Hallo Streaker,
schau mal in die Untiefen der Eichenborke, evtl. dort wo sich gerade ein paar Lasius fuliginosus sammeln. Ich würde fast wetten, dass sich dort (große) Rindenläuse wie Stomaphis quercus aufhalten, denen die Ameisen deren Ausscheidungen abnehmen. Alternativ kann ich mir vorstellen, dass die Blattläuse in der Baumkrone genügend "Schiet" produzieren, dass es sich lohnt, den auch vom Gras abzusammeln - wer sein Auto während der Vegetationsphase unter großen Laubbäumen parkt, kennt das Problem mit dem klebrigen Dach...
Hier habe ich das bei einer Birke beobachten können, wo sich die L. fuliginosus die o. g. Rindenlausart (wahrscheinlich) halten. Die Läuse sind schwer zu entdecken, da sie farblich mit dem Untergrund harmonieren, also ziemlich dunkel gefärbt sind. Evtl. hilft also eine kleine Taschenlampe beim Nachgucken.
Wenn du es es schaffst, eine Laus aus dem "Holz" hervorzukitzeln/-zerrren, solltest du dir mal genau deren Rüssel angucken und das Verhältnis Körper- zu Rüssellänge angucken - da wird garantiert jeder Elefant neidisch.
Ich werde morgen nochmal wühlen gehen, vielleicht habe ich davon doch Fotos gemacht.

Ich war heute, wen überrascht's, wieder bei der Kolonie und habe mal die Straße verfolgt. Ok, in Richtung Baumkrone war heute leider nicht mehr drin als Kopfhöhe, dafür hat mich die Straße am Boden überrascht.

Anfangs war ich von nur einem Nest ausgegangen, allerdings geht die Ameisenstraße einmal um das Haus (Feuerwehr) rum und endete in einem Zweig-/Zweitnest, was sich anscheind unter dem Haus befindet (zumindest mündet es dort hinein). Es mag bestimmt 15-20 Meter entfernt sein, kann es nur schlecht schätzen. Leider konnte ich die Ameisen nicht noch weiter verfolgen, Karton habe ich auch keinen gesehen.
Am Wochenende erklimme ich wohl mal die Eiche und schaue, was es da oben so wichtiges gibt. Falls ich nicht schreibe, liegt es wohl daran, dass ich mit Gips im Krankenhaus liege...

Das erste Nest, was ich gefunden habe. Gestrichelte Linien sind für den Beobachter verdeckt und führen hinter dem Baum/Haus entlang. Es findet eine regelrechte Patrouille um die Eiche statt, als wenn die Ameisen Eindringlinge fern halten wollten. Die einzelnen Ameisenstraßen sind farblich gekennzeichnet. Im ersten Beitrag gibt es nochmal ein Foto vom Habitat, aus einer anderen Perspektive. Dann sieht man auch, woher die Myrmica rubra kommen.

/EDIT: T(h)emnothorax, ohne "h"

Zweig-/Zweitnest von Lasius fuliginosus. Ameisen mit Pfeilen hervorgehoben. Der Eingang mündet ins Haus hinein, mehr konnte nicht festgestellt werden.


Nach den heutigen Beobachtungen muss ich von einer noch größeren Kolonie, als anfangs angenommen, ausgehen. Schätzen will ich die Größe lieber nicht, wenn sie im Ameisenwiki mit 2.000.000 Individuen angegeben werden. Leider weiß ich nicht, wie lange die Kolonie schon existiert, da ich sie vor ein paar Tagen das erste mal entdeckt habe.

Apropos entdeckt: Temnothrax sp. lief auch herum, konnte nur das Nest nicht finden.

Hallo!

In Absprache mit Streaker werde ich hier die Fotos von den Hochzeitsvorbereitungen, die ich heute bei Lasius fuliginosus beobachten konnte, reinstellen. Ich habe heute mal wieder die größte Kolonie dieser Art besucht, die es in meiner Umgebung gibt.

Das Habitat ist ein kleiner Waldabschnitt, der Ostseitig und Südseitig jeweils eine angrenzende Lichtung hat. Das Nest selber ist allerdings in das Wäldchen ausgerichtet, also schattenseitig gelegen. Die Straßen bewegen sich in einem Umkreis von gut 15 Metern. Das Nest haben sie am Fuß einer Eiche in einer Öffnung direkt im Baum. Die jeweils links und rechts angrenzende Eiche befindet sich im Besitz dieser Kolonie.

Auf den ersten Bildern kann man gut das kartonähnliche Gebilde, mit dem sie die Öffnung verkleinert haben, sehen. Auch die geflügelten Geschlechtstiere sind hier schon erkennbar. Das erste Bild wurde so gegen 15:30 gemacht, das andere um 17:30. Letztere habe ich in Originalgröße hochgeladen, damit man sich ein ungefähres Bild von der Menge an Tieren machen kann. Das ohne Blitz sind leider nicht so scharf geworden. Aber man erkennt deutlich, dass sich die Zahl der Tiere in der Zeit vervielfacht hat...



Die nächsten Bilder habe ich wieder in der Originalgröße hochgeladen, damit man auch ein paar Details erkennen kann. Es sind grob geschätzt 200-300 Geschlechtstiere, das kommt hier auf den Bildern nicht so deutlich rüber, weil man auf eigentlich nur die gut erkennen kann, deren flügel durch den Blitz glänzen.




Dann noch einige Detailausschnitte von ein paar Männchen und Jungköniginnen. Starts konnte ich heute keine beobachten, das wetter schlug um ca. 18:00 um und es wurde kalt und windig. Denke, die Damen und Herren der Schöpfung werden wohl noch auf besseres Wetter warten.




Und zu guter Letzt noch ein paar Arbeiterinnen, die einen Eindringling attackiert haben. Die Effizienz mit der dieser Käfer überrannt, fixiert und getötet wurde, ist unbeschreiblich.





Hoffe, ihr findet Gefallen an den Bildern

lg
syafon

Hey!

Tolle Bilder, jetzt kann ich mir schonmal ausrechnen, was mir hoffentlich bald bevorsteht

Ich habe auch noch ein paar Bilder, von Gestern. Das erste mal, dass ich die L. fuliginosus mit einem solch dicken Happen erwischt habe. Sonst kamen sie eher friedlich rüber und interessierten sich mehr für Süßes.


An dieser Raupe hatten sie jedoch kein Interesse gezeigt. Sie konnte/durfte ungehindert den Baum hinaufklettern.


Lustige Spinne, wie ich finde. Habe ich zuvor noch nie gesehen. Die Ameisen haben sie zwar (unabsichtlich) berührt, aber nichts weiter unternommen. Die Spinne hat nur ihre "Boxer" eingezogen und ist jedes mal ängstlich an die Seite gesprungen, wenn sie von einer L. fuliginosus angerempelt wurde

Heute habe ich ein paar Lasius fuliginosus Gynen gefunden, allerdings ohne einen wirklich Schwarmflug gesehen zu haben. Eine geflügelte direkt beim Nest, welche von Arbeiterinnen traktiert wurde, die andere in einem Spinnennetz, welche ich sogleich entfernt und gesäubert habe. Dann habe ich sie zu den Ameisen am Nest gesetzt, wo sie nicht gerade freundlich empfangen wurde.



Gyne am Nest gefunden:


Gyne im Spinnennetz gefunden:


Außerdem habe ich eine zweite Ameisenart in dem L. fuliginosus Nest gesehen und gehe erstmal davon aus, dass es sich um eine Wirtsart handelt. Sie kamen ohne Pause aus dem Eingang und verschwanden auch sogleich wieder. Ich schätze mal auf ein Verhältnis von 1:20. Merkwürdig nur, dass sie mir die letzten Male nie aufgefallen sind, weil sie nicht zu übersehen sind. Die Kolonie kann also noch garnicht so alt sein, oder die Wirtskolonie war dementsprechend groß. Dafür besteht die L. fuliginosus Kolonie aus mehreren tausend.



Des weiteren ist mir noch eine Gyne ohne Flügel über den Weg gelaufen. Sie gesellt sich jetzt zu meiner ersten, die ich seit knapp 2 Wochen habe. Ich habe die 6 L. fuliginosus Arbeiterinnen durch 9 gelbe Wirtsameisen ausgetauscht. Eine der Gynen wird jedes mal attackiert, die andere sitzt seelenruhig im Reagenzglas und wird von den Arbeiterinnen betrillert. Mal schaun, wie es mit meiner Kolonie weiter geht.



Wer denkt bei dem Verhalten schon an Verwandtschaft? ("Männchen machen" habe ich bei L. flavus und L. niger noch nie beobachten können)


Die attackierte Gyne werde ich wohl wieder zurücksetzen müssen. Leider kann ich nicht mehr unterscheiden, welche von denen die ältere war. Ich habe noch eine Lasius cf. flavus aus dem Garten geholt und mit der Wirtsart verglichen. Schon möglich, dass es Unterschiede gab, war aber mit dem bloßen Auge zu schwer festzustellen. Lasius cf. flavus war aber deutlich (~1mm) kleiner. Ich habe mir aus dem Haufen extra die größte Arbeiterin gepickt.

Hi
Schöner Bericht.
Die Kolonien von L. fuliginosus können echt riesig werden. Bei meinen Großeltern ist auch so eine.
Die Straßen gehen um eine Scheune fast herum und durch eine kleines Brombeergebüsch...Wenn ich tote oder lebende Insekten auf die Straße gelegt habe, wurde diese immer sehr gerne angenommen. An einer Trauerweide werde Blattläuse gemolken und ich habe schon Lasius flavus in der Nähe einer großen Straße entdeckt. Je nach dem welche Kolonie in einem Jahr größer ist so ist die andere das Gegenteil. Alllerding ist die Lasius flavus Kolonie wirklich sehr klein mit ca. 50 Arbeitern....
Das Nest scheint in dem Keller der Scheune zu sein (war früher mal was anderes). Dieser wird duch zwei Kellerfenster (vergittert) erreicht und eine nciht ganz so dichte Holztür erreicht.
Leider konnte ich noch nicht in den Keller eindringen...wird aber mal Zeit


Deine Fotos sind echt gut gelungen.. Super interessant solche riesigen Kolonien.
MfG Nils

Kleine Aktualisierung zu meiner Beobachtung:

[font=Verdana, sans-serif][size=84]Ich habe vor ein paar Wochen die gelben Ameisen ([/SIZE][/font][font=Verdana, sans-serif]#13) von einem Biologie-Kommilitonen bestimmen lassen. Es waren Lasius flavus.

Des Weiteren kann man aus dieser Information entnehmen, dass nach über drei Jahren immer noch Wirtsameisen in der Lasius fuliginosus Kolonie vorhanden sind.[/font][font=Verdana, sans-serif][size=84]
[/SIZE][/font]

Das ist ja wirklich interessant Streaker87. Und das nach 3 Jahren noch Wirtsameisen im Nest sind finde ich doch ziemlich erstaunlich.

Martin