Hallo allerseits,

ich bin neu in diesem Forum und hoffe, dass das Thema hier richtig aufgehoben ist. Erstmal eine Informationsgrundlage:

Ich habe vor 2 Wochen aus unserem Garten eine Kolonie "Myrmica rubra" vor Umbauarbeiten gerettet. Meine Zuordnung basiert auf folgenden Daten:
- Größe und Färbung der Arbeiterinnen und Königinnen
- Nest in sehr feuchtem Bodengrund, schattig
- Königinnen mit oben im Nestbereich
- Die beiden arttypischen Dornen auf dem Propodeum waren unter dem Microskop gut erkennbar
- Allgemeiner Vergleich unter einer starken Lupe + Microskop mit hochauflösenden Bildern aus dem Internet


Die Kolonie bestand aus 3 Königinnen und ca. 120 Arbeiterinnen und vielen Eiern, sie lebt derzeit in einem alten Aquarium (30 x 20 x 20 cm) im Wohnzimmer. Als Nest habe ich eine Ameisenfarm aus Plexiglas mit Kunststoffabstandshaltern zusammengeschraubt und mit doppelseitigen Klebeband von innen an die Scheibe geklebt. Es ist gefüllt mit Erde aus der unmittelbaren Umgebung des Nestes draußen, sie wurde vorher zur Sicherheit im Ofen "gebacken" um nicht irgendwelche potentiellen Schädlinge mitzunehmen. Unten in der Farm ist etwas Watte als Wasserspeicher. Es ist mit Pappe abgedunkelt. Trinkwasser gibt es aus einer Vogeltränke mit Watte, Honig gibt es ebenfalls über ein Wattepad. Als Futtertiere nehme ich Mehlwürmer, Heimchen, Fliegen, Ei - alles überbrüht.

So Weit, so gut - dachte ich.
Seit einigen Tagen sterben immer wieder Arbeiterinnen, ca 3-5 am Tag. Teilweise sieht man welche die auf dem Boden liegen und nicht richtig laufen können, sich teilweise zusammenkrümmen und strampelnd auf dem Rücken liegen...
Hat einer von euch eine Idee woran das liegen kann? Und was ich machen, damit die Kolonie mir nicht ausstirbt?

Schonmal vielen Dank für eure Hilfe, auch im Namen der Meisen ;-)
Se.Ko.

PS.: Im Anhang ist ein Foto von der derzeitigen Haltung

Hallo Se.Ko.
und herzlich Willkommen im Forum.

Meine erster verdacht wäre, das die Kolonie irgend eine Vergiftung erleidet.
Das könnte aber so vieles sein, das mir sicher nicht alles einfällt,
ein paar Versuche, prüfe ob du irgend etwas in der nähe deiner Kolonie findest.
Antimückenstecker, neu gemaltes Zimmer, Pflanzen mit Insektenvernichtungsmittel, Silikon,
divers Putzmittel,
es könnte so vieles sein.
Auch die Erde von draußen oder was auch immer.

Ich würde sagen weniger ist momentan eher mehr.
Gib ihnen nur einen einfache Box ohne Zubehör,
und am besten wäre wohl ein kleines Nest aus Ytong oder Gips.

Grüße, fink2

Hallo Se.Ko
Ergänzend zu den Bemerkungen von fink2 einige Fragen:
- Wie hast du die Ameisen denn eingefangen (es könnten Folgeschäden sein, dann ist eine erhöte Sterberate in den ersten wochen "normal")?
- Kommen die Ameisen irgendwie ans Klebeband?
- Verwendest du einen Ausbruchsschutz?

Dankeschön für die schnellen Antworten und ersten Anregungen! :-)

Also ich könnte morgen wohl eine einfache Plastikdose fertig machen, und bestimmt bekomme ich auch irgendwie ein Gipsnest gegossen. Alternativ könnte ich vll auch ein Reagenzglas aus meinem Umfeld bekommen, wenn es hilfreich wäre?

Zu den Fragen von Reber:
- Wie hast du die Ameisen denn eingefangen (es könnten Folgeschäden sein, dann ist eine erhöte Sterberate in den ersten wochen "normal")?
Mit einem Sauger aus einem Marmeladenglas und zwei Schläuchen.
- Kommen die Ameisen irgendwie ans Klebeband?
Der Spalt zwischen dem Plexiglas und der Scheibe sollte eigentlich nur den Bruchteil eines Millimeters breit sein, vielleicht steht es unten minimal ab, aber ich habe noch keine Ameise zwischen Scheibe und Nest gesehen.
- Verwendest du einen Ausbruchsschutz?
Dafür habe ich Parafinöl genommen, über die Ecken des Aquariums ist Tesafilm geklebt, und dort ebenfalls Parafinöl aufgebracht.

Se.Ko. hat geschrieben:
Mit einem Sauger aus einem Marmeladenglas und zwei Schläuchen.

Ok, das schliesst "mechanische" Schäden eigentlich eher aus, die mir der Pinzette oder der Schaufel (inkl. im Erdreich verschüttete Ameisen) entstehen.

Der Spalt zwischen dem Plexiglas und der Scheibe sollte eigentlich nur den Bruchteil eines Millimeters breit sein, vielleicht steht es unten minimal ab, aber ich habe noch keine Ameise zwischen Scheibe und Nest gesehen.

Es könnte sein, dass das Klebeband irgendwelche giftigen Lösungsmittel freigibt (über die Luft, aber auch über Wasser etc.)...

Dafür habe ich Parafinöl genommen, über die Ecken des Aquariums ist Tesafilm geklebt, und dort ebenfalls Parafinöl aufgebracht.

Bei "Wildfängen" von grösseren Myrmica-Kolonien sind mir die Ameisen oft einfach ins (zu dick aufgetragene) Öl gelaufen. Viele konnten sich vermutlich nicht mehr reinigen und sind dann verendet. Später haben sich die Kolonien daran gewöhnt und haben den Ausbruchsschutz gemieden...

Mahlzeit!

Leg mal ein mit Wasser vollgesogenes Papier in das Becken. Ich hatte das damals mit meinen Ponerinen (?) und viel Feuchtigkeit hat gut ausgeholfen.
Ansonsten einfach nur Kohlenhydrate (Honigwasser, Bonbon, Zucker anbieten) denn es gab eine Menge Stress zu bewältigen.
Auch Brutwegnahme kann der Sterberate entgegenwirken (allerdings nicht wenn die Kolonie schon im entgültigen Standort sich befindet).

Nochmals danke für die Hilfen!
Ich werde das dann heute probieren mit der Umsiedelung in eine einfache (Haribo-)Plastikkiste mit möglichst wenig Inhalt, nur Wasser und Futter quasi. Als Nest wird jetzt erst ein Reagenzglas angeboten, bis ein Gipsnest fertig ist, dann können sie selbst entscheiden. Ausbruchsschutz wieder Parafinöl aber ich versuche es noch dünner aufzutragen. Zudem bekommen sie jetzt direkt in dem alten und später in dem neuen Behälter ein nasses Papiertuch beigelegt.

Ich hoffe, dass ich dann alle Tips gut umgesetzt bekomme und es wieder Bergauf geht! Werde dann zu gegebener Zeit einfach mal Bericht erstatten oder falls ich noch Fragen habe mich melden, das funktioniert ja wunderbar hier.

Se.Ko.