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Bienen und Ameisen sind passé

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Gast
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#1 Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von Gast » 14. Januar 2011, 11:16

[font=Times New Roman]So lautet die Schlagzeile ĂŒber einem Artikel im DarmstĂ€dter Echo vom 14.01.2011.[/font]
[font=Times New Roman]Es geht um den Fachbereich Biologie der Technischen UniversitÀt Darmstadt. Den Artikel habe ich unten einkopiert, das 2. Bildchen enthÀlt einen kleinen Abschnitt, der unten an dem Haupttext abgeschnitten werden musste. Wahrscheinlich ist der Artikel in wenigen Tagen auch online bei [/font][font=Times New Roman]www.echo-online.de[/font][font=Times New Roman] .[/font]

[font=Times New Roman]Der Artikel ist ziemlich symptomatisch fĂŒr den Wandel, den die Biologie zumindest an einigen deutschen UniversitĂ€ten durchmacht. Andernorts gibt es glĂŒcklicherweise noch Institute, an denen ĂŒber Ameisen, Bienen und andere „Makroorganismen“ sowie Ökosysteme geforscht und gelehrt wird.[/font]
[font=Times New Roman]Auffallend ist allerdings, wie abschĂ€tzig, ja geradezu verĂ€chtlich (mein Eindruck) hier ĂŒber die klassischen Bereiche der Biologie geschrieben wird.[/font]
[font=Times New Roman]Bis vor wenigen Jahren gab es an diesem Fachbereich zwar kleine, aber doch aktive Arbeitsgruppen, die sich eben mit Ameisen bzw. Bienen befasst haben. Sie wurden nicht von C4-Professoren (höchste Gehaltsstufe, beste Ausstattung mit Personal, RĂ€umen und Sachmitteln), sondern von C2-Professoren mit vergleichsweise dĂŒrftiger Ausstattung geleitet. Nach Pensionierung der Stelleninhaber wurden die Stellen nicht mehr, bzw. anders besetzt. Die international anerkannte Forschung dieser kleinen Arbeitsgruppen muss aber doch bei den verbleibenden, etwas jĂŒngeren Kollegen der anderen Fachrichtungen einen dauerhaften Eindruck hinterlassen haben, wenn gerade deren Forschungsobjekte nun in einer triumphierenden Schlagzeile fĂŒr „passĂ©â€œ erklĂ€rt werden.[/font]
[font=Times New Roman]Haben es solche "modernen" Biologen nötig, ihr Selbstbewusstsein derart auf Kosten anderer Forschungsrichtungen der Biologie aufzupolieren?[/font]

[font=Times New Roman]Wer unter den jĂŒngeren Foren-Mitgliedern ein Biologie-Studium anstrebt, und dabei an Tiere, Pflanzen, Ökologie 
 denkt, sollte sich also grĂŒndlich informieren, an welchen UniversitĂ€ten noch die ihn/sie interessierenden Inhalte gelehrt und beforscht werden.[/font]

Merkur
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PHiL
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#2 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von PHiL » 14. Januar 2011, 12:14

Hallo,

das ist natĂŒrlich sehr schade. Es gibt leider nicht sonderlich viele Uni's, an welchen es noch Leute gibt, die sich mit Ameisen beschĂ€ftigen. Ich war letztes Jahr in Köln bei Joachim zu besuch, welcher dort noch in einer Ameisengruppe arbeitet- die sich aber dann bald auflöst, wenn ich das richtig mitbekommen habe.
Ich werde mich nĂ€chstes Jahr fĂŒr eine Uni entschieden, in meiner engeren Auswahl steht zum Beispiel die UniversitĂ€t in Regensburg, wo Prof. Dr. JĂŒrgen Heinze (der bei Herrn Buschinger promoviert hat) tĂ€tig ist. Die haben sogar eine recht informative Onlineseite ĂŒber ihre Arbeit: Forschung - Ameisen
Mal abwarten, was die Zukunft bringt.

GrĂŒĂŸe, Phil



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antsnature
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#3 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von antsnature » 14. Januar 2011, 12:59

Ja symptomatisch ist diese Entwicklung wirklich. Ich hatte noch das GlĂŒck das bei uns an der FU Berlin viele externe Institute wie die BAM oder das Bundesumweltamt mit Insekten arbeiten.

Daneben sind natĂŒrlich die Bienen derzeit noch einigermaßen geachtet. In den nĂ€chsten Jahren sehe ich aber auch in diesen Bereichen schwarz und sie werden wohl zu Gunsten der Protozoologie und Mikrobiologie wegrationalisiert.

Es ist schon interessant das man einen Masterstudiengang BiodiversitÀt anbieten möchte aber ausser Botanik und Protozoologie nichts in dieser Richtung vorzuweisen hat.
Die Forschungssituation in Deutschland ist leider mehr als erschreckend und meiner bisherigen Erfahrung nach gerade in der Zoologie in vielen "Dritte Welt" LĂ€ndern besser als hier.
Man kann nur hoffen das sich bald wieder ein Wandel findet weg von der rein molekularen Laborarbeit hin zu einer interdisziplinÀren Verzweigung mit der klassischen Biologie.

MfG
AntsNature



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Streaker87
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#4 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von Streaker87 » 14. Januar 2011, 13:07

In der UniversitĂ€t OsnabrĂŒck sind die Eusozialen Insekten sicher noch nicht passĂ© und ein vorzeitiges Ende der Forschungen im Bereich Verhaltensbiologie (in der Reihenfolge: Termiten/Ameisen/C. elegans) lĂ€sst sich nicht vorhersagen. Zumal Fr. Dr. Heike Feldhaar mit ihren Ameisen erst seit gut zwei Jahren (Aug 2008) in OsnabrĂŒck aktiv ist (vorher WĂŒrzburg).

Hinzu kommt, dass sie mit Prof. Fr. Dr. Judith Korb (Termiten) das Komitee der IUSSI bildet, welches auch erst die zweite Sitzung abhĂ€lt. Mit vier gesponserten Forschungen stand Fr. Korb unter den Projektleitern in OsnabrĂŒck sogar an der Spitze. Muss natĂŒrlich nichts heißen.

Es lĂ€uft wohl derzeit, Ă€hnlich wie bei der Bundeswehr, auf folgendes hinaus: Abbau ja, dafĂŒr Konzentration der Streit... ForschungskrĂ€fte. Und in OsnabrĂŒck sehe ich einen davon.




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antsnature
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#5 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von antsnature » 14. Januar 2011, 13:19

@Streaker ich denke gegen eine Konzentration von Forschung hat sicher niemand etwas einzuwenden, nur ist es nicht gerade sinnvoll wenn es fĂŒr Entomologie nur zwei LeuchttĂŒrme an den jeweils entgegengesetzten Enden Deutschlands gibt und dazwischen nur Dunkelheit herrscht.



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Ossein
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#6 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von Ossein » 14. Januar 2011, 13:26

Was ich grundsÀtzlich schade finde, ist die offensichtliche Neigung der UniversitÀten sich immer mehr an dem kurz- und mittelfirstigen "Bedarf" der interessierten Industrien zu orientieren: Die Wissenschaft als Quelle des Wissens an sich zu fördern, mit langfristiger oder noch unbestimmter Richtung, ist einfach nicht rentabel genug und damit unmodern.*
Und in Zeiten, in denen alle öffentliche Einrichtungen sich immer mehr dem RentabilitĂ€tsgedanken unterordnen mĂŒssen, wahrscheinlich eine logische Entwicklung - so absolut beklagenswert diese ist und auch hier die Frage stellen lĂ€sst, ob unser Gemeinwesen sich in die richtige Richtung entwickelt!

Wenn die Myremekologen weltweit aber so weiter machen und die Ameisen als forschungswĂŒrdig an und fĂŒr sich so, fĂŒr deutsche Sinne vielleicht, "aggressiv" öffentlichkeitswirksam bewerben - siehe z.B. Alex Wild, Hölldobler/Wilson, Tschinkel, Bolton - könnte das Pendel aber auch bald schon wieder umschlagen. Es bleibt die Hoffnung!

Nur ein paar spontane (solidarische) Gedanken...

*WĂ€hrend aber gerade diese Sparten- und Nischenforscher merkwĂŒrdiger Weise im anglo-amerikanischen Raum einen zumindest besseren Ruf zu haben scheinen, haben sie es doch auch oft schwer finanziert zu werden...



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antsnature
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#7 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von antsnature » 14. Januar 2011, 13:45

@Ossein es ist im anglo- amerikanischen Raum sehr viel leichter Forschungsgelder und Drittmittel zu akreditieren als hier bei uns.

Dies liegt aber vor allem an der leichteren Absetzbarkeit von Stiftungsgeldern und dem grundsĂ€tzlich ganz anderen Status solcher Förderung. Hierbei uns schwappt immer gleich ein schlechter Nachgeschmack mit, wenn etwa VW, Forschungsgelder zur VerfĂŒgung stellt. Diese "Neiddebatte" gibt es halt in anderen LĂ€ndern nicht in diesem Umfang, wie bei uns in Deutschland. Wobei dies leider ein Hausgemachtes Problem ist, wenn man sich zum Beispiel unsere "Lobbykanzlerin" anguckt.



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Raimund
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#8 AW: Bienen und Ameisen sind passé

Beitrag von Raimund » 14. Januar 2011, 15:25

Aus dem Grund habe ich auch nicht (wie gewollt) Biologie studiert, sondern mich fĂŒr Chemie entschieden. ;)


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‘Cause some day we’re goin’ under,
When did we, all fall asleep?
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