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Sozialparasitäre Gründungen - Informationssammlung

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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KyneGyne
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#1 Sozialparasitäre Gründungen - Informationssammlung

Beitrag von KyneGyne » 4. Oktober 2013, 21:41

Hallo zusammen,

bei meiner Recherche nach Informationen zu sozialparasitären Gründungen musste ich feststellen, dass es doch teilweise recht mühsam ist, sich alle möglichen Informationen und (Haltungs-)Berichte hier und im Netz zusammen zu suchen. Die wenigen HBs über Lasius umbratus, Lasius fuliginosus und Co. gehen im Meer der anderen Lasius-Arten unter. Natürlich gibt es die Suchfunktion, aber dann muss man in die Ergebnisse auch noch oft erst mal reinlesen um eine Relevanz festzustellen.

Deshalb meine Idee: An dieser Stelle soll ein Thread entstehen, in dem alle möglichen Infos zu sozialparasitären Gründungen zusammen getragen werden können, sei es als Link, als Kurzbericht oder in anderer Form. Mein Vorschlag wäre, die Gründungen von gesetzlich geschützten oder stark bedrohten Arten hier nicht zu dokumentieren, um niemandem unnötig Handwerkszeug zum Gesetzesbruch zu liefern. In Ausnahmesituationen mag es sinnvoll sein (z.B. Boros Unterstützung von Polyergus rufescens), für den großen Rest der Halter sollte das aber weitestgehend tabu sein.

Ich stelle mir das so vor, dass man (s)einen Haltungsbericht hier verlinkt bzw. Infos aus dem Netz allgemein oder einen Kurzbericht verfasst, der aber nach Möglichkeit nicht mehr als ca. drei Beiträge groß ist, sonst wird’s zu unübersichtlich. Z.B. könnte man einen Beitrag nach (nicht) geglückter Gründung und evtl. nach Etablierung des Sozialparasiten verfassen, wenn man keinen eigenen Haltungsbericht erstellen will. Ich bin da aber offen für andere Vorschläge. Dazu gibt’s dann einen Diskussionsthread.

Als großartige Quelle der Information und Inspiration diente mir ein Artikel von Frank Mattheis, den ich als einzigen hier im Eröffnungspost verlinke:

Lasius (Dendrolasius) fuliginosus(AF)

Und weil die kleine Schriftart Kopfschmerzen und Augenkrebs auslösen kann, hier die etwas lesefreundlichere Version aus dem Eusozial-Forum:
<Streaker87> Ich habe die Schriftgröße in Frank Mattheis Beitrag mal angepasst. Danke für den Hinweis ;) </Streaker87>

Lasius (Dendrolasius) fuliginosus(eusozial)

Auf jeden Fall sehr lesenswert, auch wenn er basierend auf seinen eigenen Erfahrungen der Möglichkeit einer Gründung von Lasius fuliginosus bei Lasius niger kritisch gegenüber steht, was aber in der Zwischenzeit wohl schon dem ein oder anderen Halter geglückt ist.


Hier kann diskutiert werden.



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KyneGyne
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#2 AW: Sozialparasitäre Gründungen - Informationssammlung

Beitrag von KyneGyne » 4. Oktober 2013, 21:51

So, dann fange ich mal gleich mit einer kleinen Linksammlung an:


Lasius (Chthonolasius) sp. von DermitderMeise (Parallelversuch mit fünf Kolonien)


Sozialparasitäre Gründung bei Wirt Lasius niger von Makko (möglicherweise L. umbratus)


Lasius cf. umbratus von Insektenjack


Lasius fuliginosus bei L. niger von Ameise1


Lasius fuliginosus von Gaster (Gründung bei einer gelben Lasius-Art)


Lasius fuliginosus bei Lasius niger von Soulfire

http://www.ameisenforum.de/lasius/lasius-fuliginosus-gr-ndung-bei-lasius-cf-flavus-haltungserfahrungen-t39584.htmlLasius fuliginosus bei Lasius cf. flavus von syafon



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KyneGyne
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#3 AW: Sozialparasitäre Gründungen - Informationssammlung

Beitrag von KyneGyne » 4. Oktober 2013, 21:58

Gründungsversuch einer Chthonolasius sp. bei Lasius cf. niger


Hallo Forum,

da ich es schon nicht schaffe, meinen anderen Haltungsbericht aktuell zu halten, erstelle ich keinen neuen, sondern berichte an dieser Stelle von meinem jüngsten Neuzugang, einer Chthonolasius-Gyne.

Am 22.09.13 hatte ich in unserer geschlossenen (!) Garage eine alate Gyne entdeckt, die sich durch einen kleinen Spalt hineingezwängt haben muss. Nach dem Fang und der Begutachtung stand fest, dass es sich um eine sozialparasitär gründende Art handeln muss. Auch der späte Schwärmtermin passt dazu. Eigentlich war sowas nicht geplant, aber wenn sie einem vor die Füße fallen und die Mittel zur Verfügung stehen...

Da sie ihre Flügel noch nicht abgeworfen hatte und ich somit nicht halbwegs sicher sein konnte, ob sie begattet ist, habe ich sie erst mal in einem RG "zwischengelagert", um ihr Gelegenheit zum Abbrechen der Flügel zu geben. Als sich nach zwei Stunden noch nichts getan hatte, habe ich sie nach kurzem Überlegen einfach in die Arena meiner Lasius cf. niger befördert, um zu beobachten, was passiert. Nachdem sie eine Runde gedreht hatte, blieb sie beim Abfallhaufen der Kolonie stehen, hat ihn eingehend untersucht, … und anschließend ihre Flügel abgebrochen!

Die erste L. niger Arbeiterin, mit der sie im Anschluss zusammentraf, musste dran glauben und wurde zerkaut. Da sich zu diesem Zeitpunkt meine anfangs eher skeptische Haltung bezüglich einer Gründung so langsam in Optimismus verwandelte – die bekannten Mechanismen liefen scheinbar planmäßig ab – fing ich die Gyne samt ihrer Beute wieder heraus, um unnötige Unfälle durch eine Übermacht an L. niger Arbeiterinnen zu vermeiden. Sie kam wieder in ein RG, und ich hatte die Absicht, so oft eine Arbeiterin dazuzusetzen, bis sich die Aggressionen in Grenzen halten.

Die zweite Arbeiterin wurde ebenso "behandelt" wie die erste, aber schon bei der dritten konnte ich lediglich ein aufgeregtes Interesse bei der Wirtsameise feststellen. Parallel zu diesem Geschehen hatte ich der L. niger Kolonie die letzten Puppen (ca. 25) dieses Jahres abgeluchst, die sie netterweise in einem RG in der Arena gelagert hatten, welches eigentlich als Wasserquelle dienen sollte. Drei weitere Arbeiterinnen habe ich in ein vorbereitetes RG-Nest bugsiert und für ca. 15-20 min in den Kühlschrank gestellt. Danach fand bei Raumtemperatur die Zusammenführung von Arbeiterinnen, Puppen und Gyne im noch kalten RG statt. Es entstand eine größere Aufregung, die drei neuen Arbeiterinnen verhielten sich weniger "liebevoll" als erhofft und versuchten sogar, die Gyne zu fixieren. Diese ließ es zwar mehr oder weniger stoisch über sich ergehen. Weil mir das aber nicht gefiel, habe ich das RG nochmals für ca. 20 min in den Kühlschrank getan, um die Aggressionen etwas abzumildern. Wahrscheinlich wäre das aber nicht nötig gewesen. Im Anschluss habe ich das RG in eine vorbereitete und mit Paraffinöl gesicherte Eisdose gelegt und sowohl Honig als auch zwei überbrühte Taufliegen angeboten.

In den nächsten Tagen lief es nicht ganz so gut ab, wie ich gehofft hatte: Die Puppen wurden größtenteils ignoriert, erst nach und nach wurden sie in das eigentliche Nestinnere transportiert. Von den vier Arbeiterinnen (eine bei der Gyne + drei dazugesetzte) waren am nächsten Tag nur noch drei am Leben. Auch lief die Gyne einmal in der Arena umher, fand dann aber doch wieder das Nest. Insgesamt kam mir das Miteinander der Tiere sehr unruhig vor, so als ob sie wüssten, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Nach einer knappen Woche hatte sich das Kolonieleben aber weitestgehend normalisiert. Das einzige, was mir Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass die Brutfürsorge in meinen Augen nicht optimal ablief. Vielleicht hatten die Außendienstlerinnen, die ich zugegeben hatte, ja teilweise die Fähigkeit verloren, einen passablen "Innendienst" zu leisten. Ich konnte zwar die ein oder andere hell gefärbte Jungarbeiterin erkennen, auf der anderen Seite lagen/liegen aber auch weitestgehend bewegungsunfähige ausgefärbte Arbeiterinnen im Nest, bzw. werden im Todesfall nach draußen transportiert. Ich vermute, dass einige Puppen nicht rechtzeitig geöffnet worden sind oder dass die Nachsorge (Entfernen/Wegknabbern des dünnen Häutchens, welches beim Eintrocknen zu unbeweglichen Gelenken führt) unzureichend war und die frisch geschlüpften Ameisen gleich zu Invaliden wurden. Auch sind einige der bis jetzt verbliebenen Puppen nicht dunkler (wie vor dem Schlupf üblich), sondern irgendwie grau. So, als ob die noch nicht geschlüpften Jungameisen im Kokon bereits ausgefärbt sind. Möglicherweise hat das Abkühlen im Kühlschrank auch einige Puppen geschädigt.

Trotzdem bin ich halbwegs optimistisch, dass die Gründung klappt. Der erste Schritt, das Akzeptieren der Gyne, hat funktioniert. Bleibt noch der zweite Schritt abzuwarten, das Etablieren der neuen Arbeiterinnen, was aber erst nächstes Jahr passieren kann. Proteine wurden zwar bis jetzt noch nicht eingetragen, was zu dieser Jahreszeit ja nicht ungewöhnlich ist, aber vom Honig wurde erkennbar genascht.

Somit geht die Kolonie mit einer Gyne, 10 Arbeiterinnen und noch ein paar wenigen Puppen so langsam in Richtung Winterruhe. Die nächste Meldung kommt dann, wenn die ersten andersfarbigen Arbeiterinnen auftauchen bzw. wenn der Versuch erkennbar gescheitert ist.


Gruß
Kyne



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#4 AW: Sozialparasitäre Gründungen - Informationssammlung

Beitrag von Streaker87 » 4. Oktober 2013, 23:12

Lasius fuliginosus an Eiche - Fotobericht

Ich habe vor ein paar Wochen die gelben Ameisen von einem Biologie-Kommilitonen bestimmen lassen. Es waren Lasius flavus.




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