Hier kommt Alles rein, rund um meine Berichte, viel Spaß, Hoffer!

Bericht: Aus dem Leben zweier Amazonenvölker

Hi!

Ich habe deinen Bericht, ohne deine Antwort abzuwarten (hast die PN wohl nicht mehr gelesen), in den Bereich "Haltungserfahrungen & Beobachtungen" verschoben. Im Bereich "Allgemein" würde der sonst zu schnell untergehen. Der Hinweis zum Verschieben bleibt 1 Monat aktiv.

Außerdem habe ich im Diskussionsthread noch einen Link zum Bericht eingefügt. Hoffe, alles zu deiner Zufriedenstellung

Gruß

Hallo Hoffer!
Gratuliere zu deinem Vorhaben. Super, dass du die gefährdete Kolonie ausgraben und in Sicherheit bringen konntest. Das ist ein ähnlich schwieriges Vorhaben, wie damals, als Corsair aus der Südsteiermark die C. vagus-Kolonie aus dem Heizungskeller gerettet und in Sicherheit gebracht hatte [http://www.ameisenforum.de/europ-ische- ... 39789.html).
Bei Polyergus rufescens kommt natürlich noch hinzu, dass sich die Art in der Gefährdungskategorie "Vom Aussterben bedroht" befindet.
Ich hoffe, du bist nicht bös, wenn ich hin und wieder meinen Senf dazugeben werde! Übrigens: Gestern konnte ich bei 3 benachbarten Nestern je einen Raubzug beobachten. Insesamt untersuche ich in diesem Gebiet im Umkreis von etwa 200m sechs
Nester der Art! Das heißt: Zwischen 16:00 und 18:00 häufiger Standortwechsel, wenn gerade bei einem Nest nichts los ist. Da alle Nester ja in der vollen Sonne liegen, ist das bei den Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit!
Ja, was mich noch interessieren würde:
1. Bekommen wir vielleicht auch Bilder zu sehen?
2. Befanden sich in dem Nest noch andere Geschlechtstiere, vielleicht sogar ergatoide Weibchen?? Erstmals seit 15 Jahren(!!!) konnte ich heuer keine derartigen Intermorphen finden. Nebenbei war bei uns heuer die Produktion von Geschlechtstieren verglichen mit anderen Jahren sehr schwach!! Warum weiß ich nicht!
L.G.Boro

Hallo Hoffer,
ich finde deine vergangenes und zukünftiges Vorhaben auch sehr spannend - und freue mich schon entsprechend auf die Bilder.
Vielleicht magst du noch etwas ausführlicher beschreiben, wie du die Tiere eingesammelt hast, ohne dass sie alle gleich wieder entfleuchen - oder erledigt sich das mit den nachgereichten Fotos von selbst?

@ Streaker87- Danke!

@ Boro- Ja, Bilder kommen natürlich auch noch, allerdings hatte ich dafür noch keine Zeit, mal sehen ob ich heute noch was zusammenbringe...
Ich habe sie leider nicht gezählt, aber ich schätze so an die 20 Gynen und etwa doppelt so viele Drohnen habe ich mit umgesiedelt. Ergatoide waren nicht dabei.

@ DermitderMeise- Ich hoffe, dass sich das mit den Bildern erledigt, wenn nicht und du noch fragen hast, werde ich das gerne ergänzen.

LG Hoffer.

Hallo Hoffer!
Kurz drei Dinge:
1. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ein gemischtes Polyergus-Volk nach einem Raubzug als Ganzes in das zuvor überfallene Nest eingezogen. Das wäre der erste aus der Literatur bekannte Fall, soviel ich weiß. Auch bei meinen über 200 Beobachtungen v. Raubzügen ist das nie ansatzweise vorgekommen. In der Regel wird das überfallene Nest mit der geraubten Brut rasch verlassen und möglicherweise danach ein zweites Mal geplündert. So eine doppelte (mitunter mehrfache) Plünderung kann auch einmal 1 Stunde andauern. Hast du tatsächlich beobachtet, dass das (gemischte) Polyergus-Volk mit seinen Hilfsameisen, der eigenen Brut und der Königin in das überfallene Nest gesiedelt ist?
2. Umgang der Hilfsameisen mit Amazonen: Die (eigenen) Hilfsameisen neigen mitunter dazu, die herumlaufenden Amazonen etwas unsanft zu packen, auch in das eigene Nest zurückzutragen. Vor allem wenn die Amazonen von einem Raubzug heimkehren und nach diversen Streitereien und Kämpfen mit Gift der Verteidigerinnen bespritzt wurden, kommt es nicht selten vor, dass die eigenen Hilfsameisen aggressiv gegen die Amazonen vorgehen. Das sind aber eher Einzelfälle.
Wenn sich die Amazone dabei passiv verhält od. für den Transport einrollt, ist das der Beweis, dass die Vertreterinnen beider Gattungen zum selben Nest gehören.
Mit den Verteidigerinnen der Zielnester (vor allem rufibarbis/clara) kann es zu brutalen Kämpfen kommen, wobei die Amazonen die Vernichtungsstrategie anwenden - sofern sie nicht selbst vertrieben werden.
3. Schade, dass das Bild der Königin nicht schärfer ist! Das sind wunderschöne Tiere mit der in der heimischen Ameisenfauna einzigartigen Alarm-Färbung, die immer erst mit der Eiablage beginnend eingenommen wird. Warum dieser ungewöhnliche Farbwechsel eintritt, ist in der einschlägigen Literatur nicht behandelt!).
Da die Ergatogynen diese Farbe von Anfang an besitzen, besteht die Möglichkeit, dass es sich bei diesen Morphen um eierlegende Individuen handelt, deren Eier als Nahrung dienen.
L.G.Boro

Hi
Eine sehr lobenswerte Aktion.
Die Ameisen werden dir danken .
Bilder vom Umzug plus Ausgrabungen wären natürlich auch noch sehr interessant.
Hoffe mal das die Kolonie weiterhin besteht.
MfG Nils

@Boro:
Das Ganze hat sich so abgespielt. Am zweiten Tag nach ihrer Aussetzung mit den Boxen haben die Hilfsameisen begonnen ein neues Nest anzulegen und es wurde auch schon eifrig begonnen mit der Umsiedelung von den Boxen raus ins neue Nest. Als ich dann am Abend nach der Arbeit zum Nest hinkam fand gerade ein Raubzug der Amazonen statt. Das überfallene Nest war ca. 3m von ihrem eigenen neuen Nest entfernt. Von diesem Raubzug stammen auch die zwei Fotos, die ich in meinem Bericht eingfügt habe. Die Amazonen haben das überfallene Nest komplett leergeräumt, überall auf den umliegenden Gräsern saßen die geflüchteten Bewohner. Es war auch für mich ein untypischer Überfall, denn normal läuft es fast wie eine "Kommandoaktion" ab, schnell hin und schnell wieder zurück. Dieser Überfall dauerte viel länger, es war fast wie eine Amazonenstrasse. Während einige mit ihrer Beute auf dem Rückweg waren, trafen immer Neuankömmlinge am überfallenen Nest ein und verschwanden darin. Das Ganze dauerte bestimmt eine halbe Stunde. Das von den Hilfsameisen neu angelegte Nest quoll förmlich über mit geraubten Puppen und Larven, es war schlichtweg zu klein. Am nächsten Tag war dann die ganze Kolonie sammt Hilfsameisen in das überfallene Nest umgezogen, in dem sie auch heute noch sind und vom Erdauswurf her, haben sie es auch schon ziemlich ausgebaut. Den Umzug selbst habe ich nicht beobachtet (Nacht/während der Arbeit), aber hat 100%-ig stattgefunden!
Das mit dem Herumgezerre an den Amazonen durch die Hilfsameisen dürfte somit geklärt sein, Danke!
Von der Königin habe ich mehrere Fotos gemacht, mal sehen ob ich ein besseres finde, das wird dann natürlich eingefügt.
@n.i.l.s.:
Danke, das hoffe ich auch. Mehr Bilder vom Umzug bzw. Ausgrabungen gibt es leider nicht, sorry.

LG Hoffer.