ich bin heute auf diesen Artikel gestoßen:
https://www.animal-ethics.org/welche-we ... wusstsein/
Da hab ich (mal wieder) darüber nachgedacht, ob den Ameisen in meinen Formikarien bewusst ist, dass sie in "meiner" kleinen Welt hausen und dieser komische Riese sich um alles kümmert.
Ob Insekten und andere Wirbellose in abstrakter Weise denken und fühlen ist wohl nicht zu verifizieren oder zu falsifizieren. Manchmal wirkt so mancher Winzling doch fast, als ob er eine Persönlichkeit besäße. Ich denke dabei an z.B. an Springspinnen, diese spielen ja regelrecht mit einem Verstecken und kommunizieren ja schon irgendwie mit einem (oder es kommt mir nur so vor). Forscher haben schließlich auch die Fähigkeit zu träumen bei Fruchtfliegen nachgewiesen.
Speziell bei Ameisen beobachte ich bei gleichen Arten unterschiedliches Verhalten. Ich halte seit einigen Jahren, eine mittlerweile recht stattliche, M. barbarus Kolonie. Die Mädels reagieren kaum auf meine Eingriffe beim füttern, saubermachen oder umgestalten des Lebensraums, nun halte ich seit Kurzem eine zweite M. barbarus Kolonie, ebenfalls bereits mehrere Jahre alt. Nun fällt mir auf, die 'neue' Kolonie reagiert sehr heftig auf mich, schnell bricht eine Unruhe in der Arena aus sobald ich meine Hände hineinstrecke. Hat sich meine erste M. barbarus Kolonie also an mich gewöhnt? Verbinden sie mich villeicht sogar mit Futter oder denken: Gott sei dank, endlich macht er mal wieder sauber! Das wohl kaum, aber es kommt einem doch manchmal aus menschlich subjektiver Sicht manchmal so vor.
Die Tiere werden wohl kaum irgendeine Art von Bindung aufbauen können, ganz anders als der verrückte Mensch, der eine emotionale Bindung zu einem vermeintlich nicht denkenden oder fühlenden Tier entwickelt. Es geht bestimmt vielen von euch so, man gewöhnt sich an die Ameisen und durch die Fürsorge ensteht Bindung und Verantwortungsbewusstsein (wenigstens im Idealfall!). Das verschiedene Kolonien der gleichen Art etwas unterschiedliche Verhaltensweisen an den tag legen ist natürlich sehr einfach beobachtbar und die Rahmenbedingungen sind auch nie 1:1 replizierbar. Trotzdem erwische ich mich dabei genau über diese Dinge ab und an nachzudenken.
Vor nicht allzu langer Zeit sind wir schließlich auch noch davon ausgegangen, dass Fische keine Schmerzen durch Angelhaken spüren, ein längst widerlegtes Beispiel für einen festen Glauben, welcher sich über Ewigkeiten fest verankert hat und sich dann doch als falsch erweist. Fische haben Nerven die anders als "normale" Nerven funktionieren und aussehen, so entstehen fatale Annahmen durch Unwissenheit.
Gehe ich von einem Bewusstsein und einer Fähigkeit zu denken oder gar sich selbst in Relation zur Umwelt wahrzunehmen, dann wird die Frage der Haltung wieder interessant. Was ist vertretbar, was nicht? Ist es eine Art Abkommen mit gegenseitigem Nutzen oder beuten wir unschuldige Tiere für unsere Neugier aus? Neben Ameisen halte ich noch einen Hund, und ein paar Gänse, alles vertretbar für mich, den Tieren scheint es sehr gut bei mir zu gehen und Vögel sowie Säugetiere bauen ebenfalls eine Bindung zu mir, wie ich zu Ihnen auf. Aquarien habe ich jedoch abgeschafft. Zu unfair erschien mir die Limitierung auf das Glasbecken. Ameisen sind nun sicher keine Fische, so viel ist sicher!

Eure Meinung interessiert mich!
Baut ihr auch besondere emotionale Bindungen zu euren Kolonien auf, was traut ihr euren Ameisen kognitiv zu? Sind die Haltungsbedingungen aus ethischer Sicht wirklich so wichtig? Sind Ameisen villeicht nur biologische Roboter oder glaubt ihr an eine Art Seelenleben und/oder Bewusstsein? Sind Ameisen villeicht eher wie ein Gegenstand in eurem Besitz, oder doch mehr?
Grüße Jim
[Manche Aussagen und Fragen sind villeicht etwas provokant oder naiv formuliert, dies erschien mir bei einem solch abstrakten Thema angebracht

Ich war mir nicht sicher in welchen Teil des Forums dieses Topic gehört, sollte ich hier vollkommen falsch gelandet sein - scusi!