Safiriel hat geschrieben: ↑

6. Dezember 2020, 00:51

Nächstes Jahr wird diese Kolonie ein Jahr Auslandsaufenthalt machen. Sie stammt aus Österreich, war ein Geschenk. Nun dürfen sie für eine begrenzte Zeit wieder Heimatluft schnuppern sobald der Winter vorbei ist.

Obwohl die Post das äußerst wertvolle Paket für eine lange Zeit verschwinden ließ, kam es gsd heute, nach langem Warten, bei mir an.
Ich öffnete rasch das Paket, hatte ein gut verpacktes Formicarium vor mir, sah zu Beginn keine Ameisen herum laufen, und packte im weiteren Verlauf mal vorsichtig das Küchenpapier, das um das Kiefer gewickelt war, weg. Dabei entdeckte ich schon zwei Arbeiterinnen, und auch ihr Eingang im Kiefer wurde belaufen. Für mich waren das eigentlich sehr positive Zeichen, die mich aufatmen ließen. Es bewahrheitet sich mal wieder, dass diese Ameisen sehr hartgesottene Tiere sind.
Da ich ja das gesamte Formicarium erhielt, baute ich es als solches wieder zusammen: Kiefer in die Halterung gesteckt und im Becken positioniert, Wassertank zum Rand geschoben und gleich einen passenden Platz gesucht. Dann gab es auch noch gleich Cremehonig-Tröpfchen hinterher, die nach rund 30min sehr gut besucht wurden. Es war wirklich erfreulich, wie schnell diese Ameisen der Situation wieder Herr wurden und mindestens acht Arbeiterinnen zum Honig schickten, mindestens Zwei am scouten waren, eine Müll herumschleppte und rund drei Ameisen den Eingang bewachten. Einfach klasse!

Ich bin mir sicher, Safiriel wird auch sehr glücklich darüber sein. Lieben Dank an dieser Stelle!

Es ist schon sehr witzig, wenn man eine Kolonie vorrübergehend pflegen darf, dass man vor langer Zeit mal einsammelte und herschenkte.
Ihnen wird die Sommerfrische bei mir sicher sehr gefallen.

Ich werde ab und zu bestimmt von den Kleinen hier berichten!

Lieben Dank!

Update 10.04.21:

Bereits am Tag nach der Ankunft waren die Ameisen sehr fleissig: Zuerst ein Ofenfischchen, und später zwei Stubenfliegen, waren die erste Protein-Mahlzeit, die auch dankend angenommen wurden. Auch hier kamen wieder einige Ameisen raus, aber es wurde auch nebenher noch am Honig geschleckt und sehr motiviert Kiessteinchen herumgeschleppt. Selbst den Eingang im Kiefer haben sie etwas zugebaut.

Natürlich wollte ich es wissen und habe die darauf folgenden Tage immer wieder für Futter-Nachschub gesorgt. Und natürlich bestätigte meine Beobachtung die Aussage von Safiriel, dass sie besonders im Frühling sehr viel Proteinbedarf haben. Ich versuche einfach immer brav für ausreichend Nahrung zu sorgen, und bewässere ab und an das Kiefernest mit ein paar Tropfen.

Der Charakter dieser Art ist wirklich herrlich, es macht Spaß sie immer wieder zu beobachten. Man entdeckt immer was Neues, zum Beispiel sah ich gestern, wie eine Ameise einer anderen quasi den Weg, in Gänsemarsch, zur Zitterspinne leitete.

Achja, und bei den letzten Zitterspinnen kamen tatsächlich über 30 Ameisen raus!

Schönes Wochenende, gesund bleiben!
Beste Grüße!

Update 25.04.21:

Zur Speisekarte kam neben den Spinnen aus dem Keller, den Haus-Ofenfischchen und dem Cremehonig, ein mir bislang unbekanntes, aber von einem wirklich guten Freund (namens Pit, er war auch lange hier im Forum aktiv) empfohlenes Proteinfutter dazu. Die Annahme war auch hier super, und ich bekam da erstmals den Eindruck, sie hätten für paar Stunden mal volle Mägen

Und ja, wie man sicher vernehmen kann: Es läuft alles wie am Schnürchen. Futterversorgung läuft, auch der Ausbruchsschutz den ich erstmalig mit Lanolin machte, funktioniert einmalig, selbst bei diesen kleinen Ameisen. Es reicht wirklich eine sehr dünn aufgetragene Schicht, wird wohl auch so einmalig für das ganze Jahr halten. Da bin ich mir zumindest sicher. Finde es auch sympathischer als Paraffinöl.
Natürlich ist der Scout-Radius dieser Gattung nicht die Welt, aber sie versuchen es nicht einmal ansatzweise, das Lanolin zu berühren.

Und ahja, eine nette Beobachtung wieder zum erzählen: Es gab mal eine Situation, wo ich das Formicarium umstellen musste, in der Zwischenzeit hatten sie aber eine Spinne am bearbeiten. Die durch mich verursachten Erschütterungen veranlasste einige Ameisen zur Flucht, zumindest Schutz unter dem Kiefer zu suchen, wobei eine Arbeiterin eine andere mit den Mandibeln schnappte, die sich in Puppenhaltung begab.

Mal schaun, was das Jahr noch so bringt!

Liebe Grüße!

Update 23.05.21:

Ganz unerwartet entdeckte ich heute beim Haushalt machen einen Minidrohn, der ja eigentlich nur von den Temnothorax stammen könnte.
Natürlich wirft diese Entdeckung ein paar Fragen auf, aber sicher ist, dass ich nur diesen einen Drohn fand. Für einen Schwarmflug wäre es definitiv noch zu früh, noch dazu, weil es auch in diesem Raum, in dem sich die Kolonie befindet, nicht immer beheizt wird und auch vom ungewöhnlich kalten April und Mai einiges abbekommen haben.

Das Männchen war vielleicht 3mm groß, eventuell auch 4mm. Hab mit dem Makromodus meines Smartphones versucht, Fotos zu machen:


Ansonsten kann ich zum Kolonieverhalten soviel sagen, dass immer wieder mal eine Arbeiterin beim Wassertank trinkt, und sich immer wieder eine kleine Gruppe sich an den Futterinsekten bedient, aber auch immer noch das Proteinfutter wie auch der Honig gut im Rennen sind. Sehr entspannte Situation.

Schönen Sonntag,

lieben Gruß

Ich erfreue mich wirklich sehr daran, wie du mit dieser Kolonie genau die gleichen Erfahrungen und Beobachtungen machst wie ich.
Durch deine Augen werden sie neu erlebt, neu beschrieben und meine Erlebnisse bestätigt.

Einen menschlichen Nebeneffekt hat es auch: Zu Beginn meiner Ameisenhaltung und auch heute, wann immer es schwierig wird stehst du mir mit Rat und Erfahrung zur Seite.
In diesem Jahr kann ich mich revanchieren: du beschreibst, und ich kann sir sagen, dass alles so läuft wie immer.

Sicher, bei den meisten Kolonien wäre ein solcher Tausch nicht oder nur schwer umsetzbar.
Vom Erlebnis und Austausch her, wäre ein reger Tausch der Kolonien auf Zeit innerhalb der Community sicher eine große Bereicherung.

Update 20.08.21:

Das letzte Update war ja jetzt schon etwas länger her. Man kann zusammenfassend sagen, dass im Juni immernoch gerne Insekten und alles Futter, was ich ihnen so gab, sofort angenommen wurden. Mit Juli schraubte sich die Außenaktivität zurück, und mittlerweile sieht man noch vereinzelte Scouts am Wassertank, oder am Flüssigfutter.
Wie von Safiriel beschrieben, geht die Aktivität über den Sommer langsam zurück.
Aktuell wird immer am Sonntag das Futter aufgefrischt, falls doch noch wer Hunger haben sollte.

Was ich noch extra erwähnen möchte, sind weitere einzelne Drohnen, die am Ausbruchsschutz ihr Ende fanden. Also insgesamt sind es vier Drohnen gewesen, die ich heuer entdeckte. Dass ich den kompletten Schwarmflug mitsamt Königinnen versäumte, würde ich eher ausschließen. Was das jetzt aber genau für die Kolonie bedeutet, ist unklar. Vielleicht gab es ja einen Grund für die Kolonie, dieses Jahr kaum Geschlechtstiere zu produzieren. Vom üpigen Nahrungsangebot und der recht guten Nahrungsannahme betrachtet eher unlogisch, aber naja. Es gibt da natürlich auch noch andere Möglichkeiten, die man aber so natürlich nicht haben möchte, wie zum Beispiel das Ableben der Gyne, oder gar eine nun leere Spermathek. Man weiß ja nicht, wie alt die Kolonie tatsächlich ist.

Ich hoffe natürlich für uns alle, dass das nur am Jahr lag, und die Kolonie noch lange uns erhalten bleibt

Da sich wohl für das restliche Jahr nicht mehr viel ändern wird, würde ich meinen, dass das der letzte große, bedeutende Beitrag soweit sein wird.

Schönes Wochenende und gesund bleiben,

liebe Grüße

Update 05.12.21:

Mit dem Spätsommer und Herbst hat sich die Außenaktivität schon deutlich, wie erwartet, verringert. Zumindest tagsüber war vielleicht mal vereinzelt eine Arbeiterin beim Wassertank, oder auch mal beim Futter, dass ich trotzdem fast bis vor kurzem noch angeboten habe. Ob sie bei Nacht mehr gemacht haben, kann ich nicht sagen.
Der Raum, indem sie sich befinden, war mit Einbruch des Winters ebenso recht kalt gehalten, und heute ging es schlußendlich in den Weinkeller, zur richtigen Winterruhe.
Tatsächlich waren drei Ameisen unterwegs, Zwei davon am Wassertank. Da ich vor hatte, das kleine Formicarium komplett zu reinigen, musste alles raus, lief aber gut und ohne Vermisste hinterher.

Da ja jeder Einblick ins Nestinnere unmöglich ist, ist schwer zu sagen, welchen Status die Kolonie hat. Übers Jahr gesehen wurden maximal drei Arbeiterinnen entsorgt, von nennenswerten Verlusten kann man hier gsd nicht reden. Fraglich ist für mich immer noch, warum es nur wenige Drohnen zur Schwarmzeit gab. Diese Frage wird auch unbeantwortet bleiben.

Ich hoffe der Gyne geht es gut, und ich wünsche der Kolonie eine gute Überwinterung!

Dem Forum wünsche ich schöne Feiertage, und vor allem: Gesund bleiben!

LG

Update 27.03.2022:

Heute war der Tag, wo ich endlich ausreichend Zeit fand, um entspannt das Ende der Winterruhe einleiten zu können. Auch von den Temperaturen her passt es jetzt ganz gut, wie ich finde, zumindest im Voralpenland. Was ich ganz toll fand: Die Überwinterung im Weinkeller, wo es ein gekipptes Fenster gibt, sorgte für eine tolle Einwinterung und sanfte Auswinterung.

Ich fand vielleicht drei tote Arbeiterinnen, ansonsten gab es keine Spur. Der RG-Wassertank war quasi leer, und der Knochen richtig trocken. Ehrlich gesagt hatte ich etwas Bauchweh bei der Sache, aber wie so oft, überraschten mich diese kleinen Ameisen wieder aufs Neue, da sie offensichtlich damit gut zurecht kamen: Das erste Futterangebot wurde nach wenigen Minuten entdeckt, und zwei bis drei Arbeiterinnen insgesamt ließen sich wohl auf die frühlingshafte Nestbefeuchtung und dezente Erschütterungen wohl "wach rütteln". Natürlich wäre jetzt ein Einblick ins Nest super, weil der aktuelle Stand der Kolonie schon sehr hilfreich oder beruhigend wirken könnte. Trotzdem hat dieser Unterkiefer so seinen Charme, er schreibt mittlerweile halt doch schon richtig Geschichte *gg*.

Mal sehen, wie sie sich heuer anstellen und was alles passieren wird!

In diesem Sinne,

liebe Grüße

P.S.: Auch meine Serviformica cf. fusca Gyne (zwei Pygmäen, Larven) sowie die beiden Lasius flavus Gynen in Pleometrose (eine Pygmäe, einige Larven) haben erwartungsgemäß einwandfrei überwintert.