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Hilfe! Großes Ameisensterben

RRMoth
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#1 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von RRMoth » 24. Mai 2020, 12:03

Hallo liebe Ameisenfreunde,

mein erster Post hier muss ich leider aus traurigem Anlass machen, denn meine Kolonie Raptiformica stirbt in rasender Geschwindigkeit dahin. Ich bin deshalb total verzweifelt und frustriert, weil ich keinen erkennbaren Grund für das Massensterben erkennen kann.
Ich hoffe, ihr seit da unvoreingenommener bzw. habt einen objektiveren Blick.

Zum Sachverhalt:
Ca. Anfang-Mitte April bestellte ich mir eine neue Kolonie Raptiformica Sanguinea, nachdem bei der vorherigen die Königin während der Winterruhe überraschend gestorben war. Es handelt sich also nicht um die erste Kolonie und ich kann schon auf ein gewisses Basiswissen bei der Ameisenhaltung zurückgreifen.
Als die Kolonie ankam, setzte ich das Reagenzglas sofort in das vorbereitete Formicarium. Als Nest dient ein Ytongnest, der Bodengrund ist eine Mischung aus Lehmsand, Kokosmulch und Aquariumkies. Als Dekoration dienen verschiedene getrocknete Moose aus dem Wald. Eine Tränke stand ebenfalls bereit. Hinter dem Nest habe ich an der Außenwand eine 3-Watt-Wärmematte angebracht. Zudem ist direkt über dem Nest ein Hygrometer angebracht, dass die Luftfeuchtigkeit misst - zwar nicht im Nest direkt, aber unmittelbar darüber. Das Ytongnest ist eine Eigenproduktion und die Plexiglasscheibe wurde mit Aquariumsilikon befestigt. Ein Bewässerungs- wie Entlüftungsloch ist ebenfalls vorhanden. Die Temperatur war ca. 25 Grad Celsius, im Nest evt. noch etwas mehr.

Soweit so gut - das Nest wurde sofort von den Ameisen angenommen und sie begannen umzusiedeln. Um den Prozess nicht zu stören, habe ich das gesamte Formicarium erst einmal abgedunkelt.
Als ich am nächsten Tag überprüfen wollte, ob der Umzug abgeschlossen war, entdeckte ich um die 30 toten Tiere. Aus Erfahrung weiß ich natürlich, dass der Transport immer Opfer fordert, aber über 30 Tiere waren definitiv zu viel. Einige waren schon sehr vertrocknet, woraus ich schloss, dass diese schon längere Zeit tot gewesen sein mussten.

Da in den Tagen darauf immer 2-3 tote Tiere im Nest lagen, habe ich den Händler kontaktiert und ihn auf diesen Umstand hingewiesen. Seine Antwort war, dass evt. mit dem Setting etwas nicht stimme und die Temperatur erhöht werden müsse. Das habe ich dann auch getan, in dem ich eine weitere Heizmatte unter dem Formaricum anbrachte - allerdings nur zu einem sehr kleinen Teil am Rande um der Überhitzung vorzubeugen. Die Tiere hatten also immer noch unbeheizte Fläche zur Verfügung.
Das Sterben ließ zwar nach, aber hörte nicht wirklich auf, da die Tiere die Leichen im Nest verstauten bzw. beließen.

Als Proteinquelle gab ich den Ameisen abgekochte Wüstenheuschrecken und wild gefangene Fruchtfliegen. Als Kohlenhydratquelle bekamen die Ameisen abwechselnd ein Stück Birne, Apfel, Zucker- und Honiglösung. Alles wurde auf einer Petrischale angeboten und nach max. 2 Tagen wieder entfernt.
Das Nest habe ich ebenfalls regelmäßig befeuchtet und die Luftfeuchtigkeit betrug im Schnitt ca. 60 %. Tendenziell habe ich versucht, das Formicarium eher trocken zu halten. Die Tränke war ebenfalls immer gut besucht, allerdings hatte ich den Eindruck, dass manche Ameisen ständig daran saßen.

Brut konnte ich nur wenig entdecken - beobachtet habe ich nur ca. 3-4 Kokons.

Als Abwechslung habe ich den Ameisen einen mit schwarzen Blattläusen übersäten Stengel Koriander gegeben. Das wurde freudig angenommen und man konnte die Ameisen beim Blattlausmelken beobachten. Doch just seit diesem Zeitpunkt, fing das große Sterben an. Gestern habe ich 40 tote Tiere geborgen und auch heute kann ich den Ameisen beim Sterben zusehen. Das Verhalten der Tiere ähnelt der einer Vergiftung. Sie werden träge, laufen langsamer, zucken und sterben letztendlich. Auch tote Brut konnte ich entdecken - diese sah etwa aus, wie von Mehltau überzogen, aber so ganz konnte ich das nicht bestimmen.

Milben konnte ich keine entdecken und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass es was mit dem Koriander zu tun hat, denn der ist ungespritzt aus dem eigenen Garten und wird dort auch von anderen Ameisen verwendet. Auch wenn hier ein Zusammenhang naheliegt, vermute ich eher einen anderen Grund. Ich konnte nämlich schon bevor ich den Koriander ins Nest legte, eine Ameise dabei beobachten, wie sie sich beim Moos an den höchsten Punkt klammerte und Kopfüber verharrte. Das Verhalten deutete ich als ein Anzeichen für eine Pilzerkrankung, konnte es aber nicht bestätigen, da ich so ein Verhalten nicht mehr beobachten konnte.

Könnte evt. zuwenig Licht das Problem sein? Ich habe jetzt eine Tageslichtlampe über das Nest gelegt, aber das plötzliche Massensterben wäre damit wohl nicht erklärt.

Ich hoffe, diese Infos genügen um daraus evt. Schlüsse ziehen zu können. Auch wenn die Kolonie nicht zu retten sein sollte, so will ich wenigstens die Ursache wissen.

Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!

Viele Grüße

RRMoth



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Harry4ANT

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#2 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von Harry4ANT » 24. Mai 2020, 16:02

Hallo & Willkommen,

klingt für mich soweit alles recht vernünftig was die Haltungsparameter angeht.

Wie groß war den die Kolonie bei Ankunft?

Vielleicht magst du noch ein paar Bilder von deinem Setup posten? Eventuell fällt da jemand etwas auf.
Auch die "befallene" Brut wäre interessant zu sehen.

Hast du verstorbene Tiere mal mit einer guten Handlupe betrachtet?

Meiner Meinung nach kann weder das vermeintlich fehlende Licht, noch die Temperatur das Versterben erklären.
Klingt für mich (wie von dir bereits vermutet) nach eine Vergiftung oder ähnlichem.
Ist der Koriander wieder raus aus dem Formicarium? Da gibt es wohl auch giftige Arten, wobei ich jetzt nicht unbedingt glaube das dieser dafür verantwortlich wäre.

Ist das Ytong Nest irgendwie bemalt oder ähnliches? Der verwendete Sand ist unkritisch?

Wenn das Sterben weiter geht wäre eine Option die ganze Kolonie in frische RGs mit Wassertank Zwangs umzusiedeln und als Arena zunächst eine sterile Plastik Box zu verwenden.
Dann könnte man zumindest alle Materialien im Formicarium ausschließen.


A.octospinosus_ 4) _C.cosmicus_ 4) _T.nylanderi_ 4) _C.nicobarensis_ 4) _P.megacephala_ 4) _A.gracilipes_ 4) _M. barbarus_ 4) _C.japonicus_ 4) _C.fellah

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#3 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von RRMoth » 24. Mai 2020, 16:41

Hallo Harry,

vielen Dank für deine Antwort!

Zu deinen Fragen:
Vielleicht magst du noch ein paar Bilder von deinem Setup posten? Eventuell fällt da jemand etwas auf.
Auch die "befallene" Brut wäre interessant zu sehen.
Ja, ich versuche die Bilder nachzureichen.
Wie groß war den die Kolonie bei Ankunft?
Schwer zu sagen, aber ich schätze mal zwischen 70 und 100 Tieren. Tendenziell mehr.
Hast du verstorbene Tiere mal mit einer guten Handlupe betrachtet?
Ja, mehrmals. Bei denen, die betrachtet wurden, konnte ich keine anatomischen Auffälligkeiten, Verletzungen oder Pilze/Milben erkennen.
Ist der Koriander wieder raus aus dem Formicarium? Da gibt es wohl auch giftige Arten, wobei ich jetzt nicht unbedingt glaube das dieser dafür verantwortlich wäre.
Ja, den Koriander habe ich bereits entfernt. Das es "giftige" Arten gibt, wäre mal interessant zu wissen.
Ist das Ytong Nest irgendwie bemalt oder ähnliches? Der verwendete Sand ist unkritisch?
Nein, Ytong ist naturbelassen und der Sand sollte ebenfalls unkritisch sein, da es Terrariensand ist und (laut Verkäufer) auch unbehandelt sein sollte.


Viele Grüße

RRMoth



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#4 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von JebetusvonWabern » 24. Mai 2020, 17:13

Gekauften Sand soll man meißtens ein paar Mal mit (warmem) Wasser ausspülen. Ansonsten können sehr feine Staubpartikel oder anderes Zeug enthalten sein. Hast du das gemacht?



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#5 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von marcsoziusnb87 » 24. Mai 2020, 17:25

Hallo RRMoth,

ich bin zwar noch absoluter Neuling in Sachen Ameisenhaltung, aber da dir das massenhafte sterben erst NACH dem Koriander aufgefallen ist, würde ich vermuten (auch aufgrund gewisser Inhaltsstoffe, man weiß ja nie, wie verschiedene Tiere/Arten darauf reagieren), das entweder der Koriander selbst ursächlich ist oder eingetragene Pestizide (evtl an den Garten drumrum denken, habt ihr da irgendwas gemacht?).
Und das es nach einer Vergiftung klingt, kann man den beschriebenen Symptomen nach, nur bestätigen.

Die einzelne Ameise, die du da hast kopfüber hängen sehen, könnte statt einer Pilzerkrankung auch einen Parasiten gehabt haben (ich komm grad nicht auf den Namen... aber ich denke da an den sog. "Zombie"-Parasiten, der zu genau dem Bild führen würde, u.a. auch bei Schnecken zu beobachten).

Würde mich freuen, wenn du weiter berichtest, Erkrankungen bei Ameisen sind ja leider eher wenig detailliert beschrieben, was bei dir definitiv anders ist :)



Liebe Grüße

Marcus



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Rapunzula

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#6 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von Rapunzula » 24. Mai 2020, 20:57

Räum die Arena mal total aus, nur sauberes Glas und fressen! So kannst Du sicher sein, dass nix giftiges bei ihnen ist!



marcsoziusnb87
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#7 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von marcsoziusnb87 » 24. Mai 2020, 21:10

Wäre auch mein Vorschlag, wobei es auch darauf ankommt, ob es Speichergifte (zb in Fett speichernde Substanzen) sind oder nicht... aber wie von Rapunzula vorgeschlagen, würde ich auch vorgehen



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#8 Hilfe! Großes Ameisensterben

Beitrag von RRMoth » 6. Juni 2020, 11:46

Vielen lieben Dank für eure Hilfe!

Mittlerweile hat das Sterben aufgehört - insgesamt waren es ca. 80 Tiere.

Eure Ratschläge habe ich nur zum Teil umgesetzt und nur die Moose entfernt. Den Bodengrund habe ich belassen. Anscheinend scheint es wirklich am Koriander gelegen zu haben. Mir ist auch aufgefallen, dass der Blattlausbefall sehr zurückgegangen ist und da kam mir der Gedanke, dass evt. das Abwehrsystem des Korianders Ursache für die Vergiftung gewesen sein könnte, dass Bitterstoffe ausgeschieden wurden.

Erklärt ist damit aber nicht das große Sterben beim Erhalt der Kolonie...


Viele Grüße

RRmoth



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