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Raubzüge der Amazonen

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Hoffer
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#65 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 2. September 2013, 12:23

Hallo Boro!
zwischen 19 und 20 Uhr konnte ich schon ein paar Raubzüge beobachten, aber so wie in diesem Jahr, weit nach 20 Uhr, hatte ich auch noch nie gesehen... Sind doch ein wenig flexibel die kleinen Kriegerinnen...

LG Hoffer.


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Boro
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#66 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 2. September 2013, 14:18

Hallo Hoffer: Danke für deine Mitteilung. Die Verschiebung der Raubzüge in die Abendstunden wegen der großen Hitze ist jedenfalls neu. In der Literatur habe ich nichts dazu gesehen. Eigentlich müsste Polyergus die Raubzüge in Spanien, Italien usw. sehr häufig zeitlich verschieben. Interessant, dass dies noch keinem Forscher aufgefallen ist.
Die Verschiebung des Schwärmens in den Nachmittag ist aber unerklärlich: In der fraglichen Zeit war es um 15:00 regelmäßig noch heißer als um 13:00!

Hallo Dunhagen!
Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass ich deine Frage nicht ganz beantwortet habe. Die Sache mit der Königin, die aus dem Nest gezogen wurde, ist mir nicht ganz klar. Es ist jedenfalls so, dass die Amazonen anlässlich des Überfalls auf ein Wirtsnest dessen Königin nie töten, bestenfalls ein wenig herumzerren! Dazu hab ich auch irgendwo Bilder...
Getötet wird nur eine fremde Polyergus-Königin und zwar mit größter Entschlossenheit (intraspezifische Konkurrenz!!)
L.G.Boro



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Boro
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#67 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 2. September 2013, 20:18

Heute habe ich doch gestaunt: Spaziergang mit dem Hund im Polyergus-Revier: st. bewölkt, 21,9° (im Schatten in 2 m Höhe mit einem geeichten Thermometer gemessen!). Bei dieser Temperatur dachte ich nicht an Raubzüge der Amazonen, aber wie das so ist, man schaut halt doch vorbei!
Und siehe da, um 16:30 sah ich bei einem Nest heimkehrende Amazonen, teilw. mit Formica-Puppen. Der Rückmarsch war etwas desolat, das kam mir gleich "verdächtig" vor! Hund angebunden (zwecks Schonung von Reh und Hase) und den Ort des Geschehens untersucht: Ich stieß auf ein großes F. cunicularia-Nest, das sich in hellem Aufruhr befand! Die zahllosen, mit der eigenen Brut über mehrere Meter flüchtenden Formica-Arbeiterinnen und ihre aggressive Haltung ließen mich sofort zweifeln. Ich entdeckte dann rasch einen kleineren Teil v. etwas größeren Arbeiterinnen mit deutlich rotem Mesosoma. Also, wahrscheinlich doch F. rufibarbis. Sie müssen die Amazonen schließlich zum Rückzug gezwungen haben, weil ja viele keine Beute mitbrachten.
Damit man sieht, dass auch Temperaturmessungen ihre Tücken haben: Im zwischendurch besonnten Aktionsbereich des Nestes habe ich in 1,5 m Höhe (durch den eigenen Körper abgeschattet) 23, 2° C. gemessen. Diese Temperatur reicht für einen Raubzug!
1. Unzählige Gräser od. Blütenstängel sahen so aus:
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2. Noch mehrere Meter vom Nest entfernt:
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3. Einige Exemplare kamen unter das Bino: Eindeutig F. rufibarbis! Hier ein Beispiel der lebenden Individuen:Ein dunkles u. ein buntes Beispiel!
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L.G. Boro

P.S.: Ich entdecke gerade beim ersten Bild, links am Blütenstand ein ganz junges Exemplar v. F. rufibarbis, es ist fast weiß mit rosa Kopf!!



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Boro
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#68 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 3. September 2013, 20:58

Ich habe es vermutet: Nachdem die Amazonenarmee gestern bei einem großen F. rufibarbis-Nest wenig Erfolg hatte, erfolgte heute ein weiterer und erfolgreicher Angriff!
3. Sept., Hügelland nördl. v. Klagenfurt, 530 m Höhe, heiter, 27,5° zw. 16:30 und 17:15

Auf der exakt gleichen Spur wie gestern erfolgte der Angriff. Die Spurphermomone halten bei trockenem Wetter leicht einen Tag lang! Die Räuber schienen genau "gewusst" zu haben, dass dort noch reichlich Beute übrig geblieben ist.
Wieder großer Tumult, zahllose Formica-Arbeiterinnen flohen mit Puppen in die Umgebung, es gab auch einige Kämpfe; trotzdem brachten die Amazonen diesmal eine reiche "Ernte" ein. Hier ein Bild von der Heimkehr der Amazonen:
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L.G. Boro

P.S.: Da fällt mir noch etwas ein: In der Literatur wird öfter beschrieben, dass die Amazonen das Raubgut nur vor die "Türe" legen, wo es von den Hilfsameisen eingetragen wird. In den mir zugänglichen Untersuchungsgebieten wird die Beute ausnahmslos von den Amazonen eingetragen!



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Hoffer
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#69 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 5. September 2013, 15:58

Hallo Boro!
Hatte gestern eine freudige Ãœberraschung erlebt, die in einer Katastrophe geendent hat.

Als ich mich gestern von meinem Büro auf den Weg zu meinem Auto machte, konnte ich meinen Augen kaum trauen, da läuft mir doch eine Amazonenarmee auf dem asphaltierten Gehweg entgegen!!! Doch wie eingangs erwähnt endete der Raubzug in einer Katastrophe...

Auf ihrem Raubzug überquerten sie 2 Kanalgitter, sie flogen in den Abgrund wie die Lemminge. Dem nicht genug wurden auch zahlreiche Tiere zertreten und von Autos überfahren...

Von den anfangs rund 250 - 300 Tieren kamen bestimmt 2/3 nicht mehr nach Hause...

Ich konnte das Nest ausfindig machen, jetzt bin ich am überlegen ob und was ich tun kann...

Bezüglich Eintrag der Beute ins Nest, bin ich doch etwas überrascht, dass du noch nie gesehen hast, dass die Amazonen die geraubte Brut vor dem Nesteingang ablegen. Bei meinen Beobachtungen ist dies nämlich fast immer der Fall. Habe aber auch schon gesehen, dass sie die Beute selber ins Nest tragen... interessant, darüber habe ich mir aber noch nie Gedanken gemacht...

LG Hoffer.


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Ureaplasma
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#70 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Ureaplasma » 5. September 2013, 19:57

Hallo Hoffer,

das ist interessant, denn einen Angriff einer jungen Polyergus Kolonie auf ein Kanalgitter konnte ich ebesnso schon einmal hier in Wien beobachten.



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#71 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 6. September 2013, 21:44

Das Ende naht! Ab Montag soll das Wetter schlecht werden und dann ist es für heuer mit den Raubzügen vorbei. Das heißt, man sollte die letzten schönen, warmen Tage noch nützen:
Von meinen 4 (bekannten) Polyergus-Nestern im Beobachtungsrevier ist nur noch 1 Nest aktiv, in 2 Nestern wurde schon vor einer Woche die Aktivität eingestellt. Ich bin mir nicht sicher, woran das liegt, aber es gibt Indizien, die darauf hinweisen, dass es vom Alter der Polyergus-Königin abhängt: Die Amazonen einer jungen Königin erscheinen aktiver, beginnen oft früher mit den Raubzügen und hören später auf. Das könnte an Duftstoffen der Königin liegen, die in das Nestgeschehen eingreifen.
Dieses eine Nest, von dem ich auch oben berichte, machte heute 2 Raubzüge hintereinander (Zeit: 17:00 bis 17:45, heiter bei etwa 25°):

1. gegen ein kleineres F. rufibarbis-Nest mit dem bekannten Ablauf: Die Nestbewohner wehren sich nicht, wirken geschockt und verwirrt. Die Amazonen ignorieren diese Arbeiterinnen völlig, so als ob sie nicht da wären; es gibt keinen Kampf, keine Toten. Der adaptive Wert dieser Defensivstrategie seitens der Nestbewohner liegt darin, dass der Abwehrkampf gegen einen derart überlegenen Feind nur Nachteile bringen würde. Auch die "sanfte" Reaktion der Amazonen passt gut dazu, wozu sollten sie Hilfsameisen töten, wenn ein intaktes Wirtsnest In Zukunft wieder beerntet werden kann [Raptiformica sanguinea hat eine andere Strategie!].
a) Phase I: Beim Wirtsnest angekommen, entsteht ein gewaltiges Gewusel, jede Amazone will die erste im Nest sein. Ein Wunder, dass auf dem Foto überhaupt etwas scharf zu erkennen ist....
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b) Phase II: Nach wenigen Augenblicken erscheinen die ersten Räuber mit der Beute. Die erschienenen Nestbewohner bleiben Statisten...
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c) Oft flüchtet auch die Königin auf umliegende Gräser. Die Arbeiterinnen haben diesmal im Schock auch ihre Brut im Nest verlassen!
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d) Im Schutz einiger Arbeiterinnen (beachte den hohen "Grauanteil" der meisten Individuen) wird das Ende der Invasion abgewartet!
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2. Rechnung ohne den Wirt! Der 2. Zug führte zum 3. Mal innerhalb weniger Tage zu dem oben erwähnten großen F. rufibarbis-Nest. Bei den Nestöffnungen konnte ich ein paar Wachposten beobachten, aber der Großteil der Population einschließlich Königin(nen) und Brut war verschwunden. Es hatte eine Nestverlagerung als Folge der 2 vorangegangenen Überfälle stattgefunden. Eine typische Reaktion der Opfer. Keine Kämpfe, keine Beute, "enttäuschte" Rückkehr!
L.G.Boro



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