Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
chrizzy
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#1 Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von chrizzy » 31. Januar 2009, 21:44

Hallo,

erstmal: Das soll kein "Hassthread" gegen diese Art sein, wie es so mancher durch hitzige Diskussionen geworden ist. Ich versuche jetzt, eine sachliche Diskussion darüber zu forcieren, ob diese Art überhaupt zur Haltung geeignet ist - dabei geht es nicht nur um Anfänger. Ich hoffe hier insbesondere auf die Mithilfe der Halter dieser Art. Ich bin gespannt, ob es funktioniert, diesen Thread auf einer sachlichen Ebene zu führen.

Die Informationen, auf die ich mich stütze, kommen aus den Berichten anderer Halter. Ich selbst halte diese Art nicht.

So, dann fangen wir mal an.


Immer mehr und mehr Halter scheinen Interesse an der Art Polyrhachis dives zu finden und sich diese dann anzuschaffen. Eine sehr interessante Art, zweifellos - aber es sind in der Haltung immer wieder einige Probleme aufgetreten . Die vlt. Größten und häufigsten möchte ich im Folgenden kurz aufzählen. Jeder kann sie, wenn er die Suchfunktion hier und im AmeisenCafe benutzt, selbst nachlesen.
Weitere Problemberichte sind gern gesehen.

1.) Die Koloniegröße.
Diese Art bildet rieseige, polydome Kolonien von angeblich bis zu 1 Million Individuen und ist polygyn, hat also auch extrem viele Königinnen. Das Volkswachstum ist enorm schnell. Das bringt viele Halter zum eigentlichen Problem:

2.) Der Platzbedarf.
Diese Art scheint einen besonders hohen Platzbedarf zu haben, dem wohl - vermute ich jetzt einfach - kaum ein Halter gerecht wird/werden kann. (Das ist aber vermutlich bei allen Arten so, vergleicht Haltung und Natur). Aber viele Halter scheinen eben deswegen so große Probleme zu haben, eventuell ist diese Art besonders anfällig für Fehlverhalten, wenn es um mangelndes Platzangebot geht:


3.) Der Geruch/Die Ausdünstung der Ameisensäure
Viele Halter von Polyrhachis dives berichten über einen penetranten Geruch der Ameisensäure, der auch leichte bis schwere gesundheitliche Probleme verursacht. Das Problem schein bereits ab wenigen hundert Arbeiterinnen (??) zu bestehen, die bei dieser Art vermutlich schnell erreicht sind.

Im Folgenden 2 Beiträge über den Geruch:

Dies ist ein Beitrag eines Halters, der vermutlich sehr "Anfällig" für die Auswirkungen der Ameisensäure-Ausdünstungen war und enorme gesundheitliche Probleme bekam. Vermutlich ein Extremfall - jedoch werde ich ihn hier der vollständigkeit Halber aufführen.
s war mir einfach nicht mehr möglich, die Ausdunstungen an Ameisensäure aus
dem Nestbecken gesundheitlich weiter zu ertragen.
.....
Schon beim betreten des Raumes in dem ich meine Ameisen halte, war ein
kräftiger Ameisensäuregeruch vorhanden.
In der Nähe der Anlage dieser Ameisen, ergaben sich Atemwegsreitzungen und
im unmittelbaren Bereich des Nestbeckens Verätzungen der Lippen.
.....
Es tut mir heute noch weh, eine Erfahrung die ich in der Ameisenhaltung
vorher so nicht so gesehen hatte, ich musste mich von ihnen trennen.
.....
Das Nestbecken in die Gefriertruhe, für 5 Tage bei â 12°C, die Ameisen in der
Arena mühselig eingesaugt, hat mich reichlich Zeit gekostet und auch ab in
die Kälte. Eine Anschließende Sezierung des Nestes ergab mehr als 100
Königinnen, erhalten habe ich sie mit 12.
Ob sie alle begattet waren, kann ich nicht klären. Das Alles habe ich
anschließend verbrannt.
Es ist ein für mich trauriges Ende, hatte es so nicht erwartet und mir auch
nicht so vorgestellt.
Die Kolonienstärke lag so zwischen 5 bis 10 tausend Arbeiterinnen, diese
flinken Tiere sind einfach nicht genau zählbar......
Quelle: AmeisenCafe, zusammengefasst von joey (nicht der betreffende Halter).

Hier ein Beitrag von Sahal (Namenszensur und Hervorhebung durch mich):
Säureausduenstungen:
ich halte die Ausführungen von ***** für stark übertrieben! Derartige Verätzungen und ähnliches habe ich nie erlebt.
Die Belästigungen haben sich bei einem großen Volk auf pfefferartigen Geschmack, Reizungen des Rachens und der Augen beschränkt, ein Geruch nach Chemie und Reinigungsmitteln... Verätzungen habe ich nie erlebt.
Und meine Becken standen neben mir auf dem Schreibtisch, und ich stundenlang mit der Nase davor!
Zu vermeiden sind diese Belästigungen durch gute Belüftung der Becken, und vor allem ausreichend große Becken!!
Somit zusammenfassend die Probleme:
-pfefferartiger Geschmack
-Reizung des Rachens
-Reizung der Augen
-saurer Geruch
-Geruch nach Chemie und Reinigungsmitteln
-Starke Atemwegsreizungen im ganzen Zimmer (Extremfall)
-Verätzung der Lippen in Beckennähe (Extremfall)

Mögliche Ursache: Platzmangel
Mögliche Lösung (zur Verbesserung): Vergrößerung der Anlage, gute Belüftung.

Weitere Probleme bitte in diesem Thread aufführen!!
Auch sonstige Informationen - wie ihr es geschafft habt, die Probleme in den Griff zu bekommen, oder andere wichtige Links/Probleme etc. bitte posten.
Interessant könnte für euch dieser Thread sein: http://www.ameisenforum.de/einsteigerfr ... 34573.html

4.) Herumtragen der Leichen bis zum Tod
Häufig wird darüber berichtet, das die Arbeiterinnen die Leichen ihrer Schwestern bis zum eigenen Tod herumtragen. Von vielen Haltern vermuteter Grund: Platzmangel. Die Arbeiterinnen wollen die Tiere möglichst weit vom Nest wegtragen, und wenn sie das nicht können, suchen sie weiter einen Weg, es zu schaffen - bis hin zu ihrem eigenen Tot.
Mögliche Lösung: Vergrößerung der Anlage.

5.) Töten von Koloniemitgliedern
Vor allem in letzter Zeit berichteten erfahrene Halter (z.B. benai, Rolande) davon, dass die Arbeiterinnen ihre eigenen Koloniemitglieder in Überzahl angriffen und schließlich töteten. Dabei wurde aber auch berichtet, dass das scheinbar nicht immer stark negativ für die Kolonieentwicklung sein kann, sondern dass sich Kolonien dennoch "gut" entwickeln - normal ist solches Fehlverhalten deshalb wohl nicht.
Mögliche Ursachen: Unterbeschäftigung, Unterfütterung, Platzmangel
Mögliche Lösungen: Mehr füttern, Anlage vergrößern, gute Lüftung.


So, das waren jetzt die Hauptpunkte. Gibt es weitere Probleme mit dieser Art? Dann würde ich euch hier berichten, darüber zu berichten, Links zu posten etc. Für neue und die oben genannten Probleme könnt ihr hier gerne eure Meinung über die Ursachen, Auswirkungen und Lösungsmöglichkeiten kundtun - ich bitte sogar darum ;).

So, jetzt die große Frage - ist diese Art eurer Meinung nach bei all diesen Problemen wirklich zur Haltung geeignet?
Insebsondere die Punkte 4 und 5 sollten jedem zu Denken geben - solches Fehlverhalten sollte in der Haltung eines Tieres nicht auftreten. Ist diese am Ende gar Tierquälerei und/oder Ignoranz, wenn doch dabei so manches Individuum stirbt? (Ein kritischer Satz, aber ich bin noch sachlich, hoffe ich^^)
Ich will hier keine Halter dieser Art differmieren, sondern eher zur Mithilfe anregen. Vielleicht finden sich ja auch ein paar gute Lösungen für die Probleme, oder es gibt ein paar neue interessante Einsichten.

In Anfängerhände - ganz kann ich es ja doch nicht lassen ;) - gehört diese Art mMn nicht, wenn selbst erfahrene Halter so große Probleme mit der Art haben. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, sie gehören in gar keine Hände, sondern sollten in der Natur bleiben, wo sie ihr normales, natürliches Verhalten ausleben können - und nicht in die Haltung, in der Fehlverhalten und sonstige Probleme auftreten. (Kritische subjektive Meinung, aber noch immer sachlich *g*)

So, jetzt seid ihr dran. Und immer dran denken - sachlich bleiben :spin2:

lg, chrizzy



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Myrmecophaga tridactyla
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#2 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von Myrmecophaga tridactyla » 31. Januar 2009, 22:22

chrizzy hat geschrieben:1.) Die Koloniegröße.

2.) Der Platzbedarf.

3.) Der Geruch/Die Ausdünstung der Ameisensäure

4.) Herumtragen der Leichen bis zum Tod

5.) Töten von Koloniemitgliedern

lg, chrizzy


Nun ja, warum sollte man die nicht halten können.

1.) Viele Arten werden größ, also die Kolonie, nicht die Ameisen selbst. Lasius fuliginosus wäre ja dann auch nicht zur Haltung geeignet. :spin2:

2.) Klar, der Halter muß wissen, daß er ein ganzes Zimmer braucht. Machbar ist das. Man könnte dann ja immer behaupten, Ameisen, und generell Wildtiere haben in der Natur immer andere Bedingungen als daheim. Polyrachis dives hat eben im Regenwald meterlange Wege vom Boden zu den Bäumen und muß sicher kämpfen ums Dasein.

3.) Ameisensäure riecht nicht. Kommt allerdings drauf an, was Du als 'riechen' bezeichnest. Buttersäure riecht. Ameisensäure ist allenfalls so etwas stechend in der Nase. Und ich hab mit dem Zeug wahrlich oft gearbeitet. Buttersäure riecht - wie alte Socken - oder Essigsäure eben wie Essig. Aber Ameisensäure riecht im eigentlichen nicht. Sie sticht nur in der Nase. Der Geruch muß was anderes sein. Wie gesagt, kommt drauf an, was Du als riechen bezeichnest.

4.) Ein Platzproblem.

5.) Naja, kann das bei anderen Arten nicht auftauchen im Falle von Streß?

Genau, Streß. Davor hätte ich viel mehr Angst, daß Ameisen an Streß sterben oder daß es einfach eine natürliche Sterblichkeit in den ersten Wochen der Gründung gibt und daß ich als Halter nicht weiß, ob es ein Haltungsfehler ist, oder ob das eben so ist. Aber da sollen ja Formica Arten viel anfälliger sein, da sie Ameisensäure abgeben und sich beim Transport schon selbst vergiften.
Einzige Sorge bei Polyrachis dives wäre, wie hier ein Halter berichtete, daß man die richtigen Bedingungen trifft. Die Angaben sind so ungenau mit 70 - 80 % LF. Ein Halter schrieb, daß er die LF auf 70% erhöht habe und alles wäre ok. Vorher hätten sich sich komisch verhalten und sich sogar bekämpft. Ein weiteres Problem ist, daß sicher jede Kolonie anders ist, auch innerhalb einer Art was Vorlieben für Futter angeht. Aber gilt das nur für Polyrachis dives? Das wäre vor allem für Anfänger schwer, weil ein Anfänger nicht so experimentieren kann und festgelegte Bedinungen bekommen sollte, die dann auch funktionieren.
Nicht, daß ich abschweife, aber in der Terraristik/Insektaristik hat man da eher Vorteile gegenüber den Aquarianern, da ein Vorgang sich nicht im ganzen Gefäß verteilt, sondern lokal behandelt werden kann.

Insgesamt würde ich sehr gerne Polyrachis halten, wenn ich den Platz hätte und die Zeit. :clap: Man muß denen nur eine Beschäftigung geben. Interessant, Ameisen, die Unterhaltung brauchen.

Gruß



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#3 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von Gamb » 31. Januar 2009, 22:39

1. Das war weil früher riesige Kolonien mit zig Gynen verkauft wurden. Das wird heute aber kaum noch gemacht und die Kolonie wird getrennt.
5. Kommt wohl wegen der Kolonietrennung.

Ich hielt diese Art etwa 9 Monate weil ich eine Kolonie geschenkt bekam. Ich finde diese Art sehr stressig für den Halter und mir hat sie einfach keinen Spass gemacht. Das Becken mal zu putzen war der reinste Horror. Genau wie die dauernd auftretenden Geschlechtstiere. Da ich Raucher bin hat es mich auch leicht genervt im Zimmer nicht mehr rauchen zu können. Meine anderen Exoten juckt das wenig aber bei den Polyrhachis dives war dann Ausnahmezustand. Vom Platz her wachsen meine Camponotus substitutes schneller. Die anderen Punkte konnte ich auch nicht beobachten.



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TRIA
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#4 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von TRIA » 1. Februar 2009, 00:58

Das mit den gekille nervt mich auch.
Das Becken mal zu putzen war der reinste Horror.

Da hab ich zZ einen Trick, keine Ahnung ob es auch bei großen Kolo. funzt. Ich dreh den lüfter um und erzeuge ein" Tiefdruckgebiet", dann sprüh ich fein Regenwasser, aber nur wenig, will sie ja nicht ersäufen;) Gleich flüchten alle ins Nest, Regenzeit:D Ich hab dan ca.10Min Zeit scheiben zu putzen. Das mit den Rauchen klappt bei mir recht gut, muß nur aufpassen wohin ich den Rauch puste. Kann man aber auch nutzen. Wenn ich wissen will wie groß die Kolo. zZ. ist, halt ich kurz n Räucherstäbchen vor das Gebläse. Gleich riesen Panik und alles kommt raus. Natürlich sollte man sowas nicht oft machen.Meine Kolo. hat 2 Gynen, ich kann nicht sagen das sie schnell wächst, da find ich Lasius usw. produktiver. Zusammenfassend würd ich sagen, keine Art die wirklich Freude macht. Man denkt erst das Töten würde einen nicht stören, aber nach einer weile verlieren sie dadurch echt Sympathie. Trotz allem werd ich sie behalten, es reizt mich einfach den Auslöser für das Killersyndrom zu finden :) Schön wäre, wenn man sie in freier Natur mal beobachten könnte, um zu sehen ob es da auch passiert.


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

Hummelfant
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#5 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von Hummelfant » 1. Februar 2009, 08:30

Ameisensäure riecht nicht

Doch tut sie. Ich musste vor kurzem im Labor konzentrierte Ameisensäure verdünnen und die riecht, wie alle Säuren mit denen ich bisher gearbeitet habe.
Die Wirkungen dieser Dämpfe sind:
-Reizung der Augen und der Schleimhäute
-Kopfschmerzen

Hiermal die Eigenschaften von Ameisensäure aus der Stoffdatenbank der BIA GESTIS (was auch immer das heißen mag)

Natürlich weiß man jetzt nicht wie konzentriert die Ameisensäure ist, die Polyharchis dives abgibt, aber ich denke schon, dass die Konzentration recht hoch sein wird.
Wobei dies natürlich irrelevant ist, da beim verdampfen eh konzentrierte Säure in der Luft ist, diese mit dem Wasser am/im Körper reagiert und diese Säure ätzend reagieren.
Ich kann mir schon gut vorstellen, dass bei hohen Temperaturen und schlechter Belüftung die von dem Halter erwähnten Schädigungen auftreten können, aber dafür muss der Halter einiges falsch gemacht haben.

Zur Haltung an sich: Haltbar ist diese Art mMn schon. Nur gehöhrt diese Art in die Hände von Profis (Ähnlich wie Atta und Myrmecia Arten)

Ich denke bevor diese Art wirklich richtig erfolgreich gehalten wird, braucht man mehrere Ansätze und Jahre an Erfahrung. Obwohl, diese Art ist so robust, dass sie auch Haltungsfehler bis zu einem gewissen Grad überlebt.

Hmmm....also insgesamt haltbar ja, aber man sollte sich sehr, sehr gut überlegen, ob man sich diese Art zulegt.



donbilbo
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#6 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von donbilbo » 1. Februar 2009, 11:15

Ich habe schon ein paar Ameisenarten gesehen aber nur eine behalten und zwar die von der wir hier sprechen. ;)
Ich kann im Moment beobachten, dass sich das Verhalten meiner Kolonie immer wieder ändert, die angesprochenen Leichen die rumgetragen werden werfen meine grade überall hin wo es ihnen passt. Auch Müll wird plötzlich nur wenige Zentimeter vom Nest entsorgt. Könnte mir vorstellen, dass die Kolonie sich nun so stark fühlt dass sie keine grosse Mühen mehr aufwenden um ihr Nest zu verbergen oder Frassfeine abzulenken. Schon alleine diese Verhaltensänderungen weiter zu beobachten ist für mich ein Grund diese Art zu halten.

Zu den Ausdünstungen, der einzige Halter den ich in dieser Sache wirklich ernst nehme und dem ich jedes Wort glaube ist Erne. Wer sich die Bilder von seiner Kolonie anschaut kann wohl nur vermuten, dass die Koloniegrösse in die Zehntausende ging. Ausserdem hat er sie soviel ich weiss zwei Jahre oder länger gehalten, das ist etwas anderes als sich mal eben eine Riesenkolonie anschauen und weitergeben. (Nicht auf Gamb bezogen) Erne vermutet ja, dass die Kolonie so aggressiv wurde weil andere grossen Kolonien in nächster Nähe standen, für mich ein nachvollziehbarer Grund.

Zum Platz stimme ich dir zu, sie brauchen eine Menge. Am besten gross Bauen und direkt über den nächsten Anbau nachdenken. ;) Solche kleinen Formicarien wie man sie bestellen kann sind völlig ungeeignet, da muss man schon selber basteln. Viele Anfänger werden das nicht unbedingt wissen.

Im Moment gibt es so wie ich das beobachte keine getrennten Kolonien mehr im Handel sondern wie vor ein paar Jahren üblich wieder gigantische Naturnester mit unbekannter Zahl an Königinnen. Ich denke wer als Anfänger oder unvorbereitet so etwas kauft wird keinen Spass daran haben. Vermutlich auch viel zu wenig füttern, ist ja auch sehr schwer den Futterbedarf abzuschätzen, wenn man die Kolonie nicht selbst aufgezogen hat.

Man sagt ja immer ein Ameisenhalter braucht Geduld aber trotzdem sind die Erwartungen unterschiedlich. Für mich war und ist der Gedanke, eine Kolonie zB. Camponotus ligniperda gründen zu lassen und nach einem Jahr vielleicht 40 Ameisen zu halten unbefriedigend.

Der Kolonie und Wuselfaktor muss da sein und da sind die Polyrhachis dives mit ihrem tollen Nest einfach spitze. Dafür zahle ich für diese einzelne Kolonie monatlich auch über 20 Euro an Lebendfutter und verbrate tagsüber durchgehend über hundert Watt um die Becken warm zu halten. Und das nach nur sieben Monaten Haltung. Aber sowas kann man so oft schreiben wie man will, wenn sich jemand in den Kopf gesetzt hat so eine Kolonie zu kaufen und sie in ein 40x30 Becken zu pferchen dann wird er das auch machen, selbst wenn es hier solche Warnungen gibt. ;)

Warum diese Art überhaupt so "beliebt" ist liegt meiner Meinung nach einzig und allein daran, dass sie ständig im Verkauf ist. Anscheinend können die Ameisenhändler sie massenhaft einkaufen was mit anderen Exoten nicht gelingt. Viele tolle Arten im Portfolio aber nie im Verkauf...... anders die Polyrhachis dives, die sind immer verfügbar und kosten nicht mehrere hundert Euro wie die Exoten bei Kalytta. Wer dann unbedingt Exoten will ignoriert schnell alle Warnungen, sind ja billig und können zur Not einfach entsorgt werden. Da lese ich im Antstore Forum von Leuten, die eine mehrere hundert Frauen starke Kolonie in eine Farm pferchen damit sie dort ihr Nest bauen und ähnliche Spinnereien. Im englischen Forum lässt jemand ein Nest in einer schwarzen Plastiktüte bauen weil er so nur die Tüte aufreissen muss für vollen Nesteinblick. Dazu dann noch der zweifache Bericht von "Stefan86", dass sich seine Kolonie selbst getötet hat, in Wahrheit hat er sie sicher einfach verkauft. Das alles prägt sich dem Leser irgendwie im Hinterkopf ein und führt zum negativen Image. Dabei ist es einfach nur eine Art die für Anfänger und Leute mit wenig Platz nicht geeignet ist.



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Myrmecophaga tridactyla
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#7 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von Myrmecophaga tridactyla » 1. Februar 2009, 12:13

Warum diese Art überhaupt so "beliebt" ist liegt meiner Meinung nach einzig und allein daran, dass sie ständig im Verkauf ist.


Ne, das liegt daran, daß es Weberameisen sind mit ungewöhnlichem Nestbau. Anstatt eines Erdnests, das so oft auftritt, bauen die ein Gespinstnest mit Gras nahe am Boden. Vielleicht auch teilweise daran, daß sie polygyn ist und vielleicht oft in den Tropen zu finden. (Ich weiß, chrizzy, Polyrachis dives zählt nicht zu den eigentlichen Weberameisen. Aber man sagt halt so. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.)
Im Gegensatz dazu könnte ich anderen tropische Arten, wie Diacamma rugosum nichts so viel abgewinnen, genauso, wie Lasius 'langweiligus' niger. Oder was tut die außer fressen und schlafen? Tandemlauf. Naja, ok. Is das so interessant? Is ja schon bekannt. Klar ist da Polyrachis spannend, zumal in den shops steht, daß auch nicht alle Polyrachis Arten ein Gespinstnest bauen.
Eigentlich sollten die shops diese Polyrachis Art anbieten, die in den Mangroven lebt, quasi als 'mangrove ants'. Klar, crizzy, diese Art dann nur für Fortgeschrittene. Wie heißt die? Ach ja, Polyrachis sokolova.

Gruß



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#8 AW: Polyrhachis dives zur Haltung geeignet?

Beitrag von chrizzy » 1. Februar 2009, 16:02

Hallo,

weil der Fehler jetzt öfter vorgekommen ist: Die Gattung heißt korrekt Polyrhachis. Nicht Polyrachis, nicht Polyharchis. ;) - ich bin in der Hinsicht ein Erbsenzähler, ich weiß *g*

@ Myrme....: Ich glaube du hast die Ameisenhaltung noch nicht so ganz verstanden, bleib lieber bei den Fischen. :) (wobei... machen die was anderes als Schwimmen und Fressen? *gg*)


Danke an alle, die sich bisher hier gemeldet haben, da gibt es ein paar sehr interessante Einblicke in die Haltung dieser Art - weiter so ;)

lg, chrizzy

PS: Tandemlauf konnte ich bei Lasius niger noch nicht beobachten, auch in der Literatur ist keine Rede davon.



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