Aggressiv/Anfänger

Eure Ameisenhaltungsberichte & Ameisenbeobachtungen - Meinungen & Fragen [einheimische und exotische Ameisen]
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Pilsette
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#1 Aggressiv/Anfänger

Beitrag von Pilsette » 9. Mai 2016, 00:15

Erstmal kurz zwei Fragen:

1. Was versteht man unter "aggressiven" Arten? Nur aggressiv gegenüber anderen Arten oder auch z.B. in Sachen Ausbruchsschutz oder wenn ich meine Hand ins Formicarium stecke? (mal auf einheimische Arten bezogen z.B. Lasius niger oder Formica cinerea wo man das immer liest).

2. Es heisst immer zum "Anfang" sollte man Einstiegsfreundliche Arten nehmen. Nur können doch selbst diese Kolonien locker 10-15 Jahre leben. Was macht man also mit denen wenn man sich nach 2,3,4 Jahren für einen Profi hält? Ist das nicht etwas fies oder scheinheilig da von Anfängerarten zu reden?



etsar
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#2 Re: Aggressiv/Anfänger

Beitrag von etsar » 9. Mai 2016, 00:39

Hallo

Ich beantworte mal deine zweite Frage, für Anfänger heißt eigentlich nur das man weniger beachten muss
und nicht so schnell etwas schief laufen kann, außerdem sind diese Arten meistens auch aktiver.
Zu dem Behalten ich würde sagen, das Niemand der seine Kolonie von der Gründungsphase hat, sie abgeben würde
und es auch keinen Grund dazu gibt den sie sind ja immer noch spannend.
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trailandstreet
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#3 Re: Aggressiv/Anfänger

Beitrag von trailandstreet » 9. Mai 2016, 00:56

Als aggressiv werden eher Arten wie Formica, also Serviformica oder Raptiformica bezeichtnet, die auch aktiv jagen und auch gemeinsam mal eine Spinne oder ein Heimchen zB überwältigen.
Weniger aggressiv kann man zB die Messor bezeichnen, die kaum jagen oder nur das mitnehmen, was man leicht überwältigen kann, wobei man Lasius niger mit zunehmender Koloniegröße durchaus auch als aggressiv bezeichnen könnte.
Gegen andere Völker sind prinzipiell alle Ameisen aggressiv.

Als Anfängerarten kann man die bezeichnen, die auch mal zum einen viel wegstecken können und nicht gleich die Grätsche machen, nur weil mal ein paar Parameter nicht so stimmen. Das müssen jetzt nicht unbedingt Einhemische sein, die sind vielleicht aufgrund der Winterruhe sogar schwieriger zu halten bzw die Bedingungen in der WR zu kontrollieren als zB Südländer, die man nur etwas kühler stellt und die dann die Aktivitäten herunterfahren.
Viele Völker gehen in der WR ein, weil etwas nicht gestimmt hat.
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Pilsette
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#4 Re: Aggressiv/Anfänger

Beitrag von Pilsette » 9. Mai 2016, 01:10

Dankeschön ihr beiden!

Ich fand Aussagen über Anfänger immer nur etwas irritierend. Als könnte man später so ohne weiteres einfach wechseln. Ok, wenn man neue Kolonien dazu holt vielleicht.



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trailandstreet
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#5 Re: Aggressiv/Anfänger

Beitrag von trailandstreet » 9. Mai 2016, 10:48

Camponotus ligniperda würde ich zB nicht einem Anfänger empfehlen. zum einen ist die Entwicklung meist langsam und zum anderen ist die Gründung oft schwierig.

Sie ist vielleicht auch ein Beispiel dafür, dass man als Anfänger durchaus mit einem kleinen Völkchen anfangen kann, aber lieber die Finger von einzelnen Gynen lassen sollte.
Ein größeres Volk kommt auch meist besser mit wechselnden Bedingungen klar, da sie selbst das Nest befeuchten können, die Brut an optimalere Orte umlagern etc.



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Suriel
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#6 Re: Aggressiv/Anfänger

Beitrag von Suriel » 12. Mai 2016, 12:43

Das mit den "Anfängern" ist so eine Sache für sich.

In der freien Natur stirbt der Grossteil der Gynen innerhalb der ersten Tage oder nach dem ersten Winter.
Im nächsten Jahr sterben weitere, weil sie keinen guten Platz für ihr Nest gewählt haben. Und nicht jede Gyne hat die gleiche Konstitution.

Ich halte Ameisen seit 7 Jahren und ich würde von mir weder als Anfänger noch als Profi reden. Sondern als Ameisenhalter/fan. Meine erste Kolonie lebt immer noch und gedeiht (meist) prächtig, andere sind eingegangen, obwohl doch meine "Erfahrung" gewachsen sein sollte.

Wir wissen immer noch so wenig über Ameisen, dass man sich beinahe alles, was man über eine bestimmte Art wissen kann (respektive Haltung/Bedingungen) innerhalb einer Woche anlesen kann. Vieles davon wird widersprüchlich sein und oft sind beide Informationen richtig (oder irrelevant).

(Was einer der Hauptgründe ist, warum ich nie auf Ameisenforen Haltungsberichte poste. Zu oft lockt man dann eine ganz andere Spezies aus dem Dunkel, die das nachbeten, was sie irgendwo gelesen haben - oft ohne irgendwelche praktische Erfahrung. Und damit muss man nicht seine Zeit verschwenden. Ich lese Ameisenforen aber sehr gern und frage Leute, die Erfahrung haben mit einer Art direkt.)

Und Leute reden auch immer von 20 Jahren, 15 Jahren... Das sind maximal-Werte aus einem gut ausgestatteten Labor! Es gibt Ameisenhaltung im privaten Raum noch nicht lange genug, um eine relevante Anzahl von Testergebnissen zu haben.

Nur weil ein Mensch vielleicht 120 Jahre alt wird, stimmt das nicht für den Grossteil der Menschen.

Wenn du eine bestimmte Art im Auge hast, baue zuerst ein entsprechendes Formicarium & Arena, stelle sicher, dass du ihnen jederzeit Futter besorgen kannst, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit gegeben sind.

Male dir geistig schon mal das Wachstum aus, falls alles gut geht. (Bevölkerungs-Explosion des 3. Jahres ist meist - drastisch.)

So, warum sollte man vielleicht besser mit einer "einfachen" heimischen Art wie Myrmica rubra oder Lasius niger anfangen?

Der Hauptgrund ist, dass Ameisenhaltung nicht für jedermann ist. Sie erfordert sehr viel Geduld, denn oft passiert erstmal nichts und nicht jeder Tag ist spannend.

Sie erfordert die Fähigkeit Rückschläge einzustecken - denn selbst eine bestens geplante Kolonie kann dir eingehen.

Und sie erfordert gerade am Anfang sehr viel Zurückhaltung von seiten des Halters. Ich bin sicher niemand, der glaubt, dass die Gynen gleich ihre Eier fressen oder einen Herzinfarkt bekommen, wenn man mal ein fixes Foto von ihnen macht. Aber im wesentlichen sollte man sie in Ruhe ihr Ding machen lassen.

Ein Freund von mir ist in Rente. Er war/ist Gärtner, hat ein grosses, beheiztes Gewächshaus im Garten. Und seine erste und einzige Art sind Atta (frag mich nicht welche). Funktionierte bei ihm auf Anhieb gut und funktionert immer noch gut.

Ich hätte nicht genügend Platz oder Zeit für solch eine Art. Und ich würde auch nicht das notwendige Geld investieren wollen. Man muss realistisch bleiben. Punkt ist, er hat eine "sehr schwierige" Art als erste gewählt und jetzt drei Jahre durchgebracht.

Wie schwer ist Ameisenhaltung im Vergleich zu anderen Tieren?

Ich trainierte früher auch Hunde im PSV (mit den Polizeihundetrainern). Der Zeitaufwand und die Arbeit sind meiner Ansicht nach bedeutend höher.

Nur meine zwei Euro Cent zu dem Thema.
LG aus Belgien!
Suriel
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