Hallo allerseits!

In diesem Zusammenhang darf vielleicht auf einen Video-Clip hingewiesen werden, den "Bug" im Forum von MyrmeosFourmis.com am 10 Mai 2009 dort eingestellt hat.

Darin wird darauf hingewiesen, dass die bei Freilandbeobachtungen gewonnenen Vermutungen später in Laborversuchen bestätigt wurden: die Königinnen von Polyergus breviceps und Formica gnava weisen anfangs je ein völlig eigenes Pheromonmuster auf. Nachdem das Amazonen-Weibchen ins Formica-Nest eindrungen ist und nach bisheriger Annahme gleich jene Königin killt, so konnten die US-Forscher nachweisen, dass dem nicht so ist, sondern dass die breviceps-Königin zuerst ihre ""Gegnerin"" über längere Zeit sehr intensiv beleckt, was nach den Labortest bis zu 20 Minuten dauern könne, bevor dann die gnava-Königin getötet wird. Hinterher verfügt dann die breviceps-Königin den gleichen Pheromon-Code wie ihn ihre Gegnerin hatte, was somit erkläre, dass die "fremde" Königin von den gnava-Arbeiterinnen quasi ""adoptiert"" wird. - Ein analoges Vorgehen soll sich auch abspielen, wenn ein F. rufa-Weibchens in ein Nest ihrer Wirtsart Serviformica fusca eingedrungen ist. (??)

PS. Die gnava-Untersuchungen fanden in Freiland und Labor im Nordwesten der USA statt, wo ja F. gnava (neben Mexiko) vorkommt. Leider ging aus dem Video-Clip nicht hervor, an welcher Uni bzw. in welchem US.Bundesstaat diese Untersuchungen durchgeführt wurden.

Vielleicht könnte uns @ Merkur nähere Angaben zur diesem Thema machen ??

Gruss Ryk

Hallo Attafive,

Der direkte Link zu dem Video ist hier:

Es geht um Polyergus breviceps, aber dank meiner langsamen Internet-Verbindung kann ich mir das Video nicht vernünftig ansehen und auch den Text nicht gut verstehen.
Es gibt zudem über die Gattung Polyergus mit ihren 14 Arten sehr viele und oft widersprüchliche Darstellungen, so dass ich mich hier außer Stande sehe, zu sagen, was richtig und was evtl. falsch sein könnte!

Der amerikanische Experte für Polyergus ist James Trager, der im letzten Jahr eine Revision der Gattung veröffentlicht hat:
http://www.antwiki.org/wiki/images/c/c2/Trager,_J.C._2013._Global_revision_of_the_dulotic_ant_genus_Polyergus.pdf
Auf S. 503 findet sich Einiges zur Koloniegründung.

Zitiert wird u.a. Topoff & Zimmerli 1993: Colony takeover by a socially parasitic ant, Polyergus breviceps: the role of chemicals obtained during host-queen killing. Animal behaviour 46, 479-486. – Leider nur gegen Bezahlung einsehbar.
Howard Topoff hat ebenfalls sehr viel über amerikanische Polyergus geforscht.

Siehe auch: http://link.springer.com/article/10.1023/A:1010456608626#page-1
Johnson, C. A. et al., 2001: Changes in the cuticular hydrocarbone profile of the slave-maker ant queen, Polyergus breviceps Emery, after killing a Formica host queen (Hym.: Form.). J. Chem. Ecol.27, 1787-1804. – Leider auch nur gegen $$.

Ich hoffe, das hilft etwas weiter!

MfG,
Merkur

Grüezi Merkur !

Vielen Dank für Ihre Hilfe und Zusatzinfos !!

Jetzt sieht die Sache doch besser aus, zumal auch auf meinem PC der Ton von diesem Video-Clip nicht gerade berauschend ist ! Offenbar dürfte dieser Clip Teil eines grösseren TV-Beitrages sein?

Freundliche Grüsse

Ryk

Zumindest bei der europ. Polyergus rufescens soll anlässlich der Nestübernahme eine doppelte chemische Strategie zur Anwendung kommen:
1. Freisetzung eines Repellents durch die eindringende Gyne um die Aggression der fremden Hilfsameisen zu mindern.
2. "chemische Neutralität", also eine sehr gering ausgebildete eigene Duftsignatur der Gyne, quasi als Tarnung und zur rascheren Angleichung an den fremden Nestduft.

Außerdem ist mir anlässlich der Nestgründungen bei P. rufescens (im Kunstnest) aufgefallen, dass die Gyne mit etlichen fremden (aggressiv wirkenden) Hilfsameisen eine intensive taktile Kommunikation über mehrere Minuten pflegte, die ich (subjektiv) in Richtung Deeskalation, Beschwichtigung deute. Das funktionierte vor allem dann, wenn sich nur wenige Hilfsameisen in der Box befanden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass diese Form der Kommunikation zw. fremden Arten jedenfalls irgendwie funktionierte; wohl ein Beweis für die Verwandtschaft beider Arten....

Lit. zu Pkt 1, 2:
D´Ettorre et al. (2000): Blending in with the crowd; social parasites integrate into their host colonies using a flexible chemical signature.
L.G.Boro