Hallo,

heute habe ich mich entschieden die Pogonomyrmex rugosus zu halten. Sehr aktiv und aus meiner Sicht sehr schönes Aussehen. Ich halte bereits Messor barbarus und habe daher wenigstens ein paar Erfahrungen mit Körnersammlern gemacht.

Da es über diese Art nur sehr wenig zu lesen gibt, aber die Gründung doch etwas schwerer sein sollte, wollte ich auch meine Erfahrungen mit dieser Art berichten. Ich habe mir eine einzelne Königin bestellt und werde morgen mit den Vorbereitungen anfangen. Da ich gelesen habe, dass RGs eher hemmend sein können, werde ich ein Mini-Ytong-Nest mit Gips bestrichen bauen. Das kann ich dann zum einen befeuchten und beheizen. Wärme wollte ich durch eine kleine Heizmatte zuführen. Welche Temperaturen dadurch im inneren entstehen, muss ich morgen messen. Ich hätte aber auch die Möglichkeit das ganze in ein leeres Aquarium zu tun und das mit einem Heizstrahler von oben zu erwärmen.

Das Nest werde ich dann in eine einfache frühere Heimchenbox tun, wobei ich dann auch noch Futter anbieten kann. Falls sie doch gerne etwas zu sich nehmen will, dann hat sie zumindest die Möglichkeit dazu. Als Bodensubstrat für die Heimchenbox will ich roten Wüstensand mit Lehm gemischt verwenden.

Zusammenfassung:
- 1 Pogonomyrmex rugosus Königin mit Brut
- Mini-Ytong-Nest (mit Gips bestrichen) in Heimchenbox
- Zuckerwasser und Körner werden angeboten
- Wärme über Heizmatte unter Heimchenbox oder in leerem Aquarium mit Heizstrahler von oben

Offene Fragen:
- Ist der Aufbau in Ordnung?
- Welche Feuchtigkeit ist angemessen? Ganz trocken oder das Nest doch feucht halten?
- Welche Temperatur ist angemessen? Habe was von 30°C Nesttemperatur gelesen.

Morgen werde ich ein paar Fotos vom Nest und von meinem Aufbau machen und hochladen. Werde euch regelmäßig auf dem Laufenden halten. Über jede Unterstützung bin ich dankbar.

Hi,

ich hatte auch vor einigen Tagen mal dazu ein Thema angefangen https://www.ameisenforum.de/topic55182.html leider ergab sich da wenig Informationen.
Es ist noch nichtmal so wirklich bekannt, ob diese Art semiclaustral oder claustral gründet.

Das mit dem Reagenzglas (Glas oder Kunststoff) scheint nicht wirklich klar zu sein. Es gibt da widersprüchliche Informationen. Mal funktioniert es gut, ein anderes mal sind die Tiere davon wenig begeistert.

Aktuell befindet sich bei mir die Art auch in der Gründung. Ich biete Körner, Insekten und Kohlehydrate an. Insekten scheinen zumindest mal so viel Interesse zu wecken das sie mal an den Anfang des Reagenzglases geschleppt wurden. Ab und an sieht man mal die Königin draußen rumstiefeln oder klettern und dann haut sie wieder ins Reagenzglas ab.

Ich halte sie in einer Box in der ein 5-10 mm hohes Kokosfaserhumus-Lehm-Gemisch ist das leicht feucht gehalten wird. Ich sehe Löcher in der Größe des Kopfes der Königin an verschiedenen Stellen. Ich gehe davon aus das sie sich eingraben will. Da ich allerdings nicht mehr in dem Becken rumfummeln will als nötig lasse ich das mit dem Ytongnest eher bleiben.
Da ich einen Haufen Brut, denke es sind Larven, sehe will ich nun nicht für Stress und ein möglicherweise schlechtes Ende der Gründung sorgen.

gruß
benai

Dann kann ich auf jeden Fall auch immer schauen, wie es bei dir so läuft^^

Aber jetzt zu dem, was ich bisher gemacht habe:
Zuerst habe ich die Y-Tong-Steine zurechtgesägt. Ich habe direkt ein drei kleine Nester gebaut, wenn ich schon mal dabei bin.

Anschließend zwei größere Kammern rein gemacht. In dem anderen, das hier nicht zu sehen ist, habe ich drei etwas kleinere Kammern mit dem Schraubenzieher von Hand gebohrt. Eins der Nester habe ich mit einem Wüstensand-Lehm-Gemisch bestrichen, in der Hoffnung, dass es die Natur besser imitiert.

Die Glasscheiben habe ich ganz einfach von dem billigsten Bilderrahmen genommen, den ich finden konnte. Das ist die einfachste Möglichkeit an Glas zu kommen. Das habe ich mit einem Glasschneider auf die richtige Größe gebracht.

Die Scheibe habe ich mit zwei Gummibändern an den Stein gedrückt, ohne irgend welche Klebstoffe zu brauchen. Das ganze kam dann in eine Glasschüssel, die ich ebenfalls mit dem Sand-Lehm-Gemisch befüllt habe. Weiter habe ich eine Tränke, einen Tropfen Zuckerwasser (Trauben- und Fruchtzucker) und zermalene Körner angeboten.
Die Glasschüssel habe ich in ein Aquarium gestellt und das ganze mit einem 25W Heizstrahler von oben gewärmt. So sah mein Testlauf aus.

Die Temperatur im Nest war aber etwas zu niedrig, weshalb ich zusätzlich eine Box untergestellt habe. Die Oberfläche des Nests ist jetzt über 30°C aber im inneren darunter. Der Heizstrahler wird morgens eingeschaltet und abends wieder ausgeschaltet.

Nachdem ich die Königin bekommen habe, habe ich das Kunststoffröhrchen direkt in die Glasschüssel gegeben. Da sie das Nest nach einigen Stunden nicht erkundet hat, habe ich etwas nachgeholfen.

Die Königin hat das Nest zwar erkundet, aber ist nicht umgezogen. Nachdem ich dann ein paar Stunden vergehen lassen hab, lief die Königin in der Glasschale herum. Eins weiß ich aber dadurch: Sie kann nicht an der Glasscheibe hochklettern.

Weil ich daher davon ausging, dass das Nest evtl. etwas unpassend sein könnte, stellte ich auch das zweite Nest mit den drei kleineren Kammern dazu. Hier habe ich es beim ganz normalen Y-Tong belassen ohne diesen zu bestreichen.

Aber die Königin ist weiterhin in der Schale unterwegs und versucht scheinbar im nur dünn aufgetragenen Sand zu graben. Hier mal ein paar Bilder davon.


Jetzt weiß ich nicht, ob es normal ist, oder ob der Königin hier etwas gewaltig gegen den Strich läuft. Da ich aber nicht weiß, was ich anders machen soll, werde ich es erst mal dabei belassen.

Sieht so aus als ob es der Königin zu hell ist und sie was dunkels sucht.
Wie kommt sie denn in den Ytong? ist da ein Eingang?

Hallo,

das Nest ist zu groß und zu hell. Hier solltest du zwingend abdunkeln und verkleinern.
Ein dauerhaft beleuchtetes Nest wird für keine Art interessant sein, da hier das benötigte Schutzbedürfnis fehlt, besonders bei Gründerinnen ist dies erhöht. (Führt zu permanentem Stress und damit ist die Chance sehr hoch das die Königin ihre Brut frisst und dei Gründung fehlschlägt.)
Der Tunnel den meine Königin gegraben hat war vielleicht so breit wie ein 8er Bohrer.
Wenn ich ihr ein Ytong Nest für diese Art bauen würde, würde ich einen Nestbereich machen, der durch einen 8er Bohrer eingebohrt wird und vielleicht am Ende eine kleine Traube machen. Bei der Tiefe der Einbohrung würd ich auf 7-8 cm gehen. Demnach wird das gesamte Nest 10 x 6 cm.
Zu große Nester sind besonders in der Gründung eher hinderlich, besonders bei Arten die eher schwerer durch die Gründung zu bekommen sind.

gruß
benai

Seikusa hat geschrieben:Sieht so aus als ob es der Königin zu hell ist und sie was dunkels sucht.

Hell ist es nur durch den Aufhellblitz. Ansonsten ist im Aquarium sehr wenig Licht. Ich habe nur den Heizstrahler an und das Zimmer selbst abgedunkelt. Außerdem habe ich die Vorderseite vom Aquarium abgedeckt. Ich hab kein Luxmeter, aber es dürfte eigentlich nicht zu hell sein.

Seikusa hat geschrieben:Wie kommt sie denn in den Ytong? ist da ein Eingang?

An der Seite, auf Bodenhöhe ist eine 10er Bohrung.

benai hat geschrieben:das Nest ist zu groß

Ich wollte die Kammern auch nicht zu klein machen. Beim Nest mit den drei Kammern sind diese ca. 20x50x25 mm³ groß. Ist das immer noch zu groß?
Der gesamte Y-Tong ist 100x75x50 mm³. Der Vorteil von mehreren Kammern ist, dass die Königin sich die beste Temperatur aussuchen kann. Außerdem brauchen doch Eier, Larven und Puppen unterschiedliche Temperaturen, wenn ich das richtig im Kopf habe.

Die Königin ist übrigens heute Nacht umgezogen. Im RG hat sie etwas zurückgelassen.

Zuerst dachte ich, es seien die Larven, die von der Königin nicht mitgenommen wurden. Bei näherem betrachten sieht man aber, dass es keine Larven sind. Unter dem Mini-Mikroskop sieht das ganze so aus. Ich würde raten, dass es Ameisenbrot ist.

Hier noch ein Bild von der Königin. Meine Kamera ist leider nicht in der Lage scharfe Bilder zu machen, wenn es dunkel ist. Ich habe aber gesehen, dass die Königin eine Larve hat und ca. 6 Eier.

Hallo,

ich hätte den Gang etwas kleiner gemacht und die Kammern etwas länglicher und flacher gemacht, aber wenn es der Königin in dem Ytong gefällt, dann soll mir das auch recht sein.

Hast du Beobachtungen gemacht, ob deine Königin das Nest verlässt und auf Nahrungs- oder Wassersuche geht? Da ich bei mir nur noch verschlossene Erdröhren sehe bzw ein offenes RG worin die Königin ganz am Ende an der Watte sitzt und vor sich auf dem Reagenzglasboden die Larven liegen hat. Sehe also wenn ich von außen mit der Taschenlampe aufs Rg leuchte und dann in das Rg schaue nur rotes Licht und den Gaster^^.

Wäre interessant zu wissen ob das Ameisenbrot ist und wenn ja ob sie selbst es hergestellt hat oder vom Händler hinzugegeben wurde, da laut Literatur die Herstellung von Ameisenbrot sehr arbeitsintensiv und damit energiezerrend ist. Da ich ja nicht glaube das die ähnlich wie Blattschneiderameisen eine Tasche (für den Pilz) haben worin sie das Brot vielleicht mitgebracht hat aus der Mutterkolonie, wäre aber für den Erfolg der Gründung auf jedenfall positiv falls es so wäre.

gruß
benai

Bin jetzt zwar grad etwas überfragt, was die Gründung angeht, aber soweit mir bekannt ist, gründet auch Pogonomyrmex claustral. Das heißt also Zufüttern nicht nötig.
Ameisenbrot wird auch nicht mitgebracht und muss es auch nicht werden. Das sind nur die zerkauten Körner, die gesammelt werden.