Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

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sweet-insects
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#17 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 31. März 2007, 13:58

Da das letzte Nest auch immer mehr austrocknete und ich jeden Moment mit dem Blattabwurf rechnen musste, entschied ich mich es auf dem Boden neben dem Reagenzglas abzulegen. Das Reagenzglas wurde auch rasch angenommen, und wieder durfte ich einen Blick auf Big Mama werfen. Sie sah aus, wie bei der letzten Audienz, aber wie sieht eine gesunde Königin den aus? Mir fiel lediglich auf, dass die Gaster ruhig ein wenig mehr aufgabläht sein könnte. Dies deutete jedoch lediglich darauf hin, dass die Hautlegezeit momentan nicht gegeben war. Woran das lag, bereitete mir Kopfzerbrechen. Konnte ich was dran ändern?

Lange lange Zeit verblieben die Ants nun im Reagenzglas, sodass ich mir nicht sicher war, ob dies nun eine Regenerationsphase war oder ob weiterhin der absteigende Ast bis zum ....(nein, das will und kann ich nichts ausschreiben, da sträubt sich alles in mir!!). Später habe ich es sogar noch mit roter Folie abgedeckt und in den geflochtenen Stammteil der Pachira eingeklemmt.

Dazu ein paar Eindrücke via Fotos.
Dateianhänge
_PB130128.jpg
_PB130110.jpg


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#18 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 31. März 2007, 14:23

Nach einigen Wochen der verstärkten Futteraufnahme, konnte ich ein gutes Foto der königlichen Hoheit im Reagenzglas anfertigen. Zuerst war ich hoch erfreut, als es mich fast wie ein Blitz traf: Was ist das denn dort am Gaster der Königin? Meine erste Vermutung, dass dort, wie schon öfters beoabchtet Eier klebten, zerchlug sich beim genaueren hinsehen. Die Struktur des Gewebes und auch die Form lies diesen Rückschluss nicht zu, viel eher vermuteten wir, dass dort die Ovarien der Königin unter der Tergitplatte hervorquoll (siehe Foto 1, 2).

Dies deutete klar auf eine erhöhte Eilegerate hin, welches bei der Brut drum herum auch ersichtlich war, aber so richtig freuen konnte ich mich darüber nicht. Also kramte ich weitere Bilder unserer königlichen Hoheit heraus, um nachzuprüfen, ob dies bereits vorher dokumentiert war aber nicht registriert wurde. Bei einem der Nestumzüge musste Big Mama über einen dünnen Stängel eskortiert werden (siehe Foto 3), welches zumindest das Phänomen nicht darstellte. Vielleicht doch nur eine einseitige Angelegenheit oder nur während der gesteigerten Eilegezeit? Inwiefern wird das die Lebensdauer der Königin beeinflussen? Unbeantwortete Fragen und Ungewissheit, die weniger angenehme Seite der Ameisenhaltung.
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_Umzug der Queen.jpg
_Ovarien_Queen_1.jpg
_Ovarien_Queen.jpg


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#19 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 31. März 2007, 16:48

Ich rechnete jeden Tag mit dem Tod der Königin, doch nun sind mittlerweile auch wieder einige Monate verstrichen, sodass ich diesen Tatbestand zwar nicht ganz vergessen habe, aber er immer mehr in de Hintergrund rückte.

Die Königin hat weiterhin fleißig Eier gelegt, aus denen sich Arbeiterinnen entwickelt haben. So scheint es sie zumindest nicht an der Eiablage zu hindern. Ob sie deswegen weniger Eier leg, kann natürlich niemand sagen. Auffällig ist, dass dieser "aufgeqollene" Zustand auch kein Dauerzustand ist. Aktuell ist es nicht ersichtlich. Es sei jedoch hinzu gesagt, dass der Einblick nicht ganz optimal ist.

Bis heute hat sich einiges getan und die Anzahl der Arbeiterinnen ist wieder etwas angestiegen. Sie bewohnen aber immer noch das Reagenzglas, welches zeitweise direkt mit dem Halogenarm meiner Standleuchte bstrahtl wird. Auf dem Foto 1 kann man gut erkennen, dass die Oecophylla das Sonnenbad regelrecht genießen: Ein Teil der Arbeiterinnen sammelt sich am Nesteingang, um möglichst viel Wärme abzubekommen.

Zum ersten Mal seit langer Zeit wurde auch wieder ein Nest gebaut. Dieses ist recht klein und wird als Zwischenlager für Brut genutzt. Es ist teilweise auch mal wieder unbewohnt. Die Königin ist immer noch im Reagenzglas und macht auch keine Anstallten ins neue Nest umziehen zu wollen (siehe Foto 2,3).

Grundsätzlich vertraue ich auf den Instinkt dieser Tiere, dass ihre Entscheidung schon richtig sein wird. Und auch wenn ich mehr und mehr überzeugt bin, dass die Kolonie übern Berg ist, bin ich doch recht vorsichtig geworden und halte die Kleinen lieber gut im Auge.
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_erstes Nest 2007 (10).jpg
_erstes Nest 2007 (4).jpg
_Sonnenbaden im Neujahr 01.01.2007 (11).jpg


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#20 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 31. März 2007, 17:04

nach langer Pause habe ich es geschafft, den Haltungsthread wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Der Kolonie geht es nun scon viel besser, es ist reichlich an Brut da und Nahrung wird auch gleich heimchenweise gefressen :spin2:

Hier mal ein Foto, das nicht verkleinert wurde, damit man auch ein weinig ins Reagenzglas schmulen kann.
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_Fütterung Heimchen 03_2007 (1).jpg


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#21 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 31. März 2007, 20:04

Nun ein wenig Theorie, die ich Euch nicht vorenthalten will. Beim Stöbern nach Ameisenliteratur haben Dirk und ich in ihrgendeinem Antiqauriat ein richtiges Schmuckstück gefunden.

Gerhard H. Schmitdt (Hrsg.) (1987): Sozialpolymorphismus bei Insekten - Probleme der Kastenbildung im Tierreich. 2. Auflage, Studienausgabe, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart.

Der Wälzer hat an die 1000 Seiten und berichtet neben Bienen und Wespen auch bei Ameisen hinsichtlich der Kastenbildung. Die Fotos und Grafiken sind alle schwarz-weiß, aber das Buch hat eine fachliche Tiefe, bei der ich ganz glasige Augen bekomme *freu*.

So nun aber zu den Fakten:
Wie bekannt ist Oecophylla polymorph, sodass auch hier von minor- und major-Arbeiterinnen gesprochen wird.

major-Arbeiterinnen:
Sie sind etwa 1 cm lang mit gelbbrauner bis tiefbrauner Färbung des Chitinpanzers. Die Hinterbeine sind so lang wie die Ameise selbst (1cm), wogegen die Mittel- und Vorderbeine 7 mm messen. Dadurch erhält die Arbeiterin ein sehr schlanken, elegantes Erscheinungsbild. Der Kopf ist ca. 1,5mm lang und 1,3mm am Apex ("Kopfspitze") breit. Im Vergleich erscheint der Thorax mit seinen Maßen 0,5 x 3,5 (B x L) fast winzig. Der Petiolus misst 0,2mm Breite und 0,8mm Länge und verbindet Thorax mit der Gaster. Aufgrund seiner Beweglichkeit kann die Gaster vertikal aufgerichtet werden.

minor-Arbeiterinnen:
Sie sind nur halb so groß, aslo 5-6mm lang; die Proportionen sind jedoch verhälntnismäßig dieselben. In freier Natur gründet eine junge Königin oftmals durch Soziotomie, indem sie einige Arbeiterinnen aus dem Mutterstaat mitnimmt. Muss die königliche Hoheit jedoch die Anstrengung der Koloniegründung allein bewältigen, findet man in solchen Nestern zu Beginn eine Mischgröße aus minor- und media-Arbeiterinnen von ca. 7-9mm.

Männchen:
Sie verfügen über eine Körpergröße einer major-Arbeiterin (1cm) und sind stets tiefbraun.

Königin:
Im Gegensatz zu allenanderen Nestmitgliedern ist die königliche Hoheit nicht an ihrer Krone zu erkennen :) , sondern unweigerlich an ihrer Größe. Sie erreicht hinsichtlich der Länge das doppelte ihrer großen Kinder, ist aber darüber hinaus wesentlich massiver gabaut. Dies zeigt sich besonders im Thoraxbereich, der infolge der Flugmuskulatur fast "doppeldeckerartig" erscheint.

Brut:
Hinsichtlich der Eier können laut Schmitd zwei verschiedene Größen festgestellt werden: 0,6 mm und 1,2 mm. Sofern mehrere Nester existieren, ist jede Eigröße auf verschiedene Nester verteilt. Larven sind weißlich gefärbt und ihre Größe variiert von 1-4 mm. Die Vorpuppen ähneln großen Larven, können aber bei genauem Hinsehen durch Bewegungsunfähigkeit als solche Indentifiziert werden. Die Puppen sind 4-7mm lang und besitzen keinen Kokon (Nacktpuppen).

Biologischer Zyklus:
Die Gattung Oecophylla betreibt in freier Natur Nestbegattung. In Gefangenschaft ist mir ein solcher Fall nicht bekannt, dass die Kolonie bereits solche stattliche Ausmaße erreicht hat, in dem dann Geschlechtstiere gebildet werden.

Nach Schmidt (genauer André Ledoux) fliegt die begattete Jungkönigin fort. Muss sie ihren Staat allein aufziehen legt sie anfänglich 1,2mm große Eier, aus denen sich minor-Arbeiterinnen entwickeln. Sie helfen nach dem "schlüpfen" bei der Aufzucht weiterer Larven. Dies scheint eine sehr kritische Phase zu sein, da von einer hohen Sterblichkeitsrate beiden jungen Larven gesprochen wird. Ist eine geise Anzahl von minor-Areiterinnen vorhanden, entwickeln sich aus den Eiern major-Arbeiterinnen.

UND JETZT WIRDS WIRKLICH INTERESSANT was für mich ebenso spektakulär wie absolut neu war:

minor- und major-Arbeiterinnen eines Mutternests können "auswandern" und ein eigenes Nest errichten. Nach unbestimmter Zeit würden einzelen unter diesen Arbeiterinnen dann selbst Eier legen (0,6mm) aus dennen sich sowohl minor- als auch major-Arbeiterinnen (!!!!) entwickeln können. Diese Aufzucht von Arbeiterinnen durch Arbeiterinnen kann über mehrere Generationen erfolgen. Und jetzt kommts noch besser: Denn aus weiteren morphologisch ähnlichen Eiern der Arbeiterinnen können in Abhängigkeit von bestimmten Auslösemechanismen gelfügelte Weibchen entstehen. Zu bestimmten Zeiten erscheinen in reinen Arbeiterinnennestern, Eier von der Größe 1,1 mm aus denen Männchen hervorgehen. So wäre wieder eine Nestbegattung möglich.

Die Schlußfolgerung ist, dass bei der Entstehung von Menschen der biologische Sachverhalt der Parthenogenese aufgetreten sein muss. Da die Arbeiterinnen zwei verschiedene Eierarten legen können, muss hier noch etwas genauer unterschieden werden:
1) große Eier (1,1mm lang) entwickeln sich parthenogenetisch zu Männchen, die ja auch haploid sind und daher auch keine Befruchtung des Ei´s erfolgen muss.
2) kleine Eier (0,6mm lang), die sich parthenogenetisch zu Arbeiterinnen und geflügelten Weibchen entwickeln können.


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#22 AW: Oecophylla smaragdina - Haltungserfahrungen

Beitrag von sweet-insects » 15. April 2007, 16:32

Heute ist ein Tag, der mich zutiefst betrübt, ich bin eigentlich völlig fassungslos und kann es noch nicht glauben. Die Königin ist tot, sie wurde aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen zerlegt. :irre: Der Hinterleib ist im vorderen Bereich des Reagenzglases und Brust und Kopf im hinteren Bereich, umringt von Arbeiterinnen.

Gerade als ich anfing zu Glauben sie seien über den Berg, muss ich diesen derben Rückschlag einstecken, mir ist zum Heulen zu mute :furchtbartraurig: und deshalb verschiebe ich weitere Erläuterungen und Vermutungen auf einen Tag, an dem ich mich wieder etwas gefangen habe.

Ich versuche mich über den Verlust mit meinen anderen Ameisenkolonien, die momentan gut gedeihen zu trösten...


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