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Ausbeutung der Natur?

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Rotmilan
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#1 Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 15. Mai 2008, 11:44

Ich habe mich beim letzten Blick in den Antstore gefragt, unter welchen Bedingungen eigentlich exotische Ameisen gefangen werden.
Und vor allem, was das für Auswirkungen für die Natur hat.
Ich weiß nicht genau, welche Ameisen durch Nachzuchten kaum oder selten importiert werden, aber ich habe auch gelesen, die Nachzucht ist sehr schwer.
Wenn man sich aber nun mal die Preise einige exotische Ameisen anschaut, kommt man ins Grübeln. Für diesen Preis, bei dieser Transparenz (Händler, woher genau stammt die Gyne, wie wurde sie gefangen, ist der Bestand dadurch gefährdet..
Bei knapp 300€ kann man sich gut vorstellen, dass der "Jäger" immerhin noch 100€ pro befruchtete Gyne bekommt. Natürlich können auch kosten durch Ausfuhrgenehmigung ect.. enstehen, aber anstonsten könnte ich mir vorstellen, dass in der Schwarmzeit massig dieser Gynen gefangen werden.
Es muss ja nicht nur der Mark in Europa gedeckt werden, auch in den vereinigten Staaten gibt es bestimmt immer mehr Ameisenhalter.
Somit kann ich mir durchaus einen kritischen Rückgang dieser Art vorstellen. Zudem kann man diese Arten ja nicht hier aussetzen.
Dh. die gefangenen Arten verschwinden aus der Natur, das gleiche als würden sie sterben.
Das soll jetzt kein böser Fingerzeig sein, aber mich würde gern intressieren, in welchem Maß diese Ameisen gefangen werden, wie und durch was sie geschützt sind.


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Jan
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#2 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Jan » 15. Mai 2008, 12:33

Eigentlich eine naive Frage aber ganz gut wenn sie mal besprochen wird für die denen es nicht gleich klar ist.


Und vor allem, was das für Auswirkungen für die Natur hat.
Ich weiß nicht genau, welche Ameisen durch Nachzuchten kaum oder selten importiert werden, aber ich habe auch gelesen, die Nachzucht ist sehr schwer.
Wenn man sich aber nun mal die Preise einige exotische Ameisen anschaut, kommt man ins Grübeln. Für diesen Preis, bei dieser Transparenz (Händler, woher genau stammt die Gyne, wie wurde sie gefangen, ist der Bestand dadurch gefährdet..
Bei knapp 300€ kann man sich gut vorstellen, dass der "Jäger" immerhin noch 100€ pro befruchtete Gyne bekommt. Natürlich können auch kosten durch Ausfuhrgenehmigung ect.. enstehen, aber anstonsten könnte ich mir vorstellen, dass in der Schwarmzeit massig dieser Gynen gefangen werden.Es muss ja nicht nur der Mark in Europa gedeckt werden, auch in den vereinigten Staaten gibt es bestimmt immer mehr Ameisenhalter.


Die einzige zur kommerziellen Verbreitung gezüchtete Art in Deutschland ist Pheidologeton diversus, der Rest ist alles Wildfang.
"Lieferanten" in den Herkunftsländern plündern Nester oder fangen Jungköniginnen in der Schwarmzeit und verkaufen diese dann an die Shopbetreiber. Eine Zucht wäre viel zu langsam umdamit die Nachfrage zu decken und auch nicht problemlos machbar.
Jo, die Gewinnspanne bei Ameisen kann bis zu 200% betragen, du bekommst also doppelt so viel für deine Ware wie du in sie investiert hast.
Der Markt in den USA existiert so wie hier in Europa 1. nicht (es ist verboten Ameisen in die USA ein- oder auszuführen sowie Königinnen einer Art über die Grenzen eines Bundestaates zu bringen, ebebn weil die Amis schon so schlechte Erfahrungen mit invasiven Arten gemacht haben); 2. ist der schon gedeckt mit "Produkten" wie Uncle Miltons Ant Farm u. Ä.



Somit kann ich mir durchaus einen kritischen Rückgang dieser Art vorstellen. Zudem kann man diese Arten ja nicht hier aussetzen.
Dh. die gefangenen Arten verschwinden aus der Natur, das gleiche als würden sie sterben.



Zu den mir bekannten Fangmethoden ausländischer Lieferanten:
1. Beispiel: Oecophylla: Hier hat mir ein Freund von mir erzählt das er durch ein Telefonat mit einem Händler erfahren hat das die Lieferanten die im Ausland diese Ameisen fangen einfach in die Bäume steigen, da anfangen einzelne Blattkugeln abzuschneiden, aufzureißen, nachschauen ob sich eine Königin drin befindet, wenn ja wird dieser Teil des Nestes behalten, wenn nicht wird er auf den Boden geschmissen. Die Überlebenschancen für eine Kolonie nach so eine3r "Durchsuchung" kann sich wohl jeder denken...

2. Polyrhachis dives: Diese Ameisen werden wohl im südasiatischen Raum (u. China) als Heilmittel o.Ä. gesehen und somit als Verbrauchsgegenstand aus Südostasien in andere Länder exportiert. Ein Händler hat sich diese Tatsache zu nutze gemacht und diese Quelle angezapft. Wie diese Ameisen dann gefangen wurden ist sofort ersichtlich wenn man sich Berichte erster Halter die diese Art kauften anschauten: In einem Plastiknetz kamen die Ameisen, überall noch Teile des ursprünglichen Nestes dabei, und voiel zu viele Königinnen und Arbeiterinnen, d.h. da wurde auch nicht sehr sorgfältig vorgegangen...

Jetzt kommt der Teil der eigentlich wohl für manche peinlich ist das er angesprochen wird:

Zu steigenden Halterzahlen, Nachfrage und nicht aussetzen dürfen und daraus resultierender Tod der Ameisen....
Nun, tatsächlich die Zahl derer die sich für Ameisen interessieren ist gestiegen, die Nachfrage ist ja bei manchen sowiso unbefridigbar.
Beste Vorraussetzungen für ein Geschäft.
Nun möchte man sich denken: Irgendwann hat doch jeder die Ameisenkolonien die er möchte, aussetzten sollte er sie ja nicht, nun müssten doch alle glücklich sein.
Der Hacken: Die Nachfrage bleibt ja, und ein Großteil des Marktes baut darauf auf das die exotischen Kolonien in natura nicht nur theoretisch sondern durchaus sehr praktisch im heimischen Zimmer verrecken.

Das soll jetzt kein böser Fingerzeig sein, aber mich würde gern intressieren, in welchem Maß diese Ameisen gefangen werden, wie und durch was sie geschützt sind.


Lol, das wird dir sicher niemand sagen. Warum? Weil man drüber nicht spricht... :nono: ;)

Wenn du dir denkst wie oft ein neuer Haltungsbericht geschrieben wird, über den Kauf einre neuen Art, dazu zählst du noch die Leute die überhaupt nicht darüber berichten und die Kolonien die in den Lagern der Shops verweilen und von den Leuten im Ausland oft und rücksichtslos gepplündert werden hast du ja ungefähr die Zahl.
Achja, das zum Schutz...das bleibt aber unser Geheimnis: Es gibt keinen! D.h. niemand kann die Plünderungen aufhalten, oder teilweise stoppen, nichtmal wenn es bedrohte Arten sind, die werden dann halt umbenannt (schon Öfters vorgekommen), und wen von den armen Schluckern die die Ameisen im Ausland fangen interessiert es ob der Bestand einer Art zurückgeht solange sie mit dem Vorhandensein von ihr ihr Geld verdienen? Richtig, niemanden... Aber hey, wie ist eigentlich so das Wetter heute....



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#3 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 15. Mai 2008, 15:01

Aber ich meine, eigentlich wiederspricht es doch jeglichem Dasein eines Ameisenfreundes, diesen Terror an der Natur zu unterstützen, oder?
Schließlich fängt sich ja auch keiner hier eine formica rufa Königin, und die anderen mitteleuropäischen Ameisen haben den Vorteil, dass man sie (im richtigen Habitat) wieder auswildern kann. Natürlich nicht Ende Oktober, aber es ist generell möglich, gerade bei häufig gehaltenen Rossameisen-Arten, Lasius, Temnothorax bzw. Leptotorax, eigentlich kenne ich kaum eine, die draussen wohl schnell eingehen würde. Gut, eine temnothorax nylanderi würde weit östlich der Verbreitungsgrenze Probleme mit der Temperatur bekommen.

Ich sehe das Problem nicht in dem Fangen und Halten einheimischer Ameisen, sondern in dem Verkauf dieser "Waren". Denn dass artet dann aus. Dann fängt man ja nicht mehr für den eigenen Bedarf sondern für den Bedarf mehrerer Bundesländer. Und da die wohl nicht flächenverteilt der Natur entnommen werden, müssen bestimmte Gebiete ja "geplündert" werden, um so viele Königinnen zu bekommen. Ich werde mir noch gut überlegen ob ich mir eine (einheimische) Art im Antstore kaufe oder lieber drauf verzichte, wenn ich sie nicht fangen kann, denn das ist ja dann wohl auch Zeichen von Seltenheit.


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#4 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Leo » 15. Mai 2008, 15:07

Einheimische Arten kannst du auch nur frei lassen, wenn du sie in der gleichen Gegend gefangen hast. Stichwort "intraspezifische Homogenisierung".



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#5 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 15. Mai 2008, 15:08

Davon bin ich jetzt schlichtweg ausgegangen, da ich ja nicht wegfahre um Ameisen zu fangen.


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#6 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Boro » 15. Mai 2008, 15:24

Das ist ja wohl einer der wesentlichen Gründe, warum in unserem Forum darüber diskutiert wird, ob man den Handel bzw. die Kontaktaufnahme dazu freigeben soll.
Meine Einstellung brauche ich nicht zu erläutern, sie kommt in meinen Beiträgen wohl zur Geltung.
Das Problem ist aber, dass der Handel trotz unserer bisherigen Zurückhaltung existiert, das Interesse an außereuropäischen Tieren im Steigen begriffen ist und es daher immerhin einer Überlegung wert ist, die ganze Sache wenigstens für unseren Interessentenkreis irgendwie zu steuern, vielleicht sogar zu beeinflussen.
Vielleicht nennt man das den Beelzebub mit dem Teufel austreiben ..........
Gruß Boro



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#7 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von eastgate » 15. Mai 2008, 16:08

Hi!

Ein kurzer Kommentar meinerseits:

Angebot = Nachfrage
Und wenn ich so sehe, was manche User so für Nachfrage an Exoten haben, wird mir beinahe übel. Ein Exot nach dem Anderen wird gekauft, gehalten, teils "hingerichtet". Das sind für mich keine Ameisenhaltur, nur noch Sammler. Wenn man sich überlegt, dass der Shop theoretisch für jede verkaufte Kolonie eine neue besorg und dann in Hinsicht auf das Wachstum noch eine eine extra sammelt / sammeln lässt...naja!
"Gewissenlose" wirds immer und überall geben. Aber zum Glück gibs immernoch mehr Menschen mit Verstand die das schlimmste verhindern.

Angebot = Nachfrage
Es liegt in unserer Hand!

Gruß

EastGate



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#8 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 15. Mai 2008, 16:36

Ja, das finde ich auch so traurig..
Viele Haltungsberichte von Exoten beginnen: Heute kam ein Anruf von ......(dem Händler), ich kann mir meine Königin abholen..
Da scheint sich aber nie einer zu fragen woher die kommen.
Ich denke, viele sagen sich, naja auf eine Kolonie wirds ja nicht ankomment, das tut es ja auch nicht, aber wenn jeder Ameisenhalter sich nach 2,3,5 Jahren Bulldoggenameisen, Blattschneideameisen oder Weberameisen halten möchte, die müssen ja auch erst gefangen werden, viele gehen bestimmt auch schon beim Transport oder Einfangen ein, zudem werden bestimmt dutzende andere Tiere in Mitleidenschaft gezogen.
Man sollte sich einfach vor Augenführen dass z.B. die Bulldoggenameise mehr Wert ist, als wäre sie aus Gold oder Platin.
Dann ist vielleicht vorstellbar, mit welcher Motivation die Insektenjäger sie sammeln. Denn wenn bei uns auf einmal zb. Rossameisen diesen Preis hätten, würde der Bestand, so vermute ich, auch drastisch zurückgehen.
Selbst in einem demokratisch regierten Industriestaat wären 100€ pro Königin ausreichend, um den Raubbau an der Natur zu rechtfertigen.


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