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Cataglyphis in Tunesien

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Frank Mattheis
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#1 Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Frank Mattheis » 8. Mai 2007, 21:58

Liebe Ameisenfreunde.

Anfang diesen Jahres rief mich Fabian an und sagte mir, dass in seiner Cataglyphis viaticus-Kolonie, die seit Jahren ein Freund von ihm liebevoll pflegte, Geschlechtstierpuppen aufgetaucht seien. Natürlich dachten wir sofort an eine Neuauflage der Zucht dieser Art, wie sie vor einiger Zeit schon einmal erfolgte.
Bei meinen Aufenthalten in Tunesien hatte ich jedoch beobachtet, dass in den Kolonien dieser Art meist nur eine Fraktion der Geschlechtstiere erschien, entweder Männchen oder Weibchen. Merkwürdigerweise meist Weibchen, sie erschienen nach meinen Eindruck stets in Überzahl.
So stand zu befürchten, dass wir aus der Kolonie Fabians nur Männchen oder Weibchen, nicht aber beide Geschlechter als Zuchttiere erhielten. Ausserdem bestand das Problem der Inzucht bei einer Zucht mit Geschlechtstieren aus einer Abstammung. Zwar dürfte Inzucht in der ersten Generation kaum zu Problemen führen und so für künftige Halter solcher Tiere kaum relevant sein, trotzdem wollten wir Inzucht natürlich möglichst ausschliessen.
Es stand nur diese eine Kolonie mit heranwachsenden Geschlechtstieren zur Verfügung. Also bestand eigentlich nur die Möglichkeit, ergänzend Zuchttiere als Brutstadien durch Sammeln im Freiland zu beschaffen. Da jedoch noch nicht klar war, welchen Geschlechts die in Gefangenschaft entstehenden Tiere sein werden, blieb nur die Möglichkeit, vorbeugend Geschlechtstierbrutstadien zu sammeln, in der Hoffnung, die richtigen Partner in ausreichender Zahl dann für die Zucht zu haben.
Nach kurzem Palaver stand unser Entschluss fest, wir buchten eine Kurzreise nach Südtunesien, Djerba. Die "Vorfahren" der Kolonie in Gefangenschaft stammten zwar aus der Umgebung von Monastir. Monastir erschien mir aber zu diesem Zeitpunkt weniger günstig, dass Klima ist hier etwas kühler als auf der Insel Djerba und so war zu erwarten, dass die dort in der Umgebung von Monastir lebenden viaticus im März bzw. Anfang April noch keine Puppen von Geschlechtstieren in ihren Kolonien hatten. Wir wollten aber möglichst Puppen sammeln, weil diese ohne grösseren Aufwand und ohne die Pflege durch Arbeiterinnen durchaus für einige wenige Tage zu lagern und transportieren waren. Larven hätten versorgt werden müssen.
Eine Reise in dieses Land ist für Ameisenfreunde immer ein besonderes Erlebnis. Tunesien ist als Billigreiseland bekannt, das wird dem Land und seinen freundlichen Bewohnern jedoch nicht wirklich gerecht. abseits der Hotelburgen in den Halbwüsten und Palmenhainen, aber auch in den Siedlungen der einfachen Leute zeigt sich jedoch der Reichtum dieses wunderschönen Landes. Gerade im Frühjahr blühen tausendfach die verschiedensten Blütenpflanzen, Bienen sirren und überall findet sich diverses exotisches Getier wie Skolopender, Skorpione, Taranteln, schwarze Witwen, Gottesanbeterinnen u.a. Schrecken usw. usf.. Und natürlich vor allem Ameisen. In Tunesien lebt u.a. die wohl grösste Messor-Art, die Arbeiterinnen werden bis zu 18 mm lang und sind äusserst kräftig. Auf Djerba allein fanden wir in diesem Jahr etwa acht Messor-Arten, fünf Cataglyphis-Arten, vier Arten von Camponotus, verschiedene Pheidole, Monomorium, Tapinoma usw.. Daneben verschiedene Termiten, darunter auch Schnitter-Termiten. Erstaunt bin ich immer wieder über den Mangel an sozialen Wespen angesichts der milden Winter, ich sah in diesem Frühjahr nur einmal Polistes. In früheren Jahren sah ich mitten im "Winter", im Januar auf Djerba vereinzelt Arbeiterinnen von Vespula germanica.
Es zeigte sich, dass wir richtig kalkuliert hatten und schon nach zwei Tagen Aufenthalt genügend Puppen gesammelt hatten. Wir entnahmen die Puppen verschiedenen Kolonien, die wir nach der schonenden Entnahme wieder abdeckten. Im zeitigen Frühjahr nisten die viaticus dort als einzige grosse Art fast ausschliesslich unter den von der Sonnen aufgeheizten Steinen, so dass es leicht war, jeder Kolonie einige Puppen zu entnehmen und den Eingriff möglichst schonend vorzunehmen.
So hatten wir bei unseren einwöchigen Aufenthalt noch genügend Zeit, uns nach anderen Ameisen umzusehen. Auf Djerba fanden wir vereinzelt fouragierende Arbeiterinnen von Cataglyphis bombycinus, jedoch immer selten und nur in besonders dürren, sandigen Gegenden. Die Art war hier selten und Nester kaum auszumachen. So mieteten wir einen Wagen und fuhren in die nahegelegenen Ausläufer der Sahara. Hier fanden wir tatsächlich verschiedene Kolonien der Art, Bilder dieser einzigartigen Art werde ich in der nächsten Zeit einstellen. Übrigens versuchten wir uns auch an der Zucht dieser Art, leider schlüpften aus den mitgebrachten Puppen ausschliesslich Männchen.
An den salzigen Lagunen und den Salinen Djerbas fanden wir eine weitere grosse Cataglyphis-Art, schwarzglänzend, hochelegant und ungemein flink u.a. Salzfliegen jagend und sammelnd. Die Art lebt ausschliesslich hier am Strand ruhiger und salziger Gewässer im sehr feuchten, meist lehmigen Boden. Ich fand diese Ameise auch in anderen Küstengegenden Tunesiens, jedoch nie direkt am Meer, sondern immer am Rande ruhiger salziger Gewässer mit immer geringer Dünung. Das Meer mit seinen oft hohen Wellen würde die Kratereingänge der Nester dieser Ameisen wegspülen und das Wasser könnte ins Nest eindringen. Vor Jahren brachte ich eine Kolonie der Art aus Monastir mit. Die Tiere starben zu meinen grössten Bedauern nach kurzer Zeit in der Gefangenschaft. Aber auch in diesem Jahr hatte ich etwas Glück und konnte eine Kolonie einsammeln. Die Ameisen halte ich nun in einen Becken in einem Ytongnest, der Sandboden des Beckens ist mit meersalzhaltigem Wasser durchnässt. Es geht den Tieren blendend und offenbar war es der Fehler beim ersten Haltungsversuch mit dieser Art vor Jahren, dass ich zuwenig versucht habe, die Bedingungen nachzubilden, die diese Ameisen im Freiland bevorzugen oder sogar benötigen. Es wird noch zu erforschen sein, welche Rolle der Salzgehalt für diese Art spielt. Offensichtlich aber ist ein salziges Umfeld lebensnotwendig, ebenso jedoch auch eine Süsswassertränke. Nicht zuletzt lebt die Art wohl auch an den Salzseen im Innern Tunesiens. Bei meinen ersten Haltungsversuch hatte ich nicht geglaubt, dass dieses Umfeld von Bedeutung sein könnte. Vielmehr hatte ich vermutet, diese Art wäre in dieses Umfeld vor den fast allseits anwesenden, agressiven und dominanten viaticus ausgewichen. Denn die viaticus, die ansonsten fast überall präsent sind und jede Möglichkeit nutzen, meiden dieses salzige Biotop. Die Grenzen dieser Lagunensäume sind zugleich die Grenze zwischen den Aktionsräumen beider grosser Cataglyphisarten. Während jedoch diese salzliebende Cataglyphisart hochspezialisiert zu sein scheint, zeigt sich viaticus als Opportunist, der die verschiedensten Lebensräume zu besiedeln vermag, nur eben nicht die Säume und Strände der Salzlagunen.
Zurück zur Zucht der Cataglyphis viaticus. Nachdem ich und Fabian gemeinsam die Reise unternommen hatten, verabredeten wir die nun weitere Zusammenarbeit. Fabian sollte sich um die Zucht der viatcus kümmern, ich wollte die Zucht der bombycinus übernehmen. Mit den bombycinus ist das leider, w.o. beschrieben in die Hose gegangen (...für dieses Jahr...), mit den viaticus ist Fabian jedoch durchaus erfolgreich. Er hat die Begattungsexperimente nach gleichem Muster aufgebaut, wie ich sie für Cataglyphis im AF bereits beschrieben habe. Fabian wird an dieser Stelle in Kürze über die wunderschönen Jungköniginnen berichten.

Grüsse, Frank.

PS: Ich werde das hier fortsetzen, gemeinsam mit Fabian.



fab
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#2 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von fab » 9. Mai 2007, 13:46

Ich kann mich den Formulierungen Franks nur anschließen, Tunesien stellt mit seiner Vielfalt an Pflanzen sowie Tieren wirklich ein wunderschönes Ausflugsziel dar. An vielen Stellen verweilt man minutenlang und glaubt bald, schon vieles gesehen zu haben, doch schon erschließen sich wieder neue Landschaften, so dass man aus dem Staunen kaum heraus kommt. Dabei weist jede Landschaftsform, sei es die Wüste, die Steppe oder die salzigen Feuchtraumgebiete ihre eigene Tier- und Pflanzenwelt auf.
Besonders auffallend waren hier vor allem die großen messor Arten, von denen Frank bereits sprach. Ihre Aushübe, zu Kratern aufgetürmt, stellten in der teilweise flachen Landschaft nahezu kleine Burgen bzw. Festungen dar und jedes mal wieder war man erstaunt über die imposanten Tiere, die innerhalb dieser Mauern lebten.

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Einige messor Arten bildeten weitreichende Straßen, um zu ihren Ernteplätzen zu gelangen. Diese vielgenutzen Ameisenstraßen waren wie Schneisen durch die Landschaft, sie wurden stets von Unrat und Hindernissen freigehalten, um ein unproblematisches Vorankommen zu gewährleisten.

Noch beeindruckender waren jedoch die dominaten Cataglyphis viaticus. Diese Art bildet große Kolonien mit teilweise riesigen Individuen. Beeindruckend ist jedoch nicht allein ihre Größe, sondern vielmehr ihre graziele Art, sich fortzubewegen. Hier wurde bei mir oft der Anschein erweckt, dass sie nahezu über den Boden schweben, hervorgerufen durch eine Leichtfüßigkeit und ein Tempo, was vor allem bei hohen Bodentemperaturen an den Tag gelegt wird, was nahezu einmalig ist. Ich persönlich kannte die viaticus bereits ausgiebig aus langjähriger Haltung, trotz allem werde ich jene Beobachtungen in freier Natur und vor allem die einmalige Zeit mit Frank nie vergessen.

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Wie Frank schon erwähnte, hatten wir Glück mit dem Fund einiger Geschlechtstierpuppen, die ich nun meiner Kolonie hinzufügte. Unproblematisch wurden diese von den Arbeitern sofort ins Nest getragen und gepflegt. Ab diesem Zeitpunkt hieß es zum einen abwarten, zum andern hoffen. Im ständigen Austausch erfuhr ich nach und nach von Frank, dass es um die Zucht der bombycinus nicht unbedingt gut gestellt war, hier schlüpften nach und nach nur Männchen und jedes weitere Telefonat bestärkte meine Angst, dass es bei den viaticus ähnlich aussehn könnte.
Nach einiger Zeit schlüpften die ersten Puppen und die ersten Jungköniginnen erblickten das Licht der Welt. Tag um Tag verging und die Anzahl der Jungköniginnen wuchs stetig. Es sah fast wie das Gegenbild zu Franks Berichten aus, indenen bei ihm nur Männchen schlüpften zeigten sich bei mir anfangs nur Jungköniginnen. Als jedoch etwa eine Woche später das erste Männchen schlüpfte und tags darauf weitere, lockerte sich meine Anspannung. Immer mehr Männchen und geflügelte Königinnen bevölkerten nun das Nest, täglich schlüpften neue.
Annähernd täglich machte ich grobe Zählungen, um einen Überblick über das Verhätnis von Männchen und Weibchen zu haben. In dieser Phase nahm die Kolonie mehr Futter an als je zuvor. Obwohl die Kolonie schon früher eine stattliche Größe hatte und das Verlangen nach Eiweiß groß war, nahm es für mich unbekannte Ausmaße mit Beginn des Schlüpfens der Geschlechtstiere an. Täglich musste mehrmals gefüttert werden, die Arbeiter waren rund um die Uhr beschäftigt, die Königinnen und Männchen aufs Beste zu versorgen - und ihren Ansprüchen gerecht zu werden, erforderte viel Aufwand. Niemals zuvor war die Kolonie so ausgelastet, wie zu dieser Zeit.

Allmählich waren zahlreichend Tiere geschlüpft, ein Großteil von ihnen hatte bereits die bernsteinfarbene Prägung des unausgehärteten Exoskeletts verloren und ihre natürliche Färbung angenommen. Von nun an konnte es nicht mehr lange dauern, bis die Tiere schwärmten.
Ich tat mein Möglichstes und quartierte die Tiere an einen möglichst sonnenreichen Platz in meiner Wohnung und sorgte für entsprechende Temperaturen. Wieder begann die ungewisse Zeit des Wartens, man fragte sich, "stimmen die Temperaturen?". "passt die Luftfeuchte?", "steht die Sonne zur bestimmten Zeit richtig?". Diese Zeit war wirklich nicht einfach, vor allem, da dies für mich die ersten Zuchtversuche dieser Art waren. Glücklicherweise hatte Frank auf diesem Gebiet bereits positive Erfahrungen gesammelt und stand mit Rat und Tat zur Seite, zu jeder Tageszeit. Hierfür nochmals Danke Frank, ohne Dich hätte das sicherlich so nicht funktioniert!

Eines morgens war es dann soweit, beim Blick in das Terrarium tat sich mir Anblick auf, der ein freudiges Grinsen in mein Gesicht zauberte - die Tiere waren dabei, das Nest zu verlassen und versuchten zu schwärmen.

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Da dies im Ursprungsbecken, indem sich die "Mutterkolonie" befand, nicht möglich war, da immer wieder Kontakt zu den ebenfalls aufgeregten Arbeitern bestand und auch die Platzverhältnisse in meinen Augen nicht großräumig genug waren, setzte ich die Tiere behutsam in ein vorbereitetes Becken um. Der erste Schritt war damit getan, fraglich war wiederrum, ob die Verhältnisse nun für eine erfolgreiche Paarung passen würden.

Das wars zunächst für heute, sobald es die Zeit wieder erlaubt, berichten Frank und Ich, wie es dann weiterging :)



Johnny
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#3 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Johnny » 9. Mai 2007, 14:04

Wie ging es weiter?? Ist das der aktuelle Stand? Du sprichst in der Vergangenheit!? Spann mich nicht so auf die Folter... Das is ja schlimmer als jeder Steven King...


Ich halte:
-= Messor barbarus =-

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Frank Mattheis
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#4 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Frank Mattheis » 9. Mai 2007, 19:08

Es hat mit den viaticus ganz gut funktioniert. Zwar gab es auch hier Probleme, in diesem Fall zuwenig männliche Geschlechtstiere, um alle Jungköniginnen zu begatten (...bei den C. bombycinus erhielten wir leider nur Männchen.). Immerhin aber doch einige viaticus-Männchen, die ihren Job mit grossen Eifer taten. Fabian wird bestätigen können, dass die Mänchen der Art sehr lebhaft und "potent" sind, sie sind durchaus in der Lage, aufeinanderfolgend mit mehreren Weibchen zu kopulieren. Ich riet Fabian ausserdem, schwächelnde Männchen, die in ihrer Aktivität nachliessen, ins Mutternest zurück zu setzen, bevor sie so stark geschwächt waren, dass sie starben. Hier wurden sie von den Arbeiterinnen wieder gepflegt, gefüttert und waren dann in aller Regeln nach ein bis zwei Tagen soweit erholt, dass sie zu den Geschlechtstiergruppen wieder zugesetzt werden konnten, die ins andere Becken zum Zwecke der Kopulation gesetzt wurden. Dies konnte man mindestens einmal mit den Männchen wiederholen. So konnte Fabian den Mangel an Männchen zumindest zum Teil ausgleichen.
Die Kopulationsversuche sind nun abgeschlossen. Die begatteten Jungköniginnen ziehen nun eigene Brut auf, einige haben erste minor-Puppen.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, die Zahl der Jungköniginnen ist begrenzt. Wir hatten aus Tunesien nur etwa 25 bis 30 Puppen mitgenommen von dieser Art. Der geschäftliche Aspekt, also der Verkauf der Tiere spielte eine untergeordnete Rolle, wichtiger war uns, den Versuch mit dieser Art noch einmal zu wiederholen. Animiert hat uns dazu das oben erwähnte Auftauchen von Geschlechtstierpuppen in der von einen Freund Fabians gepflegten Kolonie. Zusammen mit den in dieser Kolonie entstandenen Geschlechtstieren werden es dann wohl etwa 40 Königinnen und vieleicht um die 20 Männchen gewesen sein. Diese Zahl genügte, um den vor wenigen Jahren schon einmal erfolgreich abgeschlossenen Versuch mit Tieren dieser Art zu wiederholen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Kolonien aus dieser Reihe noch immer in Zoos wie den Aquazoo Düsseldorf, den Tierpark Schönbrunn und in Privathand leben.
Leider zeigten nicht alle der begatteten Jungköniginnen dieser Versuchsreihe "normales" Gründungsverhalten. Während die meisten sofort nach dem Flügelabbrechen versuchten, ein Nest zu graben und auf Licht und Störungen nun schreckhaft reagierten, brachen sich einige zwar die Flügel ab, verhielten sich dann aber untypisch. Sie liefen weiterhin umher, zeigten keine Grabetätigkeiten, legten keine Eier, zeigen kein Brutpflegeverhalten. Wir können uns dieses Verhalten nicht erklären, möglicherweise sind diese Tiere durch Erkrankungen geschädigt.
Bei den Versuchen vor einigen Jahren gab es eine gewisse Mortalität unter den begatteten Jungköniginnen, einige verstarben während der Koloniegründung. Hier aber verhält es sich nun jedoch anders, diese begatteten Jungköniginnen leben seit einiger Zeit in diesen Zustand und machen keine Anstalten, ein Nest anzulegen.
Glücklicherweise zeigen aber die anderen Jungköniginnen perfektes Brutplege- und Gründungsverhalten, ziehen wie oben erwähnt bereits erste eigene Nachkommen, also Arbeiterinnen auf. Sicher wird Fabian in der nächsten Zeit einige Fotos von ihnen hier einstellen.
Fabian hat eine prima Arbeit getan und viel Zeit, Mühe und auch Geld investiert. Sicher wird er nun auch in Zukunft solche Versuche auch mit anderen Arten anstellen. Dass auch ich das weiterhin tun werde, dürfte klar sein. Die Zucht von Ameisen ist bei einige Arten gut möglich. Ob die jungen Geschlechtstiere nun ausschliesslich aus in Gefangenschaft gehaltenen Kolonien stammen oder zum Teil auch aus Freilandkolonien, ist relativ unerheblich. Die Entnahme einiger Puppen aus freilebenden Kolonien ist sicher weniger schädigend für eine Population wie die Mitnahme ganzer Kolonien.

Grüse, Frank.



fab
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#5 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von fab » 11. Mai 2007, 13:08

Wie Frank zuvor erwähnte, sind die Kopulationsversuche nun abgeschlossen.
Ich setzte die Tiere damals Paarweise, sprich immer eine gleiche Anzahl von Männchen mit der entsprechenden Anzahl von Jungköniginnen zusammen.
Die Zucht von Ameisen möchte ich jedoch nur denjenigen empfehlen, die zum einen genug Erfahrung besitzen und zum andern weder Zeit, Arbeit noch Kosten scheuen. Die Tiere müssen vor allem bei bzw. vor der Kopulation genau beobachtet werden, ob und vor allem wer mit wem in Berührung kommt.
Auch die zuvor erwähnten äußeren Verhältnisse wie Licht, Temperatur usw. müssen hierfür unbedingt stimmen. So kam es auch bei mir, dass an manchen Tagen einfach kein sichtbarer Erfolg eintreten wollte, an anderen Tagen hingegen klappte es sehr gut. Der zeitliche AUfwand für eine solche Aktion ist unbeschreiblich, ich wusste, dass die Zucht viel Zeit in Anspruch nehmen wird, aber ich hätte nie an solche Ausmaße gedacht. Trotz allem hat sich der Aufwand gelohnt, allein schon wenn man sich folgende Bilder betrachtet und weiß, dass dies in den eigenen Räumen von statten ging.

BildBildBildBildBild

Die Tiere waren bei diesem Akt teilweise minutenlang verhangen, bis die Königinnen dann die Männchen verjagten und zunächst begannen sich ausgiebig zu Putzen. Einige von ihnen zeigten kurz darauf ein geändertes Verhalten, statt wie zuvor nach hoch gelegen Plätzen zu suchen und auf die Männchen zuzugehen, suchten sie nach Versteckmöglichkeiten am Boden, scharrten Sand zur Seite und brachen nach und nach ihre Flügel ab.
Diese Tiere separierte ich dann von den anderen, kennzeichnete sie um ihr zukünftiges Verhalten besser studieren zu können. Leider zeigten einige von ihnen nicht das erhoffte Verhalten, an Stelle sich niederzulassen, liefen sie wie wild umher, trotz abgebrochener Flügel. Während andere sich optimal verhielten, indem sie ein Nest anlegten und mit der Eiablage und Fürsorge begannen, taten jene dies nicht. Trotz ettlicher Umstellungen und Veränderungen waren sie nicht zur Gründung zu bewegen. Woran dies lag, ist fraglich. Frank äußerte bereits, dass mögliche Krankheiten einzelner Königinnen die Ursache sein könnten.
Glücklicherweise verhielten sich nicht alle Königinnen so. Der andere Teil kümmerte sich vorbildlich um ihre gelegten Eier, peppelte die schlüpfenden Larven bis hin zur Verpuppung, dem heutigen Tag. Mittlerweile erwarte ich täglich das Schlüpfen der ersten kleinen Arbeiter, die die erfolgreiche Zucht untermauern.



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#6 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Oberst Emsig » 12. Mai 2007, 18:10

Hallo,

werde das jetzt nicht in jeden eurer Thread reinschreiben, aber ich muss doch mal zum Ausdruck bringen, dass ich eure Arbeit sehr interessant finde, sowie auch die Berichte dazu.
Immer bin ich der Resonanzgeber... O_o


Ihr beschreibt schön die Habitate der Ameisen, sowie deren Eigenschaften/Verhalten und stellt sinngebende Vermutungen dazu auf.
Habe die Berichte sehr gerne gelesen (die Zeit sollte sein!) und bin nun gar nicht der kleine Wissenschaftler.
Hätte nicht gedacht, das es Leute gibt, die Ameisen nachzüchten. Da steckt wohl wirklich viel Aufwand hinter, aber schön zu wissen, dass dies dann doch möglich ist auch wenn manche Königinnen kein Gründungsverhalten zeigen.
MainMan hat sicher auch viel Interesse an diesen Arten.

Die größeren Tiere sehen ja wirklich sehr furchteinflößend aus, wobei ich mich jetzt auf die Cataglyphis bombycinus Soldaten beziehe, deren Bilder du, Frank hier im Forum ebenfalls gepostet hast.

Habt ihr schön gemacht und in Zoos sind die Meisen vermutlich gut aufgehoben.



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Frank Mattheis
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#7 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Frank Mattheis » 12. Mai 2007, 19:06

Danke für Dein Lob an uns, Jan. Wir freuen uns sehr über die Resonanz... :) ... Wir würden uns freuen, wenn auch andere hier ihre Fragen und Anmerkungen posten würden.
Die Jungköniginnen werden aber natürlich nicht nur und ausschliesslich an Zoos gehen, sie werden für jeden ernsthaft Interessierten zu erhalten sein. Naja, vieleicht nicht ganz für jeden, es sind ja nicht so viele...
Grüsse, Frank.



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#8 AW: Cataglyphis in Tunesien

Beitrag von Necturus » 13. Mai 2007, 10:39

Hallo,

Glückwunsch zu dem Erfolg euch beiden! Umso mehr bei dem Aufwand, den ihr dafür betrieben habt. Je mehr Arten sich als "züchtbar" erweisen, umso eher kann in Zukunft eventuell auf Wildfänge verzichtet werden, schade das es bei den bobmycinus nicht funktionieren wollte. Wie viele Königinnen der viaticus haben denn bisher erfolgreich gegründet?
Meine Pheidologeton diversus haben einige Jungköniginnen produziert, leider finde ich keinen Halter, dessen Kolonie Drohnen hätte, um ähnliches zu versuchen.

Gruß,
Necturus



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