KFKA - Ameisenhaltung kurze Fragen, kurze Antworten

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#11169 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Eskapist » 7. Juni 2020, 12:48

Die Plastiknester aus dem 3d-Drucker, naja, ich denke mal nĂĽtzlich sind die nur fĂĽr den Handelsbilanz des Herstellers, fĂĽr Ameisen, Halter und Umwelt gibt es definitiv besseres. Vom Acrylspielzeug ganz zu schweigen.
Die Ants pflastern die feinen Gazegitter im Boden zum Teil mit Trash zu, wenn ich richtig gesehen habe. Wirklich "sauber" sind diese Nester also auch nicht.
Meine tapezieren zur Zeit mal wieder Gipswände und Glasscheibe der unbenutzten Kammern mit Chitin-schrot, Seide und Kot. Stinkt ihnen die Sache selber, packen sie dann noch Aquarienkies zur "Versiegelung" drüber...
Stehende Formicarien, bei denen man den Kleinen quasi "auf Augenhöhe" begegnet und nicht "von oben herab" in die Kammern blickt, sind für mich ein "muß".

Dein "Konzept", die Anlage organisch/dynamisch dem Koloniewachstum anzupassen, spricht mich an, ist leider fĂĽr meiner-einer so nicht realisierbar, muĂź doch der Standplatz der Lieblinge (einheimische Art) zwischen Winter, Sommer, und (last but not least!!!) Schwarmstandort zyklisch wechseln...



Was das Futter, das du deinen Lieblingen anbietest, angeht, da zeigst du dich erstaunlich kreativ.
und einen Teil des Stickstoffbedarfs decken sie über die Harnstofflösungszugaben
wtf, was hab ich da ĂĽberlesen?

Meine Inhaftierten werden strickt bei Wasser und Brot gehalten, sozusagen (Goldfliegen und mit Wasser 1:1 verdĂĽnnter Waldhonig).



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2399
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 456 Mal
Danksagung erhalten: 1663 Mal

#11170 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Serafine » 7. Juni 2020, 13:24

Eskapist hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 12:48
Die Plastiknester aus dem 3d-Drucker, naja, ich denke mal nĂĽtzlich sind die nur fĂĽr den Handelsbilanz des Herstellers, fĂĽr Ameisen, Halter und Umwelt gibt es definitiv besseres. Vom Acrylspielzeug ganz zu schweigen.
Die Ants pflastern die feinen Gazegitter im Boden zum Teil mit Trash zu, wenn ich richtig gesehen habe. Wirklich "sauber" sind diese Nester also auch nicht.
Meine tapezieren zur Zeit mal wieder Gipswände und Glasscheibe der unbenutzten Kammern mit Chitin-schrot, Seide und Kot. Stinkt ihnen die Sache selber, packen sie dann noch Aquarienkies zur "Versiegelung" drüber...
Welches Nest geeignet ist hängt sehr stark von der Ameisenart ab - es gibt sehr saubere Ameisen und echte Dreckschweinchen (Messor, Tetramorium). Die 3D-Drucknester funktionieren für meine Camponotus super, zugepflastert wird da nichts (die Gitter in den beiden letzten Nestern hab ich selbst mit Sandlehmmischung überstrichen, in kleinen Bereichen haben sie das sogar abgetragen). Dass Müll in Kammern im Nest gelagert wird ist völlig normal, das Problem hat man auch wenn sie direkt in der Arena nisten - irgendwann wird der aber auch rausgetragen. Im Falle eines Erdnests braucht man eine Bodenpolizei, sonst gibt es Milben und Schimmel.
Eskapist hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 12:48
Stehende Formicarien, bei denen man den Kleinen quasi "auf Augenhöhe" begegnet und nicht "von oben herab" in die Kammern blickt, sind für mich ein "muß".
Das ist Geschmacksache, ich schau eh nur alle 3-4 Wochen überhaupt ins Nest, da stört mich der Blickwinkel recht wenig (und die an die Nester angeschlossenen Wasser-RGs sind sogar "auf Augenhöhe").
Meine Freundin mag horizontale Nester auch nicht, deswegen haben ihre Myrmica eine Farm bekommen (wobei die Hälfte der Kolonie aktuell im Schlauch vor der Farm und auf dem Substrat der Farm lebt).
Eskapist hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 12:48
Dein "Konzept", die Anlage organisch/dynamisch dem Koloniewachstum anzupassen, spricht mich an, ist leider fĂĽr meiner-einer so nicht realisierbar, muĂź doch der Standplatz der Lieblinge (einheimische Art) zwischen Winter, Sommer, und (last but not least!!!) Schwarmstandort zyklisch wechseln...
Ja, mit Einheimischen ist das ein generelles Problem, wobei die sich am Ende der Saison ja ins Hauptnest zurĂĽckziehen. Viele Halter machen das ja z.B. mit Camponotus ligniperda so, dass sie das Hauptnest abtrennen und mit einer Miniarena kalt stellen.
Eskapist hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 12:48
Was das Futter, das du deinen Lieblingen anbietest, angeht, da zeigst du dich erstaunlich kreativ.
und einen Teil des Stickstoffbedarfs decken sie über die Harnstofflösungszugaben
wtf, was hab ich da ĂĽberlesen?
Camponotus haben einen einzelligen Endosymbionten (Blochmannia sp), der ihnen erlaubt Urea zu verwerten. Es ist noch Gegenstand aktueller Diskussionen, was das genau bedeutet (Stoffwechselrecyling oder echte Stickstoffextraktion aus der Nahrung), aber eine neue Studie mit australischen Camponotus, die offenbar sogar Tierurin aus Sanderde extrahieren können, deutet doch eher daraufhin, dass es tatsächlich um Rohstoffgewinnung aus Nahrung geht.
Das ganze war ursprünglich eher ein Scherz im Laufe eines Vortrags über Blochmannia (O-Ton des Vortragenden "vielleicht sollten wir alle in unsere Ameisentränken pinkeln"), aus dem dann ein (bisher eher unwissenschaftlicher) Test wurde. Die Ergebnisse sind etwas durchwachsen, viele Camponotus nehmen Urin, Adblue, Vogelkot, Reptilienkot, Lösung aus Wasser und kristallinem Urea etc. extrem gut and und zeigen deutlich verstärktes Wachstum, andere wollen davon nichts wissen. Vermutlich ist der Bedarf von Art zu Art unterschiedlich und hängt auch mit der Koloniegröße und der restlichen Nahrung zusammen.
Ich füttere aktuell meine Schaben mit Katzenfutter, da Schaben ebenfalls einen Endosymbionten besitzen, der es ihnen erlaubt Stickstoffvorräte anzulegen (sogar soviel, dass sie Reptilien zuverlässig Gicht geben und sie im Extremfall umbringen können), die sind extrem beliebt.
Eskapist hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 12:48
Meine Inhaftierten werden strickt bei Wasser und Brot gehalten, sozusagen (Goldfliegen und mit Wasser 1:1 verdĂĽnnter Waldhonig).
Das ganze trifft auch nur auf Camponotini zu, andere Ameisen haben diesen Endosymbionten nicht. Es scheint auch so zu sein, dass bei Leuten, die ihre Camponotus ohnehin sehr breitgefächert füttern, der Bedarf geringer ist und unsere europäischen Camponotus da wohl weniger empfindlich sind - bei den amerikanischen Haltern haben viele das Problem, dass ihnen ihre Camponotuskolonien nach 3-4 Jahren kollabieren, das sehe ich bei uns eher seltener - meine Vermutung wäre, dass wir hier einfach besseren Zugang zu einer breiteren Auswahl an Futtertieren (vermutlich auch von besserer Qualität) haben und unsere Camponotus generell weniger sensibel sind.
Ich seh bei uns auch viel öfter Leute mit eigener Futtertierzucht als im englischen Sprachraum (das mag aber auch daran liegen, dass die nordamerikanischen Halter im Schnitt viel jünger sind und deren Eltern gerade bei solchen Dingen wie Schabenhaltung eher wenig Begeisterung zeigen), das könnte ebenfalls einen Effekt haben, da die meisten Leute ja auch ihre Futtertiere ziemlich verhätscheln.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Serafine fĂĽr den Beitrag:
anthalter_19



Benutzeravatar
anthalter_19

User des Monats Dezember 2019
Halter
Offline
Beiträge: 589
Registriert: 14. Mai 2019, 15:33
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 1485 Mal
Danksagung erhalten: 211 Mal

#11171 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von anthalter_19 » 7. Juni 2020, 17:06

Hallo liebe Ameisen Freunde

Welche Ameisenart ist den die kleinste auf der Welt?
Habe gehört es gibt ein paar Arten mit 2 mm

Pheidole
Tetramorium
Solenopsis fugax
Solenopsis invicta
Myrmica
Tapinoma melanocephalum (1,4 mm? )
Monomorium pharaonsis
Plagiolepis pygmaea (1,3 mm?)
...

Viele GrĂĽĂźe
Anthalter_19

(Gerne viele Meinungen und die Größe der Ameisen)



Benutzeravatar
Ameisenstarter

User des Monats Dezember 2017 User des Monats August 2018 User des Monats Mai 2019
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 1630
Registriert: 30. August 2017, 00:30
Auszeichnung: 3
Hat sich bedankt: 1052 Mal
Danksagung erhalten: 1791 Mal

#11172 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Ameisenstarter » 7. Juni 2020, 17:18

@ anthalter_19 ich denke eine einzige kleinste Art gibt es nicht, weil einfach auch eine gewisse Variabilität herrscht und viele Arten in der selben Größenordnung spielen.

Die Kleinsten dürften im 2mm Bereich anzuordnen sein und gerade die Pygmäen solcher Arten haben sicherlich Potential noch kleiner zu sein.

Pheidole, Solenopsis, Tetramorium, Monomorium, Carebara, Temnothorax und sicherlich viele mehr sind schon sehr sehr klein.


Mit teilweise unter 2mm werden zum Beispiel Monomorium pharaonis, Solenopsis fugax und Tapinoma melanocephalum angegeben.



Also eine einfache Antwort gibt es da nicht, aber sicherlich zahlreiche Arten die in der Liga der kleinsten Ameisen mitspielen.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Ameisenstarter fĂĽr den Beitrag (Insgesamt 2):
anthalter_19Harry4ANT


Gute LektĂĽre: Wissensteil
Zum Fang von Ameisen: Wichtige Informationen zu geschĂĽtzten Ameisen

Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#11173 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Eskapist » 9. Juni 2020, 17:05

Serafine hat geschrieben: ↑
7. Juni 2020, 13:24
Camponotus haben einen einzelligen Endosymbionten (Blochmannia sp), der ihnen erlaubt Urea zu verwerten. Es ist noch Gegenstand aktueller Diskussionen, was das genau bedeutet (Stoffwechselrecyling oder echte Stickstoffextraktion aus der Nahrung), aber eine neue Studie mit australischen Camponotus, die offenbar sogar Tierurin aus Sanderde extrahieren können, deutet doch eher daraufhin, dass es tatsächlich um Rohstoffgewinnung aus Nahrung geht.
Das ganze war ursprünglich eher ein Scherz im Laufe eines Vortrags über Blochmannia (O-Ton des Vortragenden "vielleicht sollten wir alle in unsere Ameisentränken pinkeln"), aus dem dann ein (bisher eher unwissenschaftlicher) Test wurde. Die Ergebnisse sind etwas durchwachsen, viele Camponotus nehmen Urin, Adblue, Vogelkot, Reptilienkot, Lösung aus Wasser und kristallinem Urea etc. extrem gut and und zeigen deutlich verstärktes Wachstum
Rindviechern wird auch Harnstoff zugefüttert, um die Stickstoffversorgung ihrer Pansenbakterien zu verbessern und damit infolge die Milchleistung der Kuh. Scheint also nicht ganz abwegig, dass es auch der Gesundheit einer Campos-Kolonie zuträglich ist, deren Symbionten durch (kleinste) Ureagaben zu fördern. :roll:



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2399
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 456 Mal
Danksagung erhalten: 1663 Mal

#11174 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Serafine » 9. Juni 2020, 18:19




Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#11175 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Eskapist » 10. Juni 2020, 18:18

Serafine, möchte nicht klugscheissen, aber deine Aussage
Camponotus haben einen einzelligen Endosymbionten (Blochmannia sp), der ihnen erlaubt Urea zu verwerten. Es ist noch Gegenstand aktueller Diskussionen, was das genau bedeutet (Stoffwechselrecyling oder echte Stickstoffextraktion aus der Nahrung), aber eine neue Studie mit australischen Camponotus, die offenbar sogar Tierurin aus Sanderde extrahieren können, deutet doch eher daraufhin, dass es tatsächlich um Rohstoffgewinnung aus Nahrung geht.
hat mich zuerst ein bissi auf den Holzweg gefĂĽhrt und verwirrt.
Es ist, wenn ich das nach meiner Recherche richtig verstanden habe so, berichtige mich, falls ich falsch liege, dass diese endo-symbiontischen Blochmannia im Camponotusinneren den Harnstoff (CH₄N₂O) als Nahrungsquelle verwenden und also essentiell brauchen, um überhaupt im Verdauungstrakt der Ameise zu existieren. Die Ameise versorgt ihre Symbionten daher mit Harnstoff durch Aufnahme von pissigem Sand, Kot oder oder ähnlich Unappetitlichem. Die Blochmannia versorgt im Gegenzug die Ameise mit bestimmten Ausscheidungsprodukten/Metaboliten ihres Stoffwechsels (zb. mit der essentiellen Aminosäure Tyrosin und Vitaminen), Stoffe, die Ameise dann nicht ausschließlich von Außen, auf dem mühsamen Weg der regulären Nahrungsaufnahme, sich zuführen muss, weil der Endosymbiont dies "praktischerweise" für die Ameise schon im Verdauungstrakt erledigt hat...

Welch entschieden krumme Wege geht die Natur doch geht!
:o



Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#11176 KFKA - Kurze Fragen, kurze Antworten

Beitrag von Eskapist » 10. Juni 2020, 20:10

Reusper, auch auf die Gefahr hin dass ich nerve, sei noch erwähnt:

Wer sich wundert, warum die Camponotus nicht ihren eigenen Urin trinken, um den Hunger der Blochmannia nach Harnstoff zu stillen, dem sei gesagt:
Ameisen scheiden keinen für die Symbionten verwertbaren Harnstoff (CH4N2O) aus, wie es Säugetiere tun, sie exkretieren die giftigen Stickstoffmetaboliten ihres Stoffwechsels in Form von Harnsäure (C5H4N4O3)....

https://de.wikipedia.org/wiki/Uricotelie



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteigerfragen“