Habe noch eine Abhandlung zur evolutionsmäßigen Anpassung an Hochwasserflutung bei Ameisen gefunden: http://invasivespecies.ucsd.edu/pubs/Lebrun2011.pdf, Convergent evolution of levee building behaviour among distantly related ant species in a floodplain ant assemblage

Ich konnte kürzlich feststellen das sehr viele Ameisen das Jahrhunderthochwasser sehr gut überstanden haben, egal ob bei einer Überflutung von 50cm oder 200cm. Überall laufen sie herum, scouten und bauen neue Erdhaufen. Es waren alle möglichen Arten unterwegs, der Anblick war irgendwie schön. Besonders aber an Straßenrändern waren besonders viele Aktivitäten zu sehen (vlt. war der Hochwasserschutz der Ameisen unter dem Asphalt noch besser?).

Grundsetzlich kann man sagen, dass Ameisen ein Jahrhunderthochwasser überleben können. Es muss nicht heißen, dass danach keine Ameisen mehr dort leben.

In einem Gebiet am Ufer des Rheins, das tagelang überflutet war, haben zahlreiche Völker unter einer Schlammschicht überlebt. Vor allem Lasius sp. waren schon wieder sehr aktiv, auch wenn diese direkt am Ufer lebten. Beton und Steine (Uferbefestigung) sind von Vorteil, aber kein muss. Auch auf einer mit Schlamm überschwemmten Wiese haben Lasius sp. Völker überlebt. Das Wasser stand dort zeitweise bis etwa zur Hüfte und es gab eine deutliche Strömung.

Andere Arten die überlebt haben:
Formica cf. rufibarbis, Tetramorium sp. und Temnothorax cf. nylanderi. Myrmica cf. rubra habe ich keine gefunden, aber die waren dort vorher sowieso nicht so zahlreich vertreten.

In den Ferien war ich Bad Schandau (liegt in der Nähe von Dresden). Diese kleine Örtchen liegt direkt an der Oder und wurde daher von der Überflutung nicht verschont. Mitten im Ortskern stand das Wasser bis zu 3 Meter hoch.

Nun zum eigentlichen Thema. Am 10.10.13 kam es in dieser Gegend zu einem größeren Schwarmflug verschiedener Arten. Ich war selbst überrascht, dass noch zu dieser Jahreszeit Schwarmflüge stattfinden.
Nach längerem Überlegen warum es zu diesem spätem Termin kommen könnte, kam ich auf das Hochwasser.
Ich Glaube, dass das Hochwasser die normale Entwicklung der Ameisenkolonien stark beeinträchtigt hat. Dadurch wurden Geschlechtstiere garnicht oder sehr spät ,,produziert´´. Das ist wahrscheinlich ein Grund von mehreren das die Genannten Arten so spät geschwärmt haben.

Oder habt ihr noch Therorien warum diese Schwarmflge so spät stattfanden?

LG Antkönig;)

Von solchen Naturkatastrophen bleibt niemand verschohnt. Auch nicht die Ameisen. Es hat auch positive Seiten. Der Boden wird sehr fruchtbar, das Ökosystem wird sich bald wieder erholen und einpendeln. Solche Katastrophen gibt es immer mal und immer wieder nimmt alles seinen Lauf. Macht euch keine Sorgen!

Antkönig hat geschrieben:Ich Glaube, dass das Hochwasser die normale Entwicklung der Ameisenkolonien stark beeinträchtigt hat. Dadurch wurden Geschlechtstiere garnicht oder sehr spät ,,produziert´´. Das ist wahrscheinlich ein Grund von mehreren das die Genannten Arten so spät geschwärmt haben.

Oder habt ihr noch Therorien warum diese Schwarmflge so spät stattfanden?

Ich finde das plausibel.
Wie sieht es bei euch anderen aus die ihr (oder eure nähere Umgebung) von der Überflutung betroffen wart?

Ich bin/war nicht betroffen, hätte allerdings noch eine andere Erklärung für das verspätete Schwärmen.
Geschlechtstiere fliegen ja nicht ab, gleich nach dem sie geschlüpft sind sondern verweilen noch im Nest. Je nach Schlupfzeit handelt es sich dabei um Tage, eventuell sogar mehrere Wochen?
Und wie uns allen bekannt ist, schwärmen die Tiere nur bei bestimmten Parametern.

Was also, wenn die Geschlechtstiere bereits vorhanden waren, das Hochwasser und dessen Folgen aber die Parameter für längere Zeit so verfälschten, dass der "Instinkt" der Tiere sie erst später zum abfliegen antrieb?

Ein sehr interessantes Thema mit einer sehr spannenden Fragestellung.
Ich freue mich schon auf weitere Vermutungen und Schilderungen.

@Octicto:
Auch diese Vermutung klingt plausibel. Ich muss aber auch noch was dazu sagen.

Ich fand gestern als ich im Garten war eine geflügelte Mymica sp. Gyne. Es war zwar das einzige Geschlechtstier was ich an diesem Tag gefunden habe, aber es ist ganz sicher das mein Garten bzw. Berlin nicht überflutet wurde oder war.

Es kann doch also sein das die Überflutung das Klima mit großer Reichweite verändert hat.

Ich freue mich aber auch weiterhin über Vermutungen und co.

LG Antkönig:D