Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

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Getulio
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#1 Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 6. September 2014, 23:52

So, liebes Forum,

nun möchte auch ich meinen Senf dazu geben, indem ich Euch an meinen Erfahrungen mit meiner Lasius niger Kolonie teilhaben lasse.

Vorweg möchte ich sagen, dass ich Fotos ggf. nachreichen werde; ich bin nicht der allergrößte Fotograf vor dem Herrn und muss auch erst noch testen, ob ich mit der mir zur Verfügung stehenden Digicam gescheite Bilder meiner Ameisen hinbekomme.

Ansonsten schwebt mir vor, diesen Bericht wie das Tagebuches eines blutigen Neulings in der Ameisenhaltung zu führen, der ich ja auch bin. :D

Nach einer längeren Phase des Einlesens in die Biologie und Haltung von Ameisen und Zweifeln, ob das Jahr nicht schon zu weit fortgeschritten wäre, um noch zu beginnen, ging es dann doch auf einmal ganz schnell und ich bekam vom Forenmitglied Dreamwolf eine Gyne nebst Arbeiterinnen und Brut sowie einer "Mini-Arena" und "Anfänger-Starterpack" zugeschickt, das mich am 27.08.14 erreichte.

Voller Vorfreude und Aufregung baute ich das Ganze zusammen (Neugierige, die nicht auf Fotos von meiner Seite warten mögen, können sich in mindsoldiers Haltungsbericht einen Eindruck machen, die "Hardware" ist die gleiche). Und siehe da, schon nach kurzer Zeit waren die ersten beiden Damen unterwegs, um das Terrain zu sondieren.

Zum Anfang gab ich ihnen einen Tropfen Zuckerwasser sowie eine frisch tote Mücke, die am nächsten Morgen verschwunden war.

Das Wasser verflüchtigte sich bis zum nächsten Abend, so dass kristalliner Zucker zurückblieb; dafür konnte ich feststellen, dass schon einige Steinchen in das RG eingetragen worden waren.

Anschließend gab ich einen winzigen Tropfen Honig, zu dem ich etwas Wasser träufelte. Ich konnte zu keiner Zeit Ameisen beim Trinken daran beobachten, muss aber auch sagen, dass ich in der Woche jobmäßig viel unterwegs und praktisch nur zum Schlafen zuhause war. Den Ameisen kam das womöglich insofern zugute, als ich kaum Gelegenheit hatte, sie zu stören...:nono: Was ich an totem Krabbelgetier gegeben habe, war jeweils in nullkommanix verschwunden, von der Fruchtfliege bis zur Minispinne.

Nachdem ich dieses Wochenende mal in relativer Ruhe zuhause verbringe, habe ich heute auch vermehrt nach den Ameisen geschaut, und was soll ich sagen: Die Faszination ist größer denn je. Ich konnte fleißige Mädels beim Steineschleppen zum RG beobachten; eine spontan erlegte Fruchtfliege sowie eine Mücke wurden ebenfalls zeitnah ins Nest geschleppt. Die Gaster sehen prall aus, man sieht quasi "Dehnungsstreifen", also denke ich, dass das Honig-Wasser-Gemisch und/oder Zuckerwasser angenommen wurden.

Im Übrigen wollte ich heute Micro-Heimchen kaufen, um nicht immer auf Selbstgeklatschtes angewiesen zu sein - die waren aber in allen drei Läden leider aus. Also habe ich im letzten Laden spontan eine Packung getrockneter Gammarus mitgenommen, weil ich hier gelesen hatte, dass die als Eiweißfutter taugen. Ich habe sie überbrüht zwecks einerseits "Desinfektion", andererseits zum weicher machen. Interesse wurde sehr schnell bekundet, indem sich bald 2-3 Damen daran zu schaffen machten. Zum Eintragen waren die Brocken zu groß, das hatte ich auch erwartet. Aber anscheinend wurde da auch nichts an-/abgenagt, konnte ich jedenfalls nicht beobachten. Von daher liegt Gammarus erstmal auf Eis, Anfang der Woche kümmere ich mich um Microheimchen oder Drosophila.

Größe der Kolonie Stand heute: 1 Gyne, 12-14 Arbeiterinnen, Larven und Eier in schwer zählbarer Menge; Puppen konnte ich heute nicht sehen, hab allerdings auch nur für ~10 Sekunden den Lichtschutz entfernt.

Fragen, Tipps, Anregungen gerne im Diskussionsthread, s.u.

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Getulio
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#2 AW: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 7. September 2014, 00:12

Eine kleine Ergänzung vielleicht noch:

Mein absolutes Highlight war es heute, zu beobachten, wie eine einzelne Ameise die Fruchtfliege, die offenbar wegen ihres von mir frisch gematschten Abdomens am Napf festhing, versuchte wegzutragen:

Da wurde gezogen, gezerrt, gedreht und gewunden. Dann sauste sie gen Nest, wohl um Verstärkung zu holen, drehte dann aber doch auf halber Strecke wieder um und rackerte alleine weiter, so ging das sicher 10 Minuten, bis sie schließlich erfolgreich - und zumindest in meiner Phantasie stolz wie Oskar :D - die Fliege nach Hause brachte.



Getulio
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#3 AW: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 8. September 2014, 21:01

Heute nur ein kurzes Update:

Seit dem Wochenende haben sie zwei Fruchtfliegen und eine Mücke weggeschleppt. Das Gammarus-Experiment sehe ich als gescheitert an, nach aufgeregtem Untersuchen am Anfang tat sich da nichts mehr dran, sie liegen unverändert im Napf.

Heute habe ich deshalb erstmal wieder Honigwasser gegeben, irgendwo habe ich gelesen, dass es ratsam sei, tierisches Eiweiß und Kohlenhydrate getrennt zu füttern - auch wenn ich nicht mehr weiß, aufgrund welcher Argumentation. :confused:

Ansonsten werden täglich mehr Steinchen ins Nest getragen, wobei da eher eine "Straße" aus Steinen gebaut wird als ein Haufen, der zum Verschließen geeignet wäre.

Von der Aktivität her habe ich das Gefühl, dass das immer phasenweise abläuft, sowohl tagsüber als auch nachts. Sprich: Als ich am Wochenende tagsüber beobachten konnte, konnte ich sie auch bei der Arbeit beobachten, wobei dann z.B. nach einiger Zeit schlagartig und ohne erkennbaren Grund Ruhe einkehrte, ehe sie ein paar Stunden später wieder aktiv draußen unterwegs waren.

Jetzt gerade konnte ich wieder eine Dame beim Steinchenschleppen beobachten, der Rest kümmert sich um die Brut. Ich habe jedenfalls eine Puppe und Larven in undefinierbarer Zahl gesehen. :yellowhopp: Zum Zählen und um genaueres zu erkennen ist das Licht leider jetzt zu gedimmt; dafür ließen sie sich von meinem kurzen (vll. 30 Sekunden) Kontrollblick nicht stören. :)

So, doch etwas lang geworden für ein "kurzes Update", aber ich bin weiterhin sehr fasziniert.



Getulio
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#4 AW: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 17. September 2014, 23:39

Meine Güte, wie die Zeit vergeht...

Ich möchte den Interessierten nicht vorenthalten, wie es weitergeht:

Spektakuläres tut sich nicht, die Damen schottern fleißig weiter und bunkern sich ein. Die Personalstärke meines Familienunternehmens nimmt stetig zu, und, ohne jetzt gezählt zu haben, denke ich, dass heute auch mehr Larven da waren als beim letzten Nachsehen.

Die Gaster sind prall, Fruchtfliegen werden zügig abgeräumt, heute habe ich erstmals ein überbrühtes Heimchen gegeben, mal sehen, was sie dazu sagen.

Ansonsten freue ich mich auf das kommende Wochenende, das ich ruhig zuhause verbringen kann und damit mal wieder Zeit zum längeren, intensiveren Beobachten habe. :spin2:



Getulio
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#5 AW: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 29. September 2014, 23:20

So, mal wieder ein kurzer Zwischenbericht:

Das Heimchen wurde ausgehöhlt, insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass Eiweiss nicht mehr der Renner ist, obwohl Larven in reichlicher Anzahl vorhanden sind. Jedenfalls gehen sie eher zögerlich an Fruchtfliegen, Heimchen, kleine Spinnen usw.

Ich denke, dass es so langsam Richtung Winterruhe geht, wobei mein Plan ist, mit dem kühler stellen anzufangen, wenn sich auch die Außentemperaturen in Richtung einstelliger Bereich bewegen, also schätzungsweise noch 3-4 Wochen zu warten. Kommentare zu dieser Idee wären mir sehr willkommen!

Ansonsten habe ich inzwischen eine Mini-Kolonie Camponotus ligniperda, die sich bereits ins Nest zurückgezogen haben. Spannend, so hautnah den Vergleich zwischen endogener und exogener Winterruhe erleben zu dürfen!

Alles weitere werde ich aber getrennt berichten.



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#6 AW: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 19. Oktober 2014, 21:46

Stand heute wird Eiweiß, das ich zuletzt in Form von Fruchtfliegen anbot, gar nicht mehr genommen. Ob sie noch ans Honigwasser gehen, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber die Gaster sind prall.

Ansonsten sind Larven reichlich vorhanden, Eier habe ich heute keine gesehen, Puppen auch nicht. Die Reise geht also deutlich Richtung Winterruhe, denke ich.

Nächste Woche sollen sie - wie die Camponotus - erst in den Keller, dann in den Kühlschrank wandern.

Ich denke, Futter muss ich in der Umgewöhnungsphase im Keller nicht mehr anbieten, oder?



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#7 Re: Lasius niger - Erfahrungen eines Einsteigers

Beitrag von Getulio » 28. März 2015, 17:04

So, nachdem nicht nur meine Ameisen, sondern auch ich sozusagen Winterruhe gehalten habe (zumindest was das Schreiben hier im Forum angeht ;) ), geht es heute hier mal weiter.

Ich habe die Lasiuskolonie soeben vom kalten Kühlschrank in den kühlen Keller verfrachtet und möchte so langsam den Frühling einleiten. Sie saßen bei einer kurzen Nachschau eng zusammengeballt, die Gyne bewegte sachte die Fühler. :)

Ich habe nun vor, sie 10-14 Tage im Keller zu belassen und dann zurück ins beheizte Zimmer zu holen. Mich würde hierzu interessieren, ob das zur Umgewöhnung reicht, und ob ich in der Übergangszeit im Keller schon Honig-/Zuckerwasser anbieten sollte.

Tipps im Diskussionsthread sind sehr willkommen! :)



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