Erstmal eines vorweg: Ich bin mir darüber im Klaren, dass bestimmt schon viele Halter eine erfolgreiche Adoption bei Camponotus ligniperda durchgeführt haben. Ich konnte jedoch immer nur vage Berichte darüber finden, etwa sowas wie: "könnte funktionieren". Deshalb möchte ich die ganze Aktion einmal kurz beschreiben, damit andere Halter die ihre Königin verlieren noch eine Chance für ihr nun weiselosses Volk sehen.

Kurz nach der Auswinterung ist meine Königin gestorben, die Gründe dafür werde ich wohl nie rausfinden. Die gesamte Arbeiterschaft und Brut hat die Winterruhe ohne Verluste überstanden. Ich habe mir die Kolonie von einem Halter aus diesem Forum im Mai 2007 zuschicken lassen, zu diesem Zeitpunkt waren es etwa 50 Arbeiter. Seltsamerweise schlüpften nur Männchen und die Kolonie wollte schon Ende Juli in Winterruhe gehen(ohne jegliche Beheizung oder Wärmestrahler). In diesem Jahr sind die Tiere ungleich aktiver, was mich vermuten lässt, dass die Tiere beim ursprünglichen Halter keine vollständige Winterruhe hatten.

Jedenfalls habe ich dann erstmal einige Wochen lang das weisellose Volk gepflegt und mich erkundigt, ob man bei C. ligniperda eine Adoption durchführen kann. Auch wenn viele meinten "es könnte funktionieren" konnte es mir niemand genau sagen. Da bei C. ligniperda immerhin Oligogynie vorkommt, wollte ich es auf jedenfall versuchen.

Also habe ich mir eine Königin bei Antstore bestellt, die zusammen mit 4 Pygmäen und sehr wenig Brut geliefert wurde.

Eine kurze Beschreibung der Prozedur:

1. Alle Ameisen (altes und neues Volk getrennt voneinander) eine zeitlang zur langsamen Abkühlung in den Keller stellen, so ca. 3-4 Tage.

2. Die beiden Völker für einige Tage in den Kühlschrank stellen.

3. Die eigtl Hinzugabe: Ich habe die beiden Völker aus dem Kühlschrank genommen und für genau drei Minuten in die Kühltruhe gesetzt. Im Nachhinein war das wohl länger als notwendig. Eine Minute sollte auch schon reichen. Dann habe ich das neue Volk zu dem alten Volk hinzugegeben, und den Behälter mit den Ameisen für etwas mehr als eine Woch in den Kühlschrank gestellt, damit die Ameisen denselben Koloniegeruch annehmen und möglichst wenig agressiv sind.

4. Für einige Tage in den Keller und anschließend

5. wieder aufs Zimmer.

Die ganze Geschichte ist jetzt 4 Wochen her, einige Arbeiterinnen (3 an der Zahl) sind leider gestorben, sie wurden jedoch nicht von ihren Nestgenossen getötet. Die Königin hat neue Eier gelegt, welche auch von allen Arbeitern gepflegt werden. Erst wenn diese neuen Arbeiter schlüpfen kann die Adoption als wirklich erfolgreich bezeichnet werden. Falls sich an der Lage was ändert werde ich das hier schreiben. Nochmal die Größe des Volkes: ca. 55 Arbeiter, viele Larven (vom alten Volk) Puppenkokons und einiges an Eiern (von der neuen Königin).

Um nochmal den langfristigen Erfolg der Adoption zu bestätigen: Königin und Kolonie sind auch heute noch wohlauf. Koloniegröße liegt nun bei mehr als 250 Arbeitern(lange nicht mehr gründlich gezählt, können auch noch mehr sein), und wenn ich mir die Massen an Brut ansehe, könnten sie dieses Jahr explosionsartig weiter wachsen.

Vielen Dank für die ausführlichen Angaben der wichtigen Parameter! - Ich habe erst etwas gestutzt über den Sprung von ca. 55 auf > 250 Arbeiterinnen, aber das geschah ja innerhalb der zwei Jahre vom ersten Post in 2008 zum jetzigen im Mai 2010.

mfG,
Merkur

Hallo Maddio!

Danke für das Update! Sehr schön zu hören, dass sich deine Kolonie so gut entwickelt hat. Und gut, dass endlich mal das detaillierte Vorgehen beschrieben wurde, das wirklich funktioniert hat. Heißt noch nicht zwangsläufig, dass das jedes mal klappt, aber wenn man es versucht, dann am besten so

lg
syafon

Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen.

War schon ein Schock als damals die erste Königin tot im Nest lag. Und überbrühen wollt ich die Kolonie auch nicht. Und totpflegen ebenso wenig. Hatte mich dann ein bisschen in die Thematik reingelesen (hatte irgendwo einen guten englischsprachigen Bericht gefunden) und es auf einen Versuch ankommen lassen.