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Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltung

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Maddio

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#57 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Maddio » 10. Juni 2017, 15:14

Es kommt sehr auf die Art an, welche man hält. Rossameisen fouragieren z.B. mehrere hundert Meter weit, dass wird man kaum nachstellen können.

Serafine hat geschrieben:Eine Kolonie von 10.000 Ameisen in einem einzelnen Becken zu halten finde ich wenig artgerecht, da sollten es schon ein paar mit Schläuchen verbunden Becken/Plastikboxen etc. sein (die müssen auch nicht alle gleich groß sein oder dieselbe Form haben, es sollte halt einfach genügend Raum zum laufen, nisten und futtersuchen vorhanden sein).


Ist Platz für eine riesige Anlage vorhanden ist das natürlich schön, es ist aber auch kein Problem einer großen Kolonie nur eine Arena zur Verfügung zu stellen.

Wichtiger ist meiner Meinung nach, dass der Nestbereich ausreichend dimensioniert ist. Dort würde ich keine Einsparungen treffen und immer nach Möglichkeit entsprechend erweitern. Die Größe der Arena ist eher zweitrangig und wohl für den Halter aus optischen Gesichtspunkten zu beachten (oder auch um eine Reinigung zu erleichtern).

Mehanika hat geschrieben:Wenn viele versuchen auszubrechen, ist das ein guter Hinweis für zu wenig Platz? Nachdem genügend Futter und Wasser zur Verfügung steht.


Wie du schon sagst, solches Verhalten weist i. d. R. auf einen Mangelzustand hin, meist einfach Hunger. Aber selbst wenn diese Bedürfnisse alle befriedigt sind, so hat man bei großen Kolonien trotzdem noch Ameisen die raus wollen. Denn in der Natur gibt es keine Begrenzungen, und die Ameisen sind immer auf der Suche, z. B. nach einem noch besseren Neststandort, oder auch nach Nestern von anderen Ameisen, die möglicherweise eine Gefahr darstellen oder andersherum Nester die ausgeraubt werden können. Das ist aber auch wieder sehr artabhängig.

Da es bei dir um Lasius niger geht, noch ein paar weitere Überlegungen. Diese Art ist als territoriale, aggressive Art bekannt. Das bedeutet sie wird immer nach Möglichkeiten suchen ihr Territorium zu vergrößern, und wird auch nach Konkurrenten suchen. Von daher wird die Anlage niemals groß genug sein können. Die einzige Möglichkeit der Begrenzung wäre eine gleichstarke Kolonie der eigenen Art, dann finden an der Grenze der Territorien Scheinkämpfe statt. Oder aber eine überlegene Art, wie z. B. Lasius fuliginosus. Deren Grenzen werden von Lasius niger streng respektiert. Dann könnte es aber dazu kommen, dass die Lasius fuliginosus ihr Territorium immer weiter in das der L. niger verlagern, und in der Haltung gibt es keinen Rückzugsraum, so dass es wohl unweigerlich zum Kampf kommen würde.



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Serafine

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#58 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Serafine » 10. Juni 2017, 16:11

Mehanika hat geschrieben:Danke Serafine! Also man muss einfach schauen, dass es passt. Ein bisschen mitdenken, nicht wie bei anderen Haustieren, wo es sogar Rechner für Anzahl Tiere/Käfiggröße gibt...

Ja, Ameisen sind halt keine so üblichen Haustiere, da sind die Erfahrungen beschränkt. Es gibt Ameisen die viel laufen (Ponerines) und Ameisen die eher wenig laufen. Im Nest darf es ruhig etwas enger zugehen, aber wenn die Ameisen das Nest ausfüllen und die Scheiben der Arena verdecken sollte man doch mal erweitern.

Mehanika hat geschrieben:Wenn viele versuchen auszubrechen, ist das ein guter Hinweis für zu wenig Platz? Nachdem genügend Futter und Wasser zur Verfügung steht.

Es gibt Spezies die sind sehr ausbruchsfreudig weil semi-nomadisch (Solenopsis geminata/invicta, Carebara diversa) und Ameisen die sind eher ausbruchsfaul.
Aber ja, generell deuten gehäufte Ausbruchsversuche auf ungeeignete Haltungsbedingungen hin (zu wenig Nahrung, zu trocken/feucht, zu wenig Platz etc.).



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Maddio

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#59 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Maddio » 10. Juni 2017, 16:24

Serafine hat geschrieben:Aber ja, generell deuten gehäufte Ausbruchsversuche auf ungeeignete Haltungsbedingungen hin (zu wenig Nahrung, zu trocken/feucht, zu wenig Platz etc.).


Nein, dass kann man so nicht sagen. Viele Arten werden immer versuchen auszubrechen, auch wenn die grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sind. Andernfalls könnte man sich den Ausbruchschutz sparen, solange nur genug Futter und Platz da ist.
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#60 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Serafine » 10. Juni 2017, 17:38

Deswegen schrieb ich auch "gehäuft" und hab extra erwähnt dass es sehr ausbruchsfreudige Arten gibt :rolleyes:

Außerdem existiert ein Unterschied zwischen "ein paar Arbeiterinnen suchen draußen nach Futter" und "Kolonie ist weg", letzteres ist unter idealen Haltungsbedingungen nur bei semi-nomadischen Arten (z.B. Solenopsis geminata) oder Ameisen mit starker Tendenz zur Zweignestbildung (z.B. Pheidole) so richtig problematisch - denen reichen 2-3 Stunden um wirklich das gesamte Volk (oder eine Königin mit genug Arbeiterinnen für ein neues Nest) aus der Anlage zu befördern sobald sie eine Lücke gefunden haben, die meisten "standorttreuen" Ameisen sind da doch deutlich langsamer und umzugsunfreudiger.



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#61 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Maddio » 10. Juni 2017, 18:55

Du hast geschrieben "generell" :rolleyes:

Serafine hat geschrieben:oder Ameisen mit starker Tendenz zur Zweignestbildung (z.B. Pheidole) so richtig problematisch


Die hier besprochenen Lasius niger haben auch eine starke Tendenz zur Zweignestbildung. Viele einheimische Arten richten zumindest Brückenköpfe ein.

Ich denke man sollte das einfach in zwei verschiedene Verhaltensmuster aufteilen, um hier weiterzukommen. Das was du meinst, ist eigentlich das Fouragieren. Sind große Teile der Kolonie am fouragieren, dann haben sie vermutlich Hunger oder Durst.

Das andere Verhalten sind die Ausbruchsversuche. Bei diesen wollen die Ameisen einfach ihre Umgebung erkunden, ohne ein bestimmtes Ziel schon vorher im Kopf zu haben. Selbst bei bester Versorgung findet dieses Verhalten statt. Bei einer großen Kolonie hast du immer einige Scouts, die versuchen irgendwie aus der Anlage raus zu kommen, auch wenn alle bestens versorgt sind.

Dieses Verhalten wirst du bei einem Großteil der Arten in der alltäglichen Haltung nicht abstellen können, deshalb der Ausbruchschutz. Bleiben wir bei Lasius niger, hier bräuchte man wohl etwa eine Fläche so groß wie einen Fussballplatz, wenn man auf Ausbruchschutz verzichtet und keine Arbeiterin die Anlage verlassen sollte (wenn das Nest am Anstoßpunkt ist, und dort regelmäßig mit Nahrung versorgt wird und sonst auch an nichts mangelt). Die Scouts werden trotzdem auf ihre Erkundungstouren gehen, was in der begrenzten Haltung dann am Arenadeckel endet und Ausbruchsversuch genannt wird. Der Fussballplatz ist jetzt frei gewählt, bei einer gut versorgen Lasius niger-Kolonie reicht vielleicht auch schon ein Handballfeld, jedenfalls mehr Fläche als gewöhnlich in der Haltung geboten wird.
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Mehanika
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#62 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Mehanika » 14. Juli 2017, 15:28

Vielen Dank für Eure Antworten! Alles sehr interessant!

Maddio was du schreibst, "die natürliche Art einer Begrenzung" nämlich eine weitere Kolonie usw. - gibt es Jemanden, der das macht? Ist das in der Ameisenszene toleriert oder sogar nicht ungewöhnlich?
Das klingt spannend und sehr aufwändig, wenn beide überleben sollen.

Mit der Farm habe ich meine Probleme! Man könnte sagen ich bin überfordert mit dem Witz an Aufgabe^^
Ich komme leider nicht dazu, den Bericht weiterzuschreiben, deshalb in Kurzform; nach intensiver Überlegung, habe ich mich für die Spielfarm aus dem Ameisenbeobachtungsset meines Jungen entschieden. Klingt komisch, sie hat aber tolle Vorteile. Ich meine, wenn Jemand so eine kleine Farm benötigt, sollte er sie sich ansehen (allerdings kein Glas).

Einen Nachteil hat sie jedoch. Sie ist oben an beiden Seiten ein Stück geschlossen, was auf einer Seite die Befeuchtung umständlich macht.
Ich habe sie daher zum testen, als die Ameisen ankamen, mit in die Arena gestellt. Bei 10x10x1cm Sandfläche dachte ich, schaue ich mal wie weit das mit einer Seramissäule (+ Boden) klappt. ABER ich habe keine Ahnung, wann ich wie viel nachgießen muss und wie bekommt man die Körnchen am Boden nass? Ich schaue immer, dass die Seramissäule auch unten bereits etwas an den Sand abgibt. Aber wann ich das machen soll, wenn die Ameisen da drin sind...keine Ahnung.

Außerdem wollte ich noch Dochte zw.schieben. Wenn Gänge gebaut werden, ist es ja vorbei mit der einseitigen Bewässerung.
Aber dann kam ich auf die Idee, dass bei der kleinen Sandfläche, die Ameisen die Sandkörnchen doch selber austauschen können, oder? Bzw. die Gänge entsprechend anpassen. Ameisen regeln doch das Klima im Nest oder würden sie das nicht in der Form tun.
Da sehe ich nur noch :confused:
Sollte ich mir tatsächlich ein Hygrometer anschaffen....für Lasius niger.. :mad:



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Harry4ANT

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#63 Re: Reinigung Formikarium (Ameisenfarm) / langfristige Haltu

Beitrag von Harry4ANT » 14. Juli 2017, 15:53

Maddio was du schreibst, "die natürliche Art einer Begrenzung" nämlich eine weitere Kolonie usw. - gibt es Jemanden, der das macht? Ist das in der Ameisenszene toleriert oder sogar nicht ungewöhnlich?
Das klingt spannend und sehr aufwändig, wenn beide überleben sollen.

Ich persönlich kenne nur einen Halter der das so macht - Kurominos in Österreich.
Der hat aber wirklich einen ausgewachsenen Zoo Zuhause, also nicht nur dutzende Ameisenkolonien sondern auch noch viel anderes.

Und die Ameisen können sich bei ihm oft frei bewegen zu den jeweils anderen Kolonien - sieht man teilweise in den Videos.

https://www.youtube.com/channel/UCiky-D ... w/featured

Für Lasius niger reicht es eigentlich aus von oben die Farm hin und wieder etwas zu betröpfeln.
Um das Seramis direkt zu befeuchten wäre ein Drainagerohr praktisch, das fest an der Seite der Farm verbleibt.


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