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Lasius niger ohne Winterruhe

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Unkerich

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#17 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Unkerich » 20. November 2017, 19:23

Natürlich stoppt die Gyne während des Winters ihre Eiablage.
Und auch wenn es nicht Winterschlaf genannt wird, so befinden sich die Tiere dennoch nicht in einem aktiven Zustand, somit wird auch nur wenig Energie verbraucht. Es ist sogar so, dass, wie bei den allermeisten wechselwarmen Tieren, weniger Energie verschwendet wird, wenn es kälter ist.
Schön, dass du das Ganze als Schulprojekt machst, aber das ändert nichts daran, dass die Kolonie zumindest eine verkürzte Winterruhe bekommen sollte.

Grüße

PS: was du mit CHD meinst würde mich auch interessieren. Coronary heart disease meinst du ja wohl eher nicht...? :irre:


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Kalinova

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#18 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Kalinova » 20. November 2017, 19:24

Ameisen gehören zu den wechselwarmen Tieren, das bedeutet die regulieren ihre Körpertemperatur nicht selbst sondern über die Umgebungstemperatur. Heißt aber auch das ihre Körperfunktionen von der Temperatur beeinflusst werden. Sprich bei kühleren Temperaturen läuft alles langsamer ab und bei höheren Temperaturen eben schneller. Dabei hat jede Art abweichende Optimaltemperaturen und andere Grenzwerte die nicht über oder unterschritten werden sollten. Einheimische Arten also diese, die sich über lange Zeiträume an unseren Jahreszeitenzyklus angepasst haben können mit Winterlichen Temperaturen umgehen. Manche Arten vertragen sogar sehr große Temperaturschwankungen innerhalb weniger Tage bzw an einem Tag, andere brauchen da etwas Vorlaufzeit um ihre Körperfunktionen entsprechend umzustellen. Dies hängt auch davon ab ob sie eher oberirdisch (zB auf Bäumen oder in der obersten Bodenschicht) oder aber eher unterirdisch leben.

Das bedeutet: wird die Kolonie kühleren Temperaturen ausgesetzt hören die Larven auf zu wachsen, Puppen und Eier entwickeln sich langsamer und die Königin stellt die Eiablage ein. Bei Lasius niger wäre eine schrittweise Abkühlung wohl anzuraten. Das bedeutet das du sie von Zimmertemperatur auf ~10-15°C für 1-2 Wochen(da bin ich mir grade nicht sicher vielleicht auch etwas länger?) abkühlst aber noch weiterhin fütterst. Dann sollten die letzten Puppen schlüpfen und eventuell vorhandene Eier auch. Die Königin wird kaum mehr Eier legen. Danach kann die Kolonie in das endgültige Winterlager umziehen. Meist werden Temperaturen im einstelligen Plusbereich empfohlen, aber ich denke zumindest leichte Minusgrade sollten sie Problemlos überstehen. Während der Winterruhe werden keine Eier gelegt, die Brut entwickelt sich nicht weiter und dementsprechend benötigt die Kolonie kein Futter für diese. Durch die geringen Temperaturen ist auch der Energiebedarf sehr stark reduziert, die Tiere bewegen sich auch fast gar nicht mehr was diesen Bedarf weiter reduziert. So können sie recht lange ohne Futter überleben. Auch verfügen sie über einige Reserven von denen sie zehren können.

Soweit jetzt mal mein Wissen aus dem Stehgreif, Angaben ohne Gewähr. :rolleyes:

Was genau sieht denn dein Schulprojekt vor? Vielleicht können wir dich dabei unterstützen und Tipps geben.

Gruß Kalinova
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#19 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Zitrone22 » 21. November 2017, 16:46

CHD = Kolenhydrate ( Englische Abkürzung )



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Maddio

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#20 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Maddio » 21. November 2017, 21:03

Zitrone22 hat geschrieben:CHD = Kolenhydrate ( Englische Abkürzung )


Kohlenhydrate (carbohydrates) werden im Englischen entweder als carbs abgekürzt, oder als CHO (carbon hydrogen oxygen).
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#21 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Zitrone22 » 22. November 2017, 08:09

Erne hat geschrieben: Lasius niger Gründervölker neigen dazu, ohne Anreize, bis spät in den Winter oder darüber hinaus, weiterhin Nachwuchs aufzuziehen.


Das meinte ich mit bis spät in den Winter Eier legen.

Die Winterruhe ist eine Anpassung und keine benötigte Ruhepause ( bitte korrigiere mich wenn ich das falsch verstanden habe @Erne )

Und der Versuch ist dann letztendlich ob das auch mit älteren Völkern funktioniert.



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Serafine

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#22 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Serafine » 22. November 2017, 11:54

Wenn sich ein bestimmtes Verhaltensmuster als Reaktion/Anpassung auf bestimmte Umweltbedingungen lange genug im Genpool einer Spezies befindet wird sich der Rest des Organisms irgendwann an dieses Verhaltensmuster anpassen. Schaut man sich mal die großen Aussterbewellen vergangener Zeiten an wird man feststellen, dass zu Beginn jeder größeren Eiszeit eine Menge Spezies ausstarben, aber am ENDE jeder Eiszeit (also wenn die Lebensbedingungen wieder besser wurden) noch viel mehr.
Eine Eiszeit (oder eine Winterjahreszeit) ist eine dramatische Umweltveränderung an die sich viele Tiere aber noch ganz gut anpassen können. Das Ende der Eiszeit (oder der Wegfall des Winters) ist aber keine Rückkehr zur Normalität, sondern eine ZWEITE drastische Umweltveränderung, die vielen Arten (die sich gerade erst an das kalte Wetter angepasst haben) den Rest gibt.

Viele Spezies die Winterruhe halten haben eine interne Uhr die durch den Winter zurückgestellt wird. Bleibt dieser "Reset" aus gerät der komplette Organismus durcheinander - im Falle von entsprechenden Ameisenspezies bedeutet das ein Ausbleiben der Bevölkerungsexplosion im Frühjahr/Sommer, keine größeren Arbeiterinnen bei Lasius (die typischerweise nach mehreren Wintern produziert werden), sehr geringe Aktivität (die Ameisen sind zeitlich orientierungslos und wissen nicht ob es jetzt eigentlich Sommer oder Winter sein soll, also ob es draußen Futter gibt oder nicht), kaum/keine Aufzucht von Geschlechtstieren (die müssen ja zu bestimmten Zeitpunkten aufgezogen werden, damit sie bereits sind wenn der Schwarmflug kommt - weiß man nicht wann das ist braucht man auch keine aufziehen), längere Phasen von extremer Inaktivität (irgendwann möchten alle eine Pause, aber da niemand weiß wann diese Pause sein soll werden oder wann sie endet geschieht sie völlig unorganisiert was die Fähigkeit der Kolonie Futter heranzuschaffen und Larven aufzuziehen generell stark einschränkt), etc.

Also nein, es ist keine Ruhepause die nur eingelegt wird weil es draußen nichts zu futtern gibt.
Wir schlafen ja auch nicht nur weil es nachts zu dunkel ist um was zu sehen.



p.s. Gründerkolonien kann man ohnehin nicht als Orientierung nehmen. Wenn die spät aus dem Nest starten ist ihre interne Uhr noch nicht richtig mit der Umwelt synchronisiert. Mir wurde schon öfter gesagt, dass man bei Gründerkolonien die erste Winterruhe verkürzen oder manchmal sogar ganz auslassen kann und es ihnen nicht wirklich schadet. Spätestens ab dem zweiten Winter sollte man sie dann aber auf jeden Fall einhalten, sonst hat das langfristig negative Folgen für die Kolonie.
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#23 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Ameisenstarter » 22. November 2017, 13:03

Auch wenn Serafine das gerade schon sehr gut erklärt hat, will auch ich nochmal etwas dazu sagen.

Im allgemeinen ist es auch eine Anpassung an den Winter, aber eben keine Anpassung, die nur benötigt wird, wenn es kalt genug ist, sondern eine, die sie brauchen weil es seit hunderten von Jahren in ihrer Heimat kalt genug wird und sich, so wie Serafine erklärt hat, ihre innere Uhr nach dieser Phase richtet.

Theoretisch ist es möglich, dass Lasius niger sonst wo überlebt, doch wird die Kolonie wahrscheinlich nicht oder kaum fortpflanzungsfähig sein. (Das ist für mich übrigens auch einer der Gründe, weshalb es Messor structor in Deutschland gibt, sie sich jedoch nicht weit verbreitet)

LG :)

Edit: Noch zu meinem zweiten Absatz. Und wenn ein Tier (oder eben eine Kolonie), aufgrund falscher klimatischer Verhältnisse nicht fortpflanzungsfähig (eventuell auf Dauer nicht überlebensfähig) ist, kann das kein Ort (keine Haltung) sein, an dem diese Art sein sollte. (Wobei ich keine/kaum Fortpflanzung in der Haltung nur im Sinne der Aufzucht von Geschlechtstieren meine, die ohne Winterruhe auf Dauer kaum/nicht stattfinden wird)



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#24 Re: Lasius niger ohne Winterruhe

Beitrag von Zitrone22 » 24. Januar 2018, 10:18

Die Lasius Kolonie ist aufgrund der kalten Glasscheiben in Winterruhe gegangen. Da ich keine Heizmatte zur Hand hatte, konnte ich dagegen auch nichts machen und nach wenigen Tagen wurde die Aktivität dann doch eingestellt. Obwohl ich in meinem Zimmer manchmal 25 Grad habe, bleiben die Glasscheiben auf ca. 10°C und das Nest auch.



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