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Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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Martin90
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#1 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Martin90 » 14. September 2020, 22:21

Hallo liebe Ameisenliebhaber,

ich habe in Niederösterreich bei meinem Schwager im Garten eine sehr lange Ameisenstraße verfolgt, die zu einer morschen Holztreppe führt. Dort liegt auch viel Holzspäne/-staub, weil die in den morschen Holzbalken oder darunter(?) ihren Bau haben. Habe auch ein gutes Dutzend Gynen gesichtet, also alle noch mit Flügel. Ich könnte sie wenn nötig auch ablichten, allerdings will ich sie jetzt nicht mehr allzusehr stören/stressen. Ich stehe mit meinem Wissen über Ameisen noch quasi bei Null. Bin gerade dabei mich in die Materie zu vertiefen. Ich stelle mir in meiner Phantasie halt bereits vor, wie ich ihnen eine Arena bastle aus morschem Holz und diese halbdurchsichtig mache mit roter Plexiglas und roter Folie sodass man die Gänge und Kammern sehen kann.
Hätte ich überhaupt Chancen, dass nach der Überwinterung eine dieser Gynen beginnt, Eier zu legen und eine Kolonie gründet?
Oder ratet ihr mir sofort davon ab diese als Anfänger zu halten?

Da stand wohl grad Spinne am Tagesmenü:
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Ich bedanke mich jetzt schonmal für die Hilfestellung!

Gruß,
Martin



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Maddio

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#2 Ist das Canponotus? Vagus vielleicht?

Beitrag von Maddio » 16. September 2020, 00:14

Hi,

ja, das ist definitiv Camponotus vagus. In meiner Signatur ist mein C.vagus-Haltungsbericht verlinkt, da findest du Fotos und Videos von dieser Ameisenart, und Infos, wie eine solche Koloniegründung gelingen kann.
Martin90 hat geschrieben: ↑
14. September 2020, 22:21
Hätte ich überhaupt Chancen, dass nach der Überwinterung eine dieser Gynen beginnt, Eier zu legen und eine Kolonie gründet?
Oder ratet ihr mir sofort davon ab diese als Anfänger zu halten?
Die Königinnen schwärmen erst im Frühjahr, so im Mai. Wenn du dann Königinnen einsammelst, die ihre Flügel bereits abgeworfen haben, besteht eine hohe Chance, dass diese Königinnen auch begattet sind. Bitte sammel nicht mehr als 1-3 Königinnen ein, da die Art doch nicht so häufig ist, wie manch andere Art. Jede Königin braucht dann ihr eigenes Gründungsnest, am Besten ein Reagenzglas-Nest (RG-Nest). Dann heißt es warten, so ca. 2 Monate dauert es, bis die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind.

Die meisten Camponotus-Arten sind ziemlich einfach zu halten. Die größte Anforderung an den Halter ist eigentlich Geduld und Ausdauer. Wie du meinen Bericht entnehmen kannst, passiert die ersten Jahre so gut wie nichts.

Anders sieht es aus, wenn die Kolonie langsam reif wird und einige Tausend Arbeiterinnen zählt. Meine Kolonie ist jetzt im sechsten Jahr und das sind schon verdammt viele, große Ameisen, die versorgt werden wollen und ein Ausbruch ist dann auch kein Spaß mehr bei der Koloniegröße.

In dem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass C. vagus durchaus Schäden in Holz anrichten können; wenn in deinem Haus viel Holz verbaut ist und tragende Teile aus Holz sind, solltest du dir sehr gut überlegen, ob es unbedingt diese Art sein muss, gerade als Anfänger.
Bei moderner Neubauweise oder klassichen Reihenhäusern aus Ziegeln sehe ich hingegen nicht so die Gefahr. Trotzdem sollte man alle nötigen Vorkehrungen treffen und den Ausbruchschutz möglichst gewissenhaft planen.

LG Maddio

P.S.: Vlt wäre ein Teammitglied so nett, die Überschrift des Topics zu korrigieren?
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#3 Ist das Canponotus? Vagus vielleicht?

Beitrag von Maddio » 18. September 2020, 09:25

Erneut die Bitte die Ãœberschrift zu korrigieren.

Von

-Ist das Canponotus? Vagus vielleicht?

zu

-Ist das vielleicht Camponotus vagus?


Danke :)



Martin90
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#4 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Martin90 » 20. September 2020, 23:00

Danke für deine Auskunft und für die Korrektur :) Da bin ich aber froh, dass ich so schnell an jemanden geraten bin, der mit C.V. Erfahrung hat. Diese Art gefällt mir nämlich ausgesprochen gut.

Ich muss gestehen, dass ich - noch vor deiner Antwort - bereits einige Exemplare eingesammelt habe. Auch von den geflügelten, bitte nicht rügen! Da es ein bereits sehr großes Volk sein muss, ging ich davon aus, dass sie es verkraften.

12 Arbeiterinnen habe ich bei mir auf dem Honigwasser-Deckel gezählt. Bis zum heutigen Tag habe ich sie in einer runden Plastikbox mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten (inkl. roter Folie) gehalten und sie nur dann belästigt, wenn ich Futter oder Wasser angeboten habe. Eine von den geflügelten hat sich heute kurz blicken lassen, aber sonst verstecken sie sich permanent (hoffentlich! :oops: ). Voller Tatendrang habe ich mir letzte Woche alles Notwendige für ein Formicarium angeschafft, und am Wochenende eines gebaut. Dabei hat mich dein Haltungsbericht inspiriert (mit welchem ich leider immer noch nicht ganz durch bin). Der Plan dafür hat sich erst während dem Arbeiten entwickelt. Dabei habe ich versucht, es möglichst attraktiv für die "kleinen" und auch pflegefreundlich für mich zu gestalten. Natürlich nix geklebt - habe alles verpresst und/oder lösbar verschraubt. Ein kleines Lüftungssystem wäre auch nachträglich machbar, falls notwendig.

Ich kann davon ausgehen, dass die zwölf sich nicht so schnell durch die Fichte-Tanne-Konstruktion beißen werden, da 1.) zu wenige Arbeiterinnen und 2.) ausreichend Kork vorhanden ist. Langfristig (mit Königin) ist es wohl nicht die geeignetste Variante, wenn sie auf Holz losgehen. Aber das lässt sich ja problemlos umbauen.
Allein, dass sie das neue Territorium fast direkt nach Anschließen des Schlauchs begonnen haben auszukundschaften, bereitet mir riesen Freude. Scheu sind sie also nicht, aber vorsichtig. Sie haben die 60cm Distanz in mehreren Etappen zurückgelegt, und sich immerwieder untereinander augestauscht. Es tut mir jetzt allerdings Leid, dass die Arbeiterinnen umsonst, quasi ohne Ziel und Bestimmung fouragieren.

Fazit: Ich gebe zu, dass ich wohl etwas ungeduldig war. Wie ich gerade nachgelesen habe, kann ich sie nicht mehr zu ihrem Volk zurückbringen. Das war ein Fehler. Ist es möglich, sie zu überwintern und dann im Mai am Fundort freilassen für den Schwarmflug?

Hier sind noch Fotos von meinem Formicarium und dessen Erkundung. Eine bessere Kamera habe ich leider nicht.
mein erstes formicarium.jpg
Ant3.jpg
Ant4.jpg
Ant5.jpg
IMG_3255.jpg
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#5 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Maddio » 21. September 2020, 12:54

Martin90 hat geschrieben: ↑
20. September 2020, 23:00
Danke für deine Auskunft und für die Korrektur :) Da bin ich aber froh, dass ich so schnell an jemanden geraten bin, der mit C.V. Erfahrung hat. Diese Art gefällt mir nämlich ausgesprochen gut.
Gerne! Camponotus vagus ist wirklich eine faszinierende Art. Zum Einen, weil sie in der Größe den anderen großen beiden mitteleuropäischen Arten nur geringfügig nachsteht. Zum Anderen, weil sie eine sehr hohe Aktivität zeigt und dabei ausgeprägt tagaktiv ist.
Martin90 hat geschrieben: ↑
20. September 2020, 23:00
Ich muss gestehen, dass ich - noch vor deiner Antwort - bereits einige Exemplare eingesammelt habe. Auch von den geflügelten, bitte nicht rügen! Da es ein bereits sehr großes Volk sein muss, ging ich davon aus, dass sie es verkraften.
Keine Sorge, als Anfänger passieren einem solche Dinge. Da ist die Begeisterung oft größer als die Kenntnisse. Immerhin hast du keine geschützten Arten gesammelt.
Martin90 hat geschrieben: ↑
20. September 2020, 23:00
Voller Tatendrang habe ich mir letzte Woche alles Notwendige für ein Formicarium angeschafft, und am Wochenende eines gebaut. Dabei hat mich dein Haltungsbericht inspiriert (mit welchem ich leider immer noch nicht ganz durch bin). Der Plan dafür hat sich erst während dem Arbeiten entwickelt. Dabei habe ich versucht, es möglichst attraktiv für die "kleinen" und auch pflegefreundlich für mich zu gestalten. Natürlich nix geklebt - habe alles verpresst und/oder lösbar verschraubt. Ein kleines Lüftungssystem wäre auch nachträglich machbar, falls notwendig.
Toll, das mein HB einen Zweck erfüllt! Da hast du dir ja richtig Mühe gegeben, mit dem Holznest. Für den Anfag sieht das schon sehr professionell aus 3)
Martin90 hat geschrieben: ↑
20. September 2020, 23:00
Fazit: Ich gebe zu, dass ich wohl etwas ungeduldig war. Wie ich gerade nachgelesen habe, kann ich sie nicht mehr zu ihrem Volk zurückbringen. Das war ein Fehler. Ist es möglich, sie zu überwintern und dann im Mai am Fundort freilassen für den Schwarmflug?
Grundsätzlich kannst du sie auch jetzt noch zurücksetzen. Es ist ja noch warm draussen. Letztendlich ist es deine Entscheidung. Ich kann es auch gut verstehen, wenn du sie behalten und weiter beobachten willst. Umgekehrt könnte es u.U. im nächsten Jahr Probleme bereiten, sie zurückzusetzen, da sie bis dahin womöglich ihren Kolonieduft verloren haben und nicht mehr als Mitglieder der Kolonie erkannt werden. Den genauen Tag eines Schwarmflugs abzupassen und sie dann frei zu lassen ist auch ziemlich schwierig, da man nie auf den Tag genau weiß, wann geschwärmt wird.

Also ich glaube ich würde in deiner Situation entweder alle Ameisen nun doch noch in den nächsten Tagen zurücksetzen. Oder aber bis nächstes Jahr Frühling warten, und dann die Königinnen in dem Waldstück aussetzen, so dass sie wenigstens noch eine geringe Chance haben, was aus ihrem Leben zu machen. Die Arbeiterinnen könntest du dann behalten und mit ihnen Erfahrungen in deiner Anlage sammeln.

So richtig zweckmäßig ist das zwar nicht, aber das ist Ameisenhaltung ohnehin nicht, wenn man ganz ehrlich ist. Andererseits ist Erkenntnisgewinn auch für Privatleute ein legitimes Interesse, fördert das Interesse an der Umwelt und somit die Bereitschaft diese zu schützen, so jedenfalls meine Meinung.

Nicht zuletzt gibt es noch die Möglichkeit, dass du dann ein weiselloses Volk hast (sprich ohne Königin) und wenn sie lange genug weisellos sind, steigt die Chance, dass sie eine Jungkönigin aufnehmen würden (die du dann aber neu sammeln müsstest) und dann würde sich die Koloniegründung erheblich vereinfachen und beschleunigen. Das ist wiederum ein Experiment mit ungewissem Ausgang; wenn du sicher gehen willst, lässt du eine im Frühling gesammelte, dealate (=flügellose) Jungkönigin besser alleine im RG-Nest gründen, da kann im Grunde nicht viel schiefgehen.

LG Maddio
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#6 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Martin90 » 15. Oktober 2020, 22:13

Danke nochmals für deine Ratschläge. Und sorry, dass ich mich so spät zurückmelde, aber als Ameisenhalter hat man ja Geduld. :)

Ich habe mein Formicarium jetzt noch mit einer Wärmematte ausgestattet und dazu zwei 120x120mm PC-Gehäuse Lüfter der leisesten Sorte oben und an der Seite unten angebracht. Die laufen mit halber Drehzahl (5V) sobald eine gewünschte Temperatur überschritten wird. So wird die Luft rasch & leise (max. 4-5 dB gemessen[!]) ausgetauscht und es sollte sich nirgendwo Schimmel bilden. Ich hoffe, dass sich die Ameisen dadurch nicht gestört fühlen, aber schließlich haben sie in einer Holztreppe genistet, da gab es wesentlich mehr Erschütterung.

Weil ich weiß, dass ich das mit der Ameisenhaltung ernsthaft angehen möchte, habe ich mir ein (billiges) Mikroskop zugelegt. Auch wenn es für erfahrene Halter nichts besonderes sein mag, die ersten Aufnahmen will ich euch nicht vorenthalten:
Foto 25.09.20, 16 49 05.jpg
Foto 25.09.20, 16 54 49.jpg
2020-09-25 16.52.01.jpg
2020-10-08 05.47.44.jpg
Und noch was - zwar etwas off-topic aber recht witzig: Ich habe ich während der Arbeit eine komplette Ameisen-Kolonie also Königin + Arbeiterinnen + Brut in einem defekten Motor gefunden. Den Motor habe ich im Regen demontiert, in die Firma gebracht und dann erst im Lager beim Zerlegen das überschaubare Gewusel entdeckt. Dank der Hilfe eines Kollegen konnten wir das gesamte Volk behutsam in ein Gurkenglas retten. Jetzt habe ich sie bei mir zu Hause. Dazu mache ich demnächst einen neuen thread auf weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sich um Lasius handelt.

LG, Martin
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#7 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Fabey93 » 15. Oktober 2020, 23:58

Wie hast du die denn so gut fotografiert mit Mikroskop? :o Oder hast du so einen "Mikroskop-Stift" mit Bluetooth oder USB-Kabel statt eines statischen Gerätes?



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#8 Ist das vielleicht Camponotus vagus?

Beitrag von Martin90 » 16. Oktober 2020, 06:55

Ja genau, so ein stiftförmiges Handmikroskop das ich per Wi-Fi mit dem iPad verbinde. Einziger Nachteil: die App, die man dazu verwendet verzerrt das live-Bild. Foto- und Videoaufnahmen werden aber wie man sieht trotzdem mit richtigem Seitenverhältnis abgespeichert.

Achtung Werbung: https://www.amazon.de/YINAMA-Vergrößeru ... B07MJ6826G
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