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Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

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Unkerich

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#1 Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 9. August 2017, 00:02

Hallo zusammen,

Auch wenn es mittlerweile vereinzelt bereits Chthonolasius-Gründungsberichte gibt, so möchte ich hier dennoch mal von „meinen" Gründungen berichten. Auch, da ich einen Teil des Verhaltens auf Video oder Foto festhalten konnte, was ich euch nicht vorenthalten will :)

Ich habe mit fünf Gynen unterschiedliche Gründungsmethoden ausprobiert, und bin zu einem relativ interessanten Ergebnis gekommen.
Alle Gynen wurden am 29.07.2017 im Salzburger Land in Österreich bei einem wahren Massenschwärmen eingesammelt. Neben Lasius s. str. , Cautolasius, Tetramorium, Leptothorax und Myrmica sp. waren auch sehr viele Chthonolasius sp. Gynen unterwegs.

Mit einem kleinen Tröpfchen Honig versorgt, überstanden alle Gynen die zweitägige Zeit bis zur Ankunft zuhause gut.
Dort angekommen suchte ich eine große Lasius s. str. Kolonie auf, und sammelte einen ordentlichen Haufen Puppen ab. Auch einige Arbeiter mussten mitkommen.
Nun hatte ich alle Zutaten zusammen, es konnte also los gehen.


Gyne 1 wurde mit einem weiteren Tröpfchen Zuckerwasser versorgt, und in ein anderes Reagenzglas setzte ich etwa 30 Puppen und drei Arbeiterinnen.
Schon nach wenigen gen Stunden (!) war die erste neue Arbeiterin aus den Puppen geschlüpft, und ich übersiedelte sie mit Hilfe eines Zahnstochers vorsichtig in das RG der Chthonolasius-Gyne. Zusätzlich gab ich den beiden noch etwa 20 Puppen hinzu.
803

Nach wenigen Minuten beidseitigen Abtastens konnte ich bereits die erste Trophallaxis zwischen den beiden beobachten.
804
In den nächsten Tagen folgten weitere Arbeiter, sodass die Kolonie neben der Gyne mittlerweile auch aus 10 Wirtsarbeiterinnen besteht.

Gyne 2 wurde in eine Arena zusammen mit einigen Arbeitern und ein paar Puppen aus meiner zweijährigen Lasius cf. niger Kolonie gesetzt.
Anfangs rannte die Königin noch relativ zügig vor den Arbeitern weg, doch schon nach wenigen Minuten änderte sich ihr Verhalten. Sie schnappte sich eine der Arbeiterinnen, und die beiden lieferten sich einen etwa 30 Sekunden dauernden Kampf, bis die Chthonolasius-Gyne mit der toten Arbeiterin zwischen den Mandibeln mit rasender Geschwindigkeit das Weite suchte.



(Bei den Geräuschen im Hintergrund dieses (und auch des folgenden) Videos handelt es sich übrigens um ein rufendes Hyla cinerea-Männchen ;) )

Ich sammelte die Gyne mitsamt der Arbeiterin vorsichtig heraus, und setzte sie in ein Reagenzglas, in dem sie in aller Ruhe damit begann die Arbeiterin zu bearbeiten, und sich zu putzen, wodurch sie den Kolonieduft der Arbeiterin auf sich selbst übertrug.




Ich ließ sie über Nacht im RG.
Am nächsten Tag wurde sie wieder zu den Arbeiterinnen gesetzt, und die Gyne nutzte ihre Chance sofort. Zielstrebig kroch sie in das RG der Arbeiterinnen. Doch beim ersten Kontakt mit den Arbeitern rannten diese auseinander, und sammelten sich an einem anderen Ort neu.
Aggressionen waren auf beiden Seiten nicht zu erkennen, und so verschloss ich das RG und ließ sie ersteinmal in Ruhe.
Aber auch nach 2 Tagen hatte sich nichts an dem Verhalten geändert, und da die Gyne nicht versorgt wurde, begann ich mir langsam etwas Sorgen zu machen.
Als auch am dritten Tage keinerlei Fürsorge seitens der Arbeiter zu beobachten war, und diese sich nach wie vor am anderen Ende des RGs aufhielten beschloss ich, mit ihr ebenfalls die Methode, die ich auch bei Gyne 1 anwandte durchzuführen, da dies offenbar besser zu funktionieren schien.


Mit Gyne 3 wurde ähnlich verfahren, mit dem Unterschied, das sowohl Arbeiter, als auch Brut nun von der Kolonie aus dem Garten stammten. Außerdem setzte ich die Gyne bereits nach zwei Stunden wieder zurück, da sie augenscheinlich mit ihrem Vorgang der Geruchsanpassung durch war.
Sie lief direkt in das Nest der Wirtsarbeiterin, und diese verhielten sich erstaunlich friedlich. Eine der Arbeiterinnen verbiss sich zwar in ihrem Bein, doch der Rest zeigte keinerlei Aggression.
So konnte ich schon am nächsten Tag beobachten, wie die Gyne von den Arbeitern gefüttert wurde.
Umso überraschter war ich, als die Königin am Abend tot vor dem Reagenzglas lag :(





Mit Gyne 4 wurde wie Gyne 2 verfahren, doch sie wurde auch nach der Geruchsanpassung von den Arbeitern sofort attackiert. Da dies laut Seifert bis zu einem gewissen Grad normal sein soll, ließ ich sie ersteinmal machen.
Doch als die Arbeiter ihr den ersten Fühler abmontiert hatten, und die Gyne regungslos auf dem Rücken lag, beschloss ich einzugreifen, und ich setzte sie in ein eigenes Reagenzglas.

Erstaunlicherweise wirkte sie am nächsten Tag wieder fit, und ich gab ihr ebenfalls eine unausgefärbte Arbeiterin und viele Puppen hinzu.
Sie wurde super akzeptiert, und auch sie hat mittlerweile eine schöne Menge Wirtsarbeiter zusammen.
801800


Auch mit Gyne 5 wurde ähnlich verfahren, allerdings wieder mit einem Unterschied: Diesmal war es nicht nur Arbeiterinnen, die zu der Gyne gesellt wurden, sondern eine kleine Gründerkolonie diesen Jahres, mit ersten Arbeiterinnen.
Sie wurde allerdings nicht heraus gefangen, da in der Arena genügend Versteckmöglichkeiten für die Chthonolasius Gyne und ihre Beute vorhanden waren.
Noch am selben Abend suchte sie das Reagenzglas der Kolonie erneut auf, wurde aber angegriffen. Ich lies die Arbeiterinnen auch hier ersteinmal in Ruhe machen, und als die Aggressionen weniger wurden, ging ich zu Bett.
Doch am nächsten morgen lag sie tot im Reagenzglas.



Fazit

Da ich mir bewusst bin, dass die Berichte oben möglicherweise etwas unübersichtlich geworden sind, hier nochmal eine kleine Zusammenfassung.

Vier Koloniegründungsversuche auf natürliche Art und Weise, mit eindringen der Gyne in ein mehr oder weniger bereits bestehendes Nest, gingen schief, und endeten (meist) mit dem Tod der Gyne.

Drei Gründungen durch Adoption von unausgefärbten Arbeitern und späterem hinzufügen von Puppen erscheinen mir zumindest bis jetzt recht Erfolgsversprechend, und alle drei Gynen scheinen gut gepflegt zu werden.

Natürlich kann das Ergebnis auch Zufall sein, aber wenn man eine Chthonolasius Gyne gründen lassen möchte, scheint mir das hinzugeben von unausgefärbten Arbeitern und Puppen die
sicherste Vorgehensweise zu sein.
Möglicherweise, hätte es auch mit einer bereits seit längerer Zeit weisellosen Kolonie funktioniert, doch so eine hatte ich leider nicht zur Verfügung.

So, ich hoffe, ich konnte den Inhalt halbwegs verständlich rüberbringen, es ist schon spät, und ich sitze mittlerweile seit Stunden an diesem Bericht, da dieser zwischendurch leider zwei mal kurz vor Fertigstellung auf einmal wieder verschwunden war :(


Ich würde mich über Kommentare im Diskussionsthread freuen :)

Liebe Grüße :)
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#2 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 10. August 2017, 22:11

Hi,
Heute ein ganz kurzes Update, da mir gerade aufgefallen ist, dass zwei der drei Gynen mittlerweile schon recht deutlich physogastrisch sind.
Zumindest für Chthonolasius :rolleyes:

Ich bin mal gespannt ob es weiterhin so gut läuft, und bald die ersten Eier gelegt werden.


LG
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...und eine der anderen beiden. Insbesondere hier ist ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zu vorgestern sichtbar.
...und eine der anderen beiden. Insbesondere hier ist ein gewaltiger Unterschied im Vergleich zu vorgestern sichtbar.
Die "Einfühler-Gyne"...
Die "Einfühler-Gyne"...
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#3 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 22. August 2017, 19:24

Hallo zusammen,

Ich bring mal wieder ein kleines Update :)
Es gibt eine gute, und eine schlechte Nachricht... Am besten erzähle ich aber einfach mal im zeitlich korrekten Ablauf.


Schon kurz nach meinem letzten Update konnte ich ein erstes kleines Eipaket bei einer Gyne (von nun an Gyne A) entdecken. Ich hatte also richtig vermutet :)
Zwei Tage später folgte auch die Einfühler-Gyne mit der Eiablage, und wiederum ein paar Tage später (etwa vor drei Tagen) hatte auch die letzte Gyne (von nun an Gyne B) einige Eier gelegt.

Das Eipaket von Kolonie A ist mittlerweile ordentlich gewachsen, ich schätze es sollten über 80 Stück sein.
Auch das Paket der beiden anderen Gynen wuchs an, es verlief also alles nach Plan.

Doch heute Nachmittag dann die böse Überraschung; die Einfühler-Gyne lag tot zwischen ihren Arbeiterinnen und neben ihren Eiern im Reagenzglas. Keine weiteren Verletzungen,keine Aggressionen seitens der Arbeiter. Sie liegt einfach in typisch zusammengekrümmter Haltung da.
Ich befürchte, dass sie die Atacke während des ersten Gründungsversuchs doch nicht so leicht weggesteckt hat, und dass dies nun der Grund für ihr verenden war. Sicher ist das aber natürlich nicht.
Nun bin ich am überlegen, die Eier zu einer der anderen Gynen zu geben, damit sie nicht ganz verloren sind, andererseits befürchte ich dann, dass die Kolonie evtl. noch nicht für so viele Eier ausgelegt ist, und es zu Problemen kommen könnte... Was meint ihr?

Den anderen Gynen geht es glücklicherweise gut, sie werden gut von Ihren Arbeitern umsorgt und legen auch fleißig weiter Eier.

Ich halte euch auf dem laufenden :)



LG
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Die tote Gyne... Oberhalb ihres Kopfes ist das Eipaket zu erkennen
Die tote Gyne... Oberhalb ihres Kopfes ist das Eipaket zu erkennen
So sieht es bei Kolonie A momentan aus. Ein paar mehr Eier befinden sich noch an einer anderen Stelle des RGs
So sieht es bei Kolonie A momentan aus. Ein paar mehr Eier befinden sich noch an einer anderen Stelle des RGs
image.jpeg
Das erste Eipaket am 13. 08. 2017
Das erste Eipaket am 13. 08. 2017
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#4 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 9. September 2017, 20:18

Zeit für ein Update :)

Es läuft nach wie vor alles gut.

Kolonie A entwickelt sich besonders gut, mittlerweile dürften alle Eier des ersten Eipakets zu Larven geworden sein, und es kamen auch nochmal ordentlich Eier hinzu. Das zählen gestaltet sich als nicht ganz einfach, da über einem Großteil der Brut Arbeiterinnen sitzen, aber ich denke das Bild gibt dennoch einen ganz guten Überblick.

Kolonie B geht es ebenfalls gut, bei ihnen sind erst sehr wenige Larven zu erkennen, dafür ist auch hier der Eierhaufen ordentlich gewachsen.

Auch bei der weisellosen Kolonie gibt es bereits einige Larven.

Gefüttert werden alle Kolonien mit Zuckerwasser, Drosophila und kleinen Heimchenstücken, was alles gut angenommen wird.

Beide Kolonien leben jeweils in einer etwa 20 x 12 cm großen Arena mit weißer Sand-Lehmmischung als Bodengrund. Die RGs sind mit roter Folie umwickelt (ich habe damit immer relativ gute Erfahrungen gemacht).
Das RG von Kolonie A ist mir Watte und einem Strohhalm verschlossen, während ich das RG von Kolonie B offen ließ, und ihnen etwas grobkörnigere Sand-Lehmmischung, sowie einige Steinchen zur Verfügung stellte, mit denen sie schon am nächsten Tag das RG verschlossen hatten.
Da diese Kolonie noch etwas weniger Arbeiter hatte, musste eine L. niger Gründerkolonie ein paar Pygmäen-Puppen opfern, die auch gut angenommen wurden. Mittlerweile sind auch schon drei Pygmäen geschlüpft, vier werden hoffentlich bald folgen.

So, das wars schon wieder :)

Liebe Grüße
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image.png
Kolonie B
Kolonie B
Kolonie A
Kolonie A
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#5 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 16. Oktober 2017, 20:14

Hallo zusammen,

Ich melde mich mal wieder hier zu Wort... :)

Die beiden Kolonien entwickeln sich recht unterschiedlich... Während Kolonie B nach wie vor einige Larven und Eier hat, entwickelt sich Kolonie A Verhältnismäßig rasant weiter.
Hier ist nicht nur um ein Vielfaches mehr Brut vorhanden, sondern auch die ersten Puppen sind bereits vorhanden. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, wird doch meist angegeben, dass die ersten Chthonolasius Arbeiter erst im folgenden Jahr schlüpfen.
Wenn nicht noch etwas schief geht, kann ich vielleicht schon dieses Jahr die ersten gelben Arbeiter bewundern :D
Auch sonst machen die Kolonien einen guten Eindruck, in beiden Kolonien kommen regelmäßig neue Eier hinzu. Regelmäßig ist meist eine Arbeiterin in der Arena unterwegs.
Am liebsten werden Drosophila hydei und D. melanogaster angenommen.
Heimchen, Grillen und Mehlwürmer werden erstaunlicherweise nur ungern, und deutlich zögerlicher angenommen.
Die weisellose Kolonie entwickle sich ebenfalls weiter, die Larven sind aber noch weit entfernt von einer Verpuppung.

So, ich melde mich, wenns Neuigkeiten gibt!
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Kolonie A
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Kolonie A
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#6 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 4. November 2017, 21:52

Moin,
Es gibt Neuigkeiten!
Das unwahrscheinliche ist tatsächlich passiert, die erste Chthonolasius-Arbeiterin ist da! :bananadancer:
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, alles in allem verlief die Gründung dieser Kolonie deutlich unkomplizierter als ich es gedacht hätte.
Die Arbeiterin ist eine ganze Ecke kleiner als die Wirtsarbeiterinnen, sie hat eher Pygmäengröße, was mich doch etwas wundert. Ich bin gespannt, ob die Arbeiterinnen mit der Zeit größer werden, oder ob die Art vielleicht einfach relativ kleine Arbeiterinnen hat.
Die Gründung hat somit weniger als drei Monate gedauert, und die erste Arbeiterin ist also tatsächlich noch im Jahr des Schwarmfluges geschlüpft.

Leider gibt es auch weniger erfreuliche Nachrichten, die andere Kolonie hat leider nur noch recht wenige Larven. Der Gyne und den Wirtsarbeitern geht es aber gut.

Da ich Kolonie B noch etwas Zeit lassen möchte, damit auch die anderen zwei Puppen noch schlüpfen können, bin ich nun am überlegen, ob ich Kolonie A früher einwintern soll, oder ihnen auch noch etwas Zeit gebe, auch wenn da dieses Jahr nichtmehr viel passieren wird.
Was meint ihr?


LG :)
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#7 Re: Unkerichs Chthonolasius Gründungsversuche

Beitrag von Unkerich » 16. Juni 2018, 01:49

Hallo und willkommen zum ersten Update nach der Winterruhe!

Es gibt spannenden Neuigkeiten, beide Kolonien wurden Ende April/Anfang Mai ausgewintert, und haben mittlerweile ordentliche Fortschritte gemacht! :bananadancer:

Aber der Reihe nach.

Die Kolonien haben beide auf der Terrasse in einer Styroporbox überwintert, dabei lagen die Temperaturen zumeist um 0 °C, auch leichte Minustemperaturen wurden gemessen.
Beide Völker haben den Winter gut überstanden, nach und während des Winters waren jeweils einige Larven zu erkennen, wie es für die meisten Lasius üblich ist.
Schon nach kurzer Zeit im Warmen begannen die Lasius s. str. Arbeiterinnen
zu fouragieren. Schnell wurden Zuckerwasser und Drosophila angenommen und die Gyne sowie die Brut versorgt.
Jedoch gab es auch eine eher unerfreuliche Nachricht: die bereits im Vorjahr geschlüpfte Chthonolasius-Arbeiterin war nach dem Winter spurlos verschwunden :behead:

Ende Mai wurden jeder Kolonie einige zusätzliche Lasius s. str. Puppen angeboten, wovon ich mir eine bessere Versorgung von Gyne und Brut erhoffte, bis die Gyne die ersten eigenen Arbeiter haben sollte.

Doch als ich am 05.06.2018 einen Blick in das Nest von Kolonie B wagte, war ich schon sehr überrascht. Aus dem kleinen Häufchen Larven hatten sich in der doch relativ kurzen Zeit neun wunderschöne Chthonolasius-Arbeiter entwickelt.
Das Erstaunliche: war die erste Arbeiterin (des anderen Volkes) letztes Jahr noch eher im Pygmäenformat, handelt es sich bei den diesjährigen Schlüpflingen um deutlich kräftigere Tiere, die kaum kleiner als die Arbeiter einer großen Lasius niger Kolonie sind, die Lasius cf niger-Pygmäen, welche sich ebenfalls in der Kolonie befinden, wirken neben ihnen wirklich geradezu schmächtig.
Größenvergleich
Größenvergleich



Also sollte nun auch ein Blick in das Nest von Kolonie A gewagt werden.
Hier waren jedoch noch keine gelben Arbeiter zu sehen, allerdings gab es einen beachtlichen Puppenhaufen. Waren das alles die von mir hinzugefügten Lasius s. str. Puppen, oder waren auch Chthonolasius unter ihnen?

Der heutige Kontrollblick schaffte dann Klarheit, ganze 21 gelbe Arbeiter schauten mir entgegen! Ein faszinierender Anblick, eine Kolonie aus schwarzen und gelben Arbeitern mit einer dunkelbraunen Gyne zu sehen, alle friedlich beisammen sitzend.
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Also wurde auch ein Blick in das RG von Kolonie B gewagt, und siehe da, die Zahl der Arbeiter hatte sich in zehn Tagen von neun auf achtzehn verdoppelt.

Beide Völker besitzen weitere Larven, Eier und Puppen, was auf eine weiter gute Entwicklung hoffen lässt.
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Mittlerweile sind die Chthonolasius-Arbeiter übrigens bereits ordentlich an der Nahrungssuche beteiligt, sehr erfreulich und zugleich verwunderlich, liest man doch häufig davon, dass auch die ersten Arbeiter der sozialparasitären Arten die Nahrungssuche zumeist eine längere Zeit den Wirtsarbeitern überlassen.
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Zusammenfassung:
Von insgesamt fünf Gynen mit den verschiedensten Gründungsmethoden, haben es zwei geschafft erfolgreich zu gründen.
Dabei fällt auf, vier Gründungen auf natürlichem Wege waren nicht erfolgreich, zwei von drei Gründungen durch Adoption unausgefärbter Arbeiter führten dagegen zum Erfolg, möglicherweise wäre sogar die Dritte gelungen, hätte die Königin bei ihrem vorherigen Versuch nicht derartige Schäden davongezogen, das bleibt allerdings natürlich reine Spekulation.
Ich persönlich kann für die Gründung von Chthonolasius sp. die Variante des Hinzusetzens von unausgefärbten Wirtsarbeitern nur empfehlen, dass eine Gründung auf diese Art sehr gut funktionieren kann, konnte hiermit bestätigt werden.
Natürliche Gründungen sind zwar ebenfalls interessant, führten aber leider, bei mir, nicht zum gewünschten Ergebnis.


Der Gründungsbericht als solcher endet nun also hiermit.
Wenn Interesse besteht, kann ich den Bericht jedoch auch in Form eines Haltungsberichtes weiter führen, über die eigentliche Gründung hinaus. Was meint ihr?

Fragen, Kritik und alles was euch (zu diesem Thema :rolleyes: ) sonst noch auf dem Herzen brennt, könnt ihr im Diskussionsthread loswerden.


Das war’s von mir für heute, vielen Dank fürs Lesen!


Liebe Grüße :)
Trophallaxis zwischen Lasius s. str. und Chthonolasius sp.
Trophallaxis zwischen Lasius s. str. und Chthonolasius sp.
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