Diskussion über kollektive Intelligenz

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Ameisenstephan
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#1 Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Ameisenstephan » 12. April 2011, 19:29

Menschen könnten das nicht. Wenn es heißt "Wir ziehen um, Straßen bauen, Nest suchen" würde jeder anderer Meinung sein und man würde nichts zustande kriegen...
Die kollektive Intelligenz ist schon faszinierend.


(Mod-Anmerkung: Die nachfolgende Diskussion stammt aus dem Thread Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika)


Mfg, Stephan

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Ossein
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#2 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ossein » 12. April 2011, 19:46

Entschuldige bitte, Ameisenstephan, aber die letzten Sätze kann ich beim besten Willen nicht unkommentiert lassen.
Wie meinst Du, sind die doch nicht wenig zahlreichen menschlichen Städte und Dörfer entstanden, die Riesenbauten der Kathedralen und die Tunnelbauten der Minen? Nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Das ist doch das Faszinierende: Die Vergleichbarkeit einer kollektiven Intelligenz mit der einer anderen Spezies.

Wenn wir Menschen diese nicht hätten, würden wir es wohl nicht von den Bäumen in die Steppe geschafft haben...

... und nicht hier über Ameisen diskutieren...

LG, Ossein.



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Ameisenstephan
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#3 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ameisenstephan » 12. April 2011, 20:00

Stimmt nicht!
Ossein
Stell dich mal bitte vor 20 Millionen versammelte Menschen und sag ihnen was sie tun sollen. Selbst wenn se dazu bereit sind, es klappt nicht.
Bei irgendsoeinem Schulseminardingens sollten wir mal als Klasse aus Papier eine Murmelbahn bauen. Wir haben das Material gekriegt und sollten es schaffen, dass sie eine Treppe runter führt.
Das hat geklappt, aber selbst mit 30 Personen war es schon schwer, weil es viele verschiedene Meinungen gab und die Arbeitsaufteilung schwierig.
Ich denke bei 100 Personen wär das schon nicht mehr möglich gewesen, geschweige denn von 20.000.000


Mfg, Stephan

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#4 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ossein » 12. April 2011, 20:44

Okay, Ameisenstephan, gutes Experiment.

Nun ja, 20 Millionen Menschen gleich mit 20 Millionen Ameisen zu vergleichen ist vielleicht etwas kurz gegriffen, oder?

Und wer sagt, dass die 20 Millionen Ameisen alle etwas Bestimmtes machen, sich auf eine gemeinsame Sache konzentrieren? Sei es auch alles für den Erhalt der Kolonie, aber bist Du Dir bewusst, dass alles, was Du tust auch damit zu erklären wäre, dass Du versuchst der Gattung Homo sapiens zum Überleben zu verhelfen? So wenig, wahrscheinlich noch viel weniger, sind sich die Ameisen bewusst des Großen und Ganzen.

In Eurem Experiment habt ihr weniger die Defizite der Kollektivintelligenz des Menschen dargestellt, als vielmehr die Notwendigkeit von Führung bei der Verfolgung eines Ziels.
Je komplexer das Ziel ist, desto wichtiger ist es, dass es einen gibt, der das Ziel im Großen und Ganzen im Auge hat und andere davon überzeugen kann, dieses zu verfolgen.
Das kannst Du prima über gewisse Zeit mit Gewalt lösen, oder Menschen zu überzeugen versuchen, oder ihnen wahlweise Hoffnungen oder Ängste machen - immer wieder hat diese Fähigkeit zu den absonderlichsten und großartigsten Kreationen geführt.
Wie haben die Menschen die Pyramiden gebaut? Wahrlich nicht mit Sklaven, sondern mit Bauern, die während der gewissen Jahreszeit relativ wenig zu tun hatten und requiriert wurden, gegen Bezahlung und Kost und Logie.
Gut, aber das sind ja erst 10.000er Maßstäbe.

Du willst ja gleich 20.000.000 Menschen zu einem Ziel vereinigen, oder?

Schau, ist es nicht doch vielleicht eher so, dass die verschiedenen Kulturen unserer Welt vergleichbar sind mit den unterschiedlichen Kolonien der Ameisen.
Und verstehen diese Kolonien sich untereinander?

Aber, wenn Du darauf bestehst, so sind die Menschen in Deutschland durchaus zu berechtigtem Stolz berechtigt, darauf versteift ihr Leben, zusammen mit ein paar Amis und Briten und Franzmännern et al, wieder auf die Kette zu bekommen in diesem zerbombten Land nach 1945, oder im Osten Deutschlands nach der DDR, wobei da wieder ein paar Russen an wichtigen Stellen auch nicht wenig mitgeholfen haben...

Ein modernes Beispiel gibt uns der moderne Staat: Von über 60 Millionen Wahlberechtigten gehen, sagen wir, 35% wählen*. Da hast Du ein gemeinsames Unterfangen: schon haben wir 21.000.000 am Start - das ist dann schon ein gewaltiges Unternehmen, wenn man sich die Infrastruktur dazu denkt und die Arbeit so vieler.

Und, wo wir bei der Demokratie sind, da sind wir schon wieder bei durchaus interessanten Analogien zum Ameisenstaat.

LG, Ossein.

* wir wählen übrigens den oder die, vom dem/der wir annehmen, dass er/sie das uns nächste Bild vom Großen und Ganzen hat/haben. Idealerweise auch jene/n, die wir bereit sind bei der Erreichung dieses Ziels zu unterstützen.



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#5 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ameisenstephan » 12. April 2011, 20:49

Je komplexer das Ziel ist, desto wichtiger ist es, dass es einen gibt, der das Ziel im Großen und Ganzen im Auge hat und andere davon überzeugen kann, dieses zu verfolgen.

Das will fast jeder sein und genau da ist der Haken-wer bestimmt? Bei den Ameisen kein Problem, vom biologischen her aber bei den Menschen gibt es keine Königin und heutzutage auch keine absolutistische Monarchie mehr.

Ich denke wir haben beide etwas Recht: Menschen können nicht so diszipliniert arbeiten wie Ameisen aber auf andere Weise genauso erstaunliche Dinge bauen als Kollektiv.


Mfg, Stephan

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#6 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ossein » 12. April 2011, 21:05

Lass uns das bitte dann auch zuende machen:)

Das will fast jeder sein und genau da ist der Haken-wer bestimmt? Bei den Ameisen kein Problem, vom biologischen her aber bei den Menschen gibt es keine Königin und heutzutage auch keine absolutistische Monarchie mehr.
Es bestimmt die Mehrheit und das Recht auf die sich, über Zeit, die Mehrheit geeinigt hat. Das ist Demokratie und Kontrolle. Idealerweise wird in einem demokratischen Staat die Macht von der Mehrheit der Abstimmenden bestimmt. Zweifel an unserem demokratischen System sind dort angebracht, wo sie große Macht ohne demokratische Kontrolle zuläßt - aber die Auseinandersetzung über diese Dynamik ist genau der Spielraum der Demokratie und eine ganz erstaunliche, nicht zu unterschätzende, Leistung.
Eine Ameise, die einen neuen Nestplatz gefunden hat, muss erst einmal andere überzeugen sich das auch anzuschauen. Erst wenn ein gewisses Quorum erfüllt ist, eine fakultative Mehrheit von der Qualität des Nestplatzes überzeugt ist, "entscheidet" sich das Volk umzuziehen.

Aber myrmekologisch und zum Mitschreiben:

Die Gyne ist keine absolutistisch regierende Monarchin!

Sie hat den Großteil ihres sozialen Gehirns verloren, als sie anfing Eier zu legen, sie versteht sich nur auf das eine: Eier zu legen. Mal Männchen, mal Arbeiterin - und wahrscheinlich sind es die Arbeiterinnen, in den allermeisten Spezies, die der Königin irgendwie bedeuten das eine oder andere Geschlecht zu produzieren.
Die Arbeiterinnen finden das neue Nest. Die Königin entscheidet kaum was, sie wird sogar oft dahin und gegen ihren Widerstand getragen.

So, wie wir es mit unseren Königen getan haben. Ach nee, die haben wir geköpft und uns, mit der Zeit, darauf geeinigt fürderhin lieber wählen zu gehen, z.B..

Man muss nicht die Errungenschaften des Menschen verkleinern, um die der Ameisen unglaublich zu finden, und ich bleibe dabei, dass es gerade diese Zusammenhänge sind, die immer wieder faszinieren, auch mit jeder Neuigkeit rund um unsere sechsbeinigen Heldinnen.

LG, Ossein.



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#7 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ameisenstephan » 12. April 2011, 21:32

Ich versteh trotzdem nicht wie "dumme" Ameisen dann so klug sein können...unvorstellbar, dass sie alle mehr oder weniger das gleiche tun um am Ende ein Resultat zu haben. Allerdings wenn man die zahlreichen Duftstoffe bedenkt als Signale, dann ist das sogar logisch.
Dennoch kannst du nicht abstreiten das das Verhalten und die Disziplin, Opferungsbereitschaft etc. von staatenbildenden Insekten einzigartig ist. Menschen sind egoistisch und würden nie soo bereitwillig für das Kollektiv sterben...jedenfalls die meisten.


Mfg, Stephan

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#8 AW: Anomma wilverthi - Killerameisen in Afrika

Beitrag von Ossein » 12. April 2011, 21:50

Hey, ehrlich, das macht was Spaß mit Dir,

Ameisenstephan!

(Und ich werde die Moderatoren bitten diese unsere Unterhaltung in einen eigenen Thread zu überführen, wir geraten arg OffTopic!)

Keiner hat gesagt, dass Ameisen dumm wären! Ist alles sehr relativ.
Aber Du siehst ja schon selbst, dass es gerade die Kommunkation ist, die es Ameisen erlaubt solche Leistungen zu erbringen wie Hügelnester, komplexe Gang-/Kammersysteme, Beutezüge, Haltung und Nutzung von Blattläusen etc. etc. etc.

Disziplin: Das komische Nest im Osten, Japan, zeigt gerade ein Höchstmaß an Disziplin. Und zwar inmitten der krassen Not.
Opferungsbereitschaft: Wieoft müssen wir denn noch in Europa Krieg führen, um die Oferbereitschaft so vieler begreiflich zu machen?
Millionen Amerikaner waren einverstanden damit, ihre Truppen an die Normandie zu schicken...
Und starben in Mengen: 220.000 tote US-Soldaten im zweiten Weltkrieg.
Großbrittanien: 330.000 tote Soldaten im zweiten Weltkrieg.
Aber auch 3.5 Millionen chinesischer Soldaten und 3.250.000 tote deutsche Soldaten.

Nicht alle freiwillig. Aber wer hat die "Freiwilligḱeit" bei Ameisen untersucht?

Es gibt Menschen, die sterben bei dem Versuch einen Hund aus dem Wasser zu retten.

Es gibt einen Großteil der Menschen, der auf Dich ignorant und ohne Initiative scheint, aber sie alle kämpfen, für Dich unsichtbar, ihre eigenen Schlachten - nur, weil es nicht die Deinen sind, sind es doch Kämpfe.
Und so sind wir schon alle dabei, für einander und für Dinge, unsere Zeit und unsere Arbeit, zu "opfern", die wir verstehen/einsehen und die uns ein besseres Leben bescheren.

Deswegen leben wir beispielsweise nicht mehr in einer absoluten Monarchie.
Dafür sind, muss ich sie Dir aufzählen?, unzählige opferbereite Menschen gestorben.

Menschen sind etwas komplizierter, als Du sie machst.

LG, Ossein.



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