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Winterruhe - Wichtige Hinweise

Inhaltsverzeichnis:
Unterthemenaufruf direkt mit Klick auf die Zahlenfolgen z. B. 1.6.1
  • 1.6.1 Was muss ich über die Winterruhe wissen?
  • 1.6.2 Was muss ich bei der Winterruhe tun/beachten?
  • 1.6.3 Was passiert ohne/mit stark verkürzter Winterruhe?

1.6.1 Was muss ich über die Winterruhe wissen?
Winterruhe bedeutet ganz grob zusammengefasst und allgemein gesagt, dass ein Ameisenvolk über eine längere Zeitperiode (meist mehrere Monate) inaktiv(er) wird, sich großteils in das Nest zurückzieht und dort eng zusammenkauert,
keine/kaum Nahrung aufnimmt (zurückzuführen auf einen extrem verlangsamten Stoffwechsel), das Koloniewachstum und die Brutentwicklung wird i.d.R. gestoppt und die Ameisen bewegen sich wenig und nur extrem langsam.

Nach derzeitigen Erkenntnissen sind die Begriffe Winterschlaf oder Winterstarre nicht exakt zutreffend, weshalb von Winterruhe gesprochen wird.
Winterschlaf ist den Säugetieren und wenigen Vögeln vorbehalten, und eine richtige Starre, wie bei anderen Insekten, kommt bei Ameisen normalerweise auch nicht vor.

Ein korrekter, unverfänglicher Fachbegriff dafür lautet Diapause.

In der Winterruhe liegt in den Augen mancher Halter der größte Nachteil der Haltung einheimischer Arten. Andere wiederum sehen sie als Vorteil an.

Wir unterscheiden hierbei:
Einheimische Ameisen: (z.B. Lasius niger, Myrmica rubra) bzw. Arten aus einem Jahreszeiten-Klima.
Im Grunde benötigen diese Ameisen alle eine Diapause, oft jedoch verschieden lang. Die Winterruhe ist unbedingt einzuhalten.
Tropische Ameisen: Benötigen i.d.R. keine Winterruhe (z.B. Atta, Oecophylla). Es kann aber durchaus sein, dass sie zyklisch bedingt inaktiver werden.

Ob ein Ameisenvolk tatsächlich eine Winterruhe braucht, und (wenn es sich nicht um eine einheimische Art handelt) wie lange und bei welcher Temperatur diese erfolgen muss,
kann man nur bestimmen, indem man recherchiert, aus welcher geographischen Region das Volk kommt und welche klimatischen Bedingungen es dort vorfindet.
Teilweise sind in Ländern/Kontinenten verschiedenste Klimazonen zu finden, nur weil eine Art nicht aus Mitteleuropa kommt, bedeutet das nicht, dass sie keine Winterruhe benötigt!

Immer wieder wird danach gefragt, ob eine Notwendigkeit in dem Einhalten der Winterruhe besteht,
denn selbstverständlich könnte man die Ameisen den Winter über auch im warmen Zimmer stehen lassen.

Doch die Antwort hierfür lautet JA, die Winterruhe muss eingehalten werden, Gründe dafür finden sich am Ende dieses Textes.

Anzeichen für die bevorstehende Winterruhe ist ein Stopp der Eiablage und eine zunehmende Inaktivität im Ameisennest.
Manche Arten haben einen exogenen Jahresrhythmus, d.h. sie spüren insbesondere anhand äußerer Faktoren (Temperatur, Tageslänge...), wann sich der Winter nähert.
Andere Arten, wie z.B. Camponotus Arten, haben einen endogenen Jahresrythmus (sie verlassen sich vor allem auf ihre "innere Uhr"),
sodass sie automatisch zur Winterruhe übergehen, ist die Zeit gekommen, ganz gleich wie warm es ist.
Viele Ameisenarten haben Merkmale von sowohl einem endogenen als auch einem exogenen Jahresrythmus
(z.B. kann die exogen abgehaltene Winterruhe von endogenen Faktoren eingeleitet werden), sodass eine genaue Unterteilung schwer fällt.

Die meisten Ameisen lassen eine Inaktivität ab September/Oktober erkennen und die letzten Puppen schlüpfen.
Beachten sollte man hierbei, dass unsere einheimischen Ameisen nicht mit Puppen oder Eiern überwintern, bzw. sterben diese im Winter.
Nur die Larven überwintern und überleben. Formica - Arten überwintert sogar gänzlich ohne Brut.
Auch zu beachten, dass es bei einigen Arten erforderlich ist, gezielt Bedingungen für eine Winterruhe anzubieten.


1.6.2 Was muss ich bei der Winterruhe tun/beachten?
Ende September-Anfang Oktober, sollte man die Ameisen langsam an kalte Temperaturen gewöhnen (z.B. ins Treppenhaus stellen oder andere kühlere Orte), und sie dann in die Winterruhe schicken.
Nach 5-6 Monaten, ca. Mitte März kann man sie dann langsam an wärmere Temperaturen gewöhnen.
Die Temperatur zur Ãœberwinterung sollte etwa 0-8 Grad bei einheimischen Arten, bei anderen Arten die Wintertemperatur des Ursprungslands betragen.

Wichtig bei einheimischen Arten ist, dass die Temperatur nicht dauerhaft über ca. 8-10 Grad oder unter ca. -20 Grad liegen sollte.
Beachte: Mediterrane Arten oder Arten die aus einem Jahreszeiten-Klima kommen benötigen Winterruhe, allerdings sollte man hier die Wintertemperaturen des jeweiligen Heimatlandes als Vorbild für die Winterruhe nehmen.

Eine Fütterung während der Winterruhe ist nicht notwendig, da die Ameisen eine genügende Fettreserve anlegen.
Das Befeuchten des Nests ist aber unbedingt notwendig, da die Ameisen ansonsten austrocknen.

Die zwei häufigsten Gründe des Absterbens einer Ameisenkolonie im Winter:

Austrocknen
Ertrinken

Also vorsichtig und gewissenhaft arbeiten.

Möglichkeiten zur Unterbringung der Ameisen wären:
  • 1. Der Kühlschrank
  • 2. Der Balkon/die Terrasse
  • 3. Der Keller/die Garage
Wichtig ist nur, dass die Temperaturen nicht zu hoch/niedrig sind.

Da die Ameisen den Winter über im Nest verweilen, genügt es, das Nest/die Farm kühl zu lagern,
Auslaufflächen und Arenen müssen daher natürlich nicht in den Kühlschrank verfrachtet werden.

1. muss man besonders aufpassen, dass die Ameisen nicht vertrocknen, zudem muss besonders hier eine langsame Regulierung der Temperatur stattfinden
(also nicht plötzlich in den Kühlschrank stellen oder entnehmen – hier ist ebenfalls die Frist von 1-2 Wochen zu empfehlen, während denen die Temperatur langsam abgesenkt wird)

2. muss man aufpassen, dass nicht zu viel Frost in das Nest dringt.
Obwohl dieser nicht unbedingt schädlich sein muss, stellt er eine Gefahr dar, die durch Umhüllung des Nestes mit Handtüchern/Styropor vermieden werden kann.

3. muss man darauf achten, dass Temperaturen unter 10 Grad (besser: 8 Grad) gewährleistet werden, ansonsten eignen sich die Plätze sehr gut.


1.6.3 Was passiert ohne/mit stark verkürzter Winterruhe?
Das ist von Art zu Art bzw. von Fall zu Fall verschieden, doch können folgende negative Auswirkungen auftreten:

Larvensterben (speziell im Herbst)
übermäßig viele Todesfälle in der Winterzeit
langsames Aussterben der Kolonie
bei manchen Arten keine Geschlechtstierentwicklung/Aufzucht

Autor: Antastisch
Ãœberarbeitet: Erne


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