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Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, AusflĂŒge, SchnappschĂŒsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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Boro
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#1 Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 15. August 2008, 21:41

Camponotus vagus ist ein beeindruckendes Insekt. Ich habe mich schon einige Male mit ihm beschÀftigt. U. a. hier:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/29961-grosse-mitteleurop-camponotus-arten.html oder hier:
http://www.ameisenforum.de/einheimische-europaeische-ameisen/32359-hochzeit-bei-camponotus-vagus-fotos.html
Man glaubt fast, sie sei unter Ihresgleichen unbesiegbar. Aber sie hat einen gefÀhrlichen Feind, den ich das erste Mal hier angetroffen habe:
4. Exkursion mit der Kamera in SĂŒdkĂ€rnten - Ameisenforum.de
Es handelt sich um eine Spinne, Callilepis cf. nocturna, die es auf Ameisen als Beute abgesehen hat. Auch im Seifert, 2007, S. 88 ist sie als Feind der Ameisen abgebildet (Callilepis schuszteri).
Seit damals bin ich der Sache nachgegangen und musste inzwischen feststellen, dass ich diese Spinne in der NĂ€he von Camponotus vagus-Nestern schon des öfteren gesehen habe. Das kann Zufall sein oder mit den in meinem Untersuchungsgebiet recht dicht lebenden Populationen von Camponotus vagus zusammenhĂ€ngen. FĂŒr die Spinne ist es eine ansehnliche Beute, besser als eine "magere" Lasius sp. z. B.
Vor einigen Wochen ist es mir gelungen, eine Konfrontation der beiden Gegner fotografisch festzuhalten:
1. Camponotus vagus in Abwehrhaltung. Dabei wippt die Gaster auf und ab und der Kopf schnellt mit drohend geöffneten Mandibeln zuckend nach vorne.
Bild

2. Die Gegnerin: Callilepis cf. nocturna
Bild

3. Die Gegnerinnen stehen sich gegenĂŒber: Die Ameise ist sehr erregt und spĂŒrt die Gefahr, die Spinne dagegen ist die Ruhe selbst und weicht etwaigen Attacken blitzartig aus.
Bild

4. Kommt es zum Kampf?
Bild

5. WĂ€hrend die Spinne die Ameise genau in der Visierlinie beobachtet, sieht Camponotus vagus offenbar schlecht. Sie spĂŒrt die Gefahr, droht aber wiederholt in die falsche Richtung. Und das ist wohl ihre SchwĂ€che, die zum VerhĂ€ngnis werden kann:
Bild

6. Hier wieder, die Spinne ist wo anders!
Bild

7. Ein paar dm neben dem Nest der Rossameisen hauste ein Winzling unter der Borke. Ein ungewöhnlicher Wohnort fĂŒr Plagiolepis vindobonensis, die ĂŒblicherweise unter Steinen wohnt. Ganz schöner Unterschied: Riese und Zwerg (etwas verschwommen) im Hintergrund, nur ein paar cm voneinander entfernt:
Bild

Und wie ging die Geschichte aus? Weiß ich leider nicht, ich musste heimwĂ€rts. Aber die Zukunft des Nestes sieht nicht gut aus: Ich habe spĂ€ter am selben Totholz-Stamm noch 2 Spinnen der gleichen Art gefunden.
In dieser Region sind sie auf C. vagus spezialisiert!
Aufnahmen: Ende Juni 2008 in SĂŒdkĂ€rnten/Österreich auf 500m Seehöhe!

GrĂŒĂŸe v. Boro



syntaxx
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#2 AW: Camponotus vagus vs. Callilepsis schuszteri

Beitrag von syntaxx » 15. August 2008, 21:54

Sehr schöne Aufnahmen!:bananadancer::clap:


GrĂŒĂŸe,
syntaxx

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shar
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#3 AW: Camponotus vagus vs. Callilepsis schuszteri

Beitrag von shar » 16. August 2008, 10:26

Servus.

Stark! Wie immer, echt schöne und interessanter Bilderbericht!


GrĂŒĂŸle ~Shar~


PS: Gibt es wieder was neues bezĂŒglich den ganz Kleinen?


Eine Gesellschaft, die ihre Freiheit zu Gunsten ihrer Sicherheit opfert, hat beides nicht verdient. (B.F.)
Und wenn noch so oft ethisch/moralische Fanatiker mich wegen d. MeinungsĂ€ußerungen in einer Diskussion neg. bewerten, Ă€ndert dies nichts an meiner geĂ€ußerten Meinung und der Tatsache, daß ihre Ethik & Moral nicht die einzig wahre und richtige auf dieser Erde ist!

acarrtauchenius
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#4 AW: Camponotus vagus vs. Callilepsis schuszteri

Beitrag von acarrtauchenius » 20. August 2008, 13:31

Schöne Bilder von einer schönern Spinne!

Kurze Bemerkung:
Die Gattung heißt Callilepis.
Es gibt zwei nur an den Genitalien unterscheidbare Arten:
Die hÀufige C. nocturna und die seltene C. schuszteri.
Ganz im Gegensatz zum Namen ist C. nocturna tagaktiv und C. schuszteri nachtaktiv ...

Nur sehr wenige Tiere haben sich auf Ameisen als Beute spezialisiert, außer den Ameisenlöwen eigentlich nur noch die Spinnen der Gattung Callilepis (Fam. Gnaphosidae) und Zodarion (Fam. Zodariidae) und der GrĂŒnspecht.

Die Camponutus vagus - Arbeiterin dĂŒrfte allerdings etwas zu groß als Beute fĂŒr Callilepis sein ...


P.S: FĂŒr Spinnen gibt es ĂŒbrigens einen guten BestimmungsschlĂŒssel online (fast identisch zu dem in Heimer, Nentwig: Spinnen Mitteleuropas):
Spinnen_Mitteleuropas



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Boro
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#5 AW: Camponotus vagus vs. Callilepsis schuszteri

Beitrag von Boro » 20. August 2008, 15:20

Danke fĂŒr den Hinweis acarrtauchenius! Ich wusste zwar, dass es da noch eine zweite sehr Ă€hnliche Art von Callilepis gibt, aber nichts im Hinblick auf ihre Tag- und NachtaktivitĂ€t. Ich hab vorlĂ€ufig einmal "cf" hinzugefĂŒgt!
Im 3. Link ("4. Exkursion mit der .......") habe ich die Erbeutung einer C. vagus-Major-Arbeiterin durch eine dieser Spinnen geschildert. Das lief aber alles so blitzartig ab, dass ich keine Chance auf ein Foto des Ablaufes hatte. Die Spinne zerrte die Ameise sofort in einen Spalt des Totholzes, man sieht nur den Kopf derselben, der auf eine Major-Arbeiterin hinweist. Das Gift der Spinne muss augenblicklich gewirkt haben, denn ich konnte keinen Kampf bemerken.
Gruß Boro



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Boro
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#6 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. schuszteri

Beitrag von Boro » 10. April 2009, 23:04

Alle Jahre wieder! Am 6. 4. 2009 war ich wieder in meinem Camponotus vagus-Revier. Über dieses Habitat habe ich schon einmal berichtet:
Lebensraum von Camponotus vagus & Co. - Ameisenforum.de
Es war ca. 12,30 Uhr, frĂŒhsommerliches Schönwetter mit etwa 20°. Als ich eines der grĂ¶ĂŸeren Nester erreichte, fiel mir sofort die Alarmstimmung bei den Ameisen auf. Dutzende Arbeiterinnen liefen aufgeregt auf dem mĂ€chtigen Totholzstamm umher. Was war los? Und dann sah ich das Übel: Auf wenigen dmÂČ FlĂ€che liefen gleich einige Callilepis sp. umher. Sie waren von unterschiedlicher GrĂ¶ĂŸe.
Entsprechend der schriftlichen Mitteilung von G. HELLER wird es sich sehr wahrscheinlich um Callilepis nocturna handeln. Der Autor ist Spezialist auf diesem Gebiet, in "Ameisen aktuell" 1/07 ist eine lÀngere Abhandlung zu einigen AmeisenjÀgern mit 8 Beinen zu lesen.
In dem ganzen Durcheinander konnte ich in einer kurzen ruhigeren Phase acht derartige Spinnen zĂ€hlen, es dĂŒrfte sich wohl um eine Familie handeln. Im Gegensatz zu meinen ersten Begegnungen kann man dieses Mal von einem regelrechten Krieg sprechen. In 25 Minuten wurden insgesamt 6 Ameisen getötet und weggeschleppt. Ich vermute, dass die Spinnen nach der langen Winterzeit einen ordentlichen Appetit entwickelt hatten. Die wild umherlaufenden und drohenden Camponotus vagus waren eindeutig chancenlos, keine einzige Spinne wurde verletzt.
Die Spinnen sind nicht nur eindeutig schneller, sondern ich musste auch diesmal wieder feststellen, dass sie die Ameisen eindeutig besser sehen bzw. orten konnten. Den eigentlichen Zubiss konnte ich nicht mit Fotos festhalten, das geht wirklich blitzartig vor sich!
Warum sich Callilepis in dieser Gegend ausgerechnet auf C. vagus spezialisiert hat, ist mir ein RĂ€tsel. Es gibt harmlosere Gegner, aber diese sind auch als Beute kleiner !

1. Ein furchterregender Gegner: Callilepis cf. nocturna
Bild

2. Ein kleineres Exemplar der gleichen Art:
Bild

3. Zur Erinnerung: Das ist die Gegnerin, sieht auch nicht gerade wie ein Kuscheltier aus:
Bild

4. Eine Major-Arbeiterin in Verteidigungsposition:
Bild

5. Die Spinne zieht ein gelĂ€hmtes Opfer in einen Spalt, dabei wird die Ameise immer auf den RĂŒcken gedreht! Hier kann man gut den GrĂ¶ĂŸenunterschied erkennen.
Bild

6. Ein etwas anders gefÀrbtes Exemplar zieht ein anderes Opfer:
Bild

7. Das Nachschauen in den Spalt hilft der gelÀhmten Schwester nicht mehr:
Bild

8. Das ist ein Nest der Spinnen, es gibt ein wenig Gespinst und die bereits ausgesaugte Ameise ist auch eingesponnen. Eine kleine Plagiolepis vindobonensis schaut vorbei, ob es noch was zu verwerten gibt. Sie ist viel zu klein und hat von der Spinne nichts zu befĂŒrchten.
Dieses Nest lag ĂŒbrigens unter einem Stein in unmittelbarer NĂ€he des C. vagus-Nestes!
Bild
Kein schöner Anblick zum Schluss, ich weiß, aber trotzdem ein schönes Osterfest dem Team, allen Mitgliedern und Lesern wĂŒnscht Boro!



birdeater
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#7 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von birdeater » 16. Januar 2010, 19:13

Nur sehr wenige Tiere haben sich auf Ameisen als Beute spezialisiert, außer den Ameisenlöwen eigentlich nur noch die Spinnen der Gattung Callilepis (Fam. Gnaphosidae) und Zodarion (Fam. Zodariidae) und der GrĂŒnspecht.


Es gibt weit mehr Spinnen, welche sich auf Ameisen spezialisiert haben. So gibt es noch einige Springspinnen-Arten, und insbesondere denke ich noch an die Gattung Micaria.

Aufgrund der NÀhe zu meiner Wohnung war es mir möglich, vergangenes Jahr Micaria subopaca - eine arboricole Art hÀufiger zu beobachten. Auch diese hat sich auf Ameisen spezialisiert.

LG Guido



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#8 AW: Camponotus vagus vs. Callilepis cf. nocturna - Fotobericht

Beitrag von Boro » 16. Januar 2010, 21:39

SEIFERT, 2007 (Die Ameisen Mittel- u. Nordeuropas) erwÀhnt als AmeisenjÀger die Kugelspinne Dipoena tristis, Spinnen der Gattung Zodarion (Z. germanicum), dann eben Callilepis (C. nocturna und C. schuszteri).
Die Kugelspinne habe ich selbst schon bei der Ameisenjagd sehen können. Micaria sp. ist bei uns im Garten und am Haus immer wieder anzutreffen, aber ich wusste bisher nicht, dass sie auch Jagd auf Ameisen macht.
L.G.Boro



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