Gieß- & modellierbare Bodengründe: Test & Entscheidungshilfe

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ReliAnt

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#1 Gieß- & modellierbare Bodengründe: Test & Entscheidungshilfe

Beitrag von ReliAnt » 5. Juni 2018, 00:00

Letzte Woche habe ich mich mit Bodengründen / Modelliermischungen beschäftig, da ich derzeit ein weiteres Formicarium einrichte.

Habe zu diesem Zweck vier Varianten intensiver unter die Lupe genommen und getestet und möchte euch diese hier kurz zeigen und ein, zwei Vorteile zum jeweiligen Grund nennen. Ganz bewusst ist hier nur von Bodengründen die Rede - Nestmaterialien sind nicht beschrieben. Dazu gibt es auch genügend andere Threads.

Alle genannten Beispiele sind preiswert, saugfähig (Bewässerung) und einfach herzustellen.

Es gibt weitaus mehr als diese vier anorganischen Bodengründe - die folgenden sind nur eine Auswahl, mit denen ich mich näher beschäftigt habe.
Einer hat es als Modelliermasse in mein neues Formicarium geschafft, aber dazu später mehr. :)

Möglicherweise sind also die folgenden Bilder und kurzen Beschreibungen sowie Mischungsverhältnisse für den ein oder anderen Anfänger, zu denen auch ich mich zähle, eine anschauliche Hilfe.

Fangen wir an:

100 % Gips
Denke die meisten werden mit Gips als Bodengrund bzw. Modelliermasse vertraut sein.

Je nach Konsistenz kann er zum Modellieren verwendet werden bzw. zu einer glatten Oberfläche gegossen werden.
Kleine Steinchen können kurz vor dem Erstarren daraufgegeben werden, um eine interessante und weniger einheitliche Oberfläche zu erzielen.

In Gips lassen sich z.B. mit etwas zusammengenüllter Firschhaltefolie oder einem Pinsel kurz vor dem Festwerden schöne Wellen erzeugen, die wie Miniaturtäler und -Berge aussehen - einfach drauftupfen!

Dieser Bodengrund ist ohne Zweifel der hellste im Test und härtet vergleichweise schnell aus. Ab einem gewissen Punkt in der Härtung lässt er sich nicht mehr verformen ohne dass Stücke aus der Oberfläche herausbrechen.
Durch den guten Kontrast der häufig dunkleren Ameisen auf dem hellen Gips, bietet er eine optimale Sichtbarkeit unserer Ameisen, selbst bei kleinen Arten.

100% Gips
100% Gips


1 : 1 Sand/Gips
Dieser Bodengrund hat eine ähnliche Färbung wie 100% Gips.
Auch die Mischung 1:1 mit Sand ist sehr hell.
Hier im Test noch teils mit aufgestreutem Aquariumkies, der fest auf der Oberfläche sitzt.

Im Gegensatz zu 100% Gips bleibt sie etwas länger bearbeitbar, härtet also nicht so schlagarrtig und schnell aus, sondern eher gleichmäßig.
Durch den Sandanteil wird die Oberfläche insgesamt rauer und bekommt eine Sprenkelfärbung aufgrund der Sandpartikel.
Eine schöne, leicht abgetönte Alternative!
1:1 Sand /Gips
1:1 Sand /Gips
1:1 Sand /Gips
1:1 Sand /Gips
1:1 Sand /Gips
1:1 Sand /Gips


1 : 1 Sand/Lehm
Die dunkelste Mischung im Test.
Je nach Mischungsverhältnis kann eine breite Farbpalette erzielt werden.
Als 1:1 Mischung wird das Ergebnis unter Verwendung des üblichen, braunen Lehms Terracottafarben.

Dieser Bodengrund ist nach dem Aushärten leicht wieder zu entfernen. Er ist relativ brüchig und sehr wassersaugend.
Die von mir genutzte Mischung ist weniger gut zum Modellieren geeignet im Vergleich zu den gipshaltigen Mischungen. Das erscheint mir logisch.
Sand / Lehm braucht im Vergleich zu den gipshaltigen Mischugen recht lange zum Trocknen, bildet dann aber eine natürliche aussehende Oberfläche.
Kann bei großen Schichtdicken und schneller Trocknung auch Trocknungsrisse bilden, was durchaus interessant aussehen kann und z.B. für eine Wüstenarena sicher authentisch wirkt.
Kleine Schichtdicken und langsame Trocknung vermeiden indes große Trocknungsrisse.

Die Sand/Lehm-Oberfläche sieht nach dem Trocknen sehr natürlich aus und bietet insbesondere bei Makroaufnahmen eine wunderschöne, natürliche Textur.

1:1 Sand/Lehm
1:1 Sand/Lehm
1:1 Sand/Lehm
1:1 Sand/Lehm
1:1 Sand/Lehm
1:1 Sand/Lehm


1 : 1 : 1 Sand/Lehm/Gips
Diese Mischung bietet eine längere Verarbeitbarkeit als die anderen o.g. Mischungen, da der Gipsanteil nochmals geringer ist.
Sie lässt sich desewgen und aufgrund der Granulometrie der Bestandteile (unterschiedliche Partikelgrößen) sehr gut modellieren mit einem Pinsel oder dem bereits genannten Knäuel aus Frischhaltefolie (Tupftechnik). Hier gibt es im Vergleich zu 100% Gips nach meinen Erfahrungen deutliche Vorteile.
Die Oberfläche ist rauher als bei 100% Gips. Die Gipspartikel umschließen den Sand sodass eine schöne Rauhigkeit entsteht die ebenfalls bei Makroaufnahmen wunderbar zur Geltung kommt.
Farblich liegt die Mischung verständlicherweise zwischen 1:1 Sand/Gips und 1:1 Sand/Lehm.

Für mich das Optimum der gestesten Mischungen, da sie das beste der jeweiligen Materialien kombiniert und farblich für mein Auge wunderbar natürlich wirkt.
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips
1:1:1 Sand/Lehm/Gips


Diese Mischung hat es auch als Modellier- und Grundmasse für meinen neuen (oder besser gesagt renovierten), kleinen Nesthügel geschafft, den ihr hier von außen sehen könnt:
Nesthügel mit 1:1:1 Sand/Lehm/Gips
Nesthügel mit 1:1:1 Sand/Lehm/Gips


So, ich hoffe damit dem ein oder anderen, der sich noch unschlüssig ist, welchen Bodengrund bzw. welche Modelliermasse er verwenden soll eine Orientierung gegeben zu haben.

Viel Spaß beim Ausprobieren!
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#2 Re: Gieß- & modellierbare Bodengründe: Test & Entscheidungsh

Beitrag von MDANT » 5. Juni 2018, 00:22

Sehr schöner Beitrag!
Würde nur noch eine kleine Information ergänzen, da der Beitrag sich ja auch an Neulinge richtet:
Die Sand-Lehm Mischung, insbesondere wenn sie feucht ist, ist am einfachsten von den Ameisen zu bearbeiten. Wenn die Mischung dann eine bestimme Dicke hat um die Trocknungsrisse zu erzeugen, kann es passieren, dass die Ameisen auch in den Boden einziehen.

Gips kann nicht von allen Ameisenarten bearbeitet werden, wenn die Mischung einmal trocken ist.



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#3 Re: Gieß- & modellierbare Bodengründe: Test & Entscheidungsh

Beitrag von ReliAnt » 6. Juni 2018, 21:12

MDANT hat geschrieben:Sehr schöner Beitrag!
Würde nur noch eine kleine Information ergänzen, da der Beitrag sich ja auch an Neulinge richtet:
Die Sand-Lehm Mischung, insbesondere wenn sie feucht ist, ist am einfachsten von den Ameisen zu bearbeiten. Wenn die Mischung dann eine bestimme Dicke hat um die Trocknungsrisse zu erzeugen, kann es passieren, dass die Ameisen auch in den Boden einziehen.

Gips kann nicht von allen Ameisenarten bearbeitet werden, wenn die Mischung einmal trocken ist.


Hallo MDANT,

Deine Ergänzungen halte ich für richtig - Die Risse würden das potentielle Einziehen in den Bodengrund bestimmt begünstigen.
Denke erdliebende Arten würden es jedoch auch ohne Risse in der Oberfläche schaffen
Sofern ein atttraktiveres Nest angeboten wird mit ausreichend Platz, sollte die Wahrscheinlichkeit gering sein.

Die Sand/Lehm/Gips Mischung ist sogar noch viel besser, als ich dachte!

Man kann regelrechte Formteile daraus fertigen - hier ein kurzes Video von einem Formteil für mein neues Formicarium, dass ich gegossen habe und es gerade fertig bearbeite.



Danach bei 100°C in den Backofen trocknen und das Teil ist extrem stabil.

Keine Risse, sehr hart und für mein Auge schön und dauerhaft gefärbt.
IMG_1311.JPG


Natürlich ist auch Gips ähnlich bearbeitbar, ist mir jedoch schon öfters weggebrochen - durch die unterschiedlichen Partikelgrößen in der 1/1/1-Mischung ist die Textur und Stabilität eher wie Mörtel (der ja auch aus Grob- und Feingut besteht) und das erscheint sehr vorteilhaft, selbst wenn es chemisch nicht so stark abbindet.

Außerdem ist das "Schnitzen" bemerkenswert befriedigend :p
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