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Lasius niger (2009) - Nymphes Haltungsbericht

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Lasius
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Nymphe
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#9 Insel-Tuning

Beitrag von Nymphe » 8. Juni 2012, 11:53

Nachdem einige der kielgeholten Ameisen wiederbelebt werden konnten, handelte es sich offenbar doch nicht um entsorgte Leichen, sondern der Rand der Insel war tatsächlich zu glatt.

(Immer dran denken: eine scheinbar ertrunkene Ameise ist nicht notwendigerweise tot. Also sofort sanft rausfischen und auf einem Stückchen Zewa im Formicarium oder einer ausbruchsicheren Box trocknen lassen, in vielen Fällen erholen sie sich wieder! Das kann mehrere Stunden dauern, also nicht gleich aufgeben. Dasselbe gilt für scheinbar rettungslos im Honig festgeklebte Ameisen: Mit einer Federstahlpinzette vorsichtig befreien, ein paar Minuten in einem Glas Wasser einlegen und dabei ein wenig bewegen, dann trocknen wie beschrieben.)

Jedenfalls habe ich daraufhin das Wasser im Graben (wieder mal) abgelassen, die Seiten der Insel mittels einer groben Nagelfeile großzügig mit horizontalen Rillen versehen und die Wanne wieder geflutet. Seitdem ist Ruhe - seit Tagen keine einzige Ameise mehr im Wasser, trotz Proteinfütterung und dementsprechend viel Betrieb.

Wenn das so ist, kann ich verstehen, wieso Inseln so einen schlechten Ruf haben. Die fertig zu kaufenden aus Plexiglas haben glatte und vertikale Ufer, da säuft dann natürlich viel mehr ab. (Ganz zu schweigen davon, dass die zugehörigen Mini-Gräben vermutlich zu schnell austrocknen.) Aber mit mehr Grip ist das wirklich eine ganz andere Nummer ...

Wenn ich so eine Insel nochmal bauen würde, würde ich wahrscheinlich lieber weissen Ton nehmen. Den muss man zwar zum Brennen geben, aber weder stinkt der dann, noch besteht Gefahr, dass er zu glatt wird. Die Plastik-Ausdünstungen scheinen allerdings keine Probleme verursacht zu haben und sind inzwischen fast weg, also lasse ich jetzt und bis auf weiteres alles so, wie es ist.



Der Müllberg wird übrigens tatsächlich kleiner, aber nicht wegen eines Abtransports in den Wassergraben, sondern weil jemand die Leichen nach und nach zu feinem Ameisenstaub zerschreddert. Manchmal sind sie echt kleine Herzchen, diese Krabbler.


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#10 Plat du Jour: Assel-Pürree

Beitrag von Nymphe » 18. Juni 2012, 13:14

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Zutaten:


  • 1 - 2 EL frische einheimische Kellerasseln (vemehren sich als Destruenten in Feuchtterrarien wie die Ratten)
  • Kochendes Wasser
  • Tasse
  • Teesieb
  • Gefrierbeutel


Zubereitung:

Lebende Asseln in die Tasse geben, mit kochendem Wasser überbrühen und sofort in das Teesieb abgießen. Tote Asseln in den Gefierbeutel einfüllen, flach ausbreiten und im Tiefkühlfach durchfrieren lassen.

Assel-Eis durch den Gefrierbeutel mit einem Löffel, Hammer o.ä. in grobe Stücke zerbröseln (jede Assel sollte möglichst ein- bis zweimal zerbrochen, aber nicht völlig zermatscht sein).

Pürree portionsweise entnehmen, in einem Futterschälchen anrichten und nach dem vollständigen Auftauen servieren.

Bon Appetit! :spin2:




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#11 Zweignester und Brutstatus

Beitrag von Nymphe » 25. Juni 2012, 22:42

In der RG-Tränke in der Arena hat sich aufgrund der Wasserabnahme die Watte zurückgezogen. Seit ein paar Tagen halten sich dort permanent Arbeiterinnen auf, die das RG offenbar für ein schickes Zweignest halten. Die Watte ist bereits kreativ umgestaltet. Leider ist der Einblick so schlecht, dass ich nicht erkennen kann, ob dort auch Brut gelagert wird:

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Aber, dachte ich mir dann, Mädels, wenn ihr Zweignester wollt, sollt ihr welche bekommen:

Bild

Ich bin gespannt, ob es bezogen wird. Da derzeit ausschließlich auf der Insel gefüttert wird, könnte der Platz für Larven interessant sein. Dort sehe ich zumindest, was passiert.


Apropos Brut, Madame mutiert zur Legemaschine:

Bild

Das gibt eine ganz schöne Explosion diese Saison, trotz des späten Starts. Sicherheitshalber habe ich auch schon einen neuen Ytong fertig.


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#12 Impressionen

Beitrag von Nymphe » 4. Juli 2012, 12:29

Die Gyne, scheinbar kurz vorm Platzen:

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Eipakete:

Bild


Suchbild: frisch geschlüpfte (helle) Arbeiterinnen:

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Und mein Plan geht auf - das neue Zweignest auf der Insel wurde angenommen. Derzeit lungern dort permanent etwa 15 Arbeiterinnen herum. Bisher noch keine Brut.

Bild


Der Proteinbedarf der Kolonie ist momentan nur mittelmäßig, weil an Brut fast nur Eier und Puppen vorhanden sind. Ich füttere zwei bis drei große Schaben pro Woche und dazwischen die eine oder andere verirrte Fliege oder Mücke aus der Wohnung.


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#13 Katzenfutter und Zweignester, Teil zwei

Beitrag von Nymphe » 19. Juli 2012, 10:25

Die Kolonie entwickelt sich weiter prächtig.


Neuestes Experiment: Katzenfutter als Proteinquelle.

Seit gut einer Woche biete ich, neben Honig, Katzenpastete mit Geflügel (Lidl-Hausmarke) an. Es hat mich überrascht, wie gut das Zeug angenommen wird. Das ist mindestens eine ideale Alternative für Urlaubsvertretungen (ein Stückchen Katzenfutter irgendwo reinzuwerfen kriegen auch Leute hin, die es nicht so mit Insekten haben), und derzeit trifft es sich ganz gut, dass meine geplünderte kleine Schabenzucht sich ein bisschen erholen kann.

Die Ameisen fressen richtige kleine Gänge in das Futterstückchen, bis es dann nach zwei, drei Tagen so vertrocknet ist, dass ich es gegen ein neues austausche. Und im Kühschrank hält die Pastete jetzt schon über eine Woche frisch.

Meine kleine Lasius niger-Kolonie von letztem Jahr ist übrigens genauso enthusiastisch dabei, es liegt also nicht dran, dass eine große Kolonie sowieso über alles Fressbare herfällt.


Wenn die Dose leer ist, gibt's erst mal wieder Insekten - aber ich frage mich, ob es hier Leute gibt, die Katzenfutter als Haupt- oder vielleicht sogar als Alleinfutter anbieten? Im wesentlichen handelt es sich dabei ja um Schlachtabfälle, und der Natur werden ja auch Wirbeltiere verwertet.



Zweignest als weisellose Kolonie?

In meinem Zweignest-RG auf der Futterinsel tummelt sich inzwischen eine Stammbesetzung von 30 - 40 Arbeiterinnen, immer noch ohne Brut.

Meine Überlegung ist jetzt, das RG zur Winterruhe zu verschließen, es im Frühjahr in eine separate Arena auszulagern, und diese "weisellose Kolonie" dann im nächsten Sommer von einer gründenden Chtonolasius-Königin übernehmen zu lassen. Hat das Aussichten auf Erfolg oder übersehe ich etwas? Ziehen sich Zweignestbewohnerinnen zum Beispiel in Vorbereitung auf die Winterruhe ins Hauptnest zurück, sprich, sollte ich das RG besser schon im Spätsommer separieren? Reicht die weisellose Zeit, damit eine Chtonolasius mit hoher Wahrscheinlichkeit akzeptiert wird? Sollte ich die Zweigkolonie nächstes Jahr zusätzlich rechtzeitig mit Puppen der Hauptkolonie pushen, damit auch junge, weniger agressive Arbeiterinnen vorhanden sind?


Ich freue mich über Antworten auf meine Fragen im Diskussionsthread!


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#14 Neues Nest!

Beitrag von Nymphe » 27. Juli 2012, 14:59

Nachdem das Nest allmählich ziemlich überfüllt ist ...

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... habe ich ein neues angeschlossen:

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Es ist wieder ein stehendes Hängematten-Nest, diesmal aber von einem freundlichen Foren-User mit einer Hobby-CNC präzisionsgefräst. Mit eingelassener Scheibe! Der Hammer. :spin2:


Die beiden Nestblöcke stehen aus Platzgründen über Eck, und zwar so, dass die Damen vom alten nur durch den neuen Block ans Futter kommen. Der Gesamtaufbau sieht jetzt also so aus:

Bild


Der neue Block steht 5cm tief im Wasser und darf sich erst mal vollsaugen, während der alte daneben langsam austrocknet. So hoffe ich, bis zur Winterruhe einen kompletten Umzug zu erreichen, auch wenn ich es für realistischer halte, dass bei dieser Koloniegröße trotzdem beide Blöcke weiterverwendet werden. Abwarten.


Es hat nur ein paar Minuten gedauert, bis das neue Nest erkundet wurde, und auch der neue, etwas längere Schlauch zur Arena war bald gestürmt. Dank einer frischtoten Schabe auf der Insel gibt es inzwischen sogar wieder eine ordentliche Straße.



Katzenfutter vs. Schabe

Apropos Proteine - im direkten Vergleich ist die Aufregung um ein totes Insekt doch deutlich größer als beim Katzenfutter. Auch wenn das Katzenfutter wirklich gut angenommen wird, schmeckt so eine Schabe anscheinend besser. Ich denke, ich werde weiterhin abwechseln, oder vielleicht auch mal beides gleichzeitig anbieten.



Gyne beim Eierlegen

Erwischt:

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#15 Neues vom neuen Nest & Milch-Experiment

Beitrag von Nymphe » 1. August 2012, 01:19

Das Interesse am neuen Nestblock hält sich bisher in Grenzen, es wird nur fleissig Aushub dort gelagert. Ich hätte gedacht, dass die Enge im alten Nest zumindest eine Erweiterung recht bald interessant macht, aber dem ist wohl nicht so. Auch gut, dann hatten die Damen es wenigstens zuletzt nicht so unbequem, wie ich dachte. Dafür hängen sie jetzt wie die Antilopen am Wasserloch an den verschiedenen Tränken und am Wassergraben, um die Brut im alten, nicht mehr bewässerten Block zu befeuchten. Das kenne ich schon vom Umzug im letzten Jahr und scheint der Kolonie nicht zu schaden.

Seit eben erwärmt eine kleine Backofen-Glühbirne die Scheibe des neuen Nestblocks. Ich denke, das sollte umgehend zumindest zu einer Puppenumlagerung führen.


Die Befeuchtung des neuen Nestes funktioniert übrigens prima. Der Ytong misst 20x5x30, steht also hochkant, und permanent in 3-4cm tiefem Wasser. Die unteren zwei Drittel sind feucht, das obere trocken. Wenn die Schale groß genug ist, reicht es also, alle ein, zwei Wochen reichlich Wasser aufzufüllen, um einen optimalen Gradienten zu bekommen. Definitiv ein Plus für dieses Format - meine alten 20x5x20-Blöcke standen auch immer im Wasser, waren dadurch aber bis oben feucht. Für die flexiblen Lasius niger ist das nun weitgehend egal, aber für Arten, die unterschiedliche Feuchtigkeitszonen brauchen, kann ich diesen wartungsarmen Aufbau nur empfehlen, statt alle Nase lang milliliterweise Wasser in kleine Gräben zu tröpfeln.



Futter-Experiment: Kuhmilch

In einem anderen Forum las ich von Milch als Proteinquelle für Ameisen. Fazit: die einzige Arbeiterin, die wohl versehentlich in die Nähe der kleinen Milchpfütze lief, wäre ohne meine Hilfe abgesoffen. Rekrutiert wurde null. Am nächsten Tag habe ich die Milch wieder weggekippt.



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#16 Der Umzug geht voran

Beitrag von Nymphe » 22. August 2012, 00:50

Meine Mädels überrschen mich damit, dass sie offenbar doch auch in diesem Sommer komplett umzuziehen gedenken. Sehr erfreulich!

Den Anstoß zum ersten Bruttransport gab kurz nach dem Anschluss des neuen Nestblocks die erwähnte kleine Lampe, die den neuen Ytong ein paar Tage lang erwärmte, als es draussen noch eher kühl war. Letztes Wochenende ging es dann aber erst richtig los. Entweder waren sie es doch leid, ständig Wasser in das staubtrockene alte Nest zu tragen, oder das Wetter war ihnen zu heiss und der befeuchtete Block durch die Verdunstung das entscheidende halbe Grad kühler. Oder die Umzugswilligen hatten fleissig rekrutiert und einfach so die kritische Masse erreicht und eine Lawine ausgelöst, wer weiss das schon.

Das ist jetzt ihr dritter Ytong, bisher ist die Kolonie also jedes Jahr einmal umgezogen. Und wie jedes Jahr habe ich den Umzug der Gyne verpasst. :furchtbartraurig:

Zum Thema: Nestumzug (Ameisenwiki)

Hier der neue Block mit dem nahezu kompletten Volk:

Bild



Das alte Nest:

Bild


Interessanterweise werden dort also noch viele Puppen gelagert und zum Schlüpfen gebracht, die jungen Arbeiterinnen werden dann aber sofort geschnappt, eingerollt und abtransportiert. Das sieht ja immer ein bisschen brutal aus ...


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