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Ameisen im Ökosystem

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norman
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#1 Ameisen im Ökosystem

Beitrag von norman » 1. November 2011, 15:12

Hallo mal wieder und gleich zu meinen Fragen:
Wenn sich die Erde weiter erwärmen sollte und somit längere Sommer, extrem kalte Winter und sonstige nicht normale Wettererscheinungen eintreten, wird dadurch die Winterruhe freilebender Ameisen gestört? Wenn ja, kann dies zur Folge haben, dass einige Arten aussterben werden?

Kurz gesagt: könnte die Klimaerwärmung Ameisenarten vernichten und somit das Ökosystem extrem schädigen, da Ameisen ja extrem wichtig für die Umwelt sind?

lg norman


Ich halte: Lasius niger, Lasuis flavus und Myrmica rubra

Alpha Chuby
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#2 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Alpha Chuby » 1. November 2011, 16:14

Hallo norman,

den Klimawandel alleine halte ich eher für ungefährlich für die Ameisenfauna, schließlich sind diese Tiere durch ihr Auftreten in Staaten besonders anpassungsfähig und die Arten Nordeuropas die die letzte Eiszeit überstanden haben, überlebten ja auch schon wärmere Perioden der Erdgeschichte. Solange entsprechende Habitate vorhanden sind können Arten auch abwandern (Dispersionsfähigkeit).
Indirekt kann es aber zu ungünstigen Situationen kommen, die gehäuft eben doch Einfluss auf das Ökosystem haben, z. B. könnten längere Kälteperioden im Winter zu einem verstärkten Angraben der Waldameisennester führen. Dafür kann dann eben der global change indirekt verantwortlich gemacht werden.
Die Hauptursache für die Anfälligkeit von Ökosystemen (Aussterben von Arten, Auftreten invasiver Arten)sehe ich aber in der Zersiedelung oder dem Anlegen von großen Monokulturen ohne Ausgleichsflächen bereitzustellen.

Ein direkter Effekt war zu erkennen als ein Säuger (sry ich weiß den genauen Sachverhalt nicht mehr) im Winter ständig mit dem Bauch an der erhöhten Schneedecke anstieß und dieser dadurch immer nass/kalt war...
Aufmerksam wurde man erst durch den Rückgang der entsprechenden Art.
Eventuell kann da jemand den Faden aufnehmen, ich weiß weder wo noch um welches Tier es sich handelte.
Ein weiterer direkter Effekt ist das "Herausheben" von Baumkeimlingen durch Kammeis im Gebirge: Der einjährige Baum wird aus dem Erdreich gezogen indem er vom wachsenden Kammeis (bzw der Ausdehnung des Bodens) angehoben/abgerissen wird (Fischer A. Forstliche Vegetatioskunde. Ulmer 2003).

Grüße



Kokirijunge
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#3 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Kokirijunge » 2. November 2011, 09:06

Kann meinem Vorredner da nur zustimmen. Wenn man doch mal bedenkt wie viele Millionen Jahre die Ameisen bereits existieren und sich dort ebenfalls an Veränderungen wie Eiszeit ect. angepasst haben, werden Sie wenn es soweit kommt bestimmt wieder einen Weg finden. In welchem Umfang ist wohl nur spekulierbar.

MfG



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Ossein
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#4 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Ossein » 2. November 2011, 11:14

Entschuldigt bitte, aber ein wenig mehr Differenzierung ist vielleicht schon angebracht ;)

Die Klimaveränderungen der Vergangenheit, wie auch der Gegenwart, stellen natürlich (bisher) nicht auch nur ansatzweise das Überleben der Ameisen als Ganzes in Frage - wie schon zurecht gesagt wurde, haben es verschiedene Arten immer wieder geschafft zu diversifizieren und sich anzupassen. So ist das Leben.

Allerdings haben wir Arten, insbesondere in Mitteleuropa, die von bestimmten Bedingungen (wie relative Luftfeuchtigkeit, regelmäßige und ausreichend kalte Kälteperioden, Vegetationstypen z.B.) abhängen, dass das Überleben einzelner Arten durchaus in Frage gestellt wird.

Wer sich beispielsweise den Bolton genau anschaut, wird da auch jede Menge ausgestorbener Arten finden - unter anderem werden klimatische Faktoren da eine Rolle gespielt haben. Oder warum haben wir keine "heimischen" Oecophylla sp. mehr?

Wie andere schon impliziert haben: Es ist reine Spekulation, was denn jetzt im Einzelnen aus der Klimaerwärmung resultiert.
Was wir allerdings wissen ist, dass die Veränderung des Klimas eine Änderung des Ökosystems nach sich führt.
Und Ameisen sind natürlich ein, genau so von vielen Faktoren abhängiger, Faktor, der sich ebenfalls mit verändern muss, wenn er unter/mit veränderten Bedingungen überleben will.

LG, Ossein.



Imago
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#5 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Imago » 4. November 2011, 04:57

Hallo!

Ich kann da Alpha Chuby und Ossein nur zustimmen.

Man darf aber eines nicht vergessen:

Es gab auf der Erde seit jeher immer mal wieder Kälteperioden und immer mal wieder Wärmeperioden. Diese traten aber nicht von heute auf morgen auf und warteten nicht mit extremen Temperaturschwankungen auf, sondern sie spielten sich langsam ein.

Der Klimawandel den der Mensch hervorruft, hat jedoch einen anderen Charakter. Dieser vollzieht sich wesentlich schneller, wesentlich extremer. Die normalen natürlichen Schwankungen können natürlich auch ein Ausrotten oder Abwandern einer Art zu folge haben, jedoch ist dies dann auch ein schleichender Prozess. Im Allgemeinen haben die Tiere dich Chance sich anzupassen.

Der Klimawandel der wohl nun auf die Rücksichtslosigkeit der Menschheit beruht, tritt mit einer ganz anderen Waffe auf.

Es ist die Geschwindigkeit mit der sich der Klimawandels vollziehen könnte.

Das sich so schnell verändernde Klima kann natürlich vielen Tieren schaden. Sie haben einfach keine Zeit sich anzupassen. Hier provitieren Tiere mit einer hohen Toleranzspanne. Tiere die ganz bestimmte Nischen besetzen, wie sie in Hot Spots zu finden sind, ziehen klar den Kürzeren, außer das Klima wandelt zu Gunsten dieser Arten, die es sonst etwas schwerer hatten.

Die Kehrseite der Münze, welche nicht unbedingt eine Negative sein muss ist, dass das Vetreiben oder das Aussterben von Arten Platz für neue Lebewesen schaft, oder sich bereits intigrierte, vorhandene Populationen ausweiten können.

Ein gravierenden Negativeffekt hinterlassen natürlich selbst kleinste Lücken in den Hot Spots. Stirbt eine spezifische Art aus, kann dies zu einer Kettenreaktion führen, was natürlich wiederum andere Lebewesen beeinflussen kann. Ob positiv oder negativ sei mal dahin gestellt.

Die Tier- und Pflanzenarten die sich nicht anpassen können, bestätigen das Gesetz: Survival of the fittest.

Lücken werden in der Natur meist schnell geschlossen, durch Artenviefallt oder Masse.

Jegliche hohe Artenvielfallt ist ein Indikator für ein empfindliches Ökosystem.

LG Imago



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Ossein
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#6 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Ossein » 4. November 2011, 11:55

Nur als Ergänzung: Nein, "die Umwelt" hat nicht nur langsame und stetige Veränderungen gebracht und überleben müssen, sondern ist auch gekennzeichnet von plötzlichen, eben katastrophalen, Vorgängen.
Man denke nur an Meteoriteneinschläge z.B. - ohne einen solchen wären es vielleicht heute die Dinosaurier, die sich über die Ameisen Gedanken machen würden...

LG, Ossein.



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christian
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#7 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von christian » 5. November 2011, 02:47

@Imago
Was meinst du denn mit "Hotspots"? Ich kenne das aus dem Schulbereich als ein Unterthema des Vulkanismus, das scheint mir nur nicht ganz in den Zusammenhang zu passen... ;)

Ameisen sind als Staaten sehr anpassungsfähig, bzw. profitieren in irgendeiner Art ihrer Vielseitigkeit immer auch von Katastrophen. Dann wird eben eine Ameisenart, die eben mit den neuen Gegebenheiten besonders gut klarkommen, weiter verbreitet und bleibt die Lage dann auf ähnlichem Niveau, gibt es eben viele Arten, die sich auf diese Gegebenheit angepasst haben (z.B. wie die diversen Temno/Leptothorax- Arten).
In M.-Europa waren ja die hemerophilen Lasius niger vor der "richtigen" Zeit des Menschen auch noch noch nicht so weit verbreitet wie sie es heute sind.

L.G. christian



Imago
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#8 AW: Ameisen im Ökosystem

Beitrag von Imago » 6. November 2011, 12:16

Hi christian!

Mit Hotspots werden Regionen bezeichnet, die eine besonders hohe Artenvielfalt aufweisen.
Biodiversität-Hotspots - Wikipedia

LG Imago



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