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Freiland-Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, Ausflüge, Schnappschüsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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Boro
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#1 Freiland-Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 13. Mai 2011, 22:14

Ausgehend von der Mitteilung, dass Camponotus lateralis gestern in Klagenfurt geschwärmt ist(http://www.ameisenforum.de/europ-ische- ... 1-a-4.html ) muss ich einige Erläuterungen anfügen:
Nach dem heutigen Stand der Forschung gilt Camponotus lateralis in Mitteleuropa als nicht dauerhaft ansässig. Seit einiger Zeit gibt es hin und wieder Meldungen betreffend die Einschleppung dieser Art aus dem Mittelmeerraum. Inwieweit diese Populationen auf Dauer überlebensfähig sind (waren), dürfte infolge Mangels an gesicherten Daten nicht bekannt sein.
Im vorigen Jahrhundert vertraten verschiedene Fachleute die Ansicht, dass C. lateralis in Teilen Österreichs und Süddeutschlands heimisch wäre. Für Kärnten wurde diese Ansicht z. B. v. W. GOETSCH und E. HÖLZEL vertreten. Inzwischen geht man davon aus, dass es sich bei entsprechenden Funden um Camponotus piceus gehandelt haben dürfte, dass also praktisch eine Verwechslung vorliege.
Eine vorübergehende Ansiedlung ist aber hier auch nicht gänzlich auszuschließen: C. lateralis kommt in den Tälern der Südalpen vor (Tessin über Südtirol bis Friaul). 30km von unserer Südgrenze entfernt treten in Fraul mediterrane Arten auf, eine Einwehung etwa schwärmender Geschlechtstiere gilt als sehr wahrscheinlich (Prenolepis nitens wurde in 2000m Höhe (!!) in der Kreuzeckgruppe gefunden). Mein inzwischen verschollener Fund von Pyramica argiola könnte auf dem "Luftweg" oder auch auf dem Landwege zu uns gelangt sein.
Die größte Hürde für mediterrane Zuwanderer bei Tieren und Pflanzen sind die winterlichen Verhältnisse in Mitteleuropa. Ein strenger Winter beendet in der Regel das zeitweilige Überleben solcher Einwanderer.
Für ein Experiment in diesem Sinne eignet sich kein Winter besser als jener im Klagenfurter Becken (Kärnten), der die warmen und sonnenreichen Sommer rasch vergessen lässt. Mit einer Jänner-Durchschnittstemperatur von -4° und gut 30 Eistagen (Tage an denen ununterbrochen Frost herrscht) stehen wir auf Grund der Temperaturinversion und der absoluten winterlichen Windarmut ziemlich einsam in Mitteleuropa da.
Die verschiedenen Berichte gerade der oben genannten Forscher haben jedenfalls meinen "Tatendrang" beflügelt: Seit vorigem Jahr läuft ein Versuch, der die Überlebensfähigkeit v. C. lateralis auf die Probe stellen soll. Mit einer Gyne aus Istrien habe ich ein Volk herangezogen, das seit einem Jahr im Freien lebt, in einem morschen Holzstamm, wie es sich für eine stark arboricole Art gehört.
Bevor jetzt einige den mahnenden Finger heben, muss ich gleich vorwegschicken, dass ich mich mit der Art recht intensiv beschäftigt und ihre Biologie sowohl in Istrien als auch in Südtirol studiert habe. Die Art ist nirgends häufig, bildet nur kleine Völker aus, ist in keiner Weise invasiv und lebt ein recht unscheinbares Leben. Meine diesbezügliche Befassung mit der Art ist im Forum weitgehend dokumentiert:
http://www.ameisenforum.de/einheimische ... fotos.html
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 28748.html
http://www.ameisenforum.de/neues-aus-me ... 37279.html
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 32571.html
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 34311.html
http://www.ameisenforum.de/artbeschreib ... 30986.html
Nun zum eigentlichen Programm:
1. Das Nest befindet sich in einem etwa 60cm langen Holzstamm mit einem Durchmesser von etwa 14cm. Kurz nach der Freisetzung ist eine Horde großer und untypisch aggressiver Formica fusca ebenfalls in das Holz eingezogen. Nach anfänglichen feindlichen Begegnungen der 2 Arten herrscht jetzt eine Art von Burgfrieden mit gegenseitigem Respekt vor. Im Februar, als der Winter nicht enden wollte, bekam ich ein schlechtes Gewissen und wollte den Stamm in mein Gewächshaus schaffen. Dieser Versuch scheiterte, der Stamm ist zerbrochen und ich sah die fast bewegungslosen (gefrorenen) C. lateralis im unteren Bereich des Holzes. Bevor alles zerstört worden wäre, setzte ich den losen Holzteil wieder vorsichtig auf und ließ alles beim Alten.
2. Habitat: Recht naturbelassene Gartenecke mit sehr guter Besonnung in der warmen Jahreszeit, aber Abschattung im Winter. Unmittelbar daneben befindet sich eine Mannaesche (Fraxinus ornus), deren Läusekulturen sich als Hauptnahrungsquelle für mehrere Ameisenarten bewähren (C. lateralis, weniger F. fusca, die gefährliche Lasius emarginatus, eine weitere dunkle Lasiusart und Dolichoderus quadripunctatus). Insgesamt ist das Habitat durch zahlreiche Ameisenarten überbelegt und die Nahrungsbasis daher eher knapp bemessen. Eine sporadische Fütterung erscheint wegen der stets fluchtbereiten Verhaltensweise schwierig. In 1,5m Entfernung gibt es eine Gartenhecke aus verschiedenen Sträuchern von "anno dazumal". Die Ernährung v. C. lateralis erfolgt aber vorwiegend durch Trophobiose u. Auflecken v. abgespritztem Honigtau, eine Eigenheit, die auch auf andere arboricole Arten zutrifft. Insekten werden nicht aktiv gejagt, sondern nur kleine Aasstückchen ins Nest geschafft.
3.Aktivität: Das Erscheinen der ersten Arbeiterinnen im März hat mich gefreut und positiv überrascht. C. lateralis zeigte sich aktiver als meine inzwischen 3 C. piceus-Populationen. Vor 2 Tagen bemerkte ich eine einsame Gyne auf einem Grashalm sitzend. Ich wusste, was bald bevorstehen würde: Gestern war das große Schwärmen, einige Dutzend Gynen und etwas mehr Männchen erschienen schon ab 10 Uhr auf der Nestoberfläche, nach 11 Uhr war es dann so weit! Von der relativ großen Anzahl an Geschlechtstieren war ich jedenfalls angenehm überrascht. Das Schwärmen fand nur gestern statt, heute war bei ähnlichen Wetterbedingungen kein Geschlechtstier zu sehen.
4. Vorläufiges Ergebnis: Die Population hat den langen Winter gut überstanden, die überwinternden Geschlechttiere waren zahlreich vorhanden und machten einen normalen, gesunden Eindruck. Ein Winter, sei kein Winter, sagt man. Ein ständiges Überleben ist durch ein Ergebnis keineswegs gesichert, eine Bestandbildung der Art sehr unsicher, auch wegen der "gepflegten" Monokultur-Gartenlandschaft in der Umgebung.

Nun folgen noch ein paar Bilder:
1. Vor 10 Uhr (19°) erschienen erste Geschlechtstiere, v. Arbeiterinnen bewacht:
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2. Langsam werden es mehr:
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3. Noch fehlt die Parole zum allg. Aufbruch:
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4. Einfach schön - in Großaufnahme!
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5. Von der anderen Seite:
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6. Zum Vergleich: Eine C. piceus-Gyne:
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7. "Kopfüber" spielt bei Insekten keine Rolle:
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8. Die rote Zeichnung am Kopf und ein roter Fleck am lateralen Thorax ergeben auf den ersten Blick den Unterschied zur "Schwesternart" C. piceus:
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#2 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 8. September 2011, 15:13

Update zu C. lateralis:

Seit dem Schwärmen Mitte Mai steht das Nest unter häufiger Kontrolle. Leider wurde es bald darauf von einem Specht heimgesucht und ein Teil der Brut und etliche Insekten wurden sicher gefressen. Ich hatte schon die Befürchtung, dass auch die Königin daran glauben musste, aber dieser Fall ist scheinbar nicht eingetreten. Seither schützt ein Zaungeflecht das Nest.
Konflikte mit den vor Ort vorkommenden Ameisen konnten nicht festgestellt werden. Mit Formica fusca herrscht "Burgfriede", sprich gegenseitiger Respekt. Mit den anderen Species ( Dolichoderus quadripunctatus, F. cunicularia, Lasius niger, Tapinoma cf. erraticum, Temnothorax unifasciatus, Temnothorax sordidulus, Myrmica sp., Solenopsis fugax) konnten keine Unverträglichkeiten festgestellt werden. Allein Lasius emarginatus musste ich "absiedeln", die hätten gefährlich werden können.
Die "Hohlrückige Holzameise" wie sie wegen der tiefen Einsattelung zw. Mesonotum und Propodeum genannt wird (vgl. http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/28748-kleine-mitteleurop-camponotus-arten-fotobericht-2.html#post301502) ist eine sehr friedliche und stets fluchtbereite Art. Die Ernährung erfolgt ganz vorwiegend durch Trophobiose. Eine aktive Jagd auf Beutetiere ist unvorstellbar, es werden aber hin und wieder kleine Stücke von Aas eingetragen. Das Rekrutieren für eine besonders attraktive Nahrungsquelle kommt eher selten vor.
Wegen der zu hohen Nestdichte verschiedener Arten wird hin und wieder zugefüttert:
1. Hier steigen die Ameisen über die Stängel einer abgefressenen süßen Traube. Zusätzlich gibt´s Ahornsirup:
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2. Es furagieren fast nur die Minor-Arbeiterinnen (4mm). Links, am etwas größeren Tier erkennt man schön den "Hohlrücken":
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3. Das Füttern dieser Art ist nicht leicht. Zuerst reagieren sie "skeptisch" und weichen der ungewohnten Nahrung aus. Wenn dann eine Ameise alles für "gut" befunden hat, finden sich auch andere Geschwister ein:
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Robert P.
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#3 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Robert P. » 22. Februar 2012, 21:16

Hi Boro,

einfach geniale Fotos! Ich hoffe ich werde es dieses Jahr schaffen auch mal sowas fotografisch festzuhalten.

Welches Equipment benutzt Du? Ist das freihand oder mit Stativ gemacht?

LG, Robert



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Boro
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#4 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 26. März 2012, 16:59

Winter gut überstanden!
Der erste Unsicherheitsfaktor bei der Ansiedelung dieser Art bestand in der Kälteresistenz der Insekten. Es war nicht klar, ob sie unsere kalten Winter mit einer Winterruhe von Okt. bis März überstehen würden, zumal sie sich nicht in tiefere Bereiches des Erdreichs unter dem Holznest zurückziehen, sondern nur an den unteren Rand des Holzstammes. Der Nestbereich ist aber während des Winters mit einer natürlichen Laubdecke in einer Höhe von 5 - 10cm abgedeckt, die nach der Kälte von mir beseitigt wird. Diese Abdeckung war in diesem Winter sicher von Vorteil, weil nur vorübergehend eine dünne Schneedecke vorhanden war und Kahlfröste bekanntlich in tiefere Erdschichten reichen. Zur fast völlig fehlenden Schneedecke kam die Trockenheit, in den meteorologischen Wintermonaten Dez./Jänn./Febr. gibt es ein Defizit von 70 % des Niederschlages. Das Holznest ist vollkommen ausgetrocknet, es war fraglich, welche Folgen das für die kleine Ameisenkolonie haben würde.

Bisher wurden 2 Winter mit folgenden Monatsmitteln der 3 genannten Wintermonate überstanden (Werte in Celsius-Graden):
Dez. 2010: -4,0° / Dez. 2011: -1,0°
Jan. 2011: -3,3° / Jan. 2012: -2,5°
Feb. 2011: -0,7° / Feb. 2012: -4,0°

Die Temperaturminima betrugen im Winter 2010/11 -15,2° (Dezember 2010) und im Winter 2011/12 -15,4° (Februar 2012). Es handelt sich um einigermaßen "normale" Winter, alle 3 Monate der Mittelwerte sind im Minusbereich, das entspricht der Regel. Es sind kalte Winter, wie sie in den Ebenen u. Tiefländern Ostösterreichs oder der Norddeutschen Tiefebene bzw. des Rheinlandes nicht auftreten. Daraus kann man ableiten, dass eine Art, die bei uns den Winter überlebt, diesen im restlichen Mitteleuropa ebenfalls überleben würde.
Hinzufügen muss man noch, dass die Werte vom Flugplatz Klagenfurt stammen (447m, 14°20' geogr. L./ 46°39' geogr. Br.), dort lauten die Mittelwerte für den statist. Zeitraum 1971-2000 für Dez./Jan./Feb. -2,7°, -4,0°, -1,4°. Infolge des Stadtklimas muss man davon ausgehen, dass die Werte im verbauten Bereich um ein paar Zehntelgrade höher anzusetzen sind.
Der zweite Unsicherheitsfaktor bestand in der Interaktion mit den hier ansässigen Arten. Nach wie vor wohnen sie mit großen Formica fusca im gleichen Holzstamm. Ein immer noch vorhandenes Nest v. Lasius emarginatus stellt weiterhin für alle "Nachbarn" eine Gefahr dar.
Es erfolgten bereits die ersten Fütterungen: 1 Heimchen wurde nicht an Ort und Stelle zerlegt, sondern in eher unüblicher Weise gemeinsam in das Nest gezerrt. Anlass für diese Vorgangsweise war sicher die Nähe einiger Lasius emarginatus. Hier sehen wir 2 dieser schönen Ameisen bei der Tränke (Ahornsirup):
Bild

Hier stelle ich noch ein Bild der Mitbewohner v. C. lateralis ein:
Große (Arb. zw. 7mm u. 8mm) und aggressive Formica fusca, mit denen aber ein "Nichtangriffspakt" herrscht!
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#5 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 29. April 2012, 16:43

Große Freude!
Heute, am 29. April hat Camponotus lateralis geschwärmt. Ab 10 Uhr flogen etliche Männchen ab, dann folgten nach und nach die Weibchen. Mit dem Vorhandensein der Weibchen wurde der Nachweis erbracht, dass die Gyne die Specht-Attacke im vorigen Jahr doch überlebt hat. Ich dachte damals schon, dass der Vogel nicht nur die Brut, sondern auch die Ameisen weitgehnd vertilgt hätte.
Das Schwärmen erfolgte in diesem Jahr fast 14 Tage früher als 2011, damals schwärmte C. lateralis am 12. 5. Das Schwärmen im Frühjahr wird auch bei SEIFERT, S. 268 erwähnt (Monat April für das Tessin/CH). Zur gleichen Zeit gab es auch bei benachbarten Camponotus piceus Vorbereitungen zum Schwärmen (http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/47135-fast-synchrones-schw-rmen-bei-c-lateralis-u-c-piceus.html).
Noch rasch ein paar Bilder:
1. Gyne vor dem Abflug:
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2. Diese Tiere sind (subjektiv gesehen) einfach schön: Körperbau, Farbe....
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3. Was mich draußen wohl erwartet?
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#6 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 3. Mai 2012, 16:42

Tag der Freude!
Heute habe ich durch Zufall ein zweites Nest v. Camponotus lateralis entdeckt! Es gibt nur 2 Möglichkeiten der Entstehung:
1. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist mein Experiment-Nest (ab jetzt: Nest I) das einzige in der Region. Demnach kann das zweite Nest nur nach dem Schwärmen der Art im Vorjahr und durch Gründung einer begatteten Gyne entstanden sein. In diesem Fall muss Inzucht vorliegen.
2. Entstehung durch Abspaltung von Nest 1 mit einer begatteten Gyne (ebenfalls Inzucht). Dieser Vorgang ist nicht unwahrscheinlich, weil auch bei meinen Camponotus piceus aus einem Nest inzwischen 2 getrennte Nester entstanden sind, wobei ich die Abwanderung der 2. Gyne mit einem Teil des Volkes mitverfolgen konnte. Für diese Variante spricht auch das Vorhandensein von Geschlechtstieren in Nest II und die geringe Distanz beider Nester von nur 1m.
Entdeckt habe ich das Nest nur durch das Austreten und Schwärmen von Geschlechtstieren heute am Vormittag. Es hat nur einen Eingang mit einem Durchmesser von etwa 3mm in einem Stück Totholz. Dieses wurde schon vor einigen Jahren mit 2 anderen Blöcken am Steingarten ausgelegt, um solitäre Wildbienen anzulocken. Dafür wurden mit der Bohrmaschine mehrere Löcher gebohrt und tatsächlich später auch benützt. Jetzt gibt es eben andere Bewohner. Ich stelle gerade fest, dass vermutlich auch Dolichoderus quadripunctatus in das Holz einzieht, bei uns bereits die "Allerwelts-Ameise" schlechthin u. vollkommen harmlos!
Aber es gibt eine Gefahr: Lasius emarginatus, die "Kriegerin" unter den Ameisen schlechthin. Davon gibt es im Steingarten derzeit 2 Nester.

1. Abb.: Steingarten mit Holzblöcken, mit einer Teerpappe gegen zu rasche Verwitterung geschützt. Daneben ein Gitter, das kommt jetzt auf die Vorderseite, als Schutz gegen die Spechte, die besonderen Appetit auf meine Ameisen zu haben scheinen. Die Betondeckel sind die alte Abdeckung eines Brunnens, der seit fast 100 Jahren nicht mehr in Betrieb ist.
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2. Abb.: Geschlechtstiere zwängen sich aus dem Eingangsloch
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3. Abb.: 2 Bewacherinnen sichern das Gelände
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4. Abb.: Auch eine Gyne ist zu sehen, als Beweis für ein voll funktionierendes Nest.
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#7 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 2. Juni 2012, 22:26

Tag der Ãœberraschung!
Schon seit einigen Tagen hatte ich die Vermutung, dass zwischen Nest Camponotus lateralis I und Nest C. lateralis II ein direkter Kontakt besteht.
1. Möglichkeit: Ich hatte oben schon die Vermutung geäußert, dass das erst im Mai 2012 entdeckte Nest II möglicherweise durch Abspaltung als Zweignest von Nest I entstanden sein kann. Beim Schwärmen sind alle Geschlechtstiere abgeflogen, eine Begattung am Boden konnte nicht beobachtet werden. Da es in der weiteren Umgebung sicher kein zweites Nest der Art gibt, muss Inzucht vorliegen, ganz gleich, ob eine begattete Gyne wieder hier gelandet ist oder das Nest durch Abwanderung einer weiteren Gyne mit einigen Arbeitern von Nest I gegründet wurde. In diesem Fall muss man aber davon ausgehen, dass mindestens 2 begattete Gynen im Nest vorhanden waren. Ob die Adoption einer weiteren begatteten Gyne in einem bestehenden Nest der Art vorkommt, ist nicht bekannt. Faktum ist aber, dass ich bei der sehr nahe verwandten Art Camponotus piceus (wie bereits oben angedeutet) die Gründung eines zweiten Nestes durch Abspaltung - also durch Auszug einer Gyne mit einem Teil der Arbeiterinnen - selbst beobachten konnte. Beide Nester produzieren nun Geschlechtstiere u. Arbeiterinnen, was beweist, dass jeweils mindesten 1 begattete Gyne im Nest vorhanden sein muss.
Warum soll bei Camponotus lateralis die 2. Nestgründung nicht in gleicher Weise vor sich gegangen sein?
Ein Indiz für diese Annahme konnte ich heute feststellen: C. lateralis-Arbeiterinnen aus Nest II liefen durch längere Zeit immer mit vollem Kropf zu Nest I. Es besteht demnach eindeutig ein reger Kontakt zwischen den Nestern.
Warum aber die Arbeiterinnen mit vollem Kropf das Nest II (in das sie zuvor von einer Läusekolonie zurückgekehrt waren) wieder verlassen und zu Nest 1 laufen und dort (zumindest zum Teil) ihre Nahrung los werden (beim Rückweg war der Kropf nicht sichtbar gefüllt) ist mir ein Rätsel. Hier konnte ich eine der "Wanderinnen" von Nest II zu Nest I fotografieren:
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2. Eine weitere Denkvariante wäre noch möglich: Es ist bei C. lateralis anders als bei C. piceus: Es besteht Polydomie, die Königin sitzt in Nest I und das Nest II ist nur eine Filiale des Hauptnestes (heute nachgemessen: Abstand d. Nester 1,3 m). In diesem Fall müsste aber Brut (einschließlich Geschlechtstierbrut) in diesem Frühjahr (von mir unbemerkt) in die Filiale transportiert worden sein, weil es ja dort ebenfalls zum Schwärmen kam (siehe Bilder oben!). Die entscheidende Frage bleibt vorerst offen:Ist bei Camponotus lateralis Polydomie möglich oder jemals beobachtet bzw. nachgewiesen worden?.
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#8 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 9. Juni 2012, 11:21

Neue Meldung v. Nest Camponotus lateralis II
Gestern konnte ich erstmals rege Bautätigkeit in diesem Nest feststellen: Arbeiterinnen bringen laufend Aushubmaterial nach außen; das spricht für ein vitales Nest mit guter Brutentwicklung!
1. Hier lässt eine Arbeiterin gerade ein Paket Holzspäne fallen:
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2 Immer der Reihe nach...
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