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Lasius flavus mit 2 Königinnen

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Marcel24
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#1 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von Marcel24 » 9. September 2023, 17:36

Hallo zusammen, ich bin neu hier, also steinigt mich nicht, wenn das jetzt im falschen Bereich gelandet ist, war mit nicht ganz sicher, ob ich es hier oder im Bereich Europäische Ameisen posten soll, da es doch eher eine Einsteiger Frage seitens von mir ist.
Vorab, bisschen Erfahrung habe ich bereits mit Ameisen, ich besitze eine 3 Monat alte Polyrhachis dives Kolonie und eine ca. 7 monatige Lasius umbratus.
Dennoch sehe ich mich noch als Ameisen Einsteiger.


Nun zum eigentlichen Thema

Beim Schwarmflug Ende Juli, habe ich eine Lasius flavus gefangen, diese hat auch bereits Brut und kümmert sich sehr sorgsam darum.
Vor ca. 4 Tagen an ähnlicher Fundstelle habe ich noch eine Lasius flavus gefunden (diese aber noch mit Flügeln) dachte pack ich sie erstmal ins Reagenzglas und nehme sie mit, vielleicht verliert sie ja noch ihre Flügel. Da sie immer noch ihre Flügel hat, wird sie wohl nicht begattet worden sein.

Nun habe ich, (obwohl ich kein Freund von solchen Experimenten bin) einfach mal die Lasius flavus mit Flügel zu der ohne samt Brut getan, was soll ich sagen, anfängliches, ich nennen es mal beschnuppern war da, aber die Lasius flavus mit Brut war ultra entspannt und nun kümmern sich beide um die Brut.

Meint ihr da könnte noch was schiefgehen? Ansich können die Lasius flavus ja durchaus Polygyn sein, nur ist die eine ja nicht fähig Brut zu legen.
Da ich eine rote Folie um das Glas geschoben habe, kann ich da ohne großartig zu stören regelmäßig reinschauen. Zusammen habe ich sie heute Vormittag gesetzt, also noch recht frisch das Ganze.

Für Tipps und generelle Anregungen bin ich sehr dankbar.

Viele Gruße Marcel

Edit: Bild ergänzt
PXL_20230909_160155278.jpg



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#2 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von katzenhai2 » 10. September 2023, 00:03

Hallo Marcel,

interessantes Experiment. Normalerweise ist es so, dass sie ohne Probleme in Pleometrose (also zusammen) gründen. Nachher, wenn viele Arbeiterinnen da sind, kann dann schon mal eine der Gynen übrig bleiben, die andere wird entsorgt. Ob nun von einer der Gynen oder den Arbeiterinnen, weiß man nicht so genau. Erne hatte da mal einen interessanten Haltungsbericht verfasst:
https://ameiseninfos.de/html/lasius_flavus.html

Spoiler:
Von anfangs sieben Gynen verschwanden einige von Zeit zu Zeit, bis dann nach ein paar Jahren nur noch eine übrig blieb.


Wie das nun mit unbegatteten Gynen aussieht, ist da die Frage. Evtl. werden die länger akzeptiert, da sie keine Konkurrenz darstellen? Aber grundsätzlich ist es ja so, dass Völker Geschlechtstiere nach einer Weile "entsorgen", weil ohne Schwarmflug nutzlos - wobei die hier ja die Brutpflege übernehmen kann.

Musst Du mal gucken was dabei raus kommt. =)*202
Blöd wärs am Ende nur, wenn die geflügelte Gyne die andere "entsorgen" würde... dann stehste dumm da. :mrgreen:
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Zitrus

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#3 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von Zitrus » 10. September 2023, 00:06

Hallo Marcel, willkommen im Ameisenforum!
Marcel24 hat geschrieben: ↑
9. September 2023, 17:36
Meint ihr da könnte noch was schiefgehen? Ansich können die Lasius flavus ja durchaus Polygyn sein, nur ist die eine ja nicht fähig Brut zu legen.
Lasius flavus gründet zwar typischerweise durch Pleometrose und die Adoption von Jungköniginnen in bestehenden Nestern ist nachgewiesen, aber die Art ist eher als oligogyn zu bezeichnen; das heißt, es können mehrere Königinnen in der Kolonie vorhanden sein, die einander aber nicht tolerieren.

Bei Gründung durch Pleometrose finden laut Seifert nach dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen "wenig heftige Kämpfe" statt, worauf die räumliche Separierung der Gynen folgt. Anders als bei z.B. Lasius niger ist also nicht unbedingt damit zu rechnen, dass die Gynen bis zum bitteren Ende kämpfen (wobei, in einem geschlossenen RG vielleicht schon), aber wirklich vertragen werden die beiden sich wohl nicht mehr.

Auch unbegattete Gynen können übrigens Eier legen. Diese sind dann aber natürlich unbefruchtet und es können nur Männchen daraus schlüpfen, welche die Gyne aber nicht begatten, da bei dieser Art zur Fortpflanzung ein Schwarmflug von Nöten ist.

Zumindest laut der Erfahrung anderer, fressen unbegattete Gynen oftmals ihre eigene Brut und ich würde es daher nicht vollkommen ausschließen, dass sie sich an der Brut der anderen Gyne vergreift. Ich würde wahrscheinlich versuchen, sie vorsichtig da raus zu bekommen und sie frei zu lassen. Die Lebenserwartung solcher Gynen ist sowieso selbst bei ausreichendem Nahrungsangebot nicht sehr hoch.
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katzenhai2
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#4 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von katzenhai2 » 10. September 2023, 17:14

Zitrus hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 00:06
Die Lebenserwartung solcher Gynen ist sowieso selbst bei ausreichendem Nahrungsangebot nicht sehr hoch.
Wie ist denn da die Erfahrung? Habe aktuell auch noch mehrere alate Gynen in RGs, die ich durchfüttere. Die haben bisher noch keine Eier gelegt oder so schnell aufgefuttert, bevor ich reingesehen habe.



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Zitrus

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#5 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von Zitrus » 10. September 2023, 17:32

katzenhai2 hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 17:14
Wie ist denn da die Erfahrung?
Ãœblicherweise ein paar bis einige Monate.

Die unbegattete Gyne in diesem Versuch von Wolfgang hat fünfeinhalb Monate durchgestanden, bevor sie verstarb.



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Marcel24
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#6 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von Marcel24 » 10. September 2023, 21:09

Ich danke euch erstmal für die Begrüßung, und natürlich die Infos, Anregungen/Tipps.
Also nach nun etwas über 24 Stunden, sind beide immer noch sehr entspannt. Es mag Einbildung sein, aber ich habe das Gefühl, die Königin ohne Flügel freut sich über die Gesellschaft und umgekehrt.
Vorhin haben sich beide gegenseitig geputzt, wenn man das so nennen kann. Und generell wirkt die andere Königin viel viel ruhiger als noch alleine.

Den Gedanken bezüglich, dass die eine mit Flügeln eben keine Konkurrenz ist hatte ich ebenfalls, was ggf dazu führen könnte das es zu keinem Machtkampf kommt und mit etwas Glück bleiben beide ja vllt sogar zusammen. Werde auf jeden Fall weiter berichten. (Dann aber im Bereich Haltungsberichte) verlinke ich dann hier.

Das die eine Gyne die Eier auffressen könnte macht mir natürlich sorge, ich werds denke ich regelmäßig beobachten, aber wohl erstmal so lassen. In ser Hoffnung es passiert nichts.
Bevor ich diese zusammengelegt habe, war mein erster Gedanke die zweite mit Flügeln wieder freizulassen.
Aber da es sich scheinbar doch irgendwie gut entwickelt, werde ich beide erstmal zusammenlassen.

Ich hoffe es ist für die andere Königin keine Art der Tierquälerei, wenn diese nicht die Möglichkeit bekommt begattet zu werden.
Was würde denn passieren, wenn ich sie im laufe des Monats Ende September Anfang Oktober freilasse, würde sie es auch unbegattet über den Winter schaffen und sich einen Unterschlupf suchen?

Danke nochmal.



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#7 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von katzenhai2 » 10. September 2023, 21:48

Zitrus hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 17:32
katzenhai2 hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 17:14
Wie ist denn da die Erfahrung?
Ãœblicherweise ein paar bis einige Monate.

Die unbegattete Gyne in diesem Versuch von Wolfgang hat fünfeinhalb Monate durchgestanden, bevor sie verstarb.
Ja gut, aber die wurde auch nicht gefüttert. Da hätte ich auch nichts anderes erwartet. Meine These: Schlicht und einfach verhungert, könnte man laut dem Werdegang (Larven da, wegfuttern, neue aufziehen usw) in etwa auch so deuten.
Marcel24 hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 21:09
[...]
Was würde denn passieren, wenn ich sie im laufe des Monats Ende September Anfang Oktober freilasse, würde sie es auch unbegattet über den Winter schaffen und sich einen Unterschlupf suchen?
Wird vermutlich vorher von einer anderen Ameise gefunden, getötet und als Futter für deren Kolonie verwertet (wie Unzählige bei Schwärmflugen auch). Ansonsten kann nichts draus werden - sie wird sich selber nichts zu essen suchen und dann mangels eigener Arbeiter verhungern und sterben. Außer es legt ihr immer jemand ein Aluschälchen mit Honig drauf vor die Nase (so wie bei mir im RG). ;)



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#8 Lasius flavus mit 2 Königinnen

Beitrag von Zitrus » 11. September 2023, 00:04

katzenhai2 hat geschrieben: ↑
10. September 2023, 21:48
Ja gut, aber die wurde auch nicht gefüttert. Da hätte ich auch nichts anderes erwartet. Meine These: Schlicht und einfach verhungert, könnte man laut dem Werdegang (Larven da, wegfuttern, neue aufziehen usw) in etwa auch so deuten.
Gerade Camponotus-Gynen können im Normalfall, sprich claustrale Gründung nach Begattung, sehr lange ohne Nahrung auskommen (Camponotus ligniperda/herculeanus bis zu 15 Monate). Die Gyne im Versuch von Wolfgang konnte immerhin einige der abgegebenen Reserven wiederverwerten und hatte keinen kraftraubenden Schwarmflug + Suche/Herstellung einer Gründungskammer hinter sich.

Der Abwurf der Flügel nach der Begattung spricht dafür, dass durch Selbige ein genetischer Schalter umgelegt wird - das haben die nicht von der Muttergyne beigebracht bekommen - und wenn dieser nicht umgelegt wird, hat die Gyne nicht den Sinn ihres Daseins erfüllt. Es bleibt ihr nichts anderes, als früher oder später zu sterben.

Ich habe selbst in der Haltung nur Erfahrung mit männlichen Geschlechtstieren und die verschwinden nach einer Weile immer, aber von allem, was ich in den HB's anderer User gelesen habe, scheinen auch Jungköniginnen in Gefangenschaft nicht sehr lange zu leben - sicher keine Jahre.

Du kannst ja berichten, wie lange die Gynen in deinem Versuch am leben bleiben.
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