Hallo,

bin zufällig bei meinen Recherchen auf folgendes Detail gestossen: Polyergus rufescens genießt in der Schweiz gem. Art. 20 Abs. 2 NHV (aufgeführt ist die Art in Anhang 3) den gleichen Schutz wie die hügelbauenden Waldameisen (Formica s. str., exkl. Formica sanguinea). Ist wohl bisher nicht sehr bekannt.

Das heißt:

...Es ist untersagt, Tiere dieser Arten

a. zu töten, zu verletzen oder zu fangen, sowie ihre Eier, Larven, Puppen, Nester oder Brutstätten zu beschädigen, zu zerstören oder wegzunehmen;

b. lebend oder tot, einschliesslich der Eier, Larven, Puppen oder Nester, mit- zuführen, zu versenden, anzubieten, auszuführen, andern zu überlassen, zu erwerben, in Gewahrsam zu nehmen oder bei solchen Handlungen mitzuwirken.
...

Quelle: admin.ch - Startseite, Entommen am 28. Jänner 2009.


In Deutschland und wohl auch Österreich fällt diese Art mWn nicht unter diese (bzw. ähnliche) erweiterten Schutzbestimmungen.

Aber ob mit oder ohne diesen Schutz: Die artgerechte Haltung dieser Tiere ist mMn nicht möglich, genausowenig wie eine erfolgreiche Haltung. Des weiteren steht diese Art auf wohl allen roten Listen und ist in vielen Teilen Europas vom Aussterben bedroht.

Der verantwortungsbewusste Halter wird sich andere Schützlinge suchen

Wollte dieses Wissen nur nicht ungenützt in meinem Kopf verrotten lassen *g*

lg, chrizzy

Ich habe schon mal von dieser Art gehört und weiß dass sie auf der roten Liste steht. Und denn noch wurde sie vor einem Jahr(als ich im Internet recherchierte) bei Ants Kalytta angeboten(berichtigt mich, wenn dies nicht stimmte). Jetzt wird sie nicht mehr dort verkauft. Bei der Beschreibung stand drin, dass der Shop sie von eineigen anderen Ameisenhaltern bekommen hatte. Also, ist das möglich sie zu halten??!!

@ chrizzy:

Danke für den Hinweis. Hier kommt man zu dem Anhang 3, Liste der geschützten Tiere. Polyergus ist bei den Invertebrata ganz unten.
SR 451.1 Anhang 3 Liste der geschützten Tiere Invertebrata Wirbellose Insecta Insekten Vertebrata Wirbeltiere Mammalia Säugetiere (Verordnung über den Natur- und Heimatschutz)

Boro hat ja schon mehrfach berichtet, dass er junge Kolonien heranzieht und dann freisetzt. Die Haltung ist im Prinzip also durchaus möglich.
Nur wäre es unsinnig, die Tiere irgendwo zu kaufen (sie werden ja von Händlern/Lieferanten den natürlichen Populationen entzogen) und dann im Formikar ihrem Ende entgegen "leben" zu lassen.
Die Raubzüge lassen sich im Formikar ohnehin nicht beobachten. Die gehen über zu große Distanzen.
Völker einer laut Roten Listen bedrohten Art für die eigene Unterhaltung zu verbrauchen halte ich für unanständig, selbst wenn sie im eigenen Land tatsächlich nicht "besonders geschützt" ist (so wie leider Polyergus in Deutschland).
Im Handel waren mal Polyergus angeboten, die angeblich aus Südosteuropa (??) stammten, aus angeblich reichen Vorkommen. Ein verantwortungsbewusster Ameisenfreund kauft so etwas trotzdem nicht. Mit jedem Kauf bezahlt man die weitere Ausbeutung von Naturvorkommen solcher seltener Arten.

MfG,
Merkur

Hallo chrizzy!
Danke für deine Mitteilung, die mich als absoluten Polyergus-Fan natürlich besonders freut. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Papier bekanntlich geduldig ist und sich die Menschen (auch aus Unwissenheit) leider oft nicht an solche gesetzlichen Bestimmungen halten.
Aber es ist immerhin ein sehr lobenswerter Ansatz! Die Schweiz wieder einmal als Vorbild....
Die artgerechte Haltung eines Polyergus-Nestes für längere Zeit halte ich auch für unmöglich, das mag vielleicht einmal in Labors zu wissenschaftlichen Zwecken möglich sein.
Seit dem Herbst habe ich wieder 2 Nester mit Formica fusca aufgezogen, derzeit sind sie ja in Winterruhe. Ich erleichtere ihnen eigentlich nur den Start, denn sie werden noch vor dem Schlüpfen der ersten Amazonen freigelassen. Dies deshalb, weil sich bei einigen Versuchen (die ich auch im Forum irgendwo genannt habe) gezeigt hat, dass die Hilfsameisen die schlüpfenden Amazonen in der Gefangenschaft sehr häufig töten. Dieser Gefahr komme ich damit zuvor, denn auch für Experimente (die scheitern können) ist mir diese Art zu wertvoll.
Liebe Grüße v. Boro

Boro, was hältst du davon, mir solch eine Gründung zu schicken, damit sie auch in meiner Gegend Fuß fassen können?
Weiteres per PN?

Eaglesword hat geschrieben:Boro, was hältst du davon, mir solch eine Gründung zu schicken, damit sie auch in meiner Gegend Fuß fassen können?
Weiteres per PN?

Sorry, aber schon mal was von Intraspezifischen Homogenisierung gehört?
Abgesehen davon würde man sicher nicht das Risiko eingehen, die Gründerkolonie über dem Postweg verlieren zu können. Dann müssten noch richtige Habitate vorhanden sein, sowie ausreichend Wirtkolonien in unmittelbarer Nähe.
Boro ist der Einzige der den grünen Daumen für diese Art (konnte leider noch nie Kolonien beobachten, bekam nur einmal bisher in meinem ganzen Leben das Geschenk, in Ungarn im Weingebiet eine Gyne dieser Art für wenige Minuten beobachten zu können) hat, und dabei sollte es auch bleiben. Auch wenn man vlt. neidisch werden könnte, sollte man die Finger davon lassen.
Oder?

Hallo,

soweit ich mich errinere waren die bei Ant´s Kalytta angebotenen Tiere Nachzuchten und keine Naturentnahmen, die mit einer Abgabebescheinigung abgegeben wurden, also eher ein Beitrag zum Artenschutz, wenn man es so sieht.

MfG

Zu moglie:

Polyergus kann man nicht nachzüchten. Diese Angabe halte ich für eine absolut falsche Schutzbehauptung!

"Abgabebescheinigung"??? Welche Behörde wäre denn dafür zuständig?

Und wie bitte ist es ein Beitrag zum Naturschutz, wenn solche Ameisen in Privathände verhökert werden, wo sie über kurz oder lang doch krepieren?

Bestenfalls kann man etwas für die Art tun, wenn man ganz junge Kolonien dort freisetzt, wo ihre Mutterkolonien leben; so wie das boro macht. Aber im richtigen Habitat brauchen diese Ameisen keine Nachhilfe; da kommen die ganz von alleine klar.

@ moglie: Bitte keine derartige Augenwischerei; wir sind nicht ganz blöd!

Merkur