Aufgrund folgenden Kommentars „Hallo, hier mal wieder ein neues Foto von den Eiern. Sie sehen schon komisch aus... hoffe das ist aber normal so.“ (Autor bleibt unbekannt) bin ich etwas stutzig geworden, was das Wissen ĂŒber die Entwicklung von Ameisen bzw. Insekten im Allgemeinen angeht.
Metamorphosen schön und gut, aber in erster Linie wollte ich auf die ersten Entwicklungswochen der Eier zu sprechen kommen, welche ich persönlich sehr interessant finde, da sie fĂŒr mich neu waren (Zoologie sei Dank...).
NatĂŒrlich habe ich das Forum durchsucht, aber zu meiner Ăberraschung nichts gefunden. Wer nach „Ei, Entwicklung“ sucht, wird sicher nur Antworten wie „4 Wochen, 3 Wochen, etc“ finden. Wie gesagt, es geht mir nicht um die Tage, sondern um den „Mechanismus“ und was sich innen drin abspielt.
Am liebsten hĂ€tte ich selbst etwas dazu verfasst, aber da mir aufgrund der Klausurenphase wenig Zeit zur VerfĂŒgung steht, zitiere ich mal lieber aus meinen BĂŒchern. Und zwar anhand des allbekannten Modellorganismus Drosophila. Obwohl es sich dabei augenscheinlich nicht um eine Ameise handelt, werdet ihr mit Sicherheit das ein oder andere schon mal gehört haben und wieder in Erinnerung rufen können. Den ein oder anderen Satz werde ich noch erklĂ€ren, falls das Buch es nicht schon tut (es ist wirklich sehr gut beschrieben).
FĂŒr die nicht ganz so geduldigen und wissbegierigen habe ich mal den „interessantesten“ Teil hervorgehoben. Viel SpaĂ damit
![LĂ€cheln :)](https://ameisenforum.de/images/smilies/smile.gif)
[quote]Der Entwicklungszyklus von Drosophila (sry, Ăberschriften sind immer fett
![Blinzeln ;)](https://ameisenforum.de/images/smilies/wink.gif)
Fruchtfliegen und andere GliederfĂŒĂler (Arthropoden) sind nach dem Baukastenprinzip konstruiert; sie bestehen aus einer geordneten Reihe von Segmenten. Diese Segmente bilden die Dreigliederung des Körpers in Kopf, Thorax (das Brustsegment, von dem die FlĂŒgel und Beine ausgehen) und Abdomen (Hinterleib).
Wie bei den anderen bilateralsymmetrischen Tieren kann man bei Drosophila zwei Körperachsen unterscheiden: eine vom Kopf (anterior) zum Schwanz (posterior) verlaufende LĂ€ngsachse und eine dorsoventrale (vom RĂŒcken zum Bauch verlaufende) Achse. Die in den unbefruchteten Eiern von Drosophila vorhandenen cytoplasmatischen Determinanten (Zuordnungen) liefern die Positionsinformation, sodass die Lokalisation der beiden Achsen sogar schon vor der Befruchtung feststeht. Nach der Befruchtung wird durch immer genauere Positionsinformationen in immer kleinerem MaĂstab die spezifische Zahl richtig orientierter Segmente festgelegt und schlieĂlich die Bildung der charakteristischen AnhĂ€nge der jeweiligen Segmente induziert (eingeleitet).
[...] Die Eizelle entwickelt sich im mĂŒtterlichen Ovar umgeben von Follikelzellen und Eierstockzellen, die man als NĂ€hrzellen (Trophocyten) bezeichnet. Diese versorgen die Eizelle mit NĂ€hrstoffen und anderen fĂŒr die Entwicklung benötigten Substanzen und bilden die Eischale.
(1) Nach der Befruchtung und Eiablage beginnt die Mitose (Kernteilungsprozess). Die ersten mitotischen Teilungen sind durch zwei bemerkenswerte Eigenschaften gekennzeichnet. Erstens bleibt die Cytoplasmamenge unverĂ€ndert; die ersten zehn sehr rasch erfolgenden Furchungsteilungen bestehen nur aus S- und M-Phasen ohne Wachstum (S-Phase = DNA-Verdopplung, M-Phase = Teilungs-Phase). Zweitens erfolgt keine Cytokinese (Der Zellkern wird zwar verdoppelt, aber es werden keine zwei Zellen gebildet); der frĂŒhe Drosophila-Embryo besteht aus einer mehrkernigen Zelle (anders als bei Wirbeltierembryonen).
(2) Bei der zehnten Kernteilung beginnen die Kerne an die Peripherie des Embryos zu wandern und
(3) bei Teilung 13 bilden sich schlieĂlich Plasmamembranen, welche die rund 6000 Kerne auf separate Zellen aufteilen. Zu diesem Zeitpunkt ist der grundlegende Körperbauplan – einschlieĂlich der Körperachsen und Segmentgrenzen – bereits determiniert, auch wenn dies unter dem Mikroskop noch nicht erkennbar ist. Der Embryo wird durch einen zentralen Dotter ernĂ€hrt und ist weiterhin durch die Eischale geschĂŒtzt.
(4) Durch die nachfolgenden Ereignisse bildet der Embryo deutlich sichtbare Segmente, die aber zu Beginn alle noch sehr Àhnlich aussehen.
(5) AnschlieĂend wandern einige Zellen an neue Positionen, es bilden sich Organe, und aus der Eischale schlĂŒpft ein wurmförmiges Jugendstadium, die Larve oder Made. Drosophila durchlĂ€uft drei Larvenstadien, in denen die Larve Nahrung aufnimmt, wĂ€chst und ihr festes Exoskelett (AuĂenskelett) hĂ€utet.
(6) SchlieĂlich kommt es zur Verpuppung in eine feste PuppenhĂŒlle.
(7) Die Metamorphose, die Verwandlung von der Larve zur adulten Fliege (Imago), erfolgt innerhalb der PuppenhĂŒlle, und anschlieĂend schlĂŒpft die Fliege. Bei adulten Fliegen ist jedes Segment anatomisch unterschiedlich und weist charakteristische KörperanhĂ€nge auf. So trĂ€gt beispielsweise das erste Thoraxsegment (Prothorax) einer adulten Fliege ein Beinpaar, das zweite Thoraxsegment (Mesothorax) ein Beinpaar und ein FlĂŒgelpaar und das dritte Thoraxsegment (Metathorax) ein Beinpaar und ein Paar Schwingkölbchen (Halteren = reduzierte FlĂŒgel).[/quote]
So, das war’s schon. Ich hoffe es hat nicht allzu sehr geschmerzt, dass es nicht 1zu1 von den Ameisen ĂŒbernommen wurde. Hinter den Zahlen (1,...) stecken eigentlich Bilder, die ich euch leider nicht liefern kann, aber da es mir in erster Linie um den markierten Textteil geht, mit der „superfiziellen Furchung" (besondere Art der Teilung, wie oben beschrieben), hĂ€nge ich dafĂŒr noch ein paar Extra-Bilder an:
"Superfizielle Furchung":
"Normale" Furchung:
Um die unterste Teilung gehts:
AuĂerdem noch interessantes Bildmaterial (Wandtafel):
http://www.sammlungen.hu-berlin.de/dokumente/10749/
Und wer's gerne etwas wissenschaftlicher haben möchte (wahrscheinlich Zoologie-Praktikum):
http://www.oberndorfer.net/andy/LAG07/gp1_2007-henn.pdf
GruĂ
Quellen:
„Biologie – Campbell/Reece“ (Die genetischen Grundlagen der Entwicklung, Seite 483,484) + Glossar
[font=Times New Roman]Die ersten zwei Bilder (und andere Furchungstypen): http://www.lukashensel.de/biomain.php?biopage=furchung [/font]
Das dritte Bild: http://www.biologie.uni-hamburg.de/zim/physiologie/pdf/Furchung_Skript.pdf