Formica fusca Verhaltensfrage

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Panter
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#1 Formica fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Panter » 23. Mai 2015, 19:38

Hallo!

Da mein Waldspaziergang leider keinen Erfolg brachte und ich nicht länger warten wollte, habe ich mir eine kleine Kolonie Formica fusca angeschafft. Die Kleinen sind heute wohlauf angekommen und tummeln sich bereits im Reagenzglas und erkunden die Arena, in welcher ich Honigwasser anbiete, welches gerne angenommen und verteilt wird.

Der Eingang des Reagenzglases wird schon mit kleinen Sandkörnern verbaut, wie es scheint. :-)

Die Ränder der Arena habe ich dünn mit Paraffin-Öl bestrichen. Ich habe die Ratschläge beherzigt und dünn aufgetragen. Nur in den Ecken ist ein wenig Öl hinuntergeflossen. Dies wurde dann leider auch gleich einer Arbeiterin zum Verhängnis, die nun immer wieder wackelnd umherläuft, sich putzt, dann jedoch den Öltropfen "anzugreifen" versucht. Ich habe diesen nun mit einem Wattestäbchen weggewischt.

Nun zu meiner Frage: Ich beobachte ein, sich mir nicht erschließendes Verhalten unter den Arbeiterinnen. Diese tragen sich teilweise gegenseitig herum (Klammergriff mithilfe der Mandibeln). Seltsam... sie scheinen auch kein Ziel zu haben, irgendwann werden die anderen dann einfach abgesetzt. Habt ihr eine Idee, was das zu bedeuten hat? Sie scheinen sich übrigens nicht zu verletzen.



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Sajikii
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#2 Re: Formica Fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Sajikii » 23. Mai 2015, 19:51

Ich nenne das gerne "Ameisentaxi" ;) wenn Ameisen sich von ihren Schwestern herumtragen lassen. Das ist ganz was normales, kann man immer wieder mal beobachten. Meistens tragen sie so ihre Nestgenossen zu einer neuen Stelle, ein neues Nest o.ä.
Das die getragenen Ameisen quasi die "Puppenkokonhaltung" einnehmen, gehört dazu.

Kann sein, dass deine Kolonie nicht ganz so weiß "wohin mit uns?". Erzähle mal mehr von deiner Kolonie, und vlt. gibt es auch ein Foto vom Formicarium? Grundsätzlich würde ich jetzt aber keine Panik schüren.
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Panter
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#3 Re: Formica Fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Panter » 23. Mai 2015, 20:14

Na, da bin ich nun aber beruhigt! Ist irgendwie recht niedlich, wie sie sich gegenseitig umhertragen. :-)

Ich kann mir vorstellen, dass sie noch etwas verwirrt sind. Im Prinzip bewohnen sie nun immer noch das Reagenzglas, mit dem sie gekommen sind, geschützt durch rote Folie. Die Arena hat die Maße 15x10 cm. Sie ist etwas klein, aber ich hoffe, das reicht einstweilen. Es sind geschätzte 30-40 Arbeiterinnen.

Ich habe gerade eine Spinne gefangen, heiß überbrüht und in die Arena gelegt. Sie wurde ins das Reagenzglas gezogen, wird aber momentan ansonsten ignoriert. Wann muss ich sie entfernen, d.h. wie lange ist sie "haltbar"?

IMG_20150523_200408.jpg


Das ist das "Zuhause". Leider habe ich keine Kamera, außer die meines tablet-PCs. Von daher ist die Qualität sehr dürftig, zoomen leider nicht möglich. Es ist noch etwas schlicht, aber ich werde die Tage mal Dekomaterial suchen gehen und ein wenig dekorieren. Ein Ytong-Nest werde ich die kommende Tage ebenfalls bauen und anschließen, wobei ich die Kolonie eig. selbst entscheiden lassen möchte, wann sie auszieht.

Sehr interessant finde ich auch, dass eine Arbeiterin am Eingang des Reagenzglases Wache zu halten, bzw. die in Sicherheit gebrachte Spinne, welche ebenfalls dort liegt, zu hüten scheint. :-)

Ob es die Ameisen wohl stört, dass sie um diese Uhrzeit immer noch durch eine Tageslichtlampe auf meinem Schreibtisch beleuchtet werden? Schlafen Ameisen eigentlich - und träumen dabei von Honigmeeren? ;-)



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#4 Re: Formica Fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Sajikii » 23. Mai 2015, 21:54

Sieht doch eh alles gut aus.
Stress dich nicht, die Ameisen machen gerne mal einen Zirkus. Sie werden sich bestimmt demnächst sammeln und alles wird wieder gut.

Und wegen der Spinne: Die Ameisen tragen normalerweise das Zeug raus, wenns nicht mehr verwertet werden kann, also keine Sorge.
Ah ja, überbrühen ist meiner Meinung nach nicht notwendig. Maximal einfrieren, wenn man das Futterinsekt nicht lebendig verfüttern will.

Schlafen tun sie nicht, aber einen Tag- und Nachtryhtmus haben sie trotzdem gerne. Aber so eine Tischlampe ist wohl nicht so das große Problem, irgendwann wird sie ja auch ausgeschalten ;)

Viel Spaß mit den Kleinen und halte uns am Laufenden,

LG



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#5 Re: Formica Fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Safiriel » 23. Mai 2015, 22:37

Schön, dass Du Dich so um die Tiere sorgst!
Das erinnert mich daran, wie es mir heute vor einem Jahr erging - ähnlich. Nur dass meine Gyne regungslos mit ein paar Eiern im RG saß und ich mir trotzdem Sorgen gemacht habe.

Ich hoffe Du bekommst genau so viel Spaß beim Beobachten wie ich. Mit der Zeit werden Dir bestimmte Verhaltensweisen immer wieder auffallen, und vieles scheint keinen Sinn zu machen. Wenn sie sich in den ersten Tagen komisch verhalten, kann das noch immer am Umzug liegen. Sogar einige Tote gibt es manchmal nach einer Reise zu beklagen.

Die Spinne kannst du entsorgen sobald sie kein Interesse mehr daran haben. Bei kleinen Kolonien merkt man das nicht so, aber da es in der Arena ja hoffentlich relativ trocken ist, kann die da ruhig einige Wochen liegen bleiben. Meine Camponotus haben die Angewohnheit das Insekt oft erst zu beachten, wenn ich es eigentlich entfernen wollte. Gut, diese Kolonie Camponotus herculeanus verwendet trockene Insekten auch mit Vorliebe als Baumaterial.
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Panter
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#6 Re: Formica Fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Panter » 23. Mai 2015, 22:44

Danke für die Erläuterungen, Sajiki!

Ich sitze nun schon 5 Stunden vor den Ameisen und kann mich nicht losreissen! Seit etwa 10 Minuten ist eine Pygmäe emsig damit bedacht, kleine Sandsteinchen um den Rand des Honigs zu legen - als Schutz vor dem Klebenbleiben, bzw. Steg, um den köstlichen Tropfen besser zu erreichen?

Die anderen haben sich alle ins Nest verzogen - einsamer Kämpfer, diese Kleine. Dabei muss sie immer wieder den Rand des Uhrglases mühsam erklimmen, scheut die Mühe jedoch nicht. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. So langsam muss ich mich aber mal wieder auf das Lernen konzentrieren. Ich sehe schon: Die Ameisen auf dem Schreibtisch zu halten ist auf Dauer dem Studienerfolg sicherlich nicht besonders zuträglich...

Spannend, Safiriel! Solch ein Nest, in dem Insektenleichen verbaut wurden, würde ich gerne mal sehen. Irgendwie schon ein wenig gruselig, wenn man das mal ins menschliche Leben übertragen würde. ;-) Danke dir auch für den Tipp mit der Spinne! Ich werde das die nächsten Tage einfach mal beobachten und die Ameisen, so gut es geht, in Ruhe "ankommen" lassen.
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#7 Re: Formica fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Panter » 24. Mai 2015, 23:15

Heute habe ich das zukünftige Nest aus Ytong fertiggestellt. Hier ein Bild davon:

IMG_20150524_225132.jpg


Die Kammern im oberen Bereich habe ich noch nicht angeschlossen. Sie dienen als potenzielle Erweiterung des Nestbereiches. Hierzu hatte ich mir gedacht, dass ich den Durchgang in der Winterruhe durchbreche, wenn die Ameisen in Starre sind. Ist dies möglich oder würde es das Volk zu sehr stören?

Die Bewässerung des Ytong-Nestes findet durch einen Sockel am unteren Ende statt. Dieser befindet auf der rechten Seite und misst etwa 1/4 der Gesamtnestlänge. Ich habe nun einmal probehalber Wasser in den dafür vorgesehenen Behälter gefüllt, um die Saugfähigkeit zu testen. Das ist das Ergebnis nach etwa 10 Min.:

IMG_20150524_225205.jpg


Nun bin ich etwas unschlüssig, ob diese geringe Bewässerung zur Herstellung der erwünschten Feuchtigkeit im Nestinneren ausreicht. Soll ich hier noch nachbessern und z.B. von oben einen Graben bohren? Der Yong ist allerdings nur 5 cm breit und deshalb hätte ich bei einer Bewässerung von oben Sorge, die Kammern zu fluten.

Bin um jeden Ratschlag dankbar! :-)

Den formica fusca geht es, soweit ich sehen kann, gut. Sie sind wesentlich ruhiger als gestern, kundschaften kaum noch aus (wozu auch... der Raum ist immerhin sehr begrenzt) und scheinen sich auf die Pflege der Eier zu konzentrieren. Ab und an schaut mal eine einzelne Arbeiterin aus dem Reagenzglas und läuft ein paar unmotivierte Schritte in der Arena umher. Honigwasser wurde heute kaum angerührt, vermutlich sind die Kleinen vom gestrigen Massenschlemmen übersättigt. Die haben aber auch reingehauen... :-)



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#8 Re: Formica fusca Verhaltensfrage

Beitrag von Sajikii » 24. Mai 2015, 23:37

Sieht doch super aus!
Naja, grundsätzlich sollte es kein Problem sein, im Winter diese Ytongwand durchzubrechen, nette Idee übrigens.

Was die Bewässerung angeht, so ist das schon noch zu wenig. Zumindest die Hälfte der Kammern sollte Feuchtigkeit tragen können. Womöglich wäre ein Wasserschacht oberhalb noch ausschlaggebend. Oder du überlegst dir überhaupt einen größeren Behälter zu verwenden, indem das Ytongnest steht? Wird es ein externes Nest? Dann wäre es ja kein Problem.

Schön, das sich deine Ameisen schon eingelebt haben :)
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