Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

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#9 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 16. August 2008, 22:32

Nun, ich machte gerade eben wieder einen Kontrollblick und bemerkte, wie sich die Königin mit den vielen Puppen intensiv eine Kokonpuppe bearbeitete. Ich hatte da schon ein leichtes Kribbeln im Bauch gehabt, hatte aber danach noch etwas anderes zu erledigen gehabt. Natürlich wurde mein Kribbeln immer stärker und ich musste noch einmal vorbeischauen. Ja, ist das etwa ein leerer Kokon? Aber wo ist die Pygmäe hin? Schweiß lief mir sturzbachartig die Stirn hinunter, als ich die dunkle Kammer nach der neugeborenen Ameise durchsuchte.

Da fiel mir ein, dass ich doch mit der Kamera ein Überblickbild machen könnte, wo ich dann in Ruhe nach der Pygmäe suchen könnte. Gesagt, getan! Ich schoss wie ein verrückter Paparazzi, der unbedingt ein Bild von den Jolie-Zwillinngen haben möchte. Als ich dann die Bilder durchsichtete, stockte mir der Atem:

Bild

Ist das etwa ein Kopf der Pygmäe? Ich zückte wieder meine Kamera und schoss auf gut Glück die Kammerwände ab, mit der Hoffnung, dass ich bei der Dunkelheit überhaupt den Fokuspunkt finde. Erneute Sichtung des Materials ergab folgendes:

Bild

Ein 14-Millionen-Dollar Bild, wie es im Bilderbuche steht. Herzlichen Glückwunsch, namenlose Königin. Du bist Mama! Und ich, ich bin glücklich. Noch werde ich sie in Ruhe lassen, bis die kleine ein wenig aktiver geworden ist. Dann werde ich sie in ein Arena stellen und das Nest leicht öffnen.


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#10 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 17. August 2008, 22:44

Was sagt man dazu! Als ich heute morgen meinen Kontrollblick machte, hatte ich wieder einen Grund zur Freude. Eine zweite 3mm große Pygmäe guckte mich durch das trübe Glas an. Beide Arbeterinnen waren zu der Zeit noch ziemlich hell, wenn nicht sogar weiß gewesen.

Bild

Diese Färbung änderte sich dann nach einigen Stunden in ein dunkles Grau. Der Kopf scheint mir aber noch keine rötliche Färbung angenommen zu haben. Vielleicht kommt das noch nach ein paar Tagen. Es kann auch sein, dass erst die größeren Arbeiterinnen eine Zweifärbung bekommen, wie es bei Messors barbarus ebenfalls ist. Wäre Schade, wenn es sich um eine schwarze Farbvariation von Myrmecocystus mimicus oder gar um eine andere Art handeln würde. Aber wie immer: abwarten und Grüntee trinken. Übrigens: die rote Königin ist endlich in das Reagenzglas gezogen.

Bild

Ich habe mir bei real,- vier riesige Plastikwannen erstanden. Mit den Maßen 40cm x 33,5cm x 8,5cm sind diese Behälter von der Grundfläche her sogar größer als mein Messorbecken. Da ich meinen Glauben an Talkum verloren habe, holte ich meine 1 L PTFE Flasche wieder heraus. Zuerst habe ich einen kräftigen Schluck in die erste Wanne gegeben und dann versucht, durch leichtes Kippen die Seitenwände zu benetzen. Einige Stellen blieben aber hartnäckig PTFE-frei, sodass ich einfach noch mehr von der trüben Brühe draufgekippt habe. Überschüssiges PTFE ließ ich in die nächste Wanne laufen.

Bild

Ich fuhr so fort, bis alle vier Wannen vollständig mit dem Rutschmittel überzogen worden sind. Da ein Rutschmittel alleine kein 100 prozentiger Ausbruchschutz darstellt, wollte ich die schlecht sitzenden Deckel ebenfalls noch ausbessern. Ich holte also mein Fensterdichtungsband aus Moosgummi heraus und klebt diese auf den Beckenrand. Als ich dann den Deckel auflegte, merkte ich, dass an den Ecken nicht genug Anpressdruck vorhanden ist. Entweder ich beschwere die Ecken, oder ich besorge mir Spanngurte, die ich dann um das ganze Konstrukt spanne.

Bild

Jedenfalls deckelte ich drei der Wannen zu, damit nicht unnötigerweise Staub hineinkommt. Eine Wanne befüllte ich mit ausgewaschenem Kies, der im nassen Zustand weniger Staub aufwirbelt. Derzeit trocknet das ganze noch aus.

Ich habe anschließend habe ich einen kleinen Gang in das Nest mit den Pygmäen gegraben und ein Reagenzglasnest angeschlossen. Vielleicht ziehen sie ja rasch um. Erste Erkundungen gab es bereits schon, aber solange das alte Nest noch feucht genug ist, werden sie wohl dort auch bleiben.

Pygmäenvideo <- Klick!


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#11 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 18. August 2008, 22:59

Heute morgen durfte ich die dritte Pygmäe begrüßen. Während die anderen beiden recht dunkel geworden sind, sticht die Neugeborene mit ihrer weißen Unschuld sofort ins Auge.

Bild

Wenn man das obige Bild ganz genau betrachtet, sieht man, dass der Kopf der älteren Pygmäe ganz leicht rot bzw. braun ist. Es ist schon mal keine ganz schwarze Art. Die Hoffnung, dass es sich tatsächlich um Mymrmecocystus mimicus handelt besteht immer noch.

Bild

In dem zweiten Bild kann man nochmal alle drei Pygmäen auf einen Blick sehen. Rechts unten verläuft ein kleiner Gang in die Freiheit, den ich ja selber freilegen musste. Dieser wird tatsächlich auch benutzt, hauptsächlich, um die leeren Kokonhüllen in das angeschlossene Reagenzglas zu verfrachten.

Bild

Ich habe mir im Laufe des Tages Gurte besorgt, die ich um die Arena spannen konnte. Dadurch wird endlich genug Anpressdruck in den Ecken erzeugt, sodass der Deckel wirklich auf den Dichtungstreifen dicht aufliegt. Da aber vielleicht noch Restfeuchtigkeit im Kies vorhanden sein kann und meine PTFE Barriere sowieso unüberwindbar ist, lasse ich die Arena erstmal offen. Bei geschlossenem Deckel würde wahrscheinlich die Luftfeuchtigkeit rapide ansteigen.

Bild

Um meinen Ameisen Futter anzubieten, habe ich die Verbindung Nest-Reagenzglas augelöst und die beiden Teile mitten in die Wanne gelegt. Auf einem Papierschnipsel habe ich per Gabel drei winzige, ungefähr 1 mm große Akazienhonigtropfen aufgetragen. Das sollte jedenfalls Ertrinkungssicher sein.

Bild

Nach zwei Stunden wagte wahrscheinlich die älteste Pygmäe an den Ausgang und beschnupperte kurz die Luft mit den Fühlern. Kurze Zeit danach fand ich sie schon an einem der Honigtropfen. Sie sog sich zuerstmal voll, lief dann auf direktem Wege zur Königin und übergab ihr den Kropfinhalt. Danach lief sie wieder raus, um eine neue Kropfladung aufzutanken. Dieses Spiel wiederholte sich, bis es nichts mehr zu holen gab. Den letzen Rest durfte ihre Schwester haben.

Interessant war auch, dass sie anschließend im 5 cm Umkreis leicht furagiert hat. Auf soetwas muss man bei Messor barbarus ziemlich lange warten. Ich habe es nun so verstanden, dass sie vielleicht noch Hunger hat. Ich könnte einen weiteren Tropfen Honig anbieten. Letzendlich habe ich ein Stück Mehlwurm hineingegeben. Dies ist zwar eine große Beute für so eine kleine Kolonie, aber ich habe sonst keine kleineren Futtertiere zu Hause. Die anderen Königinnen haben die Mehlwürmer ja auch angenommen. Meinen Pygmäen lässt es aber kalt.


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#12 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 19. August 2008, 22:15

Ich habe den ganzen Tag lang Honigtropfen angeboten und jedes Mal wurden sie gründlichst aufgesaugt. Zwischenlager ist wieder einmal die Königin, die natürlich am meisten Stauraum in ihrem Körper hat. Bei so einer kleinen Kolonie wäre es ein Verlust, wenn eine Pygmäe ausfallen würde, damit sie den ganzen Tag mit dickem Bauch von der Decke hängt. Es lohnt sich noch nicht Honigtöpfe anzulegen.

Bild

Dafür lohnt es sich für die Kolonie weiterhin Puppen aufzubeißen. Die vierte Pygmäe ist gerade eben geschlüpft und beschäftigt sich gerade mit der Körperpflege.

Honigsaugervideo <- Klick!

Die anderen Königinnen scheinen sich da noch Zeit zu lassen. In der Legegemeinschaft hat sich die untergebene Königin sich sämtliche Puppen gekrallt, während die dominante Königin das Privileg hat sich um die Larven und Eier zu kümmern. Erste Pygmäen in diesem Nest sollten bereits diese Woche schlüpfen. is dahin muss ich mich mental darauf vorbereiten meine beiden Königinnen zu trennen.


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#13 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 21. August 2008, 23:26

Ich habe meine Königinnen Nummern gegeben, damit beim Bericht schreiben keine Verwirrung verursache. Die Königin, die zuerst Pygmäen bekommen hat, soll fortan nun als Königin 1 im Lande bekannt sein. Sie hat seit gerade eben stolze sieben Pygmäen. Es ist aber schwer, alle in dem Nest zu erkennen und in das neue Reagenzglas wollen sie noch nicht umziehen. Solange es im alten Nest noch feucht genug ist, mache ich mir keine Gedanken. Erst wenn es zu trocken wird, wird es kritisch.

Honig füttere ich heute nicht mehr, da meine Königin 1 bereits physogastrisch ist, also eine ausgedehnte Gaster hat. Wir wollen ja nicht, dass sie zu einem Honigtopf wird.

Bild

Derweil habe ich mich heute entschlossen, meine Pleometrosegeminschaft aufzulösen. Mein dominante Königin, Königin 2, scheint zwar recht fit auszusehen, dahingegen sieht meine unterwürfige Königin, Königin 3 leicht mager aus. Ich wollte das dürre Tierchen ein eigenes Heim geben und ein wenig zufüttern. Aber wie bekomme ich sie überhaupt aus dem Reagenzglas heraus?

Gleich nach dem Öffnen der Watte verzog sich die Königin 3 schnell ins Nestinnere. Ich musste also erstmal den richtigen Augenblick abwarten, bis sie wieder in die Nähe des Eingangs kommt. Als dies geschieh, versuchte ich mit meiner Federstahlpinzette eines ihrer Beinchen zu erfassen. Leider schlüpfte sie immer wieder aus meinem Griff heraus. Immer wieder versuchte sie sich durch Bisse und Säureattacken sich zu wehren, aber ich schaffte es am Ende doch noch sie heraus zu holen. Ich konnte ebenfalls noch eine Puppe herausholen. Weitere Puppen waren nicht möglich, da sie viel zu tief im RG lagen und aneinander klebten.

Im neuen Reagenzglas schien sie sich noch nicht eingelebt zu haben. Erst nach drei Stunden hat sie sich etwas beruhigt. Bevor ich aber Futter hinzugebe, werde ich noch die Nacht abwarten.

Bild

Soeben hat Königin 2 auch ihre erste Pygmäe aus dem Kokon gezogen. Diese liegt derzeit auf dem Bruthaufen und muss erstmal aushärten. Ich bin mir sicher, dass sie morgen aktiv an der Brutpflege mitwirken kann.

Schlupfvideo <- Klick!


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#14 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 22. August 2008, 22:25

Ich muss leider den ersten Todesfall verkünden. Die Pygmäe, die gestern bei Königin 2 zur Welt kam, blieb bis jetzt regungslos liegen. Ich gehe davon aus, dass sie tot aus dem Kokon herausgezogen wurde.

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Ich wollte die kleine Arbeiterin in Alkohol einlegen und dann zur genauen Artbestimmung einschicken, aber die Königin weigert sich bisher vehement die Leiche zum Eingang zu tragen. Stattdessen liegt der leblose Körper mitten auf dem Bruthaufen. Soll ich vielleicht doch noch Hoffnung haben? Sie hat sich immerhin schon dunkel gefärbt.

Königin 3 hat sich von dem gestrigen Tag erholen können. Mittlerweile hat sie sogar schon fünf Eier gelegt. Leider bleibt sie extrem Schreckhaft, was mir bereits seit Beginn des Projektes mehrmals aufgefallen war.

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Königin 1 habe ich heute wieder einen Mehlwurm angeboten. Nach anfänglichem ignorieren, habe ich das Stückchen in den Eingangsbereich geschoben. Erst dann entschlossen sich die Arbeiterinnen den Mehlwurm weiter ins Nestinnere zu ziehen.


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#15 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 24. August 2008, 22:25

Nach langem Warten konnte ich endlich die tote Pygmäe aus dem Reagenzglas entfernen. Den Leichnahm habe ich in eine kleine Feige-Wodka Flasche hineingegeben. Hinzu kam noch ein Tropfen Spülmittel und das ganze war dann versandbereit. Verschicken werde ich das Päckchen zu einem Bekannten, der Zugang zu einem Binokular und dem Bestimmungsschlüssel hat. Ich hoffe nur, das die Pygmäe in einem brauchbaren Zustand ist.

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Um meine Königinnen weiterhin zu unterstützen, vor allem Königin 2, die Unmengen an Larven hat, habe ich heute wieder Mehlwurmstücke verteilt. Königin 2 und 4, die diese Prozedur schon kannten, stürtzten sich sofort auf die Beute. Königin 3, die schüchterne Königin, hat noch lange gezögert, bis sie sich rantraute.

Bild

Bei Kolonie 1 scheinen die Arbeiterinnen auf den Geschmack gekommen zu sein. Nachdem sie ja bereits eine Mehlwurmhälfte angeknabbert haben - das Teil liegt immernoch im Nest - scheint dieses Futtertier in das Beuteschema abgelegt worden zu sein. Diesmal gab es kein zögern mehr. Sofort saß eine Arbeiterin auf dem Mehlwurm und leckte ausgiebig daran. Vielleicht liegt es auch nur an der gestiegenen Population. Mittlerweile müssten jetzt 10 Pygmäen im Nest herumwuseln.


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#16 AW: Myrmecocystus mimicus - Pleometrose Projekt

Beitrag von TiGGa » 25. August 2008, 20:55

Wo Königin 2 total versagt hat, war Königin 4, ehemals die rote Königin genannt, umso erfolgreicher. Seit heute morgen sitzt eine kleine Pygmäe im Reagenzglas und schaute mich mit riesigen Augen an. Anfangs war ich mir noch unsicher, ob sie wirklich lebt, aber als die Pygmäe anfing mit den Fühlern hin und her zu wippen, fiel mir ein Ytongklotz vom Herzen.

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Ich machte also das Reagenzglas auf, entfernte das klebrige Stück Mehlwurm und legte es in die vorbereitete Arena. Eine Honigfütterung spare ich mir erstmal. Arbeiterinnen gehen nicht aus dem Nest, solange sie noch hell sind.

Kolonie 1 ist heute, als ich bei der Arbeit war, teilweise in das Reagenzglas gezogen. Sie haben immerhin schon die Eier zu der feuchten Watte gebracht. Es sind auch permanent vier Pygmäen dort, die in der Nähe der Eier bleiben. Anscheinend wird es im alten Nest ungemüdlich trocken, jedoch nicht trocken genug, um die Königin und die Puppen zum Umzug zu verleiten. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit.


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