Achtung: Dies ist ein Haltungsbericht, Anmerkungen, Kritik und Vorschläge (alles drei ist stark erwünscht, bitte teilt mir mit, was ihr denkt) gehören in den Diskussionthread

Hallo Forum,

ursprünglich wollte ich keinen Haltungsbericht zu meinen Lasius niger schreiben, zu gewöhnlich erschien mir die Art, zu zahlreich die Haltungsberichte, zu gering mein Können was Fotos und das Schreiben angeht.

Doch jetzt habe ich mich anders entschieden.

Ich halte drei unterschiedliche, selbst gefangene Lasius cf. niger-Kolonien (bzw. die Gynen wurden von mir gefangen).

Hier der Artsteckbrief

Warum schreibe ich denn jetzt doch einen Haltungsbericht?
Wie man hier sehen kann, halte ich auch Camponotus ligniperdus, leider mit sehr wenig Erfolg. Alle mitgleieferten Arbeiterinnen liefen sich über die Zeit tot und die Gyne hat derzeit nur zwei Larven - mehr nicht. Allerdings gebe ich nicht so gerne auf, und als ich eines Sonntag-Abends Ende Juli von meinen Eltern zu meiner Wohnung radelte, sah ich meinen ersten Schwarmflug (ich habe sicherlich schon häufiger welche gesehen, aber damals wusste ich natürlich nicht, was ein Schwarmflug ist).

Da ich natürlich keine RGs dabei hatte, sondern nur eine Sporttasche mit frisch gewaschener Kleidung, aber trotzdem die erste Gyne, die ich fand mitnehmen wollte (woher soll ich denn wissen, dass ich abends noch mindestens hundert weitere vor meiner Wohnung finden konnte?), musste ich etwas improvisieren. Meine Sporttasche hatte zwei leere Seitentaschen. Gyne also vorsichtig eingesammelt und in die Seitentasche gesetzt und Reißverschluss gut geschlossen.
Ich will gar nicht wissen, wie mich die Autofahrer angeguckt haben müssen, die am Fahrradweg vorbeifuhren.

Damit hatte ich meine erste Lasius cf. niger (im weiteren Haltungsbericht: Lasius niger) Gyne gefangen. Etwa 20 Meter weiter sah ich dann eine weitere Gyne, also wurde auch die von mir gefangen und in die andere Seitentasche gesetzt.

Zehn Minuten später war ich zuhause angekommen. Die Gynen saßen beide noch in ihren Taschen und ich bereitete flugs zwei Reagenzgläser für die beiden vor.
Ein paar Tage später (mittlerweile habe ich oft ein RG dabei - man weiß ja nie) fand ein weiterer Schwarmflug statt. Da ich viel über Lasius niger gelesen hatte, wusste ich dass Lasius niger zwar monogyn ist, aber durchaus in Pleometrose gründet. Also habe ich drei Gynen eingesammelt und gemeinsam in ein Reagenzglas gesetzt.

Ein paar Tage später war ich mit einem Kumpel um Nachtangeln verabredet, wobei er sich auf einen Baumstumpf setzte und sich bei diesem die lockere Borke löste. Darunter war ein riesiges Lasius niger Nest mit unzähligen Puppen. Aufgrund der Größe des Nestes war ich mir sicher, dass ich wohl ohne weiteres ein paar Puppen entnehmen könnte, also nahm ich zehn Stück an mich und gab sie einer der ersten Königinnen.

Somit habe ich:
1x Gyne mit fremder Brut (gepushed) (Kolonie A)
1x Gyne ohne fremde Brut (Kolonie B)
3x Gyne ohne fremde Brut (Kolonie C)

Die Gynen in Kolonie C zeigten keinerlei Aggressionen und die Gyne von Kolonie A nahm auch die Puppen gut an.

Also hieß es warten. Nach etwa zwie Wochen schlüpften etwa sieben (vielleicht sind es auch acht, nicht so einfach zu zählen) Arbeiterinnen (keine Pygmäen) bei Kolonie A und ich beschaffte schnell Formicarien für alle Kolonien.

Alle Kolonien haben gemeinsam, dass sie viel Brut in allen Stadien haben (nach meinem Camponotus ligniperdus-Desaster ein wunderschöner Anblick).

Und jetzt kommt auch endlich der Grund für meinen Haltungsbericht:
Heute sind bei Kolonie B mindestens drei Pygämen geschlüpft und bei Kolonie A mindestens eine.
Das hat mich so gefreut, dass ich jetzt doch einen Haltungsbericht schreiben werde.


Während ich das Formicarium der Kolonie A wie einen Kiesweg eingerichtet habe,


fiel mir bisher für die anderen beiden Formicarien nichts schönes ein.



Habt ihr da vielleicht tolle und simple Ideen?


Die Reagenzgläser sind mit zur Hälfte mit Alufolie umwickelt. An der anderen Seite habe ich außen Alufolie hingeklebt, die ich hochklappen kann um Einblick ins Nest zu bekommen.


Einblick in das Nets von Kolonie A, auffällig ist, dass sie sich Sand in das RG geholt haben, um den Eingang zu verkleinern.


Während die Gyne von Kolonie B noch nicht die Möglichkeit hatte, Sand in das Reagenzglas zu tragen, hat sie jetzt endlich ihre ersten Helferlein.




Bei Kolonie C hingegen haben die drei Gynen Sand in das RG getragen. Ob das zusammen geschah oder nur eine einzelne gearbeitet hat, weiß ich allerdings nicht...

Den Kolonien scheint es gut zu gehen.

Kolonie B wächst scheinbar stetig, mittlerweile sind es mindestens sechs Pygmäen.


Und auch Kolonie A erfreut sich immer neuer Arbeiterinnen.



Es dürften mittlerweile um die zwölf sein. Ein genaues Zählen gelingt mir leider nicht.

Bei Kolonie C erkennt man aufgrund des vielen Sandes, den die Gynen in ihr Nest getragen haben, leider nicht, wie viel Brut und Eier vorhanden sind. Man kann aber mit dem Auge einige Puppen erkennen.




Später wird wieder gefüttert, mal sehen ob ich dann ein paar Bilder von den fressenden Ameisen bekomme.

Gerade gab es dann auch für Kolonie A und B eine abgebrühte Made. Wobei Kolonie A etwa dreiviertel und Kolonie das übrige Viertel der Made bekommen haben. Nach dem Abbrühen (Ich mache das im kochend heißem Wasserdampf meines Wasserkochers) lassen die sich gut mit einer Angelschnur und einem Slipstek zertrennen.

Kurze Zeit später zeigte sich bereits eine Arbeiterin von Kolonie A.

Den Ameisen geht es weiterhin gut.

Leider schaffe ich es nicht, die Ameisen gut zu zählen, da sie oft sich an der Watte befinden und dort wie ein Brocken erscheinen.

Bei Kolonie A sind mir vor allem die prall gefüllten Gaster der gepushten Arbeiterinnen aufgefallen. Ich denke, ich kann etwas warten, bis es neue Proteine gibt. Schön zu sehen ist auch der Unterschied zwischen den "eigenen" Pygämen und den "fremden" voll ausgewachsenen Arbeiterinnen.



Bei Kolonie B dürfte es mittlerweile um die zehn Pygmäen geben. Beim furagieren konnte ich sie aber noch nicht erwischen, aber ich gehe davon aus, dass sie sowohl die angebotenen Proteine als auch das Zucker-Honig-Gemisch nicht verschmähen.




In Kolonie C herrscht noch Eintracht. Alle drei Gynen kümmern sich rührend um die Brut. Neben den vielen, vielen Puppen konnte ich heute auch mal ein paar Larven zwischen dem Sand sehen. Bald sollten die Puppen aber schlüpfen und dann bin ich mal gespannt, welche Gyne die Oberhand behält und ob sich die Gründung in Pleometrose auf das frühe Koloniewachstum auswirkt.
Eigentlich schwer vorstellbar, dass die drei sich bald auf den Tod nicht ausstehen können.

Bisher gibt es wenig neues zu berichten.
Den Kolonien scheint es gut zu gehen.

In Kolonie A befinden sich Unmengen von Puppen, viele weisen einen schwarzen Punkt auf. Ist das ein Zeichen, dass sie bald schlüpfen? Oder ein Zeichen, dass sie frisch verpuppt sind?


Ich habe desweiteren ein wenig mit Gimp gespielt (kenne mich mit dem Programm kaum aus), um meine Fotos zu verbessern. Das Ergebnis ist nicht wirklich überragend, aber die Fotos zeigen jetzt wenigstens das, was wichtig ist. Findet ihr das so besser?

Bei Kolonie B habe ich heute eine Pygmäe furagieren sehen, allerdings lag mein Fotoapparat am PC. Hier ein Vergleich der Bilder (ich habe es mit dem Schärfen wohl etwas übertrieben, aber man kann hoffentlich die Intention erkennen)

Originial:

Danach:



Bei Kolonie C heißt es weiterhin warten und schauen, wann da denn was schlüpft und was die Gynen dann machen.



Heute morgen habe ich in meiner Wohnung eine Fliege entdeckt und diese gefangen, abgedampft und dann in das Formicarium von Kolonie A gelegt. Interesse war auf jeden Fall vorhanden.


Wenn auch nicht sehr lange. Was die Arbeiterin wohl sucht?


Vielleicht das frische Honig-Zucker-Gemisch? Ich habe heute in allen Formicarien die Futternäpfe ausführlich gereinigt und dann neues Futter angeboten.

Heute gab es bei Kolonie A min. drei neue Pygmäen. Mit gutem Willen kann man sie trotz meiner schlechten Fotos erkenne, sie sind direkt unter der Gyne.




Bei Kolonie B und bei



Kolonie C gibt es kaum Veränderungen.

Heute wurden Kolonie A und B wieder mit Proteinen (jeweils eine halbe, abgedampfte Made) gefüttert.

Schnell zeigten sich Arbeiterinnen (ist das normal, dass Maden innerhalb von Minuten schwarz werden?)

Kolonie A


Im Nest selbst konnte ich beobachten, wie sich die Arbeiterinnen fütterten.



Eine der Kolonie B Pygmäen



ein Blick ins Innere des Nests





Und der Vollständigkeit halber auch noch einen Blick in Kolonie C. Da müsste aber echt bald mal was schlüpfen...

Es gibt ein paar Neuigkeiten.

In Kolonie C sind die ersten Pygmäen geschlüpft und eine Gyne wurde aus dem Nest vertrieben. Sie befand sich in einer Ecke der Arena. Ich habe sie in ein RG verfrachtet, sollte sie eine Neugründung schaffen, so wird sie nächstes Frühjahr voraussichtlich ausgewildert. Da sie aus der unmittelbaren Nähe stammt, sollte dies kein Problem darstellen.

Die anderen beiden Gynen in Kolonie C teilen zur Zeit das Nest mit etwa vier Pygmänen. (Wird bald nachgezählt!)


Zum Rest:
Die Aktivität lässt nach, es wird bald Zeit für die Winterruhe. Heute gab es nochmal ein paar Proteine in Form einer Zitterspinne, einer Florfliege und eines kleinen Käfer, der in meiner Küche an der Decke krabbelte.
Morgen oder übermorgen mache ich noch ein paar Fotos!

Sobald Winterruhe ist, werde ich die Formicarien mal schön einrichten. So wie sie jetzt sind, gefallen sie mir eigentlich nicht.