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14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

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PincoPallino

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#1 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von PincoPallino » 4. Oktober 2019, 18:07

Hallo zusammen,

hier kommt ein großes Update zu meinen Nicos. Und als kleiner Spoiler vorab: Sie haben ein neues Becken bekommen... Aber eins nach dem anderen.

Seit dem letzten Bericht vor 3 Monaten ist wirklich viel passiert. Damals war die Situation noch entspannt. Das erste Nest war relativ voll, das zweite nur halb und das dritte habe ich ihnen zu dem Zeitpunkt gerade erst angeboten. Doch die Erfahrungen damit waren wichtig für ihre weitere Zukunft. Denn meine Nicos lieben es offensichtlich, zu graben. Das neue Nest haben sie sich damals schnell nach ihren Bedürfnissen gestaltet und viel Brut rein getragen. Auch in der Arena waren zu der Zeit außer zur Fütterung nicht viele Arbeiterinnen unterwegs.

Das hat sich dann aber relativ schnell geändert und die Bevölkerungszahl ist rasant angestiegen, bei stets großen Brutmengen. Mir war dann ziemlich schnell klar, dass ich bald handeln und ihnen mehr Platz bieten muss. Sie waren wieder schneller als ich dachte! Und da musste ich eine Entscheidung treffen. Entweder wieder anbauen und ihnen ein zusätzliches Nest und eine größere Arena geben oder ihnen gleich die erst für nächstes Jahr geplante große und hoffentlich letzte Heimat bauen. Ich habe mich dann schnell für Variante 2 entschieden. Das bedeutete aber viel Aufwand, angefangen natürlich beim neuen großen Becken, das ich habe bauen lassen müssen (auch mit Rahmen und Deckel nach dem Prinzip vom AntStore) und dem generellen Entwurf. Und dann waren so viele Entscheidungen zu treffen: Mit vorgebautem Nest, in das man von außen Einblick hat oder doch eher ein natürliches Setup? Welches Substrat und welche Pflanzen nehme ich? Woher bekomme ich die passenden Steine (das war tatsächlich mit das Schwierigste), usw.? Bis schließlich alles fertig war und sie einziehen konnten, war es dann Mitte September und damit eigentlich schon viel zu spät.

Das volle Nest 1
Das volle Nest 1
Das volle Nest 2
Das volle Nest 2
Die überfüllte alte Arena
Die überfüllte alte Arena


Auf den Bildern sieht man den Zustand von vor 2 Wochen, also kurz vor dem Umzug. Alle 3 Nester sind voll mit Ameisen und Brut. Alle Verbindungsschläuche und sonstige Anbauten sind voll und auch die Arena bietet kaum noch ein freies Plätzchen. Lediglich auf den künstlichen Pflanzen haben sie sich nie länger als nötig aufgehalten (kein Wunder, sind ja schließlich auch Wasserpflanzen-Imitate, haha). Ich musste zusätzliche Tannenzapfen in die Arena legen, um mehr Platz zu schaffen und sie förmlich zu stapeln. Sie hatten tatsächlich kaum noch irgendwo einen cm² für sich allein. Ich schätze die Population zu dem Zeitpunkt auf weit über 3.000 Arbeiterinnen (nach nur einem Jahr!). Und sie haben nach wie vor jede Menge Brut in allen Stadien. Ach ja, seit Anfang August habe ich auch königlichen Nachwuchs und das in immer größer werdender Zahl. Und es gibt immer noch viele riesige Puppen. Außerdem stehen sie mittlerweile voll auf Ahornsirup. Davon vertilgen sie jeden Tag 2 Kronkorken voll und stürzen sich wie wild drauf. Zuckerwasser wird seitdem nur noch sehr wenig genommen. Gefällt mir!

Aber dann kam die Erlösung in Form eines neuen Schlauchs, der plötzlich ins bestehende System integriert wurde und sie neues Territorium erkunden ließ.

das neue Becken - 1 m breit
das neue Becken - 1 m breit


Das neue Becken ist 100 x 40 groß und 50 cm hoch und damit hoffentlich groß genug, für alles, was noch kommt. Nach meinen Hochrechnungen zur maximalen Population müsste es reichen: Der Großteil der Arbeiterinnen ist seit Februar geschlüpft, macht 3 – 4.000 in 8 Monaten. Bei einer Lebensdauer von 2 bis 3 Jahren dürften es nicht mehr als höchstens 20.000 werden. Das sind also höchstens 7 mal mehr als vor dem Umzug. Das zum Nisten zur Verfügung stehende Volumen ist demgegenüber jetzt bestimmt 10 bis 15 mal so groß. Sollte also reichen, aber sie haben mich diesbezüglich schon oft überrascht.

Auf den anderen Bildern sieht man den Zustand bevor sie eingezogen sind. Auf der rechten Seite habe ich mehr als 30 cm hoch Erde und im linken hinteren Bereich ca. 20 cm aufgeschüttet. Ich habe mir dafür eine Mischung aus Kokosfasern, normaler Blumenerde und Sand-Lehm gemacht. Außerdem habe ich Ihnen ein paar Nisthilfen eingegraben. Denn im anderen Becken habe ich gemerkt, dass größere Gänge oder Kammern auch mal einstürzen, weil ich es eher trocken halte. Deswegen habe ich mir überlegt, wie ich ihnen stabilere Brutkammern bieten kann und habe mich für ein paar unterschiedliche Varianten entschieden.Zum einen 2 morsche Äste und einen hohlen Plastikbaumstamm, den ich mal als Deko gekauft habe. Dann habe ich noch einen hohlen Korkstamm, der halb aus der Erde schaut. Außerdem habe ich mit Gewindestangen ein paar kleinere Holzplatten im Abstand von ein bis 2 cm in mehreren Lagen übereinander fixiert. Und als letztes habe ich eine große Digfix-Platte in 10 x 10 cm große Scheiben zerschnitten und die mit Zahnstochern zu einem kompakten Stück verbunden. Die Meisen stoßen also unterirdisch auf jede Menge Überraschungen. Im morschen Holz sind sie schon. Die Erde halte ich mit ein paar Steinen in Form. Durch die unterschiedlichen Niveaus im Becken entsteht der Eindruck, es wäre größer. Es sieht auch einfach schöner aus. Besser wäre ein noch tieferes Becken gewesen, aber dafür fehlte der Platz. Die Pflanzen sind echt und kommen alle mit wenig Wasser aus. Im vorderen linken Teil habe ich es flach wie eine Arena gehalten, aber auch da graben sie schon. Hinten und seitlich habe ich einen Heizschlauch angebracht. So sollten sie immer die passende Temperatur für ihre Brut finden.

Es hat dann auch nur ein paar Minuten gedauert, bis die erste mutige Arbeiterin die neue Umgebung erforscht hat. Und nach ein paar Stunden waren schon hunderte am Erkunden und Graben. Dann haben sie 3 Tage und Nächte lang in allen Bereichen des Beckens gegraben. Sie haben wirklich Unmengen an Erde und Totholz in der Arena verteilt. Das habe ich nach und nach mit einem Löffel raus geholt, sonst wäre sie jetzt 10 bis 20 cm höher. Seitdem graben sie fast kaum noch und sind innerhalb von 3 Nächten mit 90 % der Arbeiterinnen und Brut und natürlich der Königin umgezogen.

2 der alten 3 Nester sind bereits komplett verlassen worden. In dem anderen sind nur noch die großen königlichen Puppen und ein paar Arbeiterinnen, die sie versorgen. Die alte Arena ist auch so gut wie verlassen.

Ich habe kaum zu hoffen gewagt, dass das so gut und schnell funktioniert. Spätestens in ein paar Wochen kann ich die letzten alten Teile bestimmt ganz abklemmen. Das neue Becken scheint ihnen zu gefallen. Naja, und gefüttert wird natürlich auch nur noch da. Das hat bestimmt geholfen.

Im neuen Setup fällt jetzt doch viel deutlicher ihre Nachtaktivität auf. Wenn tagsüber nichts besonderes passiert, sind höchstens 50 Ameisen draußen zu sehen. Und der Umzug wurde immer erst am späteren Abend wieder aufgenommen. Ihre aktivste Zeit ist so zwischen 20 und 3 Uhr. Es ist übrigens ein echt cooler Anblick, wenn sie nach und nach mit Brut und Prinzessinnen durch die Schläuche über die Brücke ins neue Nest laufen und dann darin verschwinden. Das könnte ich mir täglich stundenlang anschauen. Nur bei meinen Nicos werde ich wohl keine Gelegenheit dafür mehr bekommen. Ich glaube nicht, dass die nochmal umziehen. Ich muss mir also unbedingt neue Ameisen zulegen. Platz habe ich ja auch bald wieder.

Hat da vielleicht jemand einen Tipp für mich? Eigentlich will ich ja auch mal ganz andere Ameisen haben, wie z.B. Pheidole mit den riesigen Soldaten, auf denen die anderen reiten oder Blattschneider, aber bei meinen Wunschkriterien lande ich ganz oft wieder bei anderen Camponotus-Arten. Sie sollten keine Winterruhe halten, nicht zu klein und klimatisch mit meinem Wohnzimmer kompatibel sein (vor allem möchte ich mich nicht ständig um eine hohe Luftfeuchtigkeit kümmern müssen, habe hier immer so 50 bis 60 %). Außerdem sollte das Volk etwas größer werden können. Bei vielen Arten ist das ja auf einige 100 begrenzt. So etwa in der Größenordnung von 5 bis 20.000 Arbeiterinnen, also wie bei meinen Nicos, sollte es schon sein. Polymorphismus wäre cool, muss aber nicht sein. Für Blattschneider habe ich leider nicht genug Platz und von Arten, die nur tagsüber aktiv sind, hätte ich nicht viel. Bei so vielen Wünschen fallen leider einige aus, die ich sonst gerne hätte.

Hat zufällig jemand Erfahrungen mit Aphaenogaster longiceps? Zu denen gibt es bzgl. der Winterruhe widersprüchliche Angaben in den verschiedenen Shops.

Und noch eine Frage: zu welcher Tageszeit schwärmen die Nicos üblicherweise? Morgens?
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#2 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von Erne » 5. Oktober 2019, 19:53

Eine sehenswerte Anlage die Du gebaut hast, die hat was. :clap:

Camponotus nicobarensis sind reine “Fleischvölker“ (Ameisen die es in kurzer Zeit auf richtig viele Arbeiterinnen bringen).
Die von Dir beschriebene Entwicklung kann ich gut nachvollziehen, meine sind ebenso abgegangen.
Es könnte durchaus sein, das Dein neues Setup noch nicht reichen wird.
Wenn Du da eingreifen möchtest, hänge ihnen den Futterkorb deutlich höher.
Verringertes Futter bremst sie reichlich bei der Brutaufzucht aus.

Nachtaktiv, wie sieht es mit den Temperaturen aus (Tagestemperatur/Nachtemperatur)?

Schwärmen, meine waren da überwiegend am späteren Nachmittag zu beobachten.
Allerdings schwärmen sie nur, wenn die Bedingungen passen.
Feines versprühen von Wasser war bei meinen hilfreich.

Toller Bericht. :clap:

Grüße Wolfgang



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#3 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von PincoPallino » 5. Oktober 2019, 22:47

Hallo Erne,
danke für dein Lob.

Ich heize nur tagsüber, nachts ist die Heizung aus. Ich dachte, das entspricht am ehesten der Natur, wo die Sonne auch tagsüber den Boden erwärmt. Die Temperaturen im Boden sind natürlich unterschiedlich, je nach Entfernung von der Scheibe. Die Lufttemperatur liegt eigentlich immer über 23°C und das sollte dann auch die minimale Bodentemperatur sein, oder? Im Sommer auch schon mal deutlich wärmer.

Wie lange hast du deine denn schon? Kannst du schätzen, wie viele es sind? Und wie viel fütterst du sie? Gibt's Bilder von deinen hier im Forum?

Eigentlich will ich ja gar nicht, dass sie schwärmen, aber dass sie das nach Regenfällen tun, habe ich auch schon gelesen. Ich schätze, dass sie das aber frühestens tun, wenn der ganze Nachwuchs geschlüpft ist. Das dürfte aber auch nicht mehr lange dauern. Ich halte sie nur eigentlich lieber mit offenem Deckel und ich will nicht irgendwann nach Hause kommen und habe überall fliegende Ameisen in der Wohnung. (Das ist mir letztens schon mal passiert. An dem Tag habe ich mindestens 10 Königinnen im Wohnzimmer gehabt, 2 davon schon ohne Flügel. Waren aber zum Glück nicht meine. Die waren zu klein und schnell wieder draußen. Aber im ersten Moment habe ich echt gedacht, dass meine schwärmen.) Und der neue Deckel ist echt groß und schwer, den kann man nicht mit einer Hand hoch heben. Kann man Inzucht ausschließen? Habe zwar noch nichts davon gehört, aber Gedanken mache ich mir schon. Ansonsten könnte man sie auch einfach fliegen lassen. Sie werden kaum wohl kaum andere Geschlechtspartner finden. Keine Sorge, ich lasse sie nicht einfach fliegen... Ich hoffe immer noch, dass sie irgendwo einen großen Prinzessinnen-Friedhof anlegen und es vorbei ist. Die sollen ja nicht so lange leben.
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#4 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von Erne » 9. Oktober 2019, 10:34

Ob Ameisen auch Nachtaktiv sind bzw. wie aktiv sie in der Nacht sind, beschäftigt mich schon länger.
Bei ein paar Arten konnte ich beobachten, dass Nachtaktivitäten stark abnehmen, bzw. kaum noch vorhanden sind, wenn es ein stärkeres Tag/Nachttemperaturgefälle gibt.
Deshalb mein Interesse an den Temperaturen.

Bilder hier in Forum, da müsste ich selber erst nachschauen.
Es schon etwas her das ich sie gehalten habe.
Haltungszeit knapp 4 Jahre, zählen war nicht mehr machbar.

Camponotus nicobarensis _1.jpg
Camponotus nicobarensis _2.JPG
Camponotus nicobarensis _3.jpg
Camponotus nicobarensis _4.jpg
Camponotus nicobarensis _5.jpg

Übers Schwärmen und Inzucht brauchst Du Dir keine Gedanken machen.
Diese Ameisen müssen fliegen um sich zu verpaaren.
Ein Deckel auf der Anlage und es ist gut.
Jungköniginnen verschwinden nach einiger Zeit, bei Männchen geht das relativ schnell, sie sterben einfach und werden entsorgt.

Beim Futter sind sie nicht wählerisch, Fliegen, Heimchen, Grillen, Mehlkäferlarven (getötet), Mehlkäferpuppen, selbst tote Wüstenheuschrecken sind kein Problem.
Bei einem größeren Volk kommen da beachtliche Mengen zusammen.

Wenn Du Interesse hast, kannst Du hier nachlesen.
https://ameiseninfos.de/html/camponotus ... ensis.html

Grüße Wolfgang



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#5 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von Safiriel » 9. Oktober 2019, 19:33

Dazu kann ich etwas beitragen:
In Uganda liefen nachts oft nicht näher bestimmte Camponotus herum. Auffällig waren "Wächter" an bestimmten Schlüsselpositionen, die jede Nacht eingenommen wurden. Zum Beispiel an der Hausecke oder Treppe waren solche Punkte. Auch Königinnen fand ich nachts, tagsüber eher vereinzelte Arbeiterinnen. Die Tage gehörten eher zahlreichen winzigen Ameisen, die ich abends nicht sah.



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#6 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von PincoPallino » 10. Oktober 2019, 21:38

Safiriels Beobachtung ist doch gut nachvollziehbar. Ameisen sind ja schließlich auch immer potentielle Beute. Daher sind die größeren Arten natürlich besser zu sehen und auch viel nahrhafter. Dass sie sich deshalb gern in der Dunkelheit vor neugierigen Blicken verstecken, klingt für mich absolut plausibel. Wenn sie die Eingänge zu Ihren Bauten nicht verbergen können, würden sie die Lage bei starker Tagaktivität eher verraten. Und sie verlassen sich sowieso nur auf ihre Nase. Licht brauchen die meisten Arten wohl eher kaum.
Was auch für die Tagaktivität von kleineren Arten spricht, ist, dass ihr Futter im Verhältnis zur Körpergröße größer ist. Sie brauchen also mehr Zeit für Transport oder Zerlegen. Und der Tag ist doch meist länger als die Nacht. Wobei, in den Tropen... Das ist aber eine pure Vermutung. Außerdem besetzen sie so tagsüber die ökologische Nische, die durch die Abwesenheit der größeren Arten entsteht. Vielleicht ist es einfach nur pure Verzweiflung, die sie zur Tagaktivität treibt.
Wenn die Temperatur da eine größere Rolle spielen sollte, müsste es meiner Meinung nach nachts deutlich abkühlen. So dass der Energieaufwand nicht mehr effizient ist. Anpassungsfähig sind die Kleinen ja schon.
@ Erne: Wenn du das wirklich herausfinden willst, probier es doch mal aus. Du scheinst ja immer einige Völker zu haben. Eine coole Seite (ameiseninfos) hast du da übrigens. Nimm eins, das ausgeprägt nachtaktiv ist und es warm mag. Dann stellst du sie in einen deutlich kühleren Raum und heizt alles auf ihre normale Temperatur. Sobald du die Heizung abstellst oder runterregelst, kannst du ein Tag-Nacht-Temperaturgefälle simulieren und beobachten, was passiert. Ich würde das mit einem Timer oder Dimmer und natürlich nur schrittweise versuchen.



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#7 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von Serafine » 11. Oktober 2019, 06:03

Viele Camponotusarten sind tendentiell eher nachtaktiv, ebenso wie viele Messorarten, allerdings sehe ich bei uns im Wald auch tagsüber ständig C. ligniperda und C. herculeanus umherlaufen (tatsächlich hab ich dieses Jahr mehr Camponotus als Formica s str (rufa-Gruppe) gesehen) und ich hab letztens erst eine Studie über Kleptobionten gelesen, da ging es um kleinere Vögel, die Camponotus barbaricus Ameisenstraßen belagern und von den Arbeiterinnen getragenes Futter stehlen, das dürfte wohl auch eher tagsüber stattfinden.

Fraßdruck durch Vögel könnte ein Grund sein, warum diese großen Ameisen tendentiell zur Nachtaktivität neigen, möglicherweise ist es aber auch einfach eine Spezialisierung - man geht den anderen tagaktiven Ameisenarten nicht lokal aus dem Weg, sondern temporal - das ist in Australien zwischen Camponotus consobrinus ("banded sugar ants") und Iridomyrmex purpureus ("meat ants") wohl sehr stark ausgeprägt, wo beide Genera zu unterschiedlichen Tageszeiten praktisch dasselbe Territorium besetzen.

Dass große Ameisen generell nachtaktiv sind bezweifle ich, dafür gibt es genug Gegenbeispiele, (z.B. große Ponerinen und Oecephylla Weberameisen, mit denen man sich besser nicht anlegt).

PincoPallino hat geschrieben:Kann man Inzucht ausschließen? Habe zwar noch nichts davon gehört, aber Gedanken mache ich mir schon. Ansonsten könnte man sie auch einfach fliegen lassen. Sie werden kaum wohl kaum andere Geschlechtspartner finden. Keine Sorge, ich lasse sie nicht einfach fliegen... Ich hoffe immer noch, dass sie irgendwo einen großen Prinzessinnen-Friedhof anlegen und es vorbei ist. Die sollen ja nicht so lange leben.

Prof. Buschinger hatte im Antstoreforum mal erwähnt, dass Messorspezies wohl dazu neigen, sich bei einem Mangel an Paarungspartnern auch mit Mitgliedern der eigenen Kolonie zu paaren. Da wäre es recht offensichtlich anzunehmen, dass das auch bei anderen Genera vorkommen kann (wobei bei vielen Arten der Flug wohl notwenig ist um eine Paarung auszulösen, d.h. im Becken werden die sich nicht verpaaren).
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#8 Re: 14 Monate mit Camponotus nicobarensis - großes Update

Beitrag von Maddio » 11. Oktober 2019, 10:45

Serafine hat geschrieben:Dass große Ameisen generell nachtaktiv sind bezweifle ich, dafür gibt es genug Gegenbeispiele, (z.B. große Ponerinen und Oecephylla Weberameisen, mit denen man sich besser nicht anlegt).


Ich denke auch, dass es doch ein bisschen zu einfach ist, die Aktivitätsmuster einer Ameisengattung ausschließlich an der Größe der Individuen festmachen zu wollen.

Dafür ist die Streuung innerhalb der Gattungen zu groß. So sind z.B. Camponotus vagus ausgeprägt tagaktiv. Oder man denke an Blattschneider- und Treiberameisen, die teils sehr große Arbeiterinnen haben und trotzdem ausgeprägt tagaktiv sind.

Ein anderes Merkmal neben der Körpergröße ist wohl die Größe der Augen. Viele Formica-Spezies haben z.B. recht große Augen und sind damit für ein Leben an der Oberfläche und bei Tageslicht gut angepasst. Formica sind aber deutlich größer als Lasius-Arten.

Das aber auch die Größe der Augen keinen Aufschluß über Aktivitätsmuster geben kann, wird klar wenn man sich innerhalb der Gattungen genauer umsieht. So haben Lasius flavus schlecht entwickelte Augen, weil sie hauptsächlich unterirdisch leben. Lasius fuliginosus lebt hingegen ausgeprägt an der Oberfläche, bildet stark belaufene Straßen, ist tagaktiv. Ihre Augen sind aber auch recht schlecht entwickelt, im Vergleich zu den größeren Formica.

Zusammengefasst sind die Zusammenhänge wohl doch etwas komplexer, als dass sie sich allein auf ein Merkmal wie Körpergröße oder Größe der Augen reduzieren lassen.

LG Maddio
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