heute möchte ich auf eine Petition zur Rettung eines kleinen innerstädtischen Wäldchens, gelegen im urbanen Siedlungsbereich meiner Heimatstadt Bocholt, aufmerksam machen.
Die Petition ist am 19.01.2019 vom NABU-Kreisverband Borken e.V. gestartet worden und es werden insgesamt 5 Wochen lang Unterschriften gegen die Abholzung des Wäldchens gesammelt.
Ihr findet die Petition (mit Stellungnahme des NABU) unter folgendem Link:
https://www.openpetition.de/petition/online/erhaltet-das-waeldchen-an-der-frankenstrasse
Für mich hat das Fleckchen Wald eine besondere Bedeutung, da ich einen Teil meiner Kindheit in der Siedlung in unmittelbarer Nähe zu dem Wäldchen gewohnt habe. Das Wäldchen selbst hat Fläche von ca. 5500 qm, was etwas kleiner als ein Fußballfeld ist. Es ist eine der letzten Inseln wilder Natur im sonst dicht bebauten urbanen Bereich von Bocholt. Hier eine Satellitenaufnahme des Wäldchens, von mir mit roter Markierung gekennzeichnet:
Ich habe dort meine Begeisterung für Ameisen, andere
Es macht mich traurig, dass nun auch dieser letzte Rest Natur aus dem urbanen Bereich verschwinden und zubetoniert werden soll. In dem Zusammenhang hat mich besonders erstaunt, dass Bocholt zwar 2009 als sogenannte "NRW-Klimakommune der Zukunft" ausgezeichnet wurde, aber gleichzeitig Bocholt die Wald- und baumärmste Stadt in NRW sein soll, so jedenfalls zu lesen in der Petition.
Dazu habe ich folgende Informationen gefunden:
https://www.bocholt.de/rathaus/umwelt/klimakommune/
Mir scheinen dabei Themen wie Energieeffizienz und Reduktion bei der Emission von Schadstoffen im Vordergrund zu stehen; Themen wie Biodiversität mit guten Ansätzen finden sich zwar auch, so z. B. die blühenden Ackerrandstreifen, stehen aber hinten an.
Was mich zu der Frage bringt, was nutzt eine schadstoffreie Luft und Energieeffizienz, wenn es keine Lebensräume mehr für Tiere und Pflanzen gibt. Für mich ist zumindest in Deutschland die schnell voranschreitende Versiegelung offener Flächen mit Beton und Asphalt der größte Umweltkiller überhaupt. So bringen diese Versiegelungen einen nahzu unendlich erscheinenden Strom neuer Probleme mit sich: Der Wasseraustausch zwischen Oberfläche und Erdboden wird verhindert (Trinkwassermangel, Überflutungsgefahr), die Oberflächen heizen sich sehr viel stärker auf und strahlen Wärme auch länger ab (Dürregefahr usw.), Habitatvernichtung führt zu Artensterben.
Aus meiner Sicht ist die Politik komplett in die falsche Richtung unterwegs, und die Entwicklung ist wohl soweit fortgeschritten, dass sie auch nicht mehr aufzuhalten ist. Daher auch irgendwie sinnbildlich für mich, dass nun dieses Wäldchen meiner Kindheit zubetoniert wird, was mit dem Abtöten von jahrhunderte alten Bäumen und Tierpopulationen einhergeht, und so dieses Fleckchen wilder Natur folgenden Generationen von Kindern nicht mehr zu einem Kennenlernen der Natur stadtnah zur Verfügung steht.
Ich würde mich trotzdem über jeden Unterstützer der Petition freuen, es zeigt ja, dass es immer mehr Leute gibt, denen es eben nicht egal ist, wenn unsere Natur Stück für Stück unwiederbringlich zerstört wird. Allerdings lassen mich die Beschlüsse der Stadt zum Nachteil ähnlicher Petitionen mit wenig Hoffnung zurück.
Je nachdem, wie schnell die Abholzung beginnt, komme ich vielleicht noch dazu, das Wäldchen im Frühling zu besuchen und dann ein paar letzte Erinnerungsfotos an diesen tollen Lebensraum hier mit Euch zu teilen.
LG Maddio