Kasten und Tätigkeiten - Funktionen der Arbeiterinnen, Königinnen, Männchen
Inhaltsverzeichnis
Unterthemenaufruf direkt mit Klick auf die Zahlenfolgen z. B. 2.7.1
- 2.7.1 Königinnen und soziale Organisation
- 2.7.2 Arbeiterinnen und Arbeiterinnenunterkasten
- 2.7.3 Männchen
Teilweise lagern Autoren die Männchen neben den Arbeiterinnen und Königinnen auch in eine dritte Kaste aus, was bei Hautflüglern (Hymenoptera) allerdings nicht üblich ist.
Zur besseren Übersicht (bezüglich der verschiedenen Tätigkeiten) werden in diesem Thread aber Königinnen, Arbeiterinnen und Männchen getrennt betrachtet.
Auf Sonderformen der einzelnen Morphen (Intermorphen, Gynander, Gamergaten...) soll in diesem Thread nicht näher eingegangen werden, um ihn nicht zu komplex zu gestalten.
2.7.1 Königinnen und soziale Organisation
Königinnen sind reproduktive (weibliche Nachkommen produzierende) Weibchen, deren Aufgaben nach bisherigen Erkenntnissen eng umrissen sind: Nachkommen produzieren, indirekte Steuerung der Brutpflege
und natürlich eine der Grundlagen einer eusozialen Kolonie schaffen: die Arbeiterinnen an der Produktion eigener Nachkommen hindern
bzw. durch Pheromonausschüttung (Pheromone sind Duftstoffe, mit welchen die Ameisen einer Kolonie miteinander kommunizieren können, siehe: Kommunikation) die Arbeiterinnen zur Unterlassung der Reproduktion anregen.
Die Königinnen vieler Arten sind nach dem Schlupf aus einer Puppe geflügelt, werfen die Flügel aber in der Regel nach der Paarung ab (siehe Fortpflanzung).
Die Königinnen sind auch nicht die Regentinnen und Herrscherinnen der Ameisenkolonien, sie erfüllen nur die oben genannten Aufgaben (siehe: Ein Ameisenstaat ist keine Monarchie).
Alate Jungkönigin von Camponotus pennsylvanicus - man erkennt gut die Struktur der Flügel.
In Ameisenkolonien können entweder eine oder mehrere begattete Königinnen vorkommen (ausgenommen weißellose Völker).
Man unterscheidet zwischen Monogynie, Polygynie und Oligogynie (=Soziale Organisation):
Monogynie: Bedeutet "Einweibigkeit". In einer monogynen Kolonie ist nur eine einzige reproduktive Königin vorhanden.
Weitere Königinnen werden unter keinen Umständen aufgenommen, auch wenn sie gerade erst begattet wurden obligatorische Monogynie.
Zitat:
Funktionelle Monogynie ist eine seltenere Sonderform der Monogynie.
Hier wird ein Teil der in Nestnähe begatteten jungen Königinnen ins Mutternest aufgenommen.
Sie werden dort so lange toleriert, bis sich ihre Ovarien entwickeln, d.h. dass die Tiere beginnen "wollen" Eier zu legen.
Dies kann mehr als ein Jahr dauern.
Dann allerdings kommt es zu einer Hierarchie, in der das stärkste Tier als Königin verbleibt, während die unterlegenen abwandern.
Vermutlich geschieht dies unter Mitnahme einiger Arbeiterinnen.
Quelle und weitere Informationen: Ameisenwiki - Monogynie
Oligogynie: Von oligo, wenig. In einer oligogynen Kolonie sind mehrere, reproduktive Königinnen vorhanden.
Diese akzeptieren sich jedoch nicht gegenseitig und werden von den Arbeiterinnen räumlich getrennt gehalten.
Im Vergleich zu polygynen Völkern ist die Königinnenzahl relativ gering.
Weitere Informationen: Ameisenwiki - Oligogynie
Polygynie: In einem polygynen Volk sind mehrere reproduktive Königinnen vorhanden, die sich alle gegenseitig akzeptieren.
Man unterscheidet zwischen primärer Polygynie (Koloniegründung durch mehrere Königinnen, also in Pleometrose,
die alle in der Kolonie bleiben und reproduktiv tätig sind) und sekundärer Polygynie (Aufnahme von Königinnen in die bestehende Kolonie).
Einige Arten sind sowohl primär als auch sekundär polygyn.
Wenn bei einer Art sowohl polygyne als auch monogyne Völker vorkommen, spricht man von fakultativer Polygynie.
Bei der obligatorischen Polygynie kommen im Normalfall ausschließlich polygyne Völker vor.
Weitere Informationen: Ameisenwiki - Polygynie
Die entflügelte Königin (hier: Azteca isthmica) ist leicht am "Könignnenbuckel", der großen Gaster und der Sollbruchstelle für die Flügel zu erkennen.
2.7.2 Arbeiterinnen und Arbeiterinnenunterkasten
Die sterile, weibliche Arbeiterinnenkaste bildet in der Regel den größten Teil einer Kolonie.
Die Arbeiterinnen übernehmen alle Arbeiten in der Kolonie, ausgenommen die Fortpflanzung (auf Sonderfälle wird hier nicht eingegangen).
Ihre Tätigkeiten kann man grob in zwei verschiedene Aufgabenbereiche einteilen: Den Innendienst und den Außendienst.
Zum Innendienst gehören Arbeiten wie beispielsweise Nestausbau, Nestreinigung, Brutpflege, Pflege der Königin, Futterverteilung, Bewachung der Kolonie und andere.
Im Außendienst sind einige wichtige Arbeiten die Beschaffung von Nahrung und Nistmaterial, das Finden, Bewachen und Verteidigen von Nahrungsquellen,
das Führen von Kriegen, die Bildung von Ameisenstraßen zu längerfristig vorhandenen Nahrungsquellen, das Patrouillieren in bekannten Gebieten und das Erkunden neuer Gebiete.
In der Regel legen Arbeiterinnen keine Eier.
Es kann aber unter bestimmten Umständen vorkommen, dass Arbeiterinnen unbefruchtete Eier mit einem haploiden Chromosomensatz (nur ein Chromosomensatz ist vorhanden) legen,
aus welchen sich dann aber „nur“ Männchen entwickeln, die für das Überleben der Kolonie nicht zuständig sind. (Siehe Männchen).
Auf Sonderfälle, wie beispielsweise bei Rhytidoponera metallica, wird hier nicht näher eingegangen.
Bei manchen Ameisenarten kann man zwischen mehreren Arbeiterinnenunterkasten unterscheiden (folgende Definitionen sind gängige Definitionen, wie sie häufig von Autoren verwendet werden.
Es gibt dafür aber keine fixen Regeln, sie können je nach Autor anders verwendet werden):
Minorarbeiterinnen, die kleinsten Arbeiterinnen, die vor allem Aufgaben innerhalb der Kolonie übernehmen.
Mediaarbeiterinnen, das sind mittelgroße Arbeiterinnen, sie übernehmen sowohl Aufgaben im Innendienst als auch im Außendienst.
Majorarbeiterinnen sind große Arbeiterinnen, welche bei den meisten Arten vorwiegend im Außendienst tätig sind.
Sie sind auch wichtig für die Nestverteidigung, für Angriffe und vor allem für die Bewältigung schwerer Arbeiten (das Schleppen von schweren Futtertieren zum Beispiel).
Bei einigen Arten dienen Majorarbeiterinnen auch als Repleten ("Nahrungsspeicher") und sind daher kaum im Außendienst zu sehen (bei einigen Camponotus sp. sowie Ameisen der Gattung Myrmecocystus [Honigtopfameisen]).
Soldaten, bzw. Soldatinnen, sind ebenfalls zu den Arbeiterinnenunterkasten zu zählen.
Sie übernehmen, ähnlich wie Majorarbeiterinnen, vor allem Arbeiten im Außendienst, schwere Arbeiten, die Nestverteidigung und das Führen von Angriffen.
"Normale Arbeiterin" und Soldat von Pheidole tepicana, mit deutlich wahrnehmbarem Größenunterschied, insb. auch des Kopfes.
Zu beachten ist, dass bei vielen Arten die verschiedenen Arbeiterinnenunterkasten alle Arbeiten übernehmen können.
Majoren und Soldaten können die Brutpflege übernehmen, während Minorarbeiterinnen auf Futtersuche gehen können.
Die Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeiten darf also nicht zu eng gesehen werden - sollte bei einer Unterkaste ein Mangel an Individuen herrschen, können meist Individuen einer anderer Unterkaste die Aufgaben übernehmen.
Je nachdem, ob es unterschiedliche Erscheinungsformen innerhalb der Arbeiterinnenkaste gibt oder nicht, werden folgende Begriffe verwendet:
Monomorphismus: Es ist nur eine "Gestaltungsform" innerhalb der Arbeiterinnenkaste vorhanden.
Polymorphismus: Es kommen regelmäßig und permanent mehrere verschiedene Bauformen vor, die sich in ihrem Körperbau unterscheiden, meist gekoppelt mit (teilweise extremen) Größenunterschieden.
Dimorphismus: Es kommen regelmäßig und permanent 2 verschiedene Erscheinungsformen vor.
Manchmal wird auch bei 2 Erscheinungsformen schon von Polymorphismus gesprochen.
Größenpolymorphismus: Er ist als Erweiterung des Monomorphismus zu sehen. Die Arbeiterinnen unterscheiden sich hierbei nicht im Körperbau, es gibt aber regelmäßige und permanente Schwankungen in der Größe.
Pygmäen (besonders kleine Arbeiterinnen, die einmalig während der Gründung in jungen Völkern gebildet werden) wie auch "Hungerformen" werden bei den obigen Definitionen außer Acht gelassen.
2.7.3 Männchen
Bei den meisten Arten besteht die einzige Aufgabe der Männchen in der Fortpflanzung.
In der Regel übernehmen sie keine Tätigkeiten (sind dazu körperlich gar nicht in der Lage), die für das Überleben des einzelnen Volkes an sich wichtig sind.
Die Männchen sind normalerweise geflügelt und sterben nach der Paarung.
Zum Vergleich: Alate Jungkönigin (rechts oben), Männchen (links) und Arbeiterin (rechts unten)
Quellenangabe: Die Informationen zu diesem Thema stammen großteils aus Walter Kirchners: "Die Ameisen", Bernhard Seiferts: "Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas", Fernsehdokumentationen sowie www.ameisenwiki.de
Autor: chrizzy
Fotos: Alex Wild
Ãœberarbeitet: Erne
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