Camponotus - aber welche?

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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Schmerle
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#1 Camponotus - aber welche?

Beitrag von Schmerle » 14. Juni 2013, 22:22

Hi,

Fundort / Fundzeit:

14. Juni, 18 Uhr, ein Dorf in Sachsen, Temperatur ca. 20 ° C (tagsüber waren bis 26°C), schwüles Wetter, Gartengrundstück, sie versuchte, in einen Haufen abgesägter und angegammelter Fichtenzweige zu kriechen. Ca. einen Kilometer entfernt befindet sich ein Mischwald, die Gegend ist insgesamt feucht und sumpfig, es gibt aber auch trockene Areale.

Größe: 15-16 mm

Aussehen:

Fast komplett schwarz, Thorax und Beine dunkelbraun. Bei Angst versucht sie erst panisch davon zu laufen, fühlt sie sich in die Ecke gedrängt, geht sie zu einem sehr aggressiven Angriff über (Ziel war die Watte, welche das Nestz verstopft).

Sie hat hat noch Flügel, scheint jedoch schon flugunfähig zu sein. Wegen der Flügel konnte ich die Farbe des Gasters nur schwer erkennen.

LG
Schmerle
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Boro
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#2 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Boro » 15. Juni 2013, 08:10

Hallo Schmerle!
Wenn deine Messdaten stimmen, kann es sich um C. herculeanus handeln. Die Bilder reichen für eine Bestimmung auf Artniveau nicht aus.
Wenn sie die Flügel noch behält, ist es möglich, dass sie nicht begattet wurde. Die geringe Flugfähigkeit ist normal, Gynen der meisten Ameisenarten können vom flachen Boden aus nicht starten, sie müssen dazu auf erhöhte Punkte klettern (Gräser etc.)
Ich würde ihr ein wenig Honigwasser anbieten u. sie dann freilassen. Auch unbegattete Weibchen beginnen dann oft Eier zu legen, aber daraus werden nur Männchen. Der Aufwand lohnt sich nicht...
L.G.Boro



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Schmerle
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#3 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Schmerle » 15. Juni 2013, 08:20

Hi,

vielen Dank! Ich hätte so von meinem laienhaften Wissen her auch auf herculeanus getippt, zumal wir hier zur Zeit in einem Dorf im Mittelgebirge sind (Ausläufer des Elbsandsteingebirges).

Ich würde es riskieren, dass sie unbefruchtet ist, da ich hier, wie gesagt, noch nie derartige Ameisen oder auch nur ähnliche gesehen habe und ich bin viel in der Natur unterwegs, da ich einen Hund habe. Von Artegnossen keine Spur, weder männlich noch weiblich. Von daher denke ich, dass sie einen weiten Weg gekommen ist und den Hochzeitsakt schon hinter sich hat. Meist paaren sie sich ja unmittelbar nach dem Abflug mit ihren Brüdern, wenn ich das richtig gelesen habe(?).

Ich gehe das Risiko jetzt einfach mal ein und schaue, was dabei heraus kommt. Sind es nur Männchen, könnte dann eines von ihnen nicht die Königin im Nachhinein befruchten oder ist sie nur fruchtbar, so lange sie ihre Flügel hat?

LG
Schmerle



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#4 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Krabbeltierfan » 15. Juni 2013, 10:44

Hallo Schmerle,

Meist paaren sie sich ja unmittelbar nach dem Abflug mit ihren Brüdern, wenn ich das richtig gelesen habe(?).


Nein, dies ist definitiv nicht der Fall. Vielleicht kommt dies in ganz verrückten Situationen mal vor, stellt aber bei dieser Gattung nicht die Regel dar. Verschiedene Kolonien einer Region (der gleichen Art) schwärmen zur gleichen Zeit. Die Geschlechtstiere, welche nicht gefressen werden oder gegen Autos fliegen, vollziehen den für die Fortpflanzung notwendigen Akt zumeist in der Luft. Begattete Königinnen landen und werfen ihre Flügel ab.

Daher auch der Begattungs-Zweifel bei deiner Königin.

Grüße
Krabbel



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Boro
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#5 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Boro » 15. Juni 2013, 11:35

Geschickt wäre es auch, der Kleinen ein Naturnest im Freien anzubieten. Wenn man über einen Garten in natürlicher Umgebung verfügt wäre das möglich. Ein abgelegener, teilw. verrotteter Stamm mit einem Durchmesser v. 20/30 cm u. 50 cm Länge. Ein Loch gebohrt, mit dem Durchmesser von etwa 7/8 mm, 10 cm lang. Königin hineinlaufen lassen u. außen mit etwas nassem Holzmehl verschließen. Den Baumstamm könnte man dann auf einem halbschattigen Platz in natürlicher Umgebung (auch im Wald!) deponieren.
Vorteile:
1. Man sieht rasch, ob die Gyne begattet ist, dann wird sie im angebotenen Nest bleiben u. gründen.
2. Ist sie nicht begattet, wird sie ins Freie streben und abzufliegen versuchen. Die Art schwärmt am späteren Nachmittag.
3. Ist die Gründung erfolgreich, kann man sich später an der Beobachtung einer Population erfreuen, die bei entsprechendem Umfeld auch bald heranwächst.
4. Man hat keine Arbeit, braucht sich nicht um Urlaubsvertretung od. die Überwinterung kümmern etc. Voraussetzung ist nur, dass das Holz in Ruhe gelassen wird. Auch der Hund darf nicht an das Holz! [Einzäunung ?]
5. Wenn man Lust hat, kann man jederzeit die Population mit der Darbietung v. Futter unterstützen und nach Belieben ihre Verhaltensweisen in freier Natur beobachten.
L.G.Boro



Gast
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#6 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Gast » 15. Juni 2013, 17:10

Boros Worte erinnern mich an einen Bericht im AWiki, über eine Bio-Koloniegründung von C. herculeanus. Die hatte das von alleine so gemacht:
:fettgrins:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/%22Bio%22-Koloniegr%C3%BCndung_von_Camponotus_herculeanus

MfG, Merkur



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Schmerle
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#7 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von Schmerle » 16. Juni 2013, 22:14

Hi,

sie hat schon Eier gelegt, von daher würde ich sie jetzt gern lieber in Ruhe lassen. Ob sie nach wie vor ihre Flügel hat, kann ich nicht sagen, da ich nur sehr kurz in den Karton geschaut und dabei auch den Deckel auch kaum geöffnet habe. Wenn sie die Eier noch nicht gelegt hätte, wäre eine derartige wieder Auswilderung sicher eine gute Idee gewesen, aber jetzt tut es mir um die Eier leid...

Wir haben in unserem Garten mindestens 5 verschiedene Ameisenarten und noch weitaus mehr Völker. Falls die Gyne eine Kolonie aufziehen sollte, habe ich auch schon über eine Freilandhaltung nachgedacht, bin jedoch in Sorge wegen der vielen anderen Ameisen. Wäre das nicht zu gefährlich für eine kleine Kolonie?

Der Hund hat blöder Weise eine Vorliebe für große Insekten, der frisst sogar Bienen und Wespen, letztere sogar besonders gern, obwohl sie ihn ständig dabei stechen - das verstehe wer will. Ich fürchte, selbst bei einer Umzäunung des Nestes würde er an die herumkrabbelnden Arbeiterinnen einer so großen Ameisenart gehen (ist wohl auch schon einigen hier im Forum passiert, in der Totentafel haben einige ihre Kolonien durch ameisenvertilgende Canis lupus familiaris verloren). Wenn, dann müsste ich den Baumstamm also im nahe gelegenen Mischwald deponieren und dann bei der täglichen Hunderunde vorbei spazieren.

Man hat keine Arbeit, braucht sich nicht um Urlaubsvertretung od. die Überwinterung kümmern etc.


Es soll Leute geben, denen diese Form von Arbeit Spaß macht ;) Tiere zu beobachten und zu pflegen bereitet mir Entspannung, darum besitze ich neben der Ameise auch noch ein Aquarium und einen Hund^^

LG
Schmerle


"Die Frage ist nicht, welches Tier für dich geeignet ist - sondern für welches Tier du geeignet bist."
Ich halte: Messor cf. capitatus im 2. Jahr

DermitderMeise
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#8 AW: Camponotus - aber welche?

Beitrag von DermitderMeise » 17. Juni 2013, 12:23

Schmerle hat geschrieben:Falls die Gyne eine Kolonie aufziehen sollte, habe ich auch schon über eine Freilandhaltung nachgedacht, bin jedoch in Sorge wegen der vielen anderen Ameisen. Wäre das nicht zu gefährlich für eine kleine Kolonie?

Vermutlich schon, deswegen probiert das auch fast niemand. :) Es gibt auch so einige "Einbruchs"-Erfahrungen, die zu denken geben; speziell Lasius niger scheut sich auch nicht, umfassende Angriffe gegen gehaltene Ameisenkolonien anzuzetteln und diese dabei weitgehend auszulöschen.



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