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Coptoformica: Gesucht und gefunden!

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Boro
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#1 Coptoformica: Gesucht und gefunden!

Beitrag von Boro » 19. Juli 2011, 15:39

Bei uns in Kärnten/Österr. soll es lt. Artenliste 2 Coptoformica-Arten geben:
Formica (Coptoformica) exsecta und F. pressilabris. Letztere dürfte aber eine Fehlbestimmung sein u. wurde meines Wissens zuletzt nicht bestätigt.
Jedenfalls handelt es sich um Arten, die bei uns ausschließlich im Gebirge leben, in anderen Regionen Mitteleuropas gibt es auch Vorkommen im Flachland.
Also, auf ins Gebirge, an den Südrand Kärntens: Die Koschuta (Teil der Karawanken) , ein langgezogener Gebirgsrücken, der auf seinem Grat die Grenze zu Slowenien aufweist. Der Gebirgszug der Karawanken gehört nebenbei nicht mehr zu den Ostalpen, sondern den Dinariden (Südalpen), voneinander durch die Periadriatische Naht getrennt, einem tiefen Riss im Gebirgssystem, der auch Tiefengesteine freigibt (z. B. Porphyr in Südtirol) und eine Erdbebenlinie darstellt (Atomkraftwerk Krsko an der Grenze SLO/HR lässt grüßen......) Ein bisschen Geologie kann nicht schaden!
1. Gegenlichtaufnahme, daher etwas "milchig". Vorne die etwas verbuschte Alm (1100-1300m), im Hintergrund die Koschuta (über 2000m hoch).
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2. So sehen die zahlreichen, aber immer sehr vertreut und einzeln vorkommenden Nester aus: 20-30cm hohe kuppelförmige Hügel aus feinen Gras-, Stroh- u. Blätterresten, recht stabil gebaut. Keine Polydomie!
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3. Da haben wir sie! Die Qualität der Bilder ist nicht zufriedenstellend, einerseits verleiht der bunte Untergrund einen gewissen "Tarnungseffekt" und andererseits sind die Biesterchen unglaublich agil. Nicht einmal mit Honig konnte ich sie mehr als 2 Sek. ruhigstellen! Coptoformica sp. kann nicht mit Formica s. str. verwechselt werden:
a. Sie sind praktisch monomorph und überraschend klein (6-7mm, etwa wie unsere Serviformica cunicularia/rufibarbis)
b. Der Thorax ist ähnlich wie bei F. truncorum oft vollk. rot
c. Der Kopfhinterrand ist deutlich eingebuchtet, die abgerundeten Occipitalecken sind stets hervortretend.
Die Aggressivität ist allerdings die gleiche wie bei den großen Geschwistern!
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4. Und noch etwas ist mir aufgefallen: Die 2 Kasten zeigen sehr häufig mehr od. weniger ausgepägte Aufwölbungen im Bereich der Wangen, dazu habe ich weder einen Kommentar bei SEIFERT, noch bei STITZ od. KUTTER gefunden! Seht selbst:
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5. Hier hab ich das ein wenig gekennzeichnet. Sollte es noch zusätzlichen Raum für die Kaumuskulatur schaffen od. für eine Drüse?
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6. Hier für ein Foto in die Box ausgeliehen. Wahnsinn! Ich musste elends lange warten für 1 Sek. Stillhalten:
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7. Und hier eine Gyne: Beachtet die außergewöhnliche Kopfform (Occipitalecken) u. auch hier die starken Ausbuchtungen (od. Beulen?) im Bereich der Wangen!
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8. Frontalansicht. Die Kopfform deutet jedenfalls auf eine hohe Beißkraft der Mandibeln hin!
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9. Laterale (seitliche) Ansicht! Die Gynen sind klein, etwa 8mm lang, also deutlich kleiner als die Gynen der Verwandtschaft (Formica s. str. od. Serviformica) und von "zarter" Gestalt. Lt. Literatur gründet diese Art vorwiegend bei Formica fusca (F. lemani?). Im gesamten Revier konnte ich nur diese schwarzen Hilfsameisen entdecken, kein einziges Nest der "bunten" Serviformica-Arten. Der farbliche Gesamteindruck der Gynen ist im Gegensatz zu den Arbeiterinnen dunkel/schwarz. Rote Farbelemente zeigen Mandibeln, Pronotum-Unterrand, Propodeum/Petiolus und Schenkel.
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10. Noch ein Blick auf die nimmermüde Gyne. Die Exkursion hat sich jedenfalls gelohnt!
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L.G.Boro



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kaputtinhollywood
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#2 AW: Coptoformica: Gesucht und gefunden!

Beitrag von kaputtinhollywood » 19. Juli 2011, 23:26

Super Sache.
Schöne Fotos, obwohl du sie für nicht zufriedenstellend hälst. Ich freu mich jedenfalls sehr über sie.

Wenn es schaffe, werde ich mich noch diesen Sommer auf die Suche nach F. forsslundi machen, von denen es im äußersten Nordeutschland eine stabile Population gibt.
Hier die Dissertation von Uwe Sörensen zur "Ökologie der Kerbameise Formica forsslundi";
http://www.ameisenforum.de/PDFPDF-Datei



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Boro
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#3 AW: Coptoformica: Gesucht und gefunden!

Beitrag von Boro » 5. September 2012, 16:42

Ende August 2012: Exkursion zu "meinen" Coptoformica exsecta!

Die Alm wurde in der Zwischenzeit geschwendet, daher konnte ich die bekannten Nester vom Vorjahr nicht mehr zuordnen. Erstaunlich, wie klein diese Insekten sind:
1. 6 mm Länge! Größenunterschiede innerhalb einer Nestpopulation sind kaum vorhanden. Die Aggressivität ist aber durchaus mit jener v. anderen Waldameisen vergleichbar.
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2. Diesmal gibts auch ein Foto der Sklavenart, die hier ausgesprochen häufig vorkommt. Nach subjektiven Betrachtungsmerkmalen halte ich sie ganz einfach für F. fusca. F. lemani wäre in der Höhenlage auch möglich, aber im Gelände kann man die Arten nicht unterscheiden.
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3. Nach wie vor beschäftigt mich die Kopfform (abgesehen v. den Occipitalecken) mit teilw. sehr ausgeprägten Wangen: In der Bildmitte sieht man sie an 3 Individuen mehr od. weniger deutlich: Sie scheinen leicht erhaben und sind im Gegensatz zur restlichen Frontseite d. Kopfes deutlich glänzend.
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4. Hier eine Detailvergrößerung. Das vordere (untere) Exemplar zeigt leicht konkave Seitenkonturen, wobei die Kopfbreite im Bereich der Augenmitte am größten zu sein scheint. Von den Augen abwärts ist diese Krümmung minimal und erst kurz vor dem Ansatz der Mandibeln deutlicher.
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5. Hier noch ein schönes Bild zum Abschluss:
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