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Haltung der Camponotus herculeanus

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
julianmk
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#1 Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von julianmk » 27. Juli 2018, 23:49

Liebe Community,
Einen schönen Abend euch allen. Vorallem an die, die bei dem einmaligem Blutmond wie ich zu Hause hocken und über Ameisen nachdenken :)
Beim Nachdenken habe ich mir darüber Gedanken zu machen, mir die Camponotus herculeanus zuzulegen, vorallem, da sie ja solange zum Aufbauen der Kolonie braucht, weswegen ich früh anfangen wollte. Lasius niger und Lasius flavus haben bei mir bereits erflogreich gegründet und neben einer neuen Ameisenart (wahrscheinlich eine Waldameise) wollte ich mir nun für die Zukunft eine Camponotus Königin zulegen.
Nun plane ich, und wollte ich euch dabei um Unterstützung bitten:
Naja, wo fange ich an: Reagenzglas. Erstmal hätte ich vor, sie vorab nur dort zu halten, auf einer Website wurden allerdings maximal 2-3 Wochen im Reagenzglas empfohlen... Stimmt das und was dann? Denn meine grosse Arena, welche ich dann für sie bereit habe, wird für die ja bekanntlich sehr zurückhaltende Art zuviel sein.
Wie sieht es mit Futter aus (bitte reichlich Tipps!)?
Dannach bei einigen Arbeiterinnen (vielleicht 8+) geht es dann wahrscheinlich in die Arena.
Ytong Nest ist dort volkommen okay, leicht bewässert, aber Camponotus herculaneanus brauchtt es wohl nicht so feucht, nicht wahr? Am Angang würde ich allerdings in die Arena nur das Reagenzglas stecken, schön zugedeckt mit Pinienrinde (Meinung?...
Also: Wärme. Sie mag es doch heiss, auch mal 30 Grad. Da passt mein Dachgeschoss super, schön heissr Sommer dort oben (wirklich heiss dort...) und schön kalte lange Winter, also Hitze ohne extreme Lichtberhältnisse. Ab wann brauchen sie dann ein Ytong Nest oder reichen dann erstmal ein zweites Reagenzglas bei der langsam wachsenden Kollnke?

Ich bin offen und dankbar für ALLE Tipps, auch wenn es Kleinigkeiten (zB Eineichtung oder ähnliches) sind, da ich im Bereich Camponotus sehe unerfahren bin!
Ernährung, Haltung, Nest es gibt so viele Fragen!!
Vielen Dank für eure reichlichen Kommentare die mein Wissen über Ameisen täglich um so ein großes Stück vorantreiben und die das Forum hier sk toll aufblühen lassen und Liebe Grüße, julianmk



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Serafine

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#2 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von Serafine » 28. Juli 2018, 02:29

julianmk hat geschrieben:Naja, wo fange ich an: Reagenzglas. Erstmal hätte ich vor, sie vorab nur dort zu halten, auf einer Website wurden allerdings maximal 2-3 Wochen im Reagenzglas empfohlen... Stimmt das und was dann?[...]
Denn meine grosse Arena, welche ich dann für sie bereit habe, wird für die ja bekanntlich sehr zurückhaltende Art zuviel sein.

Füttern im RG ist eine massive Störung für die Ameisen und daher nicht zu empfehlen (kann zu Brutfraß führen). Die Größe der Arena ist völlig egal, in der Natur haben sie ja auch Platz - klar nutzen sie die Arena am Anfang nicht vollständig, aber ein "zu groß" gibt es da grundsätzlich nicht. Einfach das RG mit nem großen Strohhalm (Königin muss durchpassen) als Eingang in die Arena legen, fertig. Meine Camponotus barbaricus haben ihre Arena bekommen als sie zu fünft waren, das ist überhaupt kein Problem (und eine Arbeiterin hat gleich mal zielsicher einen verschütteten Tropfen Honig 20cm vom Nesteingang entfernt in 10cm Höhe an der Scheibe gefunden).

julianmk hat geschrieben:Wie sieht es mit Futter aus (bitte reichlich Tipps!)?

Am Anfang werden besonders Fliegen (kann man mit elektischer Fliegenklatsche fangen) und kleine Spinnen sehr gut genommen. Von Fruchtfliegen und Mehlwürmern halten die meisten Camponotus-Arten wohl eher weniger.

julianmk hat geschrieben:Also: Wärme. Sie mag es doch heiss, auch mal 30 Grad. Da passt mein Dachgeschoss super, schön heissr Sommer dort oben (wirklich heiss dort...) und schön kalte lange Winter, also Hitze ohne extreme Lichtberhältnisse. Ab wann brauchen sie dann ein Ytong Nest oder reichen dann erstmal ein zweites Reagenzglas bei der langsam wachsenden Kolonie?

Also 30°C ist für Camponotus herculeanus jetzt vielleicht doch etwas heftig, wobei es in einem feuchten Nest ja aufgrund der Verdunstung auch immer etwas kälter ist. Außerdem kann zu große Wärmezufuhr dazu führen, dass die Ameisen schon im Juli mit dem Jahresplan durch sind und in den Wintermodus gehen. Prinzipiell muss man die Art nicht beheizen, normale Zimmertemperatur reicht völlig - 30°C wären eher was für mediterrane Ameisen wie Messor barbarus oder Camponotus cruentatus.

Man kann Kolonien prinzipiell unbegrenzt in RGs halten, irgendwann bei 20+ RGs wirds halt unpraktisch.
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Oleg
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#3 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von Oleg » 28. Juli 2018, 09:03

Hallo

Ich halte seit einigen Wochen Camponotus herculeanus - und die 30° C haben wir ja mittlerweile kostenlos und umsonst, ob es uns nun passt oder nicht.

Meine Gyne bekam ich von Abaton23, schon mit Puppen. Die Pygmäen sind geschlüpft, wobei Pygmäe schon witzig ist: 7-8 mm. Ich halte sie in einer Arena XL von Antstore in ihrem RG. Füttern: Sie nehmen ab und zu einen Mehlwurm, ab und an ein Heimchen, daneben Proteine, Kohlenhydrate, gefriergetrocknete Insekten. KEIN Interesse besteht an Honig. Aber vielleicht stimmt auch etwas mit Antstores Waldhonig nicht :-)

Interesse besteht an Kieselsteinchen und Fichtennadeln. Damit wird das Reagenzglas und die Umgebung verschönert. Tätig sind sie Nachts - wenn niemand zu hören ist, kommt eine der Arbeiterinnen aus dem RG. Wann sie dieses Bauwerk auf dem Bild mit den Fichtennadeln fabriziert haben - frag' mich!

Sie sind grundsätzlich sehr scheu. Ich habe den direkten Vergleich mit Formica rufibarbis et al., die tagsüber von der Hand weg Coca Cola schlecken und Mehlwürmer nehmen - wenn du eine sehr soziale, menschenfreundliche Art möchtest, wäre das vielleicht die bessere Variante. Allerdings ist dieses Formica-Nest auch +1.000 Arbeiterinnen groß. Camponotus herculeanus soll ja erst im dritten Jahr loslegen - das heißt zwei Mal überwintern, bevor sie aus dem Gröbsten heraus sind. Dann allerdings hat man auch regelrechte Riesen in Pflege!

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Antstore Arnea mit Waldboden, Steinen und Fichtennadeln
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#4 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von julianmk » 28. Juli 2018, 10:06

Serafine hat geschrieben:Am Anfang werden besonders Fliegen (kann man mit elektischer Fliegenklatsche fangen) und kleine Spinnen sehr gut genommen. Von Fruchtfliegen und Mehlwürmern halten die meisten Camponotus-Arten wohl eher weniger.

julianmk hat geschrieben:Also: Wärme. Sie mag es doch heiss, auch mal 30 Grad. Da passt mein Dachgeschoss super, schön heissr Sommer dort oben (wirklich heiss dort...) und schön kalte lange Winter, also Hitze ohne extreme Lichtberhältnisse. Ab wann brauchen sie dann ein Ytong Nest oder reichen dann erstmal ein zweites Reagenzglas bei der langsam wachsenden Kolonie?

Also 30°C ist für Camponotus herculeanus jetzt vielleicht doch etwas heftig, wobei es in einem feuchten Nest ja aufgrund der Verdunstung auch immer etwas kälter ist. Außerdem kann zu große Wärmezufuhr dazu führen, dass die Ameisen schon im Juli mit dem Jahresplan durch sind und in den Wintermodus gehen. Prinzipiell muss man die Art nicht beheizen, normale Zimmertemperatur reicht völlig - 30°C wären eher was für mediterrane Ameisen wie Messor barbarus oder Camponotus

Okay... Habe gehört, je wärmer es ist, desto schneller wachsen sie, stimmt das?? Ich doll sie also ganz normal in meinem Zimmer halten, nicht wahr??

Man kann Kolonien prinzipiell unbegrenzt in RGs halten, irgendwann bei 20+ RGs wirds halt unpraktisch.


Das heisst dann ist Ytong nest zu empfehlen... Soll man dort dann irgendetwas beachten? Wie sieht es bei dir aus?

Ach, und noch eins: Du meintest man solle einen Strohalm als Eingang nutzen, das verstehe ich noch nicht so recht... Ist dieser (ziemkich große, falls Verkehr in beide Richtungen gedacht ist) als Eingang zum RG gedacht? Also lege ich ihn als Eingangins RG? Oder dient es als weiterer Unterschlupf und/oder kann es auch ein Schlauch machen??
Danke schön für deine so ausführliche Antwort, das hat mir echt weitergeholfen!!



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#5 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von julianmk » 28. Juli 2018, 10:15

Ach, und noch etwas:
Zu dem Nest. Ich habe jetzt mit einem guten Kollegen ein feines großes Nest gebaut, relativ groß, breites Ytong Nest.. Meint ir das ist geeignet, oder empfiehlt es sich dort erst ein etwas kleineres RG Nest (wie bei euch beschreiben) aus einer mittelgroßen box aus dem baumarkt zu nehmen, und das 5-Tage Arbeit Formicarium für eine schneller wachsende Formica Art, zB Formica cinerea zu nehmen??
Tue ich meine Königin direkt in die Arena oder warte ich im Rg bis zu den 5 Arbeiterinnen? Und während des Gründens füttern?
Dankeschön!!
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Oleg
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#6 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von Oleg » 28. Juli 2018, 10:29

Hallo

Noch etwas zu deiner Frage mit dem RG und dem Strohhalm: Camponotus wird sich, wenn du sie ihnen gibst, Fichtennadeln, Waldboden und Steinchen nehmen wie bei mir und den Eingang schon selbst verkleinern. Von Basteleien mit Strohalmen und so würde ich eher abraten. Das können Ameisen besser :-)

Nach all dem, was ich gelesen habe, nehmen Ameisen überschüssigen Platz als Müllhalde. Also am besten du füllst die Räume deines mühsam aufgebauten Nestes mit kleinen Kieselsteinchen bis auf einen Raum und lässt sie selbst Platz schaffen.

Sie sollen besonders gerne Fichtenholznester lieben. Das gibt es leider nicht beim Discounter um die Ecke, da hilft nur selber machen :-(

Wenn du Camponotus herculeanus bekommst (und sie nicht selbst fängst) wird es in einem RG sein. Das RG ist (anfangs) steril und eine ideale Gründungskammer. Nach Wochen werden die Larven schlüpfen, von der Queen ernährt und verpuppen sich. Wenn sie (endlich!) geschlüpft sind, wirst du sie gerne die Arena erkunden lassen - ob es nun eine oder fünf sind. Sie haben definitiv Hunger und nehmen gerne - da würde ich nicht warten bis eine bestimmte Anzahl vorhanden ist.

Futter: Halter der großen Camponotus Arten erzählten mir, dass sie die eine oder andere Kolonie verloren haben - Pilze, Milben usw. Deshalb gibt's bei mir nur überbrühtes oder fertiges als Nahrung. Wer weiss schon, wo die Fliegen vorher waren?

Oleg
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#7 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von julianmk » 28. Juli 2018, 13:51

Danke Oleg!
Ich denk es ist erstmal sinnvoller ein speziales Nest für sie anzulegen, aus einer Transparenzbox aus dem Baumarkt... Die richte ich dann spezial ein, di grosse lasse ich mir für die Formica frei.
Ist die Holzart so wichtig, oder geht es wenn ich:
Als Bodengrund den Waldboden vom antstore nehme, darüber weisse kleine Kiselsteinkippe (für den Kontrast) und dann noch einiges an Rinde nehme (Ich glaube im anststore gab es nur Pinienrinde)...
Was haltet ihr davon?? Und muss ich in ihrer Zeit im Reagenzglas füttern? Das soll ja nucht gut sein, zu Anfang braucht sie also kein Futter, nicht wahr?
Gehen als Futter auch Heimchen? Muss ich sie abkochen?

Und zum Nest: Ih werde in die Arena nun einfach nur Die Reagenzgläser abgedeckt hinstellen (plus Futter und Tränke) . Geht das mit der Luftfeuchtigkeit? Das Formicarium würde ich in einen offenen Schrank im schatten meines Zimmers stellen, nicht die heisseste Ecke (erster Stock km haus) ist aber auch nicht sonderlich kalt, passt das? Ein Nest brauche ich erstmal nicht, ich nehme das ihr Reagenzglas und packe ein zweites Reagenzglas mit mehr Platz und kleinerem wasserreservoir dazu, das geht oder?
Dankeschön ihr Lieben!



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#8 Re: Haltung der Camponotus herculeanus

Beitrag von Safiriel » 28. Juli 2018, 14:09

Naja, wo fange ich an: Reagenzglas. Erstmal hätte ich vor, sie vorab nur dort zu halten, auf einer Website wurden allerdings maximal 2-3 Wochen im Reagenzglas empfohlen... Stimmt das und was dann? Denn meine grosse Arena, welche ich dann für sie bereit habe, wird für die ja bekanntlich sehr zurückhaltende Art zuviel sein.
Wie sieht es mit Futter aus (bitte reichlich Tipps!)?

- RG in eine kleine Arene (zB. Lebensmitteldose legen)
- ab 1. Arbeiterin RG öffnen, in Arena Baumaterial und Futter zur Verfügung stellen
- essen was alle anderen Ameisen auch essen, stimmt, Spinnen und Fliegen lieben meine auch

Keine große Arena, kein großes selbst gebasteltes oder gekauftes Nest.
Reicht für das erste Jahr. Ab zweitem Jahr zusätzlich ein Nest zur Verfügung stellen. Wenn sie so weit sind, ziehen sie ein. Bei mir lebten sie lieber erst in 2 RG weiter.
Bei einem vorgefertigten Nest die meisten Kammern zunächst mit Baumaterial zu befüllen kann sinnvoll sein, aber ehrlich gesagt habe ich bei meinen Camponotus herculeanus seit 2014 noch nie bemerkt, dass sie sich ihr Nest zugemüllt hätten, und außerdem verkleinern oder gar verschließen sie sich Kammern, die sie nicht brauchen, auch durchaus selbst wieder.

Ich rate davon ab, sich von Anfang an große Anlagen hinzustellen und anschließend zu fragen, warum etwas nicht klappt. Lieber das erste Setting klein halten, und zeitnah an die Bedürfnisse der Ameisen anpassen.
Zu diesem Zweck besteht mein Lager aus lediglich einer Esatzarena, einigen RG, ein paar m Schlauch, einer Ersatzfarm, mindestens einer Lebensmitteldose, Steckmoos, Ersatztränke und Sand/Lehm-Mischung. Das reicht, um auf meine derzeit noch 4, jeweils seit Jahren bei mir lebenden Kolonien einzugehen.
Bei Camponotus herculeanus bin ich noch immer ein großer Verfechter von Holznestern, wobei es völlig ausreicht, sie ab und zu zu beregnen.
Platt ausgedrückt: Regnet es draußen, kippe ich ein halben Glas Wasser über dem Nest aus. Ende.

(Bericht siehe Signatur)



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