Das Dilemma mit neuen Arten auf dem Markt

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Serafine

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#9 Re: Das Dilemma mit neuen Arten auf dem Markt

Beitrag von Serafine » 26. November 2017, 14:32

Erne hat geschrieben:Oh ha!
Bin jetzt mehr als überrascht; was für ein breites Spektrum an Gedanken und Betrachtungsweisen hinein interpretiert wird in mein Thema
Das Dilemma mit neuen Arten auf dem Markt

Ansichten, Meinungen die in meinen Startbeitrag hinein interpretiert wurden, da ist Vieles bei, wo es angebracht ist, darüber nach zu denken.
Allerdings sind auch geschriebene Interpretierungen darunter, wo es früher in der Schule nachzulesen gewesen wäre
„Am Thema vorbei, eine fünf Erne“

Die Themen hängen immer zusammen, man kann selten ein Thema allein betrachten und hoffen dass dabei was sinnvolles rauskommt. Einfache Antworten gibt es zu den großen Fragen in der Tierhaltung genauso wenig wie zu anderen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Gerade das "neuer, größer, exotischer"-Sensationsgeheische wird von sozialen Medien extrem befeuert, ohne die in die Betrachtung mit einzubeziehen kommt man nicht weit.

Erne hat geschrieben:Ãœbrigens, die optische Gestaltung des Forums, war Thema in einer Umfrage vor der Forensoftwareumstellung und ist das Resultat der Mehrheit.
Für mich allerdings auch ein neuer Ansatz, darüber nach zu denken.

Die Mehrheit der vorhandenen Nutzer einer Platform wird fast immer den Status Quo vorziehen, selbst wenn das Layout aus der virtuellen Steinzeit stammt - hätte Microsoft jedesmal eine Umfrage gemacht sähe der Windows-Desktop heute noch genauso aus wie 1995 (und es gibt sogar Programme wie Classic-Shell, mit denen man Win95-Optik emulieren kann, ein gewisser Bedarf scheint also noch immer zu bestehen).

Das Problem ist hier auch nicht das Forenlayout, das Forenlayout ist GUT (übersichtlich, angenehme Farben, vll. etwas viele Subkategorieren aber ich bin auch immer der Ansicht besser zu viele als zu wenig - sonst kommt am Ende so ein unübersichtlicher Haufen Mist raus wie bei Steam).

Das Problem ist, dass das Ameisenforum VIEL MEHR ist als ein Forum, man das als Neuzugang überhaupt nicht sieht.
Das AM ist eine Mischung aus Forum und Bibliothek/Wiki/Archiv und das Portal (also die Startseite) sollte das auch reflektieren.
Das würde wahrscheinlich auch helfen die Menge der "absoluten Newbiefragen" ("Was essen meine Ameisen?") zumindest ein wenig zu reduzieren.

Erne hat geschrieben:Die Beteiligung von Wissenschaftlern, um Informationen zu ständig neu auf den Markt kommenden Arten, mit zu erarbeiten, bereit zu stellen, kann nur Utopie sein.
Der Focus der Wissenschaft liegt darin, tiefergreifende Aspekte der Spezies Ameisen zu beleuchten, zu erarbeiten, nicht darin, Ameisenhaltern bei ihren täglichen Problemen unter die Arme zu greifen.

Das hat auch nie jemand behauptet. Aber man findet ja nicht mal absolut grundlegendes Basiswissen auf akademischen Seiten. Um es ganz deutlich zu sagen, zum Thema Ameisenhaltung findet man an akademischen Quellen praktisch GARNICHTS.

Erne hat geschrieben:Nicht mal das ist ganz richtig.
Vieles was im Ameisenwiki nach zu lesen ist, trägt die Handschrift eines Wissenschaftlers (Merkur),
der über viele Jahre, reichliches für das Verständnis der Lebensweisen von Ameisen beigetragen hat.

Dann ist er die großartige seltene Ausnahme.
Klar kann sich nicht jeder Wissenschaftler ständig mit dem "Fußvolk" in Kontakt stehen, aber den Kontakt nicht komplett zu verlieren ist WICHTIG. Wissenschaftler die in ihrem Elfenbeinturm sitzen und vor sich hinforschen ohne der Allgemeinheit ihre Erkenntnisse in verständlicher Form präsientieren sägen letztendlich den Ast ab auf dem sie sitzen.

Erne hat geschrieben:Möchte Euch bitten, mein Thema
„Das Dilemma mit neuen Arten auf dem Markt“
als allgemein zu diskutieren, nicht persönlich zu werten, Personen bezogen zu werten oder bestimmte Shops/Anbieter besonders heraus zu picken.

Hab jetzt nicht gesehen, dass da irgendwo speziell ein Shop herausgepickt wurde. Es gibt ein paar Shops, die sich einen gewissen Ruf erarbeitet haben (machen im guten, manche im schlechten), aber z.B. das Problem mit dem unkontrollierten abschreiben von Informationen aus anderen Shops ist ein Problem, das praktisch ALLE deutschsprachigen Verkäufer betrifft.

Erne hat geschrieben:Mein Anliegen, zu sensibilisieren, das für die ständig neu angebotenen Arten, es überwiegend nur spärliche Informationen gibt, geben kann und erfahrene Halter gefordert sind, mit ihren Erfahrungen hilfreich zu agieren.

Wenn jetzt erfahrene Halter exotische Ameisen kaufen um dann ihr erworbenes Wissen über diese Arten zu teilen befeuert das aber wiederum die Nachfrage nach immer exotischeren Arten und öffnet ein Fass ohne Boden - auch werden sich aufgrund der erhöhten "Medienpräsenz" mehr Neulinge für diese Arten interessieren und sie evtl. kaufen. Das kann auch keine Lösung sein.

Da sollte man doch eher zusehen, dass man die Medienpräsenz nicht ganz so hyperexotischer Arten mit guten Haltungsberichten o.ä. etwas erhöht. Die guten und wirklich länger geführten HBs, die ich zu Lasius niger gelesen habe, kann ich an einer Hand abzählen, trotzdem wird die Art jedem Neuling aufs Auge gedrückt - wenn der aber keinen HB zu Lasius niger findet, dafür fünf zu Camponotus nicobarensis, braucht man kein Genie sein, um zu erraten wofür der sich wohl entscheiden wird.

(Und nein, ich halte Lasius niger immer noch nicht für die perfekte Einsteigerart. Einmal wegen des schnellen Wachstums und der enormen Koloniegröße, zweitens wegen der geringen Größe der Arbeiterinnen (die entwischen ziemlich leicht auch durch wirklich kleine Löcher), drittens wegen der Geschwindigkeit der Ameisen - mir sind mal zwei Arbeiterinnen ausgebüxt, die würden es ohne Probleme in weniger als zwei Minuten durch den kompetten Raum schaffen und die wieder einzufangen ist auch ne Katastrophe für sich - und viertens weil die extrem aggressiv gegenüber anderen Ameisenarten sind und falls sie entkommen schnell andere Anlagen angreifen und im schlimmsten Fall die darin gehaltenen Ameisen umbringen).

Erne hat geschrieben:Die Betrachtungsweise, das für jede neue Art, grob die Haltungsparameter ähnlicher Arten, übernommen werden können, teile ich nicht ausnahmslos.
Kleine Völker sind empfindlich, kommen dazu noch der Transportstress, ist es angebracht, möglichst sofort passende Haltungsparameter anzubieten, sonst wird es nicht.

Wieviele Arten gibt es denn, die man nur schlecht bis garnicht bei ~24°C Zimmertemperatur in einem Reagenzglas halten kann und die keine Fruchtfliegen annehmen?
Spontan fallen mir da (Blattschneider ausgenommmen) nicht so viele Arten ein - Ordontomachus machen sich nur in einer Erdfarm wirklich gut und sind extrem pingelige Esser, Weberameisen und aborale Ponerinen brauchen auch spezielle Terrarien - die meisten Ameisen kommen mit dem "Standardsetup" eigentlich sehr gut zurecht, selbst Myrmecia-Gründerkolonien lassen sich in (großen) Reagenzgläsern (mit kleiner Plastikbox als Arena) halten.

Erfahrungsgemäß liegen die Probleme in den meisten Fällen eher an der Ungeduld oder Tollpatschigkeit der Halter selbst und es werden Fehler gemacht, die auch mit etwas widerstandsfähigeren Arten eigentlich nicht gemacht werden sollten - zumal besagte Fehler in der Regel mit etwas mehr vorher informieren oder einfach ein wenig mehr Gelassenheit vermeidbar gewesen wären - ich erleb es SO OFT, dass Anfänger einen Fehler machen, in Panik verfallen ("OMG, die Kolonie wird sterben") und beim "beheben" des Fehlers (den man oft auch einfach hätte ignorieren können) noch mehr Fehler machen (z.B. wenn durch beheizen eines RGs mit einem Wärmekabel - könnte man schon vorher durch etwas einlesen erfahren dass das i.d.R. keine sehr gute Idee ist - Kondensation entsteht, die zu einer leichten Überflutung führt und dann versucht wird mithilfe eines Q-Tips "die Eier trocken zu tupfen" - das ist Quark den man selbst mit Lasius niger nicht machen sollte).

trailandstreet hat geschrieben:Man könnte es auch auf den Punkt bringen und einfach sagen, es werden zwar immer wieder neue Arten auf den Markt gebracht, die Informationen dazu sind eher spärlich.
Das wäre ja noch nicht so schlimm, nur gerade die werden leider immer wieder von den Anfängern genommen und die sollten ja doch eher welche halten, deren Parameter bekannt sind.

Leider lässt sich das Problem nicht so einfach lösen.
Die die unbedingt was super exotisches wollen werden sich nicht abhalten lassen, egal ob es Informationen dazu gibt oder nicht, egal ob ihnen davon abgeraten wird oder nicht. Denen geht es auch nicht wirklich darum Ameisen zu halten, denen geht es darum was exotisches zu halten, mit denen sie Onlinepräsenz/Aufmerksamkeit/Ego erhöhen können - die würden auch Frösche oder Reptilien nehmen, aber Ameisen benötigen den geringsten Aufwand (zumindest am Anfang...).

Allerdings kann ich anhand meiner eigenen Erfahrungen sagen, dass das Problem viel größer aufgebauscht wird als es tatsächlich ist. Die meisten Neulinge (sowohl in den USA wie auch in Europa) sind i.d.R. auf der Suche nach einer pflegeleichten, schön anzuschauenden Ameisenart, wenn möglich noch von der Sorte die man das ganze Jahr über im Zimmer behalten kann (abgeschwächte oder keine Winterruhe). An Exoten haben die wenig bis kein Interesse, außer wenn sie wirklich einfach zu halten sind (-> C. nicobarenis oder C. raufoglaucus feae).
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