User des Monats November 2024   ---   marcel  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Alle Themen, die in kein anderes Unterforum passen.
Benutzeravatar
trailandstreet
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 3748
Registriert: 21. August 2013, 13:48
Hat sich bedankt: 1001 Mal
Danksagung erhalten: 1154 Mal

#9 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von trailandstreet » 7. November 2015, 20:43

Ja in der Natur ist es natürlich nicht so einfach. Da gibt es auch mal wärmere Tage mitten im Winter oder saukalte Tage im Sommer. Ich war mal im Februar mit kurzem Trikot mit dem Rennrad unterwegs, sowas gibt es auch. Dafür war es dann lange im März wieder kalt. Das darf die Ameisen ja auch nicht vorzeitig aufwecken.
Im Kühlschrank hingegen haben sie zwar eine Temperatur, die tief genug ist, um sie überwintern zu können, aber nicht so tief, dass sie dauernd gefroren wären. Dafür ist sie ziemlich konstant über die ganze Zeit. Draussen werden sie mal tiefgefroren, dann wieder übermäßig aufgewärmt. Obwohl das jetzt nicht so optimal klingt, macht es ihnen wohl kaum etwas aus, nur dauerhaft zu hohe oder zu niedrige Temperaturen tun ihnen wirklich weh.
Dass sie vielleicht zu Anfang der Winterruhe nicht so recht in Stimmung kommen liegt vielleicht an wesentlich mehr Faktoren, die in der Haltung ja meist recht Konstant sind. Sie sind meist keinen wetterbedingten Schwankungen ausgesetzt, nicht mal im Sommer. Das Futter bleibt über den ganzen Zeitraum meist recht üppig evl haben sie sogar eine dauernde Wärmequelle, die 24h an ist und sie sich oder ihre Brut dort sammeln können.
Da kann es durchaus sein, dass sie immer noch Futter annehmen, wenn sie von ihrem Besitzer in WR versetzt werden sollen, weil es ja grade erst mal ein wenig kühler wird.
Ich konnte zB heuer bei meiner Formica immer noch Larven sehen, während draussen schon alle verpuppt waren. Sie stehen ja bei mir am Flur im OG und werden dort auch bei schlechterem Wetter mal etwas abgekühlt, so stellen sie sich schon früher auf den Winter ein, der war oder ist dieses Jahr aber auch etwas später dran.



Elrond
Einsteiger
Offline
Beiträge: 29
Registriert: 25. Oktober 2015, 12:46
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 6 Mal

#10 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von Elrond » 8. November 2015, 09:10

swagman hat geschrieben:Welche Faktoren sind dort Auslöser für die Ameisen sich auf den Winter vorzubereiten? Warum bilden manche Arten schon Wintertrauben, obwohl es noch lange nicht Winter ist? Es werden ja auch die Larven darauf vorbereitet, bzw. hören die Königinnen auf Eier zu legen, auch wenn es wie aktuell ja noch lange warm genug wäre.


Ich habe mal einen Blog gelesen, da hat der Halter den Tieren (Lasius niger) über Jahre hinweg einfach keine Winterruhe ermöglicht und dokumentiert was passierte. Dennoch stellte sich das Volk auf die Winterruhe ein.

http://ameiseninfos.de/html/lasius_o__winterruhe.html



Benutzeravatar
trailandstreet
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 3748
Registriert: 21. August 2013, 13:48
Hat sich bedankt: 1001 Mal
Danksagung erhalten: 1154 Mal

#11 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von trailandstreet » 8. November 2015, 09:49

Ja, das war Erne. Es ist aber auch von Einbußen in Sachen Entwicklung des Volkes zu lesen.
Sie zwangsweise ohne WR zu halten ist anscheinend komplett gegen ihre Natur.
Bei Leptothorax wurde aber auch schon durch Verkürzung der Zyklen mehrere Brutaufzuchten im Jahr erreicht.



Benutzeravatar
swagman
Halter
Offline
Beiträge: 2285
Registriert: 4. März 2006, 15:12
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 50 Mal

#12 Re: Einheimische Ameisenarten im Winter füttern?

Beitrag von swagman » 8. November 2015, 10:53

Hallo.

Selbstverständlich gibt es noch die Möglichkeit auf eine Winterruhe zu verzichten, oder anderweitig zu experimentieren. Dann wird man natürlich auch bewusst den Verlust der Ameisen in kauf nehmen. Gerade als Anfänger kann man mit selbstgefangenen Jungköniginnen und den daraus gezogenen Kolonien von häufigen Arten wie Lasius niger auch einiges an Erfahrung in der Haltung sammeln. Verluste sind dann wenigstens nicht finanzieller Natur. Mit den so gemachten Erfahrungen kann man sich später dann auch an Arten wagen an die man vielleicht nur käuflich gelangt.

Jede Art die in der Natur eine Winterruhe macht, braucht diese auch, da sie sonst auch nicht in Lebensräumen vorkommen würde, in welchen es eben einen entsprechenden Winter hat. Übergänge inklusive.
Jede Art hat ihre Nischen besetzt und sich bestmöglich daran angepasst. Für die Ameisenhaltung, zumindest bei uns, gibt es genügend Möglichkeiten auf andere Arten zurückzugreifen die einem besser passen.

Die Trennung in heimische und exotische Arten ist völlig absurd und gibt es so in keinem anderen Bereich der Tierhaltung.
Als Reptilienhalter halte ich auch keine “heimischen“ Arten, da deren tiergerechte Haltung viel zu aufwändig wäre und in einer normalen Wohnung dauerhaft nicht machbar ist.(Trifft auch auf südeuropäische Arten wie Landschildkröten zu) Dafür gibt es genügend “exotische“ Alternativen die sich Jahrzehnte lang in Wohnungen halten und nachziehen lassen.
Wir Amseisenhalter sollten also endlich mal von dieser blödsinnigen Aufteilung abkommen und schlicht und ergreifen die für uns persönlich am besten zusagenden Arten halten, dann aber auch konsequenterweise so art-/tiergerecht wie es eben geht.
Wenn ich also keine Winterruhe anbieten kann, dann nehme ich eine Art die keine Winterruhe braucht. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? :andiewand:
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor swagman für den Beitrag (Insgesamt 4):
DiffeomorphismusErnemondkidtrailandstreet



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Off-Topic“