Hallo zusammen,

ich hätte 2 Fragen:
Meine Camponotus ligniperdus haben es sich in ihrem neuen Heim gemütlich gemacht, nachdem das Reagenzglas des Verkäufers sehr stark mit Schimmel befallen war. Die Königin scheint zu wissen was sie macht, ich konnte mich nämlich mittlerweile über 2 mal Nachwuchs freuen. Seltsamerweise sind sie aber seeehr träge im neuen Nest(ca. 22°C). Ich glaube aber nicht dass sie schon Winterruhe halten, da sie sich nicht zusammentun(Eine Arbeiterin hing heute Mittag von der Decke und hielt ein großes Paket Eier, Larven und Puppen , es gibt keine Heizmatte oder dergleichen). Außenaktivitäten gibt es überhaupt keine, die Mädels sind jetzt 2-3 Tage alt. Kommt da noch was oder machen die sich gerade für die Winterruhe fertig, immerhin sollten sie vorher noch was essen/trinken oder?

Frage 2:
Welche Arten entwickeln sich besonders schnell in Bezug auf Koloniegröße? Mit C. ligniperdus und C. herculeanus bin ich sehr glücklich, aber sie gehören nicht gerade zu den Arten die Anzahlmäßig schnell größer werden und da wäre ein Gegenstück für nächstes Jahr vielleicht noch interessant. Welche Art dann zu mir passt, würde ich selbst raussuchen, aber mir fehlt die Möglichkeit zu vergleichen wie schnell so eine Kolonie wächst. Genau kann man das ja nicht sagen, aber gewisse Tendenzen lassen sich ja schon erkennen. Könnt ihr mir ein paar Arten empfehlen die ein besonders schnelles Koloniewachstum haben, bzw eine Quelle bei der ich das prüfen kann? Es darf diesmal auch gerne etwas exotischer sein. Wie gesagt, das würde ich eh erst nächstes Jahr in Angriff nehmen.

Camponotus überwintern nur mit Larven, nicht mit Eiern, in die Winterruhe gehen sollten sie daher eigentlich noch nicht (wahrscheinlich aber dass sie das tun nachdem die Larven geschlüpft sind - bei 2-3 Monaten Entwicklungszeit dürfte das dieses Jahr ja sowieso nicht mehr zu Arbeiterinnen reichen).
Wenn Ameisen gerade keine Larven hochziehen brauchen sie auch nur sehr wenig Energie, besonders wenn sie nur rumsitzen und warten. Auch nehmen Ameisen häufig erst nach ein paar Tagen Nahrung auf. Eigentlich sollte sie vor dem überwintern schon nochmal ein wenig Zuckerwasser tanken, aber sie haben dafür ja noch ein paar Wochen Zeit.



Absurd schnell entwickeln sich die großen Solenopsis-Arten (geminata und invicta), aber ich glaube das ist dann doch etwas zu viel des Guten (die schaffen es in 2 Monaten locker auf über 1000 Arbeiterinnen, wenn die Kolonie richtig rollt kann die Königin pro Woche über 11000 Eier legen). Außerdem stechen die ziemlich fies und sind notorische Ausbrecher.

Ganz ordentlich dabei ist Formica fusca, wenn man die mit 3 Königinnen gründen lässt geht das doch recht flott. Die hören normalerweise auch so bei 2000-3000 Arbeiterinnen auf zu wachsen.

Camponotus nicobarensis hat sich mittlerweile vom Geheimtip zum Klassiker entwickelt - schön gemusterte, schnell wachsende Mini-Camponotus, die zudem keine Winterruhe halten.

Auch Crematogaster (acrobat ants/pointy butts) vermehren sich sehr schnell, besonders wenn man das Nest beheizt.

Da du zwei große, vom Verhalten eher gemäßigte Arten mit Winterruhe hast würde ich als Kontrast noch exotische Pheidole vorschlagen:

Ich selber halte z.B. Pheidole megacephala.

Die sind im Gegensatz zu deinen Camponotus
- deutlich kleiner
- sehr Action orientiert
- entwickeln sich recht schnell
- tolle Jäger (falls du Lebendfütterung in Betracht ziehst)
- haben eine Soldatenkaste (die patrouillieren die ganze Zeit durch die Arena)
- sind polygyn
- keine Winterruhe

Hier eine kürzliche Lebendfütterung:


https://www.youtube.com/playlist?list=PLq2TnIG57xIoXWdgqsz3qCjW3EJ2TAjof

Pheidole setzen aber schon eine gewisse Erfahrung im Ausbruchsschutz voraus, oder? Diese Armee aus Winzlingen ist, denke ich, nicht leicht zu bändigen.
Aber wenn es um Gewusel geht, ist das eine durchaus interessante Art.

Ich hätte noch afrikanische Messorarten vorzuschlagen. Die Ernährung dieser Art ist im Gegensatz zu deinen, eher auf Körnern basierend. Sie benötigen also quasi kein Zuckerwasser o.Ä. , sondern Körner und Insekten. die Bekannteren Arten wie M. barbarus und M. minor hisperius benötigen eine verkürzte Winterruhe aber Arten die weiter aus dem Süden kommen können darauf wohl verzichten.

Gruß Kalinova

Pheidole hatte ich extra deswegen nicht erwähnt - nem Bekannten dem sind die über die Fluonbarriere gelaufen und haben einen Streit mit den benachbarten Lasius niger angefangen (und verloren). Pheidole megacephala sind zudem hochgradig invasiv.

Ja, das mit den Pheidole ist glaube ich nicht ganz mein Geschmack. Lieber etwas größer und gemütlicher. Was mir optisch besonders gefallen würde wäre eine dieser länglichen Exoten, aber ich weiß nicht ob es da überhaupt was gibt was für Anfänger geeignet ist und sich schnell entwickelt.
Der Vorschlag der Camponotus nicobarensis ist aktuell mein Favorit, das wäre dann aber schon die dritte Camponotus-Art Bei den Messor ist aber denke ich bestimmt was dabei. Da werde ich mich jetzt mal durchkämpfen. @Kalinova, falls du da eine gute Quelle hast die mir die Auswahl erleichtert würde ich mich freuen. So kämpfe ich mich durch antwiki.com durch
Vielen Dank schonmal an euch alle für die schnell Hilfe. Weitere Ideen und Vorschläge sind natürlich herzlich willkommen.

Edit: Achja, mir gefallen schwarze und dunkelrote Arten am besten, aber da wäre ich notfalls sehr flexibel.

Nach einigen Stunden Suche ist mein aktueller Favorit Cataglyphis oasium bzw eine entsprechend ähnliche Art bezüglich Körpergröße und Koloniewachstum. Weitere Vorschläge sind gern gesehen.

Hallo Vogel,

eine exotische Art suchen die passt ist eine Sache. Diese Art dann aber auch in einem Shop zu finden die andere. Du solltest am besten mal die gängigen Shops absuchen und sehen was denn überhaupt verfügbar ist. Es sei denn du planst die Art selbst zu fangen, dann habe ich nichts gesagt.

Grüße
Exnom