Ruhigstellen" wirkt aggressionshemmend, die Lasius läuft entweder weiter od. prüft das ruhende "Objekt" kurz und entfernt sich.
Bei nahe verwandten Arten (z. B. L.niger u. L. emarginatus) kommt es vor allem im Frühjahr zu Kommentkämpfen auf "Turnierplätzen". Zahlreiche Arbeiterinnen beider Völker treffen in großer Zahl aufeinander, es wird sehr stark taktil kommuniziert, aber auch gezogen und gezerrt, mitunter Gift verspritzt. Ist eines der Völker deutlich zahlreicher vertreten, muss das andere weichen, sind sie etwa gleich stark, kann das Turnier viele Stunden andauern. Auch bei Tetramorium
Bei Serviformica spp. wird Formica (Serviformica) fusca in der Rangordnung ziemlch weit unten gesehen. Vor allem F. rufibarbis, F. clara od. die cinerea-Gruppe werden als aggressiv eingestuft. Natürlich ist auch die Volkstärke von Bedeutung, jeder Halter ganz kleiner Kolonien weiß, dass deren Arbeiterinnen vorsichtig, fluchtbereit und oft nur nachts aktiv sind. Das ändert sich mit der zunehmenden Anzahl der Individuen.
Bei meinen zahllosen Streifzügen in der Natur konnte ich schon einige Male ein sehr "tapferes" Verhalten vor allem großer F. fusca-Völker feststellen. Z. B. im Zusammenhang mit den Überfällen durch Polyergus rufescens (http://www.ameisenforum.de/beobachtunge ... 21747.html) oder gegenüber Raptiformica sanguinea:
http://www.ameisenforum.de/beobachtunge ... 29831.html
In meinem Garten beherberge ich mehrere Serviformica-Völker. Ein F. fusca-Volk besitzt durchwegs große und kräftige Arbeiterinnen. Sie erreichen alle eine Größe zw. 7mm und 8mm. Sie wohnen mit meinem Camponotus lateralis-Volk im gleichen Baumstamm, sozusagen Tür an Tür. Ein aggressives Verhalten der Nachbarn zueinander, vor allem der deutlich größeren F. fusca-Arbeiterinnen gegen die kleineren Minor- u. Media-Arbeiterinnen v. C. lateralis kann nicht festgestellt werden. Darüber habe ich bereits hier berichtet: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 43188.html (Ber. v. 26. 3. 2012).
Seit einigen Tagen beobachte ich aber, dass immer wieder kleine Trupps dieser F. fusca-Arbeiterinnen gegen ein nur 1,5m entfernt liegendes Nest von F. cunicularia ausrücken und beim Zusammentreffen mit Individuen dieser Art sofort angreifen. D. h., F. fusca verteidigt nicht das eigene Nest, sondern greift den Konkurrenten an. Die Angriffe sehen nicht "harmlos" aus, sie werden unter Einsatz aller "Waffen" ausgetragen. Diese Attacken erstrecken sich über den ganzen Tag. F. cunicularia tritt zur Abwehr an und rekrutiert einige Dutzend Verteidiger, d. h., die Zahl der Verteidiger ist meist jener der Angreifer überlegen.
Mit anderen Worten: Unter bestimmten Voraussetzungen kann man auch F. fusca aggressives Verhalten unterstellen. Offensichtlich geht es hier nicht um die Verteidigung des eigenen Nestes, nicht um die Verteidigung eines Dauernahrungsplatzes, sondern um die Vertreibung der (verwandten) Konkurrenz. Dieses F. fusca-Volk beansprucht das Territorium für sich, andere Gattungen werden anscheinend geduldet.
1. Eine Makroaufnahme eines Individuum dieser F. fusca:
Kampfszenen. Das Geschehen läuft so turbulent ab, dass man keine wirklich klaren Bilder bekommt.
2. Eine F. fusca bringt bei F. cunicularia den Biss in den Hals an
3. Das Kampfgetümmel:
4. 3 x F. cunicularia und 1 x F. fusca (am Rücken liegend):
5. Wieder: 3 F. cunicularia gegen 1 F. fusca. Im Einzelduell blieb fast immer F. fusca siegreich:
L.G.Boro