Hallo Forum!
Wie der Titel schon sagt soll es hier erst einmal um die Kolonie
gründung einer sozialparasitischen Art gehen; dass längerfristig ein Haltungsbericht folgt, kann ich noch nicht versprechen. Trotzdem ist es hoffentlich interessant zu sehen, wie/ob die Gründung voran kommt.
Dieses Jahr hatte ich ausgesprochenes Glück und konnte fünf Chthonolasius-Gynen "verhaften". Da ich die Art(en?) vorerst nicht bestimmen (lassen) kann, wird sie sich erst einmal ohne Artepithet zufrieden geben müssen.
Zu den Versuchsteilnehmerinnen
Gyne 1:
gefangen 19.07.2010 in Hamburg
Gyne 2: gefangen 07.08.2010 in Hamburg
Gynen 3/4/5:
gefangen 07.08.2010 bei Lägerdorf
Haltungsparameter
Alle Gynen leben mit ihrer Kolonie bei Raumtemperatur (18 - 20 °C) in einem Reagenzglas, das wiederum in einen hohen Feinkost-Verpackungsbecher gelegt ist. Etwa 1 x pro Woche gibt es frischen Honig, Insekten wurden bisher nicht verwertet. Die RG sind wg. besserer Verfolgbarkeit des Brutstatus' und Kontrolle auf Lebenszeichen der Gynen nicht abgedunkelt.
Die Ãœbernahme
Gyne 1 trug beim Fang eine tote Lasius
sp.-Arbeiterin (im weiteren Text abgekürzt als A.) zwischen den
Mandibeln und zerlegte diese noch im Fangröhrchen innerhalb der nächsten Stunde vollständig mit Ausnahme der Kopfkapsel. Soweit ersichtlich wurde der Rest als Nahrung verwertet, da sich keine Innereien finden ließen. Inwiefern sie sich mit den Drüsensekreten der A. einschmierte konnte ich leider nicht beobachen.
Seit Ende Juni hielt ich eine kleine weisellose Kolonie (~ 15 A.) von Lasius cf. niger in einer der oben erwähnten Dosen, so konnte ich am selben Abend einen Gründungsversuch starten. Dazu wurde die
Gyne aus dem Fangröhrchen sanft in das Mini-Formicarium befördert. In der folgenden halben Stunde herrschte Aufregung, wenn auch selten Aggression - es waren nur zwei A., die immer wieder versuchten die
Gyne an den Beinen wegzuzerren, alle anderen wuselten aufgebracht aber ohne erkennbares Ziel durch den Behälter. Die
Gyne zeigte während dieser Zeit das an verschiedenen Stellen beschriebene typische Putzverhalten, indem sie sich alle paar Minuten mit den Beinen über den Körper strich. Einige A. fingen nach wenigen Minuten an, sich um die
Gyne zu sammeln und sie zu belecken. Sämtliche Feindseligkeiten der beiden Einzelkämpferinnen wurden innerhalb der ersten Stunde nach der Vereinigung eingestellt. Kurz vor der Zusammenführung hatte ich noch einmal Honig gefüttert - so ließ auch die erste Fütterung der neuen
Königin nicht lange auf sich warten (ebenfalls innerhalb der ersten halben Stunde!). Die weisellose Kolonie hatte bisher in einer dünnen Erdschicht am Boden der Dose gelebt; damit das Kolonieleben geordneter von statten geht und vor allen Dingen besser beobachtbar ist, bot ich ein RG an, das nach einigen Tagen von der Mehrheit der A. inkl.
Gyne bezogen wurde.
Die
Gynen 2-5 wurden "solo" - ohne erbeutete A. - gefangen.
Beim Fund war leider keine weisellose Kolonie verfügbar, weshalb ich
Puppen & A. aus einer großen Kolonie einer schwarzen Lasius-Art entnahm.
Der Versuch einer Zusammenführung einer
Gyne mit jeweils wenigen A. (2-4) am selben Abend ergab (
erwartungsgemäß): Chaos und Feindschaft. Nur bei einer
Gyne mit zwei A. wendete sich die Situation zum Guten; bei den anderen setzte ich die A. wieder zurück und ließ die Gynen mit einigen
Puppen im Behälter. Hier zeigte sich am nächsten Tag doch ein wenig Brutfürsorge: Die
Puppen wurden auf einen Haufen gelegt, tw. auch ins RG getragen.
Da die Gynen die
Puppen aber nicht öffnen, mussten nun A. her; ich sammelte also aus dem Behälter der weisellosen Lasius die frisch geschlüpften A. ab, bis jede
Gyne 2 - 4 Hilfskräfte an ihrer Seite hatte. Mit deren Hilfe schlüpften in den nächsten zwei Wochen fast alle
Puppen erfolgreich.
Keine der
Königinnen wurde annähernd physogastrisch, es ließ sich nur bei der ersten
Königin eine leichte Vergrößerung der
Gaster feststellen - was mich zunächst am ganzen Vorhaben zweifeln ließ.
Im nächsten Teil geht es um die
Brut - soviel schon einmal vorab: es gibt sie! :yellowhopp:
Geplant ist - da bald der Hunger steigen dürfte - die Kolonien in Behältnisse mit mehr Lauffläche umzusiedeln (Heimchendosen) und sie für die Dauer der Brutaufzucht noch einmal etwas wärmer zu stellen.
Bilder sind in Planung & folgen.
Die reichlichen Anregungen, Gemecker & Fragen bitte dorthinein!